Samson-Option: Potentielle Auswirkungen auf Europa
Geschrieben von Swissman am 24. August 2004 01:19:40:
Als Antwort auf: Re: Konflikt zwischen dem Iran, USA, Europa und Israel spitzt sich zu geschrieben von Prowler am 23. August 2004 13:11:46:
Hallo Prowler,
>Weiss einer von euch ob für Europa irgendwie eine Gefahr droht wenn sie sich
>mit A Bomben zu schmeissen.Die Gefährlichkeit des radioaktiven Fallouts wurde und wird von linker Seite, nicht selten absichtlich und wider besseres Wissen, masslos übertrieben - Solange der Feuerball keinen Bodenkontakt hat, ist der Fallout ein primär lokales Problem. Bei Bodenkontakt kann der Fallout, je nach Wind- und Wetterverhältnissen, regional zu Problemen führen - so oder so ist Europa ausserhalb der Gefahrenzone. Zudem baut sich die im Fallout enthaltene Strahlung ziemlich rasch ab - nach einigen Tagen bis maximal Wochen (abhängig von der Bauart der Bombe und der Detonationshöhe) ist ein Betreten des vormals kontaminierten Gebietes wieder gefahrlos möglich.
Hingegen sind, aufgrund jahrzehntelanger Gehirnwäsche und Desinformation, Auswirkungen psychologischer Art, sprich Panik in der Bevölkerung, durchaus zu erwarten. Vor allem aber würde der Ölpreis innert kürzester Zeit steil nach oben schiessen! - Wahrscheinlich müsste der Handel nach wenigen Minuten unterbrochen werden.
Was die Frage der Flüchtlingsproblematik betrifft, so ist dazu folgendes festzuhalten: Ein begrenzter nuklearer Erstschlag durch Israel (unter der Voraussetzung, dass die Gegenseite sich als unfähig erweist, ihrerseits mit Massenvernichtungswaffen zurückzuschlagen) würde die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem islamischen Raum meiner Ansicht nach NICHT rechtfertigen, da die Kontamination, wie bereits erwähnt, lokal und temporal begrenzt ist - bis die Leute bei uns wären, wäre die Strahlung bereits wieder auf gesundheitlich unbedenkliche Werte abgeklungen. Nothilfe hätte daher ausschliesslich in der Nähe des betroffenen Gebietes zu erfolgen.
Ich halte dieses Szenario jedoch für extrem unwahrscheinlich: Um den Reaktor in Buschehr zu vernichten, braucht man keine Nuklearwaffen - dazu genügen einige gutplatzierte, laser- oder GPS-gesteuerte Eisenbomben, die die tragenden Strukturen der Anlage zum Ziel haben und die Statik des Kraftwerkes irreparabel zertrümmern. Beim Angriff auf den irakischen Reaktor Osirak ist man genauso vorgegangen. Wenn der Angriff erfolgt, bevor der Reaktorkern erstmals beschickt wird, kann auch keine Radioaktivität freigesetzt werden.
Etwas anders würde sich die Lage präsentieren, wenn es dem Iran oder einem arabischen Staat tatsächlich gelingen würde, Israel mit Massenvernichtungs-, insbesondere Nuklearwaffen, anzugreifen und erhebliche Verluste unter der Zivilbevölkerung hervorzurufen. Die Folge wäre voraussichtlich dieselbe, wie wenn es den Arabern gelingen würde, Zahal auf dem Schlachtfeld zu schlagen und Israel an den Rand der Vernichtung zu drängen: Für diese Fälle soll sich Israel die Ausübung einer Samson-Option offenhalten, was durchaus glaubhaft und wahrscheinlich ist.
Flüchtlinge aus dem islamischen Raum würde es in diesem Fall in nennenswerter Zahl gar nicht erst geben, da die arabischen (und iranischen) Bevölkerungszentren aufgehört hätten, zu existieren. Da voraussichtlich auch die Samson-Option Israel nicht mehr retten könnte, wäre mit einer gewissen Anzahl an israelischen Flüchtlingen zu rechnen.
Deren Unterbringung und Intergration dürfte keine besonderen Probleme bereiten - vielmehr ist anzunehmen, dass zumindest ein Teil der Leute sich aussuchen könnte, in welchem Land sie sich niederlassen möchten: Ich denke dabei insbesondere an israelische Wissenschaftler und Techniker, die ihrer neuen Heimat wichtige technologische Impulse geben könnten - ich zumindest wäre bereit, erhebliche Summen an Steuergeldern zu investieren, wenn im Gegenzug beispielsweise eigene Nuklearwaffen und ABM-Systeme zu erwarten wären. Ich würde überdies sogar annehmen, dass dieser Personenkreis mit die besten Chancen hätte, sich nach Europa zu retten.
Nach Ausübung der Samson-Option wäre es zudem notwendig, die nahöstlichen Erdölgebiete zu sichern. - Die europäischen Staaten täten in diesem Fall gut daran, als erste einzumarschieren, um anderen interessierten Mächten (Russland, USA) zuvorzukommen.
Abschliessend möchte ich festhalten, dass ich es zumindest mittelfristig für sehr unwahrscheinlich halte, dass Israel in eine Lage kommt, die die Ausübung der Samson-Option erforderlich machen würde. - Israel ist derzeit konventionell von seinen Nachbarn so gut wie nicht zu schlagen. Selbst wenn sich dies irgendwann ändern sollte, wissen die arabischen Regierungen um die reale Möglichkeit der Samson-Option. Auch wenn man gelegentlich einen anderen Eindruck haben könnte, sind die derzeitigen arabischen Regierungen (und auch die Führung Irans), schon aus Gründen der Selbsterhaltung, viel zu vernünftig, um dieses Risiko einzugehen.
Die Lage würde sich natürlich völlig ändern, wenn in einem oder mehreren arabischen Staaten ein Umsturz erfolgen würde, der wahhabitische Fanatiker an die Macht bringen würde: In diesem Fall müsste man sich auf das schlimmste einstellen, da die Aussicht auf die sichere Vernichtung durch den israelischen Gegenschlag diese Leute nicht nur nicht abschreckt, sondern möglicherweise sogar eine erheblich Faszination auf sie ausüben könnte - ein kollektiver Selbstmordanschlag, sozusagen.
mfG,
Swissman
P. S.: Dies ist eine geostrategische Analyse - Überlegungen ethisch-moralischer Art sind darin naturgemäss nicht zu finden. Auf entsprechende Diskussionen ("Kein Blut für Öl", etc.) werde ich mich daher gar nicht erst einlassen.
- Re: Samson-Option: Potentielle Auswirkungen auf Europa Prowler 24.8.2004 03:22 (0)