Die Kultur und Weitsicht der Hopi-Indianer
Geschrieben von Fred Feuerstein am 01. Dezember 2004 21:09:17:
Ich habe bei den Hopis noch ein bißchen geschmökert, vllt. kriegen wir das nach dem 3.Wk auch mal auf die Reihe (denn welches Volk hat die größere Kultur: Wir oder die Hopis?)
Hopi-Indianer
1. Höchstes Ziel ist nicht das Paradies sondern das Gleichgewicht, die Harmonie
Dieser Aspekt gewinnt heute, wo der Wachstum vermehrt in Frage gestellt wird, immer mehr an Bedeutung. Streben auf etwas als grundsätzliche Krankheit der christlichen Gesellschaften?2. Die Hopis führten keine Kriege
Eigentlich sollte dieses unweigerlich aus Punkt A folgen. Leider gibt es eine Ausnahme in der ein traditioneller Stamm einen "abtrünnigen" bekriegte.3. Ein bislang relativ unbekannter Indianerstamm
Dieses folgt wiederum aus den beiden oberen Punkten: Ein Volk, das es weder darauf anlegt zu expandieren und sich zudem tendentiell eher unterbuttern läßt erregt in der Regel kein Aufsehen. "So etwas wie ein kleines Land gibt es nicht. Die Größe eines Volkes wird genausowenig durch seine Zahl bestimmt, wie die Größe eines Menschen durch seine Körperlänge", Victor Hugo.4. Hohe Kultur
Die Kultur der Hopi ist sehr hoch ausgebildet. Nach Ansicht der Hopis und der Mehrzahl der Ethnologen stammen die Hopis
nicht wie andere Indianerstämme aus Asien, sind also auch nicht über die Beringstraße eingewandert, sondern ihre Religion
stammt eher dem indischen tibetianischen Raum ab.5. Traditionelle Lebensweise
Der Tatsache, daß Veränderung in dieser Kultur nicht angestrebt sondern im Gegenteil eher negativ belastet wird, verdanken
wir, daß die traditionellen noch heute ihr Leben auf sehr ursprünglich wenig angepaßte weise führen.6. Die Art des Sprechens und Denkens
Die Hopi-Sprache kennt keine Trennung von Zeit und Raum. Zukunft, bzw. das Denken über sie ist ein aktiver Prozeß. Hieraus
gibt sich eine besondere LebenshaltungSchöpfungsgeschichte: Die vier Welten
1. Die erste Welt
Zuerst war der endlose Raum. Dann manifestierte Gott die Erde und die Tiere, erschuf drei Helfer, die auf seinen Auftrag hin
die Menschen - rot, weiß, braun und gelb - in männlicher und weiblicher Form schufen und ihnen ihrer Farbe entsprechend
unterschiedliche Sprachen gaben. Die Menschen der ersten Welt waren die göttliche Weisheit selbst und verstanden die Erde
und ihre Lebewesen als ein einziges lebendiges Lebewesen wie sie selbst. Dann kamen einige Menschen zu der Überzeugung,
daß es Unterschiede zwischen den Menschen unterschiedlicher Farbe, Sprache und Glaubens und auch zwischen Menschen
und Tieren gab. Das war die Zeit wo die Tiere sich von den Menschen abwandten und Angst vor ihnen bekamen. Gott sprach
zu denen die ihren Kanal zu ihm noch nicht geschlossen hatten und diese sammelten sich zu Gespött der anderen im Bau der
Ameisen. Die ersten Welt wurde durch Feuer zerstört.2. Die zweite Welt
Auf der zweiten Welt war es nicht so schön wie auf der ersten. Ihre Richtung war Süden, ihre Farbe war blau, ihr Mineral
Silber und die Häuptlinge waren die Fichte, der Adler und das Stinktier. Die Tiere blieben den Menschen fern ,welche sich
deshalb mit ihren eigenen Angelegenheiten befaßten und Handel betrieben. Später vergaßen sie jedoch über ihre Waren und
ihren Reichtum den Plan des Schöpfers und wieder kam es soweit, das der Schöpfer diejenigen anrief, die den Glauben
bewahrt hatten, und sie wieder zum Ameisenvolk führte. Darauf geriet die Welt ins taumeln und überflutete und gefror.3. Die dritte Welt
Die Richtung der dritten Welt war Osten, ihre Farbe rot, Die Häuptlinge waren Kupfer, der Tabak, die Krähe und die
Antilope. Der Niedergang der dritten Welt begann, als die Menschen ihre Fortpflanzungsfähigkeit in einer veränderten, bösen
und zerstörerischen Weise zu benutzen begannen. Sie machten ein Schild aus Fell und ließen es mit Hilfe ihrer
Fortpflanzungsfähigkeit durch die Luft fliegen und bekämpften sich gegenseitig. Die Menschen die den Glauben bewahrt hatten
machten sich mit Flößen auf den Weg in die vierte Welt und der Schöpfer zerstörte die alte mit Wasser.4. Die vierte Welt
Gutes und schlechtes waren auf der vierten Welt vereint. Ihr Name war "die vollständige Welt", ihre Richtung war Nord, ihre
Farbe war gelbweiß, die Häuptlinge auf ihr sind der Wacholder, die Eule, der Silberlöwe, und ein gemischtes Mineral. Die
Stämme die auf der 4. Welt ankamen mußten Wanderungen in alle 4 Himmelsrichtungen bis an die Küste unternehmen um sich
dann wieder in Nordamerika zu treffen. Stämme wie die Mayas oder Inkas sind nach Auffassung der Hopis Abtrünnige, die
ihre Strafe erhalten haben. Auch nach archäologischer Ansicht sind die Hopis der älteste Stamm Nordamerikas, sie haben nur
einen Krieg geführt, was ihre geringe Bekanntheit erklärt. Die Religion ist mit tibetischen und hinduistischen Mystik verwandt,
sie besitzt keinen Absolutheitsanspruch, sondern sagt, daß nur eine Verbindung aus allen Religionen die ganze Weisheit besitzt.
