OT: Abbild und Symbol
Geschrieben von P.Conner am 27. Juli 2004 20:39:39:
Hallo Gemeinde 2. Teil.
Oh Wunder, welche Fügung.
Auch dies fand sich in meinem Briefkasten.
Gruß
Conner
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Textbeginn:Ein einzigartiges Modell des Salomonischen Tempels in Hamburg
Abbild und Symbol
Als grösstes erhaltenes, aus Holz gearbeitetes Architekturmodell eines einzelnen Gebäudekomplexes ist das Hamburger Modell des Salomonischen Tempels heute von einzigartiger Bedeutung für die Kunstgeschichte einerseits, aber auch für die Erforschung kultur- und geistesgeschichtlicher, sowie religionsgeschichtlicher Zusammenhänge der Barockzeit andererseits.
ALFRED MESSERLI (Schweizer Freimaurer-Rundschau: April 2004)
Eine Reise nach Hamburg lohnt sich immer wieder. Hamburg ist eine kulturell interessante Stadt mit vielen zum Teil versteckten Sehenswürdigkeiten. Eine davon ist das Modell des Salomonischen Tempels im Museum für Hamburgische Geschichte. Dieses Modell aus der Barockzeit, das im Auftrag von Gerhard Schott ausgeführt worden ist, bildet ein einzigartiges Kunstwerk, das allein eine Reise wert ist.
Die Ausmasse dieses Modells sind beeindruckend. Die Vierflügelanlage ruht auf einem quadratischen Grundriss von rund 3,5 x 3,5 m. Jeweils zwei Querflügel unterteilen die Fläche in neun quadratische Binnenhöfe. Nur zur Rückseite hin, der biblischen Orientierung gemäss nach Westen zu, sind die beiden Höfe der Mittelachse zu einer Einheit zusammengefasst, da hier der Quertrakt unterbrochen ist. In diesem grösseren, längsrechteckigen Hof steht das eigentliche Tempelgebäude, gestaltet wie eine aufgedoppelte Basilika, vor der im Osten querrechteckig zum übrigen Gebäudeteil, turmartig die dreistöckige Ostfassade aufgeführt ist.
Das Innere des Tempelgebäudes ist entsprechend den biblischen Angaben genau ausgeführt und teilt sich in «Ulam», den Vorhof im Fassadenturm, «Hekal», den Hauptraum für den Gottesdienst mit Altar und Leuchter, und «Debir», das Allerheiligste, in dem die Bundeslade und die Cherubim aufgestellt sind. Die Portale zum «Hekal» und das Allerheiligste sind wie die bewegliche Ausstattung vergoldet und teilweise mit farbigen Edelsteinattrappen besetzt.
Die übrigen Gebäudeteile sind mit jeweils drei Geschossen aufgeführt, deren Höhe nach oben zu abnimmt. Wie am eigentlichen Tempel sind auch ihre Fassaden nach der korinthischen Ordnung gegliedert, am Tempel durch kannelierte Pilaster, sonst durch Halbsäulen, jeweils mit korinthischen oder kompositen Kapitellen. Die Untergeschosse sind zu den Höfen hin als Rundbogenarkaden angelegt. Als Reliefs umrahmen Palmenzweigen, Girlanden und Festons die mit Gittern besetzten rechteckigen und runden Fenster. An den äusseren Ecken sowie an den Kreuzungen der Gebäudeflügel werden die italienischen Satteldächer durch quadratische pavillonartige Aufbauten unterbrochen, die von kleinen Laternen bekrönt sind. Auch die Mittelteile der Flügel mit den äusseren und inneren Toren tragen kleine Dachpavillons.
