Die drei Heersäulen

Geschrieben von Quergl am 28. August 2004 23:11:06:

Als Antwort auf: Huhu... geschrieben von Quergl am 28. August 2004 23:03:38:

...Sergej schaute auf die Uhr: „YUP“ (böses russ. Schimpfwort), erst viertel nach Zwei. Auf was hatte er sich da bloß eingelassen? Der 12h-Tag am CAD-Computer wollte und wollte nicht vorbeigehen. Er war einem Werber des Verteidigungsministeriums auf den Leim gegangen und hatte diesen dämlichen 5 Jahresvertrag unterschrieben. Frisch Maschinenbau in Petersburg studiert und einer der Jahrgangsbesten. Er hätte wie so Viele in die USA gehen sollen. Aber er musste ja auf das Gehalt der Forschungseinrichtung des Ministeriums hereinfallen. Das 3faches Jahresgehalt eines Moskauer Ingenieurs und noch einmal eine Prämie von 30.000 Dollar dazu.
Das Er gar nicht dazu kommen sollte das Geld auszugeben, hatte Ihm keiner gesagt. Nun saß er inmitten von Sibirien in einem Sperrgebiet, der teilunterirdischen Stadt 12G53 und konstruierte an diesem merkwürdigen Ding, einer Fortführung des Projektes EKRANOPLAN, welches im Westen als „Kaspisches Monster“ bekannt geworden war. Damals wollte man etwas ganz Neues schaffen, ein Bodeneffektfahrzeug, welches dem Amerikaner das Fürchten lehren sollte, doch heute, fünfzig Jahre später sah die Sache anders aus. Man hatte erkannt, dass der Blitzkrieg nicht übers Wasser, sondern übers Land zu führen ist! Inzwischen hatte sich der Amerikaner in zahlreichen Stützpunkten im Osten festgesetzt. Noch weiter östlich witterten die Chinesen Morgenluft. Russland saß in der Klemme. Dachte man.
Die Europäer waren so blind. Ihre Verbündeten waren längst abgezogen, ihre eigene Waffentechnik nichts mehr Wert. Der Eurofighter genauso gescheitert wie der Euro. Der Beitritt der Türkei hatte dem untereinander zerstrittenen europäischen Etablishment den Rest gegeben. 10 Millionen bunter Fremdlinge, zumeist in Deutschlands Flur eingesiedelt. Die Sozialsysteme waren vorm Zerbersten. Die ehemaliger Nationalarmeen voll mit veralteter, untereinander nicht kompatibler Technik. In diesen, auch für Russland wirtschaftlich schwierigen Zeiten sollte dieses „Ding“ den Raum nach Westen öffnen. In Rekordzeit.

Eine Leermasse von 116t, zwei der größten Gasturbinen, die Russland je gebaut hatte, 4,7m hohe Hartgummireifen, ein 63cm dickes Schiebeschild aus bestem kasachischem Federstahl,
ein Tankkapazität von 20.000 Litern Kerosin. Einem Flugzeugträger gleich würde diese überlegene Waffe von einem Schwarm fliegender Erdkampfflugzeuge geschützt werden.
Dieses „Ding“ wäre durch nichts aufzuhalten. Nun ja, immerhin eine kleine Befriedigung für mich, dachte Sergej, der immerhin ein Lenkungsdetail der Hydraulik entwarf.
In einer Woche wäre Monatsende. Prototypentest. Beim letzten Mal war die gesamte Entwicklungsabteilung an den monatlichen Test mit dabei. Es wurde die optimale Räumgeschwindigkeit auf dem eigens errichteten Autobahnstück ermittelt. Verblüffenderweise lag Sie höher als erwartet, nämlich bei 133km/h. Bei diesem Tempo gab es kein Hindernis, welches das neue „kaspische Monster“, den Räumpflug des Verteidigungsministeriums aus 12G53 hätte aufhalten können. Selbst die alten, ausrangierten Panzer auf der Fahrbahn wurden von dem monströsen Schiebeschild beiseite gefördert....


...Aaalaaarmmm....
Boris glitt in geübten Bewegungen in seine Panzerfahrerkombi der SPETZNATZ. 3 Minuten später heulten die beiden mächtigen Gasturbinen auf. Ein heißer Abgasstrahl brachte die kalte Morgenluft zum Flimmern. Der Oberstleutnant teilte die Pillen aus. Es war also keine Übung, sondern der Ernstfall! Hier von der Minsker Autobahn aus war der Westen nicht weit entfernt. Jedenfalls nicht für das Räumgerät RG23. In der Nacht war der Vormarsch von Russland aus erfolgt und inzwischen hatten die ersten Armeen die Grenze erreicht. Die westliche Luftabwehr war ausgeschaltet, die Blitzkriegsstrategie begann. Wie gut, das mit dem Aufbau Ost und den Mitteln der EU erst vor kurzem Autobahnen durch Mitteldeutschland bis an die russische Grenze gebaut wurden. So gab es für die RG23 Einheiten kein Halten mehr bis zur Atlantikküste. Beim Brieffing wurde der Auftrag erläutert. Drei Heersäulen bewegen sich nach Westen. Allen voran die Räumkommandos. Zum Glück hatte man den Ernstfall ausgiebig trainiert. Boris betrat den Kommandoraum des RGs.
Er hatte keine Fenster. Das Fahrzeug wurde über Monitor gesteuert. Iljuscha war auf dem Posten des Navigationsoffiziers, Vladimir überwachte die Technik. Es ging los. Nach über einer Stunde stellte sich Routine ein. Das RG fräste sich durch eine endlose Schlange von Zivilfahrzeugen, welche die Autobahn bei Dresden verstopften. Gleich im Anschluß folgten die Panzer, die Mannschaftsfahrzeuge, der Treibstoff, der Troß. Währen die Flüchtenden bloß zu Hause geblieben dachte Boris, als er mit dem Steuerknüppel das RG in eine Autobahnkurve dirigierte. Zum Glück konnte er das Leid außerhalb nicht sehen. Der Computer gab zur leichteren Steuerung des Räumgerätes nur Konturbilder von Außen auf die Monitore. Die Räumgeschwindigkeit war 130km/h. In fünf Stunden würden Sie Frankfurt erreichen. Dann ist der Sprit alle und der Kampf würde beginnen...

Kommt gut durch.
(War ein Scherz)



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