Re: Sein Gewissen ist «rein» – trotz 464 Toten

Geschrieben von detlef am 04. August 2004 19:02:52:

Als Antwort auf: Sein Gewissen ist «rein» – trotz 464 Toten geschrieben von Napoleon am 04. August 2004 10:19:47:

>ASUNCION – Die Türen des Supermarktes, in dem 464 Menschen lebendigen Leibes verbrannten, wurden absichtlich geschlossen. Das hat ein Sicherheitsangestellter bestätigt.


hallo,

der link hat bei mir nicht richtig funktioniert. aber ich habe auch so etwas information ueber die sache.

dies tragische ereignis ist die folge vielschichtiger vorgaenge.

erstmal: das wort supermarkt koennte irrefuehrend sein. diese grossen "supermercados" wuerde man in deutschland wohl treffender als kaufhaeuser bezeichnen.

da in paraguay laden- und fahrzeugdiebstahl leider schon als volkssport bezeichnet werden muessen, verlangen die bauherren von den architekten gebaeude, die moeglichst leicht zu ueberwachen sind, also wenige oeffnungen haben.
die beamten der bauaufsicht werden, wie alle beamten hier, so mies bezahlt, dass sie fuer eine handvoll geldscheine jeden plan genehmigen.

sicherheitsvorkehrungen fuer treibstoff und gaslager sind fast inexistent (z.T. wieder durch korruption)

feuerloescher muessen (aus erfahrung) so aufgehaengt werden, dass es schwer ist, sie zu stehlen... da helfen sie im ernstfall viel!

gefasste ladendiebe werden von der staatsanwaltschaft schon nach zwei bis drei stunden wieder auf freien fuss gesetzt(ohne weitere folgen)
fahrzeugdiebe haben es da schlechter, manchmal bleiben sie volle 24 stunden eingesperrt...

fuer die geschaeftsinhaber bleibt also nur die selbsthilfe.
erste massnahme, einstellung von "sicherheitsbeauftragten" (putziges wort, welcher depp das wohl in diesem zusammenhang aufgebracht hat?) auf spanisch "guardias" waechter.in der praxis kann das jeder werden, genehmigungen - siehe oben... die haben in der regel drei aufgaben, bei ueberfaellen nicht sofort die haende zu heben, ertappte ladendiebe der polizei uebergeben(die dann auf anweisung freilassen muss), sowie zu verhindern, dass die (wenigen) fluchtausgaenge fuer ladendiebstahl missbraucht werden. diese waechter gehoeren mit wenigen ausnahmen zwei bevoelkerungsgruppen an: grenzdebile, und klein kriminelle (manchmal auch beiden)wenn die eigentuemer nun feststellen, dass ihre "treuen waechter" die fluchttueren fuer freunde und verwandte oeffnen, wird im normalfall ein kamera ueberwachungssystem eingefuehrt. das hilft! ...solange, bis die bediener der kameras kontakt mit den waechtern haben...

jetzt scheint die leitung dieses kaufhauses die unseelige idee gehabt zu haben, dass durch zugeschweisste fluchttueren kein diebstahl moeglich sei...
kombiniert mit einem halbidioten am ausgang, der ohne nachzudenken seinen befehl ausfuehrte, niemanden rauszulassen, der nicht bezahlt hat da konnte nichts gutes von werden...

ich billige die unterlassungen und handlungen, die zur katastrophe fuehrten nicht, aber ich verstehe, wie es dazu kommen konnte.

heute hab ich interwiews gesehen mit zwei halbwuechsigen kindern im krankenhaus (rauchvergiftung und leichtere brandwunden) die sagten beide, sie seien gerade hinein gegangen, und bis zu den einkaufswagen gekommen (ca 20 - 30 meter), als es geknallt haette. bis sie zurueck beim eingang waren, war dieser verschlossen.
sie wurden von feuerwehr/polizei durch ein loch in einer glasziegelwand geborgen.

ein sprecher sagte, dass es im gebaeude auf stellen bis 450° C heiss geworden sein soll.

gruss,detlef
http://fc1.parsimony.net/user355/cowboy.gif


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