Der Erbauer des Modells ruinierte sich finanziell
Erbaut wurde das einzigartige Modell zwischen 1680 und 1692 im Auftrag des Hamburger Juristen und späteren Ratsherrn Gerhard Schott. Als Sohn eines Weinhändlers 1641 in Hamburg geboren, studierte Schott in Helmstedt, Heidelberg und Basel Jura und liess sich nach einer ausgedehnten Reise durch Frankreich, Deutschland, Holland und Schweden als Advokat in seiner Heimatstadt nieder, wo er durch seine Heirat mit Anna Caecilia von Spreckelsen vielfältige Verbindungen zu den führenden Schichten knüpfte. 1677 war er der Hauptbegründer der ersten deutschen Bürgeroper in Hamburg, in deren Räumen seit 1692 das dann nie vollendete Tempelmodell – anlässlich der Aufführung der Conradischen Oper «Die Zerstörung Jerusalems» – gezeigt wurde, doch war es nicht als Bühnendekoration gedacht. Was Schott, der 1702 starb, wirklich bewogen hat, das aufwendige Modell, das ihn vermutlich über 16’000 Mark damaliger Währung gekostet hat, anfertigen zu lassen, blieb schon für seine Umgebung kaum verständlich. Am Modell selbst hatten die besten Handwerker und Künstler der damaligen Zeit gearbeitet. Schott selbst hat praktisch sein ganzes Vermögen in dieses Modell gesteckt. Sein Interesse für alle geistigen Strömungen seiner Epoche ist vielleicht eine Erklärung für seine Motivation. Die Beschäftigung mit der Rekonstruktion des Salomonischen Tempels war für die barocke Welt weit mehr als eine geistige Spielerei.
Überlieferung und bildliche Darstellung
Im Alten Testament finden sich an drei Stellen eingehende Beschreibungen des Tempels zu Jerusalem: im 1. Buch der Könige im 6. und 7. Kapitel, in denen der Bau des Tempels und der königlichen Paläste durch Salomo geschildert wird und deren Abfassung vermutlich auf zeitgenössische Berichte zurückgeht, also als authentisch angesehen werden darf. In der darauf fussenden Darstellung desselben Geschehens im 2. Buch der Chronik im 2 – 4. Kapitel, das wahrscheinlich jedoch erst nach 400 v. Chr. entstanden ist, als der Salomonische Tempel schon gar nicht mehr existierte, und schliesslich in der Vision des Propheten Ezechiel im 40. bis 43. Kapitel, die wohl in der Zeit des Babylonischen Exils niedergeschrieben worden sind, nachdem Nebukadnezar 586 v. Chr. den Tempel völlig zerstört hatte. Doch dürfte der Verfasser den Salomonischen Tempel aus den letzten Jahren vor der Vernichtung noch gekannt haben und ihn seinen Vorstellungen von der künftig wieder erstehenden Herrlichkeit zugrunde gelegt haben. Auf Ezechiels Beschreibung des Tempels geht denn auch die Schilderung des Himmlischen Jerusalem durch Johannes in der Offenbarung, Kapitel 21, im Neuen Testament zurück. Aber dieses neue Jerusalem braucht kein besonderes Tempelgebäude mehr; es ist selbst als Ganzes ein Tempel.
Für die Juden, wie auch später für die Christen, war der Tempel Salomons ein Bau im göttlichen Auftrag, der genau nach Gottes Anweisungen und Massregeln ausgeführt wurde, in Grundriss und Portionen also einem Bauplan Gottes folgte, und damit die höchste irdische Vollendung der Architektur bedeutete.
Die Entwürfe zu dem Bau waren nach der Überlieferung im 1. Buch der Chronik, Kapitel 28, David von Gott eingegeben worden, und der König gab sie an seinen Sohn und Nachfolger Salomo weiter. Diese Sätze stehen allerdings nicht in dem älteren Buch der Könige, sondern sind vermutlich als Parallele zu der in Priesterkreisen um 600 v. Chr. niedergeschriebenen Erzählung vom Bau der Stiftshütte durch Moses (2. Buch Moses, Kapitel 25-27) entstanden, die ebenfalls nach den Vorschriften Gottes errichtet worden war.
