Re: Telefonat mit der Ukraine und politische Einschätzung

Geschrieben von Pez am 24. November 2004 08:01:43:

Als Antwort auf: Re: Telefonat mit der Ukraine und politische Einschätzung geschrieben von Johannes am 24. November 2004 02:27:11:

Hallo Johannes,
Ich habe einen Beitrag aus dem Kurier vor ein paar Monaten hereingesetzt.
Da war Juschtschenko in einer Privatklinik in Wien. Ziehmlich lang.
Sie wussten nicht genau was er hat(te).
Es wurde von einer Vergiftung gesprochen.
Ich finde ihn weder hier noch im Kurierarchiv.
Grüsse pez


>Hallo berggeist,,
>ich verschiebe meinen Beitrag, den ich schon geschrieben hatte, jetzt auch mal in den neuen Thread, dann können wir das hier sammeln.
>Danke für Deinen Bericht. Was ich allerdings vermisse, wie denkt Deine Gesprächspartnerin über die mögliche Wahlfälschung?
>Lydia:
>> Kann man sich nicht mit den Russen und Ukrainern kurzschließen? So kann man
>> mehr erfahren und eventuell Ungutes abwenden. Hat jemand Kontakt mit Russen
>> oder Ukrainern

>Hallo Lydia,
>ja, ich habe heute länger mit jemand aus der Ukraine telefoniert.
>- Bereits seit Tagen andauernde Demos
>- Demonstriert wird nicht nur in Kiew, sondern wohl in jeder Stadt
>- Sehr viele Menschen sind überzeugt, daß es Wahlfälschung gab zu Gunsten des Kandidaten von Putin (der laut amtlichem Ergebnis wiedergewählt wurde)
>- Es soll laut Gerüchten in Kiew bereits einzelne Tote gegeben haben. Meine Gesprächspartnerin hatte gehofft, ich könnte ihr da mehr sagen, in der Ukraine würde zu wenig darüber berichtet...
>- Demonstriert wird auch (mindestens) seit Sonntag in ihrer Stadt (Süden der estl. Ukraine), so daß ihre Freundin keine Chance hatte, sie mit dem Auto zu besuchen, der Verkehr ging nicht mehr.
>Von den Details erinnere ich mich an eins, das ich in den Nachrichten nicht gefunden bzw. überlesen habe: Auf Juschtschenko, den Kandidaten der Opposition, wurde vor einiger Zeit ein Attentat verübt. Dies kam früher mal, ich erinnere mich daran, daß er in Österreich behandelt wurde. Aktuell vermisse ich diese Info, die in der Ukraine durchaus Bedeutung hat. Seit dem Anschlag ist sein Gesicht entstellt und er sagte jetzt in einer Rede: "Seht her, wie mein Gesicht aussieht, das hat Kutschma auch mit der Ukraine gemacht" Dies zeigt die Heftigkeit der Vorwürfe und Auseinandersetzungen.
>Die Auseinandersetzungen werden also relativ hart geführt und es fehlt nur noch ein letzter zündender Funke, damit es zu gewalttätigen Ausschreitungen kommt. 200.000 der Opposition sind heute in Kiew, die Regierung lädt angeblich Bergleute ein, sich an den Demos zu "beteiligen" (dies aus der Netzeitung).
>Meine Gesprächspartnerin hält es durchaus für möglich, daß es innerhalb von 2-3 Tagen so eskalieren könnte, daß die Regierung Panzer einsetzen wird, um die Aufstände niederzuschlagen.
>Meine politische Beobachtung:
>Deutschland zweifelt zwar auch das Wahlergebnis an. Aber kann man eine effektive Unterstützung der Opposition erwarten? Putin wurde, obwohl er eben noch darauf hingewiesen hatte, daß Rußland eine neue Atomwaffengeneration entwickelt und bald einsatzfähig hat, von Schröder als "lupenreiner Demokrat" bezeichnet. Zur Zeit erkennen nur Rußland und Weißrußland Kutschma als Sieger an. Deutschland zwar nicht, aber ich glaube vor diesem Hintergrund nicht, daß Deutschland sich nennenswert einmischen wird, auch dann nicht, wenn noch so klare Beweise vorliegen sollte.
>Den USA traue ich eher zu, daß sie die Opposition unterstützen werden, obwohl sie teilweise auch Freunde im Stich ließ (siehe Arbeiteraufstand in der DDR). Während, um es es auf den Punkt zu bringen, Deutschland also quasi dem Wahlbetrug von Moskaus Gnaden freien Lauf läßt, wird die Reaktion der USA die Gefahr eines Bürgerkriegs erhöhen und gleichzeitig das alte Europa weiter von den USA entfernen - und somit indirekt näher zu Moskau bringen.
>Eine kleine Bitte an die anderen: Fragen wie die, wie man sich bei der (wahrscheinlichen) Wahlfälschung zu Gunsten des Kandidaten Putins moralisch gesehen am besten verhalten sollte oder wer überhaupt berechtigt ist, solche Kritik zu üben, die sollten wir im Politikbereich besprechen und uns hier weitgehend darauf beschränken, wie wir die Sachlage und die künftige Entwicklung einschätzen.
>Den Hinweis auf den Waldviertlers (Konflikt in Galizien) fand ich hochinteressant. Allerdings scheint sich der Widerstand in der gesamten Ukraine zu regen, nicht nur speziell in einer Region. Ob dies also ein Treffer ist, bleibt abzuwarten.
>Gruß
>Johannes



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