Re: Ideen hätt ich schon....
Geschrieben von Waldmeister am 17. August 2004 17:53:23:
Als Antwort auf: Re: Ideen hätt ich schon.... geschrieben von JeFra am 17. August 2004 17:12:33:
Hallo Jefra
Trau mich fast nicht zu schreiben, habe nur Realschulabschluss, aber ich sah die paar Punkte von B.B nicht als Regierungserklärung , sondern eher als Verbesserungsvorschläge.
Mit den Staatsschulden ist das so eine Sache, wir könnten uns bei der EG
als Entwicklungsland präsentieren und von denen solaange Zahlungen erwarten, alles was wir bisher einbezahlt haben fordern wir wieder zurück.Dann sind wir wieder im Plus und Brüssel und die ganzen Brüssseler Bürokraten sind dann pleite.
Wäre ne Supersache, wenn die vielen Absahner aus allen europäischen Ländern dann ohne Salär dastünden.Das ganz grosse Interesse an der EG wäre sofort zu Ende.
Gruss Waldmeister
>Irgendwie hätten Sie vielleicht als Punkt 0) Ihres Programmes die Frage klären sollen, wie Sie es mit den existierenden Staatsschulden halten wollen. Ich glaube, Paul C. Martin hat in einem seiner Bücher zum Regierungswechsel 1982 den Kommentar abgegeben, die Bürgerlichen hätten besser Staatsbankrott erklärt und denjenigen, die dadurch ihre Ersparnisse verlieren, die Privatadressen der vorher regierenden Sozialisten gegeben mit der Empfehlung, doch dort um Rat nachzusuchen. Wollen Sie Staatsbankrott erklären oder wollen Sie versuchen, die Staatsschulden weiter zu bedienen?
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>Ich picke aus den anderen Programmpunkten nur diejenigen heraus, zu denen ich anderer Meinung bin:
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>Sonderschulen für Begabte
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>Da bin ich aus eigener Erfahrung heraus etwas skeptisch. Ich habe zwar nicht mit 19 meinen Abschluß gemacht wie Dunkelelbin (sie sagt leider nicht, in welchem Fach), sondern mit 20 mein Diplom in Mathematik und mit 21 den Doktor. Trotzdem gehöre ich wahrscheinlich zu dem Kreis von Leuten, die Sie als «begabt» bezeichnen. Ich bin in der DDR an keiner Spezialschule gewesen, sondern habe mein Abitur an einer ganz normalen EOS (= DDR-Entsprechung zum Gymnasium) gemacht. Allerdings hat man mir erlaubt, die schriftlichen Abiturarbeiten in Mathe und Physik vorzeitig zu schreiben, weil in diesen Fächern die Teilnahme am Unterricht für mich nichts mehr gebracht hätte. Ich halte das definitiv für die bessere Lösung als Spezialschulen, die es in der DDR durchaus gab. Unter den Spitzenbegabungen gibt es anscheinend nur ganz wenige, die für alle Fächer gleichermaßen talentiert sind. Die Kombination von Stärken und Schwächen kann ganz unterschiedlich sein, aber Spezialschulen kann man nur mit einigen wenigen ausgewählten Profilen gründen. Hinzu kommt, daß das Klima an den Spezialschulen nicht immer das beste war, wenn ich manchen Berichten glaube.
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>Ich will hier nicht gerade dem Gesamtschulkonzept das Wort reden, das anscheinend darin besteht, daß wenigstens alle Schüler dasselbe Schulgebäude benutzen. Ich war selber in meiner Grundschulzeit Mobbing-Opfer und habe deswegen etwas gegen die Vorstellung, daß die Abiturienten dasselbe Schulgebäude benutzen sollen wie dreifache Sitzenbleiber, die man nur mit reichlich Prügel (oder heute dann eben gar nicht mehr) davon abhalten kann, schwächeren Mitschülern ihr Taschengeld abzunehmen. Aber die Überflieger in eine Abiturklasse nur für Überflieger zu schicken, halte ich definitiv nicht für gut. Es ist ausreichend, wenn die Schüler ein Interesse an der Wissenschaft sowie genügend Talent mitbringen, um dem Abiturstoff zu folgen. Ich muß hinzufügen, daß die Zahl der Abiturienten in der DDR ziemlich klein (wohl eher zu klein) war, während sie jetzt vielleicht zu groß ist. Aber die große Masse der Ingenieure ist sicher nicht besser begabt als meine damaligen Klassenkameraden. Und mit solchen Leuten müssen ja die meisten Absolventen eines naturwissenschaftlichen Studienganges auskommen. Abiturklassen, die nur von Überfliegern besucht werden, halte ich deswegen definitiv nicht für gut. Für die Schüler, die durch den Unterricht unterfordert werden, halte ich individuelle Lösungen wie in meinem Fall für den besseren Weg.
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>Stipendien für Begabte
>Gründung privater Universitäten
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>Jein. Ich würde sagen, es sollte auch für einen Zweierabiturienten aus einfachen Verhältnissen möglich sein, ein Fach zu studieren, in dem ein erfolgreicher Abschluß zu erwarten ist. Allerdings muß sich jemand, dessen Studium vom Staat finanziert wird, vielleicht ein gewisses Maß an staatlicher Studienlenkung gefallen lassen, ebenso wie ein Mitspracherecht des Staates bei der Wahl der Arbeitsstelle in den ersten 1-2 Jahren nach Abschluß. Ob die Universitäten staatlich oder privat sind, ist eher gleichgültig, solange ein weitgehend gleichberechtigter Zugang zu Bildung gewährleistet ist.
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>Geschichtsunterricht im Fernsehen, täglich von 20:15 bis 20:30.