Die Geschichte des Tempelberges
Der von König Salomo 964 v. Chr. begonnene Tempelbau war mehr als ein Kultzentrum, sondern schon für die Juden vor dem babylonischen Exil sichtbarer Ausdruck göttlicher Ordnung. An dieser Stelle sollte Abraham seinen liebsten Sohn Isaak auf einem Altar als Brandopfer darbringen. Als er sich anschickte, seinen Sohn zu töten, vernahm er die Stimme des Erzengels Michael, der ihm im Auftrag Gottes mitteilte, er möge Isaak am Leben lassen. Die Opfertat sei bereits durch den bekundeten Willen erfüllt. Abraham war erleichtert und fing als Ersatz einen herumlaufenden Widder ein, den er Gott darbrachte.
Nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 586 v. Chr. erhielt er erst recht geistige Bedeutung. Als der Perserkönig Kyros dann 538 den Juden die Rückkehr nach Jerusalem erlaubte, begannen sie unter Serubbabel 520 v. Chr. mit der Wiedererrichtung des Tempels nach dem Salomonischen Vorbild, jedoch in kleineren Dimensionen. Erst der Idumäer-König Herodes entschloss sich, zum Teil auch aus politischen Gründen, um sich als echter Nachfolger der Davidschen Dynastie zu erweisen, zum Ausbau in grossartigen Dimensionen. Von 20 v. Chr. bis etwa 30 n. Chr. wurde an der Tempelanlage auf dem Berge Moria gebaut. Doch schon vierzig Jahre später standen hier nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer unter dem späteren Kaiser Titus nur noch Reste der Umfassungsmauern.
Wie die historischen Tempelbauten auf dem Berg inmitten des heutigen Jerusalem tatsächlich ausgesehen haben, ist trotz aller archäologischen Bemühungen bis heute nicht in allen Einzelheiten geklärt. Erschwert wird die Grabungsforschung auf dem Tempelberg ausser durch religiöse Tabus der Juden dadurch, dass die Plattform des Berges nach der Einnahme Jerusalems durch die Araber 638 nach Chr. auch muslimisches Heiligtum wurde, entsprechend der im 1. Vers der 17. Sure des Korans geschilderten visionären Reise Mohammeds, der von diesem Platz aus über eine magische Leiter zu den sieben Himmeln aufstieg. Die Abdrücke der Hufe des weissen Pferdes von Mohammed sind heute noch im Felsen eingeprägt. 691 nach Chr. wurde der Felsendom vollendet, dessen Mittelpunkt das Felsenfundament, mit höchster Wahrscheinlichkeit als die Stelle des Allerheiligsten der jüdischen Tempelbauten identifiziert werden konnte.
Vorbild: das Modell des Jesuitenpaters Villalpando
Von 1596 – 1605 erschien in Rom das zweibändige, reich illustrierte Werk «In Ezechielem Explanationes et Apparatus Vrbis ac Templi Hierosolymitani Commentariis et Imaginibus Illustratus», verfasst von den beiden spanischen Jesuiten Hieronymo Prado und Juan Bautista Villalpando. Der zweite Band war allein Villalpandos Werk und er enthielt einen Rekonstruktionsversuch des Tempels und der Tempelgeräte. Die Vision des Ezechiel wurde von Villalpando ohne Einschränkung als Beschreibung des alten Salomonischen Tempels angesehen und die dortigen Massangaben zur Grundlage der Rekonstruktion genommen.
Villalpando hatte mit seiner Darstellung wie kein anderer vor und neben ihm für die christliche Welt des Barocks alles symbolische, theologische und kunsttheoretische Gedankengut um den Tempel zusammengefasst. Der Wiener Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, der den Salomonischen Tempel an den Anfang seines 1721 erschienenen «Entwurfs einer historischen Architektur» gestellt hatte, verliess sich ganz auf die Angaben von Villalpando. Das Architekturmodell von Hamburg stützt sich voll auf die Massangaben von Villalpando. Das Modell ist im Massstab 1:500 ausgeführt.
Die Ordnung Gottes im Chaos der Welt
Zwei Gedanken aus Villalpandos Rekonstruktionsversuch, die auch im Hamburger Modell Eingang gefunden haben, haben die Architektur des Barocks beeinflusst. Der quadratische Grundriss und seine Überlegungen zum Säulenschmuck. Der quadratische Grundriss übertrug sich auch auf verschiedene Klosterbauten aus dieser Zeit. Der Tempel in Jerusalem war der Sitz der Weisheit und der Lehre, der Ort für Rechtsprechung und Verwaltung; Funktionen, die im Idealfall das Rathaus für die Bürger einer städtischen Republik verkörpern. Dieser Gedanke dürfte bei Schotts Tempelidee auch eine Rolle gespielt haben.
