Re: Gleichgültigkeit und Leere
Geschrieben von BBouvier am 02. September 2004 18:06:03:
Als Antwort auf: Re: Gleichgültigkeit und Leere geschrieben von Mabo am 02. September 2004 16:52:02:
Kompliment, Mabo!Der Typus Mensch, der in diesem Forum vor allem anzutreffen ist,
ist "der distanzierte Beobachter".
Der kundige Spezialist.
Nr. 5 von den neun Grundtypen, die es so gibt....Und daher kann "unsereiner" seine spezielle Sicht der
Dinge wohl auch kaum einem 7er, beispielsweise,
dem "glücklichen Enthusiasten", der Aussenreize benötigt,
verdeutlichen.Herzlich,
BB
>Hallo Alphanier, hallo zusammen!
>Ich schätze, dass dieses Empfinden so eine Art Qualifikationskriterium für dieses Forum ist! ;-) Kein Wunder, dass so etwas hier viele kennen.
>Dieses anders sein. Nicht dazu gehören. Sich als Beobachter fühlen, aber irgendwie nicht als Teil der Gesellschaft. Und das, obwohl eigentlich alles prima läuft. Das Leben manchmal fast nur noch als Simulation empfindend...
>Woher kommt das?
>Eine meiner Erkenntnisse ist: Erkenntnis ist unwiderruflich! Das ist wie mit der roten und er blauen Pille. Man kann nicht einfach so tun als ob alles normal sei, wenn man bestimmte Dinge erst einmal verinnerlicht oder ihre wahre Natur dahinter erkannt zu haben meint.
>Und was machen wir hier, hier im Forum? Nun, einige mögen hierher kommen, weil sie das Thema einfach fasziniert. Sie wollen wissen, was die Zukunft bereit hält. Bei mir war das nicht anders. Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich damals nicht auch diesen gewissen Thrill empfunden hätte.
>Aber schnell stellt sich für viele die Frage, ob das überhaupt sein kann. Ob Prophezeiungen überhaupt möglich sind. Und um dies zu verstehen, führen die Wege immer irgendwie ins Metaphysische. Und dort lauern Erkenntnisse, die wir kaum mehr ignorieren können, haben wir sie erst einmal verinnerlicht.
>Es spielt eigentlich auch keine Rolle, ob wir die rote Pille erst hier im Forum, bereits früher oder gar vor diesem Leben gewählt haben. Ist sie erst einmal geschluckt, ist es um uns passiert. Jetzt gehören wir nicht mehr dazu. Wir können so tun als ob, man mag es uns nicht ansehen, aber wir wissen jetzt, dass sich das Denken in einem verändert hat. Denn wir haben dies ja nicht in unserer Hand. So wie unser Herz scheinbar von sich aus schlägt, so verselbständigen sich nun in unserem Un(ter)bewusstsein die Gedanken und auch hier werden Erkenntnisse gewonnen die ihre Wirkung zeigen. Eine Kettenreaktion. Die Geister die ich rief...
>Es ist ein Spiel mit dem Feuer! Wie soll man unbeschwert weiterleben, wenn man das Leid der ganzen Welt ständig mit sich herumträgt. Und selbst wenn man das nicht zu tun glaubt, weil man ja eine klare Schutzlinie gezogen habe und das erst gar nicht an sich ran zu lassen vermeint, dann befassen wir uns un(ter)bewusst doch damit.
>Aber allein das Wissen darüber, wie die Welt hinter den materiellen Kulissen tatsächlich gestrickt ist, macht ein normales Erleben und unbefangenes Ausleben der "normalen" Welt schwierig. Man empfindet sich immer mehr als Darsteller in einem Film und spielt bloß eine Rolle darin.
>Man beobachtet den Nachbar, wie er sich fast heulend über einen kleinen Kratzer im Lack seines Autos aufregt, während man gleichzeitig weiß, dass heute wieder 30.000 Menschen verhungern werden.
>Auch das Beispiel von Andika kann ich nachempfinden. Sie braucht diese "Show" einer weißen Hochzeit nicht. Ja, es ist eine Show! Das alles hier ist im Grunde nur eine Show! Ein riesiges Big Brother. Wir leben, wenn es nach solchen Metaerkenntnissen geht in einer Scheinwelt, einer Illusion. Diese Welt ist damit zwar weiter für uns und auch überhaupt real und wir finden uns trotzdem gut in ihr zurecht, aber wir messen dem ganzen dennoch einen anderen Stellenwert bei, als die, die sich hier quasi voll zu Hause fühlen. Wer bei diesem Big Brother bewusst mitmacht, der will irgendwann wieder raus aus dem Container. Die anderen Menschen aber, wollen komischerweise für immer in diesem Ding eingepfercht bleiben, um in diesem Bild zu bleiben.
>Ich persönlich bekomme diese Transformation nur recht schleppend hin. Das hat, denke ich, auch mit der un(ter)bewussten Kettenreaktion zu tun. Also nicht nur, dass die gewonnen Einsichten nicht mehr gelöscht werden können, sie vermehren sich auch noch munter untereinander und spülen immer wieder neue Ideen nach oben, welche dem „normalen“ Leben im Wege stehen können.