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>In der Hauptsache Zustimmung, aber das Wort «Unterricht» ist meiner Meinung nach ein falscher Zungenschlag, der Böses ahnen läßt. Ich würde sagen, die Leute, die das machen, müssen ihren Job wirklich sehr viel besser verstehen als selbst ein überdurchschnittlich guter Geschichtslehrer. Und die Atmosphäre von Unterricht sollte man tunlichst vermeiden, weil man sonst das Gegenteil erreicht.
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>Religionsunterricht Pflichtfach
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>Was versprechen Sie sich davon? Ich hatte auch Marxismus als Pflichtfach und bin davon kein Marxist geworden. Und überhaupt, wenn ich mir so ansehe, was für Diskussionen Sie so mit Detlef führen... Sie wissen schon, das was Johannes dieser Tage löschen mußte, damit Gott nicht Schwefel auf unser Forum regnen läßt wie auf Sodom und Gomorrha. Keinerlei Verständnis dafür, daß Ihr Seelenheil vom Vergießen des unvergleichlich kostbaren Blutes Jesu Christi abhängt, welches Opfer tagtäglich unter dem Hokuspokus der Priester auf übernatürliche Weise wiederholt wird. Setzen, Religion 6, durchs Abitur gefallen!
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>Eine Stunde `Singen' und musizieren pro Woche Beherrschung eines Musikinstruments ist notenrelevant.
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>Gut, immerhin habe ich im Schulchor gesungen. Und eine meiner Tanten glaubt, in mir müsse eigentlich ein guter Pianist stecken, weil ich im Zehnfingersystem Schreibmaschine schreiben kann. Auf der anderen Seite fürchte ich, daß ich doch ziemlich unmusikalisch bin. Als ich mal meiner Mutter von einer CD die 5. Klaviersonate von Galina Ustwolskaja vorgespielt habe, war sie sehr entsetzt, fast so wie wenn ich mit einer Sicherheitsnadel durch die Wange angekommen wäre. Mein Verständnis für diese Art von moderner Musik beruht vielleicht doch darauf, daß ich eher unmusikalisch bin.
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>Ein Instrument mußten wir nicht lernen, aber jeden Tag zur ersten Stunde ein Lied singen. Dieses Ritual war natürlich Gegenstand des Spottes, aber vielleicht müssen solche Zeremonien doch sein.
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>6 Stunden Schulsport die Woche
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>Von meinem Talent für Sport sollte ich vielleicht besser schweigen. Aber trotzdem: Einige Bewegungsabläufe habe ich mit viel Aufwand beherrschen gelernt. Nur: zu lernen, den Ball so gegen eine Wand oder den Fußboden zu prellen, daß er zu meiner Hand zurückkehrt, war bei mir so aufwendig wie wenn ein gänzlich untalentierter Junge die Mondscheinsonate spielen soll. Wenn Sie mich in Ihre Einheit bekommen hätten, hätten Sie mich nur zum Selbstmordattentäter ausbilden können, denn zu einem Weitwurf über eine größere Distanz als der Todesradius einer Handgranate hat es bei mir nie gereicht. Sie werden vielleicht sagen: Dann hätte ich Ihnen eben eine gezogene Handgranate in die Hand gedrückt und schleunigst das Weite gesucht. Aber ich bin mir ehrlich gesagt selbst unter diesen Umständen nicht sicher, ob ich das Ding weit genug von mir geschmissen hätte.
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>Ob ich von Ihren 6 Stunden Sport profitiert hätte, ist schwer zu sagen. Ein Sportlehrer hat mich mal endlos lange Sätze mit ziemlich leichten Hanteln (1-2kg) machen lassen, weil er glaubte, mir damit zu mehr Fleisch auf den Rippen zu helfen. Heute scheint man Leuten, die zulegen wollen, eher kurze Sätze mit erheblich schwereren Hanteln zu empfehlen. Ich halte es in der Theorie schon für eine gute Idee, die Schüler dazu zu zwingen, sich ein Mindestmaß an Fitness anzueignen. Aber wie finden Sie für die Problemfälle das richtige Programm? Und wer kein Problemfall ist, braucht vielleicht keine 6 Stunden Sport, weil er so schon genug Zeit beim Fußballspielen verbringt.
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>Pflichtkuren für übergewichtige Schüler, verbunden mit Bussgeldern für die Eltern
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>Im Grunde ein ähnliches Problem. Schwer, dazu einen Kommentar abzugeben. Man sollte die dicken Schüler vielleicht mal für einen Monat ins Internat stecken und sehen, ob bessere Ernährung das Problem behebt. Auf jeden Fall sollten sie dabei gleich lernen, für sich selber zu kochen. Den Eltern würde ich nur dann Ärger machen, wenn sie ihren Kindern danach eine andere Ernährung aufzwingen als im Internat gelernt. Und ein Teil der Fälle ist vielleicht doch organisch bedingt.
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>Fortfall von Gefängnisstrafen auf `Bewährung'
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>Das sehe ich nicht so. In der DDR gabs das durchaus. Und man kann der DDR-Justiz zwar vorwerfen, daß sie die Leute aus ideologischen Gründen oder wegen Republikflucht eingelocht hat, aber das gemeine Verbrechen hat sie durchaus besser unter Kontrolle gehabt als der Westen. Ich halte Bewährungsstrafen für Eigentumsdelikte, mit gemeinnütziger Arbeit als Bewährungsauflage (die sofort abzuleisten ist, andernfalls der Delinquent in den Knast geht) durchaus für sinnvoll.
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>Davon abgesehen, Zustimmung. Wobei auch die Kommentare eher gelinde Skepsis als Widerspruch darstellen sollen.
>
>MfG
>JeFra
- Re: Ideen hätt ich schon.... DaveRave 18.8.2004 13:03 (0)