Zu der göttlichen Ordnung des Quadrates gesellte sich die, ebenfalls nach Gottes Anweisung errichtete «salomonische Säule», die in Wirklichkeit eine abgewandelte korinthische war.
Seit Plato hatte das Abendland eine von Gott gefügte mathematisch-harmonische Ordnung, die Himmel und Erde verband, seinem Denken zugrunde gelegt. Schotts Modell, in einem Hamburg voll umstürzlerischer politischer Ereignisse entstanden, bildete gleichsam einen Höhe-, aber auch den Endpunkt des Glaubens an die Harmonie aller Dinge. Kommende Generationen würden sich auf andere Ordnungsprinzipien berufen. Die Idee einer göttlichen Ordnung, die sich in der irdischen Welt verwirklichen liesse, wie sie das Hamburger Tempelmodell symbolhaft vorstellt, blieb die unerfüllbare Sehnsucht einer wirren, freudlosen Zeit.
Zionismus
von Prof. Benyamin Neuberger
Moderne Interpretation eines alten Motivs
Ursprung des Wortes "Zionismus"” ist das biblische Wort "Zion"”, das oft als Synonym für Jerusalem und das Land Israel (Eretz Yisrael) gebraucht wird. Der Zionismus ist eine Ideologie, die die Sehnsucht von Juden aus aller Welt nach ihrer historischen Heimat zum Ausdruck bringt - die Sehnsucht nach Zion, dem Land Israel.
Das Verlangen nach Rückkehr in die Heimat ergriff zum ersten Mal Juden, die vor 2500 Jahren ins Exil nach Babylon verschleppt worden waren - eine Hoffnung, die schließlich Realität wurde. ("An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten", Psalm 137, 1.) Demnach hat der sich erstmals im 19. Jahrhundert artikulierende, politische Zionismus weder das Konzept an sich noch die Praxis der Rückkehr nach Zion erfunden. Vielmehr übernahm er eine alte Idee und eine durch die Jahrhunderte kontinuierlich verlaufende aktive Bewegung auf und paßte sie den Bedürfnissen und dem Geist seiner Zeit an.
Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel (14. Mai 1948) formuliert die Quintessenz der zionistischen Idee mit den Worten:
"Im Lande Israel entstand das jüdische Volk. Hier prägte sich sein geistiges, religiöses und politisches Wesen. Hier lebte es in einem freien und unabhängigen Staat. Hier schuf es eine nationale und universelle Kultur und schenkte der Welt das Ewige Buch der Bücher."
Durch Gewalt vertrieben, blieb das jüdische Volk auch in der Zerstreuung seiner Heimat in Treue verbunden. Nie wich seine Hoffnung, nie verstummte sein Gebet um Heimkehr und Wiedererrichtung seiner politischen Freiheit im Lande.”
