terrible simplificateur: Die "neue Koran-Lesart" ist kalter Kaffee
Geschrieben von Salim am 06. September 2004 00:30:21:
Als Antwort auf: Re: Neue Lesart des Korans geschrieben von Pez am 05. September 2004 17:07:13:
b.
Hallo Leute,
es ist schlimm, wenn halbinformierte Vereinfacher loslegen und alles in eine Schieflage bringen, die der Schieflage ihres eigenen Weltbildes entspricht.
Zum einen ist die Sache für syrisch-aramäischen Ursprungs gehaltener Wörter im Koran überhaupt nicht neu. Da hat es schon vor Jahr und Tag lange Artikel in der Feuilletons verschiedener Bildungsblätter gegeben. Am Schluß kommt heraus, daß es ein paar Wörter im Koran gibt, die, wenn man einige diakritische Zeichen verändert, auch im Syrisch-Aramäischen Sinn und Bedeutung haben. Dann werden aus Jungfrauen eben Trauben. Da kann ich nur sagen: Ja und? Bei der engen etymologischen Verwandschaft zwischen dem Syrisch-Aramäischen und dem Arabischen kann es doch gar nicht überraschen, daß Wörter gleicher oder ähnlicher Wurzel dieselbe oder eben verschiedene Bedeutung haben. Das ist schon allein deshalb nicht verwunderlich, weil manchmal sogar ein und dasselbe Wort einer und derselben Sprache verschiedene Bedeutungen hat, es eben Äquivokationen und Homonymien gibt.
Zum anderen ist es eine Frage, wie man es deuten möcht. Wenn, weil aus Jungfrauen Trauben würden, damit der Einfluß judenchristlicher Denkweise auf den Islam offenbar würde, könnte das Muslime doch gar nicht überraschen, weil es für sie eine und dieselbe Offebarungslinie ist, auf der das Judentum, das nazaräische Christentum und der Islam liegen. Eine Nähe zum (ursprünglich nazaräischen) Christentum ist für Muslime selbstverständlich. Wer beispielsweise das Prophetentum Jesu leugnete, kann nach muslimischer Sicht der Dinge kein Muslim sein, weil der Muslim alle Propheten, der Friede sei auf ihnen, respektiert und der Prophet Muhammad, auf dem der Friede sei, eben in der Linie der Propheten steht, die alle Gesandte eines und desselben Gottes sind.
Ich versteh die Argumentationsrichtung einiger Christen nicht. Einerseits soll es die Authentizität der koranischen Offenbarung herabsetzen, daß es eine Nähe zur judenchristlichen Überlieferung hat, andererseits wird gegen die Echtheit des Barnabas Evangeliums eingewendet, es könne kein echtes Evangelium sein, weil es eine Nähe zum Islam habe. An anderer Stelle habe ich deutlich gemacht, daß umgekehrt ein Schuh daraus wird:
Weil der Islam die Fortsetzung des ursprünglichen Christentums ist, von dem die paulinischen Heretiker abgewichen waren und abweichen - weil der Prophet Muhammad, der Friede auf ihm, die Offenbarung fortsetzt, die auch zu Jesus, der Friede auf ihm, gekommen war -, muß das ursprüngliche Christentum eine große Nähe zum Islam haben. Die wahren Christen haben sich damals schon beim Auftreten des Propheten Muhammad, der Friede auf ihm, als Muslime erkannt, die wahren Christen der Gegenwart erkennen sich, wenn sie nur einmal genauer hinschauen, ebenfalls als Muslime. Die Muslime sind, so verstanden, heute die einzigen echten Christen. Sie sind diejenigen, die unseren Herrn Jesus, auf dem der Friede sei, gerade nicht mit dem Makel angeblicher "Gottessohnschaft" beflecken - astaghfirullah! - und die keinem gotteslästerlichen Trinitätswahn - astaghfirullah! - aufgesessen sind. Das sind alles spätere Erfindungen von Betrügern. Die wahre Lehre Jesu aber hatte so etwas nicht, sie war vielmehr ganz dem ähnlich, was später unter dem Namen Islam bekannt wurde. Deshalb muß es so sein, daß ein echtes Zeugnis der alten Zeit, da Christen noch wirkliche Christen waren, heute merkwürdig islamisch anmutet.
Das Maß paulinischer Heresie kann man sich auch in folgender Weise klarmachen: So wie in der romantischen Liebe Tristan mit der Vergötterung Isoldes nicht bloß Gott, sondern auch die wirkliche Frau verliert und eine Liebe, die die Haferflocken umrührt, so verlieren die Christen, indem sie Jesus zum kosmischen Superstar, einer Art Gott, erheben, nicht nur den einen und einzigen Gott, sie verlieren zugleich den wirklichen Propheten Isa ben Mariam, den wirklichen wunderbaren Herrn Jesus, auf dem der Friede sei (vgl. hier). Und weil diese perverse Umdeutung der wahren Wirklichkeit in einer Kriminalgeschichte des Christentums auf nachgerade paranoide Weise mit Zähnen und Klauen verteidigt wurde und wird, darf es nicht verwundern, wenn ein Kronzeuge der wirklichen Verhältnisse, der Apostel Barnabas, und sein Evangelium unterdrückt, verleugnet und verleumdet wird.
Parallel dazu wird der Islam verunglimpft, weil er für moderne paulinisch verführte Christen eine echte Gefahr darstellt, wieder zur Wahrheit zurückgeleitet zu werden. Dann bleibt von der Pfaffenkirche der Pauliniker nämlich nichts mehr übrig.
So weit,
Salim
- .......der Friede auf ihm? Nicht für Jesus, ER ist der Frieden Zappa 06.9.2004 11:39 (0)