Re: Microsoft Longhorn kommt! - Sachinformation zur digitalen Überwachung

Geschrieben von Der Berliner am 17. November 2004 20:54:50:

Als Antwort auf: Microsoft Longhorn kommt! geschrieben von Franz_2 am 17. November 2004 16:36:28:

Hallo,

bevor hier viel falsch rumspekuliert wird, ein paar Informationen zu diesem sehr brisanten Thema, das im übrigen für die individuelle Freiheit viel gefährlicher ist, als den meisten Menschen bewußt ist.

Longhorn ist nur das sekundäre Problem. Das primäre Problem besteht aus zwei bzw. drei anderen Komponenten, ohne die Longhorn harmlos wäre:
- Palladium, einem Zusatz zu Longhorn und anderen kommenden Betriebssystemen
- eine Serien-Nummer auf allen zukünftigen Prozessoren von Intel, AMD etc.
- sowie in manchen Bereichen auch aus DRM, Digital Rights Managemenet.

Um Euch lange technische Erklärungen zu ersparen, sei hier das typische Szenario dargestellt, wie sich Micro$hit (so heißt diese feine [mehrfach kriminelle] Firma bei sehr vielen EDV-Leuten intern) aber auch viele andere große Software-Anbieter wie Adobe, Oracle etc. die Zukunft der EDV vorstellen:

Der Benutzer erwirbt einen neuen WinTel PC (= Windows Longhorn mit Intel-kompatiblem Prozessor). Alle darauf laufende neue Software registriert sich mit Bezug auf die Chip-Nummer (Serien-Nummer) und den Daten des Benutzers beim Hersteller oder einem Zentrum der "Trusted Computing Group", einer Interessengemeinschaft großer Software Anbieter.

Die wissen dann alles über den Benutzer, seinen PC, seine Software und sogar seine Daten. Für manche Software-Anwendungen soll eine "authentification" (Identifizierung) sogar in die Daten selbst integriert werden, so daß z.B. der PC des Empfängers einer solchen Datei dem "Trust Center" melden könnte, daß
- Herr Emil Mustermann
- mit Chip-Nummer 123XYZ in seinem PC
- eine Datei, die von der Software mit Serien-Nummmer ABC456 erstellt wurde,
- also von Frau Sabine Beispiel mit Ihrer Softwre FGH456,
- auf seinem Computer versucht zu öffnen mit seiner Software mit Nummer HJK789.

Die wollen explizit, daß jeder PC vor dem Start einer Software (oder bei Notebooks in regelmäßigen Intervallen) sich eine Erlaubnis beim "Trust Center" holt. Selbiges ist sogar für das Öffnen mancher Dateien vorgesehen.

Also der perfekt gläserne Computer-Benutzer! Mit permanenter Transaktions-Kontrolle, d.h. wer macht was und kommuniziert mit wem.

De fakto sind wir schon heute nie ganz sicher, was die Software (nicht nur aber meist) der Großen denen unbemerkt per Internet so alles übermittelt. Z.B wird von Heise (siehe unten) dringend empfohlen, eine Anmeldung von Window XP NUR bei GETRENNTER Internet Verbindung vorzunehmen, da niemand genau weiß, was MS dabei wirklich überträgt.

Wenn Ihr dazu surfen wollt, dann empfehle ich www.heise.de, die über diese wie auch andere High-tech Themen sehr kompetent und gleichzeitig sehr System-kritisch berichten.

Meine Meinung: Wenn die das wirklich so durch bekommen, dann hat Big Brother seine unkontrllierbaren Lauscher in jedem PC am Arbeitsplatz und zu Hause. Und ich werde Rinderzüchter oder Weinbauer in Argentinien!

Kommt mir übrigens nicht mit Alternativen, denn die haben hier nix zu sagen:
- Apple / Mac ist im EDV-Markt praktisch tot, die leben noch in Nischen bei Werbe- und Grafik-Fuzzies und auch das nicht mehr lange
- Linux wird sich dem anschließen müssen, weil sonst die ganze Software der Großen darauf nicht mehr läuft.

Wir haben im Bereich der Software bereits eine so extreme Monopolisierung erreicht, daß einem Angst und Bange werden kann. Und das wird im Internet in ein paar Jahren genauso aussehen, ist in einigen Fällen de fakto heute schon: Suchmaschinen gibt es fast nur noch Google und Yahoo und bald neu eine eigenen Micro$hit, die aber extrem zensiert ist (alle Sex- und Porno-Begriffe werden jetzt schon ausgeblendet), alle anderen sind Töchter oder fast tot, ferner Amazon als Fast-Monopolist oder der Unfug mit eBay, die fast alle anderen schon platt gemacht haben.

Fehlt nur noch, daß die Amis ihre kranken Software-Patente auf jeden trivialen Scheiß (One-klick von Amazon oder gar den Fortschritts-Balken) durchbekommen, was alle europäischen Software-Häuser außer SAP platt machen würde!

Glücklicherweise sieht es derzeit so aus, als würde Brüssel nein sagen. Ich bete jeden Tag, daß die dabei bleiben!

Ein kleiner Hoffnungs-Schimmer sind die wachsenden Aktivitäten der Open Source Gemeinde, Aber ich bin skeptisch, ob das genug Gegengewicht bilden kann. Leider haben die meisten Menschen die Mentalität von Lemmlingen und viele EDV-Leute sind Fachidioten und längst nicht so souverän, wie sie sich hinter dem Steuer ihre 5ers gerne fühlen.

Der Berliner



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