Die historische Verbindung zwischen jüdischem Volk und seinem Land
Die Idee des Zionismus basiert auf der langen Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und seinem Land, einer Verbindung, die vor mehr als 4 000 Jahren begann, als Abraham im Lande Kanaan siedelte, das später als das Land Israel bekannt wurde. Ungefähr im Jahre 1000 v.d.Z. machte König David Jerusalem zur Hauptstadt des Landes. Zirka vierzig Jahre später errichtete sein Sohn, König Salomo, hier den Tempel für den Einen Gott und machte so Jerusalem zum geistigen und politischen Zentrum der Nation. Mehr als 400 Jahre staatlicher Unabhängigkeit unter der Dynastie der Davididen endeten 586 v.d.Z., als das Land von den Babyloniern erobert wurde, die den Tempel zerstörten und große Teile des Volkes ins Exil führten. Doch noch vor Ende des Jahrhunderts, kehrten Juden aus dem Exil zurück, erbauten den Tempel aufs neue und stellten des jüdische Leben im Lande wieder her. In den folgenden Jahrhunderten erfuhr das jüdische Volk unterschiedliche Grade politischer Selbständigkeit unter persischer (538-333 v.d.Z.) und hellenistischer (332-142 v.d.Z.) Vorherrschaft, erneute Unabhängigkeit unter der Dynastie der Hasmonäer (142-63 v.d.Z.) und seit 63 v.d.Z. schließlich eine zunehmend drückende Herrschaft der Römer. Als Juden an der Ausführung ihres traditionellen religiösen Lebensstils gehindert wurden, kam es zu einer Reihe von Revolten gegen die römische Besatzungsherrschaft, die in dem Aufstand des Jahres 66 n.d.Z. ihren Höhepunkt fand.Nach vierjährigem Kampf wurde der jüdische Aufstand von den Römern niedergeschlagen. Der Tempel brannte bis auf die Grundmauern nieder. Viele Tausend Juden wurden ermordet, in die Sklaverei verkauft und über alle Länder in Nah und Fern zerstreut. Einziger Überrest des gesamten Tempelgeländes ist die westliche Umfassungsmauer des Tempelberges, die Westmauer, die zu einer Pilger- und Gebetsstätte für Juden wurde und dies bis in die Gegenwart hinein geblieben ist.
Im Jahre 132 n.d.Z. kostete die grausame Unterdrückung eines weiteren jüdischen Aufstandes, der die politische Souveränität im Lande für drei Jahre wiederherstellte, unzähligen Menschen das Leben. Um die jüdische Verbindung mit dem Land Israel auszutilgen, nannten die Römer das Land fortan offiziell Palästina.
Die kleine jüdische Gemeinschaft, die im Lande verblieb, erholte sich allmählich von den Folgen der Kämpfe. Institutionelles und kulturelles Leben wurden in Anpassung an die veränderte Situation ohne das einigende Band von Staat und Tempel erneuert. Die Priester wurden durch Rabbiner ersetzt, und in Abwesenheit eines zentralen Heiligtums wurde die Synagoge zum Kern der verstreuten Gemeinden.
Zwischen 636 und 1096 verringerte sich die jüdische Gemeinschaft im Land erheblich und verlor allmählich infolge der zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Diskriminierung unter arabischer Herrschaft ihre organisatorische und religiöse Bindungskraft. Doch in kleiner Zahl waren Juden während aller Jahrhunderte im Lande präsent. Sie erhielten von Zeit zu Zeit Verstärkung durch die Rückkehr von Juden aus der Diaspora, den Ländern ihrer Zerstreuung, nach Zion.
So kam es in den Jahren 1191 bis 1198 zu einer Aliya (jüdische Einwanderung ins Land Israel) aus Nordafrika. Ein schwacher Strom jüdischer Flüchtlinge, die sich der spanischen Inquisition entzogen hatten, fand dann im ausgehenden 15. Jahrhundert den Weg ins Land. Andere, die vor Pogromen in der Ukraine flohen, kamen Mitte des 17. Jahrhunderts. Noch im gleichen Jahrhundert erhob sich die messianische Bewegung unter Shabbtai Zwi aus Izmir, die einige seiner Anhänger ins Land Israel führte. Ihnen folgten im Jahre 1700 Hunderte chassidischer Juden aus Osteuropa. Die Einwanderungswellen im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren ausreichend groß, um die jüdische Gemeinde in Jerusalem bis zum Jahre 1844 zur größten religiösen Gemeinschaft in der Stadt werden zu lassen. So gingen den großen zionistischen Einwanderungsströmen, die im Jahre 1882 einsetzten und noch im 20. Jahrhundert andauern, im Laufe der Jahre viele kleine, sporadische Einwanderungen von Juden ins Land Israel voran.