>Was aber stimmt hier denn eigentlich nicht? Man sollte doch erwarten, dass Erkenntnisse einem helfen. Schließlich hat man mit jeder neuen Erkenntnis ein weiteres Werkzeug in der Hand das Leben zu meistern. Es müsste doch leichter werden. Wieso nur, bereitet einem aber jede neue Erkenntnis wieder neue Probleme im Umgang mit der „normalen“ Welt?
>Vielleicht, weil die andern alle gar nicht so „normal“ sind, wie sie denken oder wie wir selbst sie manchmal fast neidisch ob ihrer Ernsthaftigkeit beim Leben in der Illusion betrachten. Vielleicht stoßen sich geistige Erkenntnisse mit der Welt, weil die Welt nicht dem entspricht, was eigentlich „normal“ sein sollte. Vielleicht passen die Werkzeuge schlicht nicht, weil sie an sich verkehrt sind, sondern weil sie in der verkehrten Welt Anwendung finden sollen. Vielleicht ist das hier alles gar nicht so „normal“, wie wir immer denken.
>Es hat denke ich tatsächlich was mit der zweifelhaften Maxime „lieber dumm und glücklich“ zu tun, nur hält man es, obwohl einem ja eigentlich auch am Glück gelegen wäre, dennoch für besser, lieber kein Dummer zu sein.
>Wenn man sich bei aller Klugheit dann aber jeden Tag von Menschen umgeben wähnt, die irgendwie anders sind, die irgendwie mehr hier her gehören oder das Leben einfach besser ausleben, dann passiert sogar was ganz kurioses. Man kann einen regelrechten Minderwertigkeitskomplex daraus entwickeln. Quasi als Symptom der „Minderverwurzeltheit“ oder „Minderdazugehörigkeit“.
>Wenn man anfängt, die Welt aus einer anderen, einer metaphysischen Sicht zu betrachten, dann relativiert man damit irgendwie automatisch die Wichtigkeit des „Normalen“. Wie, wenn man auf dem Eifelturm steht und die unzähligen leuchtenden Pünktchen der fahrenden Autos auf den Straßen beobachtet. Jedes dieser Pünktchen repräsentiert ein oder gar mehrere Menschen, die sich alle als das Zentrum des Seins empfinden und ihr „Ding“ durchziehen. Wie relativ (un)wichtig erscheint da doch das eigene Leben in Anbetracht dieser Aussicht!
>Und wir leben ja eingebettet in Superlativen. 6 Milliarden Menschen, mitten in einem unendlichen Universum, auf einem Planeten wo es schon seit Jahrmillionen Jahren Leben gibt, als Ahne von unzähligen Vorfahren... Diese materiell erfassbaren Aspekte sind schon erschlagend. Dies alles dann zusätzlich noch als nur einen winzigen Ausschnitt des Seins zu betrachten, als Splitter in einem multidimensionalen von Geist durchflutetem Schwingungssystem zu versuchen zu verstehen, macht es erst mal eher noch schlimmer.
>Die intellektuelle Vorstellung damit gleichzeitig eins mit allem ja letztlich Gott zu sein, erscheint dann zwar zunächst wieder aufbauend, jedoch ändert das nichts an der täglich erfahrbaren Inkompatibilität mit seinem Umfeld. Durch diese Andersartigkeit fühlt man sich manchmal regelrecht artungerecht gehalten.
>Diese Inkompatibilität ist aber nicht nur in eine Richtung spürbar. Ich finde es kurios, dass Leute wie der Nachbar oben, der über seinen Lack jammert als ginge die Welt gerade unter, auf der anderen Seite unbeschwert Kinder in die Welt setzt und sich dann leichtfertig scheiden lässt und es ihm scheinbar schnurz ist, was aus seinen Ablegern eigentlich wird. Neue Frau, neues Auto, neues Glück! Man könnte ja meinen, dass ein so verwurzelter Mensch, der materielle Aspekte so wertschätzt seine Rolle als Erdenmensch wirklich ernst nimmt, dass dieser dann das Leben auch voller Verantwortung gestaltete.
>Letztlich und in wenigen Worten zusammengefasst resultiert das Empfinden der eigenen Minderwertigkeit (besser „Minderwichtigkeit“) aus dem eintretenden Verlust des Egos. Ich zumindest muss da langsam etwas aufpassen, dass ich mein eigenes Ego, meine eigenen Egoismen, nicht zu rasant auflöse. Bis zu einem Gewissen Punkt ist das zu einer bestimmten Zeit für Erkenntnisgewinn und die eigene Entwicklung sicher unheimlich wichtig, aber diesen sollte man nicht einfach mutig überspringen. Das sind Prozesse, die sich sukzessive entwickeln. Man muss schlicht Acht geben, dass man nicht wirklich zum eigenbrötlerischen Kauz mutiert, der dann wirklich nur noch auf Widerstand unter den sog. „Normalen“ trifft. Denn damit macht man es sich selber sehr schwer profanes, alltägliches Glück zu empfinden, immer auf der Suche nach der ganz großen Wahrheit, umgeben von Gleichgültigkeit und Leere.
>Mabo
- Re: Gleichgültigkeit und Leere Mabo 03.9.2004 12:59 (1)
- @Mabo andika 03.9.2004 13:09 (0)