Re: Palästina-Israel: Wie geht es weiter?
Geschrieben von Johannes am 03. Dezember 2004 15:48:19:
Als Antwort auf: Palästina-Israel: Wie geht es weiter? geschrieben von Ingschi am 03. Dezember 2004 14:35:47:
> Deshalb die Dämonisierung von Arafat.
Hallo Ingschi,leider ist der Artikel so geschrieben, als ginge es darum, nun den Gegenspieler Arafats zu dämonisieren. Und das scheint es dem Autor schwer zu machen, nüchtern zu beobachten.
Wenn Du in den letzten Wochen/Monaten die Nachrichten zu Israel beobachtet hast, dann wirst Du merken, welche innenpolitische Probleme Sharon in Kauf genommen hat, um mit den Palästinensern voranzukommen. Inzwischen wurden die israelischen Soldaten bereits massiv zur Befehlsverweigerung gedrängt, sobald Sharon sie auffordert, bei der Räumung (nicht der Besetzung!) der Gebiete mitzuhelfen. Er entließ auch mehrere Minister, um so eine Mehrheit für den Abzug zu haben, was aber immer wieder an der religiösen Rechten zu scheitern drohte.
Mein Fazit daraus: Sharon bemüht sich deutlich und er ist scheint kompromißbereiter als viele Israelis, die ihn fast schon als Verräter sehen. Natürlich will er israelische Interesse durchsetzen, so wie die Palis auch ihre Interessen durchsetzen wollen. Aber er hat dabei auch ganz massiven Widerstand aus den eigenen Reihen, so wie ja auch Abbas Probleme mit seinen Hardlinern hat, die die Juden ins Meer bomben möchten. Und gemeinsam müssen sie sehen, das beste daraus zu machen.
> Mit einem Monster kann man schließlich keinen Frieden schließen. Selbst Bush
> hatte das verstanden.Das ist auch die Stimmung, die die Hardliner der Palis verbreiten. Diese Haltung muß aber auf beiden Seiten aufhören, um zu einem Frieden zu kommen.
> Für Sharon gibt es keine größere Gefahr. Sein Plan, 58 Prozent der West Bank
> zu annektieren, wäre nicht mehr auf der Tagesordnung.Andere Länder annektieren alles, was sie erobert haben. Wie wir ja als auch Deutsche wissen. Ich sehe hier immerhin auch die Seite, daß er 42% zurückgeben will. Wenn man vor der Dämonisierung Arafats warnt, so sollte man auch so offen sein, nicht nur die 58%, sondern auch die 42% zu sehen sowie die innenpolitischen Schwierigkeiten. Und darauf aufbauend kann man dann sachlicher bewerten.
> Zwar hat Sharon inzwischen durchblicken lassen, sich nach den Wahlen im
> Januar möglicherweise doch mit Abbas treffen zu wollen, doch zuvor könnte
> etwas Drastisches passieren, ein Terroranschlag zum Beispiel, für den der
> neue PLO-Vorsitzende verantwortlich zu machen wäre.So einen wie den, den nach Meinung einiger hier der CIA geplant hat, weil Bush sonst nicht wiedergewählt worden wäre?
Dies, um zu einer sachlicheren Bewertung zu kommen. Und wenn ich dann alles betrachte, dann ist mein Fazit, daß die Chancen für einen Frieden so gut sind wie noch lange nicht. Es ist nicht einfach, beide Seiten haben noch erhebliche Probleme, auch Abbas muß die Terrorbanden in den Griff bekommen, die ihn wegen seiner Friedenspolitik für einen Verräter halten. Gerade auch nach einem Friedensschluß sind die Probleme also keineswegs vollständig gelöst - und zwar auf beiden Seiten nicht. Aber, immerhin, die Chance ist da.
Ich greife mal eine Spekulation auf, die dazu die Tage im Forum kam: Friedensschluß bereits im (Spät)Herbst 2005. Aus der Bewertung, wer daraus wie insgeheim welche Vorteile zieht, da halte ich mich raus. Aber die Chancen auf einen Friedensschluß, die sehe ich besser als in den letzten Monaten/Jahren. Gerade auch, wenn ich die israelische Politik betrachte.
Übrigens: Auch wenn Du denkst, die wollten keinen echten Frieden, so heißt das nicht, daß nicht doch ein Friedensvertrag geschlossen wird. Was wird geschehen? Darum geht es mir, nicht um die Bewertung oder Verurteilung Einzelner.
Gruß
Johannes
Gruß
Johannes
- Re: Palästina-Israel: Wie geht es weiter? Ingschi 03.12.2004 16:15 (1)
- Re: Palästina-Israel: Mögliches Szenario IT Oma 03.12.2004 19:26 (0)