Re: Nostradamus:die wichtigsten Druckausgaben
Geschrieben von Fred Feuerstein am 14. November 2004 14:48:09:
Als Antwort auf: Re: Nostradamus:Nach dem Beginn des 3.Jhtsd`s, bzw.Nicht weit entfernt vom 3. Jh geschrieben von IT Oma am 14. November 2004 13:45:54:
>"Die Blumen verblühen, die Welt wird verkleinert, lange Zeit (währt) der Frieden, die Erde unbewohnt. Der Herr schreitet durch den Himmel, die Erde, das Meer und die Woge, dann von neuem hervorgerufen die Kriege" ("Les fleaux passez diminué le monde, Long-temps la paix, terres inhabitez. Seur marchera par le ciel, terre, mer, & onde, Puis de nouveau les guerres suscitez." I, 63).
>Daß er "Seur" offenbar als "Sieur" = HErr interpretiert, mag ja noch angehen, obwohl man z.B. auch "seul" (alleine) in Betracht ziehen könnte. Aber "fleaux" sind eindeutig "Plagen", die vorübergehen und nicht "Blumen", die verblühen.
>(BB, korrigier mich bitte, wenn ich da falsch liege.)
>Dir, Fred, vielen Dank für dieses wichtige Fundstück!
>ITOmaHallo ITOma,
Ich habe mir noch mal die Original Faksimile der 4 bekanntesten Drucke angeschaut:
1555 Lyon Bonhomme
1557 Lyon Du Rosne
1557 Utrech Du Rosne
1568 Lyon Benoist Rigaud
Weitere Eräuterungen zu den einzelnen Druckausgaben:
1555, Les Propheties de M. Michel Nostradamus, Lyon, bei Macé Bonhomme, mit der Vorrede an den Sohn César (datiert vom 1. März 1555), den Centurien 1-3 und den Quatrains 1-53 der 4. Centurie (d.h. 353 Quatrains); von dieser Ausgabe sind zwei Exemplare erhalten: 1. in der Bibliothèque Municipale d’Albi, fonds Rochegude (Faksimile-Ausgabe 1984), 2. in der Nationalbibliothek Wien (kritische Ausgabe 1996). Beide Ausgaben unterscheiden sich voneinander, obwohl beide am 4. Mai 1555 gedruckt wurden.1557: Les Propheties de M. Michel Nostradamus, Lyon, bei Antoine du Rosne; hiervon sind ebenfalls zwei Exemplare erhalten: 1. in der Bibliothek in Utrecht (gedruckt 6. September 1557) mit der Vorrede an den Sohn César und den Centurien 1-5, 99 Quatrains der 6. Zenturie, eine nicht nummerierte in Latein, 42 Quatrains der 7. Zenturie (d.h. 642 Quatrains), abgeschlossen mit dem Wort FIN; 2. in Nationalbiliothek Budapest (gedruckt 3. November 1557) ohne den Quatrain in Latein und die Quatrains 41 und 42 der 7. Zenturie (d.h. 639 Quatrains); ein 3. Exemplar befand sich in München, bis es 1942 auf Befehl Adolf Hitler entfernt wurde; seitdem ist es verschollen.
1568, Les Propheties de M. Michel Nostradamus (Benoist Rogaud, od. Rigaud)- dont il y en a trois cens qui n'ont encores iamais esté imprimées, bei Benoist Rogaud in Lyon; erste (erhaltene) Veröffentlichung der Zenturien 8-10: Vorrede an den Sohn César, Centurie 1-6, Quatrains 1-42 der 7. Zenturie, gefolgt von dem Wort FIN, Brief an den König Heinrich II., Centurie 8-10 (mit dem Anspruch, dass diese nie zuvor gedruckt wurden!) (d.h. 942 Quatrains).
Man sieht: ein ganz schönes Durcheinander, was uns die Deutung noch mal erheblich erschwert. Daß sich die einzelnen Druckausgaben z.T. erheblich unterscheiden ist für dieses Zeitalter ganz normal. Eine in Beton eingegossene Rechtschreibung wie wir sie heute haben gab es damals nicht, jeder schrieb die Wörter nach seinem Gusto. So gesehen schlichen sich wohl in die Druckausgaben einfache "Buchstabenfehler" ein, da die Drucker vllt. meinten einige Wörter verbessern zu müssen. Das ist nat. sehr schade, da der ursprüngliche Sinn damit nat. verloren geht.
Zurück zu den "Blumen"
Nur in der Version von Benoist Rigaud steht fleurs = Blumen. In den früheren Ausgaben steht: "fleaux" = Plagen. Viele Nostradamusforscher beziehen sich v.a. auf die 1968-er Ausgabe, deshalb werden die "Blumen" als Atombombenexplosionen gedeutet. Das ist nat. etwas weit hergeholt. Ich denke so wie du, wenn man die frühesten Vorlagen verwendet liegt man mit "Plagen" ganz gut.
mit freundlichen Grüßen
Fred