Die Indianer lehnen Fortschritt wie wir ihn verstehen ab (sie besitzen das Rad zwar als Kinderspielzeug, nicht aber als
Hilfsmittel), sie kennen kein Paradies, ihr Ziel ist das Gleichgewicht, die Harmonie. Nach ihrer Weissagung werden die Länder
der alten Welt den 3. Weltkrieg beginnen, die zuerst die göttliche Weisheit empfangen haben: Indien, China, Ägypten, Palestina
und Afrika. Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen kennen die Hopi insgesamt 9 Welten, wobei der kommenden 5. auch
ein besonderer Status zugeschrieben wird. Danach kommen zwei weiter Welten und schließlich gibt es noch die Welt Gottes
und seinen Neffen, den eingangs erwähnten Helfern. Der Aufstieg in die 5. Welt hat begonnen.Besonderheiten der Hopi-Sprache:
Es gibt in der Sprache der Hopi keinerlei Worte, grammatikalische Formen, Konstruktionen oder Ausdrücke, die sich direkt
auf das beziehen, was wir Zeit nennen. Nichts läßt auch auf die Trennung von Zeit und Raum schließen, und trotzdem ist die
Sprache in der Lage präzise Aussagen über alles Geschehen des Universums zu machen. Wir kennen einen statischen,
dreidimensionalen unendlichen Raum und eine eindimensionale, gleichmäßig und beständig fließende Zeit - zwei für sich
bestehende und unverbundene Aspekte der Realität. Der fließende Bereich der Zeit unterliegt wiederum einer dreifachen
Teilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Hopi-Metaphysik kennt für diese kosmische Formen nur zwei
Unterteilungen, das Manifestierte und das Sich-Manifestierende oder auch das Objektive und Subjektive. Ersteres umfaßt alles,
was den Sinnen zugänglich ist oder war; es unterscheidet nicht zwischen Gegenwärtigem und Vergangenem. Das
Sich-Manifestierende umfaßt alles was wir Zukunft nennen und außerdem alles Gedachte oder Erwünschte, nicht nur des
Menschen sondern auch der Tiere und der gesamten Natur. Es wird in der Weise gewünscht oder erwartet, daß es sich in
irgend einer Weise manifestieren wird (hoffen als aktiver Prozeß). Dieses Zuerwünschende befindet sich in einem dynamischen
Zustand, es ist jedoch nicht in zeitlicher Bewegung, sondern in physikalischer. Von der Zukunft wird dementsprechend ähnlich
geredet oder gedacht, wie wir von "schlafen gehen" oder "anfangen zu schreiben" sprechen; etwas beginnt getan zu werden.
Der genaue Inhalt der Hopi-Metaphysik ist uns nicht zugänglich, da dies nur in ihrer eigenen Sprache, die die Metaphysik direkt
ausdrückt und ein Teil ihrer ist, möglich ist. Es ist jedoch anzunehmen, daß für sie unsere Ansichten mindestens genauso
abwegig sind, wie die ihrigen für uns.Zahlenmystik und sonstige Parallelen zur christlichen Überlieferung
In vielen Religionen spielen die Zahlen 3, 4 und 7 eine besondere Rolle. So auch bei den Hopis die 3 reine Welten kennen, die
4. die irdische und die 7 die Welt Gottes ist. Weiter Parallelen lassen sich aufzeigen. Nach leider nicht gesicherter Erkenntnis
leben wir auch nach christlicher Lehre auf der vierten Welt, die vorherigen sind auf ähnliche Weise (Sintflut) vernichtet worden.
Besonders erstaunlich sind auch die Parallelen zu Nebukadnezars Traum im Buch Daniel. Er hatte von einem Wesen geträumt
dessen Haupt aus Gold, Brust und Arme aus Silber, Bauch und Lenden aus Kupfer und Beine und Füße teils aus Eisen, teils
aus Lehm. Daniel leitete daraus die Vierreichelehre ab. Genau diese Materialien beinhalte nun aber auch die Überlieferung der
Hopis.Schlußbemerkung
Ich denke daß die Religion oder Weltanschauung der Hopis gerade für die heutige Zeit viele wenn auch nicht Lösungen, so
doch zumindest Denkanstöße bietet. So zeigt dieses Volk, daß es möglich ist im Gleichgewicht zu leben; daß auch eine
Gesellschaftsform, die nicht nach Expansion strebt auf Dauer überlebensfähig ist, um nicht zu sagen, daß vielleicht sogar nur
diese auf Dauer Überlebensfähig ist.
mit hoffnungsvollen Grüßen
Fred
- Re: Hopi-Welt und europäische Zukunft mica 02.12.2004 06:33 (0)