Re: Wollen wir es hoffen!

Geschrieben von Swissman am 05. November 2004 01:28:33:

Als Antwort auf: Wollen wir es hoffen! geschrieben von JeFra am 04. November 2004 20:55:20:

Hallo JeFra,

>Wenn es der letzte Herzschlag von Rehnquist ist, bleibt es beim Alten, was das Verhältnis Abtreibungsgegner/Abtreibungsbefürworter angeht.

Hoffen wir, dass es den/die Richtige(n) trifft. - Und dies möglichst bald. ;-)

>Ja, das ist für mich der springende Punkt, ob die Trotzkisten-Schachtmannisten Wolfowitz&Co abserviert werden können. Aber das liefe auf eine echte Machtprobe mit dem amerikanischen Judentum hinaus, die meiner Meinung nach nur durch eine Art Putsch in den USA zu gewinnen wäre.

Hier berühren Sie einen der Hauptpunkte, über die wir uns uneins sind: Im Gegensatz zu Ihnen betrachte ich die Juden nicht als monolithischen Block. Zweifellos gibt es in der 68er-Clique auch einen gewissen Anteil (formell) jüdischer Mitglieder. Dies sollte man aber nicht überbewerten: So waren beispielsweise auch in den führenden Gremien der Französischen Revolution die Protestanten deutlich überrepräsentiert. - Deswegen käme aber wohl kaum jemand auf die Idee, ernsthaft zu behaupten, die Französische Revolution wäre eine von Grund auf protestantische Veranstaltung gewesen.

Vielmehr handelt es sich bei den 68ern um den politisch-geistigen Bodensatz der verschiedenen sozialen Gruppierungen, denen diese jeweils ursprünglich entstammen.

Was nun die massenweise Einwanderung kulturfremder Ausländer, vornehmlich muslimischer Provenienz, betrifft, so dürfte es offensichtlich sein, dass diese Entwicklung mittel- bis längerfristig für die in Europa ansässigen Juden nicht weniger schädlich ist, als für die anderen "Ureinwohner". Immerhin stimme ich Ihnen aber insofern zu, als diese Erkenntnis bei weiten Teilen der führenden jüdischen Vertreter sich noch nicht durchgesetzt hat.

Dies ist aber wohl eine reine Frage der Zeit: Ich wage zu behaupten, dass nach zwei, drei, maximal vier grossen Anschlägen in Europa der Zeitpunkt gekommen sein wird, an dem sich auch in diesen Kreisen eine vernünftigere Sicht der Dinge Bahn brechen wird. Dies wird umso früher der Fall sein, wenn die Anschläge sich gegen jüdische Einrichtungen richten werden.

Diese Entwicklung wird früher oder später zwangsläufig ablaufen, ohne dass man den damit verbundenen Erkenntnisprozess bedeutend beschleunigen könnte. - Wichtig ist jedoch, dass man von konservativ-konterrevolutionärer Seite aus frühzeitig auf die bevorstehende Entwicklung aufmerksam macht. Einerseits, um der Nachwelt als Beispiel zu dienen, andererseits, um den Leuten bereits frühzeitig den an sich richtigen Weg zu weisen (allein schon, damit sie später nicht behaupten können, sie hätten nichts gewusst, bzw. wissen können).

Dass viele Leute (und hier schliesse ich einen Grossteil der europäischen "Ureinwohner" ausdrücklich mit ein) nur durch schmerzliche Erfahrungen lernen (wollen), bedauere ich persönlich sehr, doch lehrt uns die Geschichte, dass dies wohl einem unabänderlichen Naturgesetz entspricht. Hier kann man letztlich nur abwarten, bis der reife Apfel vom Baum fällt.

Dass die Entmachtung der Neokonservativen auf eine erhebliche Kraftprobe zur Folge haben wird, da stimme ich Ihnen zu. Allerdings heisst der Gegner hier nicht "Judentum", vielmehr handelt es sich um eine immense Anzahl subversiver Elemente, die sich insbesondere nach 1968 breit gemacht haben. Diese muss man auf die eine oder andere Weise wieder loswerden.

Ich bin übrigens durchaus der Meinung, dass dies letztlich wohl "eine Art Putsch" erfordern wird. Ich stehe dazu: An George W. Bush' Stelle hätte ich den 11. September 2001 zur Inszenierung eines neuen 18. Brumaire genutzt - sprich: Ich hätte den Ausnahmezustand ausgerufen. Es ist gut möglich, dass eine derart günstige Gelegenheit nie mehr kommen wird.

>Damit werden sie vielleicht schon in den folgenden Tagen anfangen, aber wird es ausreichen, Falludschah zu stürmen?

Wenn die Annahme zutrifft, dass sich Zarkawi und der harte Kern seiner Gruppe in Falludschah aufhalten, müsste es möglich sein, dessen Schlupfwinkel aufzuspüren und auszuräuchern. Dazu muss man die Stadt aber vorgängig hermetisch von der Aussenwelt abriegeln (die Präsenz der Medien ist bei dieser Art Operation eindeutig nicht wünschenswert), um sie anschliessend systematisch durchzukämmen.

Wenn sich dies als notwendig erweist, sollte man auch nicht vor grossflächigen Zerstörungen zurückschrecken. - Kulturelle Werte können dort nach mehreren Monaten faktischer wahhabitischer Machtausübung ohnehin nicht mehr in nennenswertem Umfang existieren. Syriens Assad Senior hat anfangs der Achtziger Jahre eine ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht, um einen dort wütenden Islamistenaufstand niederzuschlagen. Seither gab es in Syrien keine entsprechenden Umtriebe mehr - Botschaft angekommen.

Wenn es gelingt, Zarkawi und seine engsten Mitstreiter zu liquidieren, besteht Grund zur Annahme, dass sich seine Gruppierung von diesem Schlag nicht mehr erholen wird - Solche Gruppierungen sind mit einem Bandwurm zu vergleichen: Ein Kopf mit tausenden Segmenten. Sie können jedes einzelne Segment abschneiden, wenn der Kopf erhalten bleibt, wachsen sie wieder nach. Entfernen Sie den Kopf, hört der Wurm auf zu existieren.

Man sollte jedoch nicht glauben, dass das Problem durch den Tod Zarkawis allein gelöst sei: Seine rangniederen Mitglieder werden sich anderen Gruppierungen anschliessen, die dessen Weltanschauung teilen. Kurzfristig ist aber ein Abflauen der Intensität des Aufstandes ziemlich wahrscheinlich, zumal Falludschah derzeit als wichtiger Ruheraum und kurzfristig kaum zu ersetzendes Logistikzentrum für die Aufständischen, insbesondere solche mit wahhabitischer Gesinnung, fungiert. Während dieses Zeitfensters muss es jedoch gelingen, funktionierende irakische Sicherheits- und Nachrichtendienste zu installieren, die in der Lage sind, den Aufstand auf einem tiefen Niveau zu stabilisieren und den Sumpf schliesslich auszutrocknen. Wenn dieses Ziel erreicht ist, sollte einem letztlich doch noch ehrenvollen Abzug nichts mehr im Wege stehen.

mfG,

Swissman


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