Grundkonzepte des Zionismus
Im Mittelpunkt zionistischen Denkens steht die Auffassung vom Lande Israel als der historischen Geburtsstätte des jüdischen Volkes und der Glaube, daß jüdisches Leben anderswo ein Leben im Exil ist. Moses Hess brachte diesen Gedanken in seinem Buch Rom und Jerusalem (1844) mit den Worten zum Ausdruck:"Zwei Perioden formten die jüdische Zivilisation: Die erste fand nach der Befreiung aus Ägypten statt, die zweite nach der Rückkehr aus Babylon, die dritte wird nach der Erlösung vom Exil stattfinden."
Während der Jahrhunderte in der Diaspora hielten Juden eine feste und einzigartige Verbindung mit ihrer historischen Heimat aufrecht und bekundeten ihre Sehnsucht nach Zion in religiösen Zeremonien und in der Literatur. Juden sind angehalten, sich während des Gebets nach Osten - gen Eretz Israel - zu wenden. Im Morgengottesdienst heißt es "Bringe uns in Frieden heim von den vier Enden der Erde und führe uns aufrecht in unser Land." Die Betenden wiederholen mehrmals "Gelobt seist du, Ewiger, der Du Jerusalem erbaust” und "Gesegnet seist Du, Ewiger, der seine Majestät nach Zion zurückbringt." Zum Segen nach den Mahlzeiten gehört ein Segensspruch, der mit einem Gebet für den Wiederaufbau "Jerusalems, der Heiligen Stadt, rasch und in unseren Tagen" endet. Während der Hochzeitszeremonie erhebt der Bräutigam "Jerusalem zu unserer höchsten Freude.” Bei einer Beschneidung werden die Worte "Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte" gesprochen. Am Passahfest wünscht man sich allgemein "Nächstes Jahr in Jerusalem." In Trauerzeiten werden die Leidtragenden durch die Erwähnung des Landes Israel getröstet: "Gelobt seist du, Ewiger, Tröster Zions und Erbauer Jerusalems." Die Sehnsucht des jüdischen Volkes nach der Rückkehr in sein Land kam auch in Prosa und Poesie in Hebräisch und in den anderen jüdischen Sprachen zum Ausdruck, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hatten - Jiddisch in Osteuropa und Ladino in Spanien.
Antisemitismus als Faktor bei der Entstehung des Zionismus
Obwohl der Zionismus die historische Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und dem Land Israel zum Ausdruck bringt, wäre der moderne Zionismus als eine aktive Nationalbewegung im 19. Jahrhundert wohl kaum ohne den in der Kontinuität einer jahrhundertelangen Verfolgungsgeschichte stehenden, zeitgenössischen Antisemitismus entstanden.Immer wieder wurden die europäischen Juden verfolgt und ermordet, bisweilen aus religiösen, manchmal aus wirtschaftlichen Gründen, bisweilen unter sozialen Vorwänden und manchmal aus nationalen und rassistischen Motivationen. Juden wurden von den Kreuzfahrern ermordet, die auf ihrem Weg ins Heilige Land (11.-12. Jahrhundert) Europa durchzogen, und während der Pest unter der Beschuldigung der Brunnenvergiftung mörderisch verfolgt (14. Jahrhundert), unter der spanischen Inquisition verbrannt (15. Jahrhundert) und von Chmelnickis Kossaken in der Ukraine hingeschlachtet (17. Jahrhundert). Hundertausende von Juden wurden von den Armeen Danikins und Petlura im russischen Bürgerkrieg nach dem Ersten Weltkrieg getötet. Die wohl grausamste Verfolgung jedoch, der Holocaust unter den Nationalsozialisten, bei dem sechs Millionen Juden systematisch aus "rassischen" Gründen ermordet wurden, wurde von Deutschen geplant und vorangetrieben, in deren Land Juden die intensivsten Bemühungen um soziale Assimilation unternommen hatten.
Im Laufe der Jahrhunderte waren Juden aus nahezu allen europäischen Ländern vertrieben worden - Deutschland und Frankreich, Portugal und Spanien, England und Wales - eine kumulative Erfahrung von profunder Wirkung, insbesondere im 19. Jahrhundert, als Juden alle Hoffnung auf eine grundlegende Änderung ihres Lebens verloren hatten. Aus diesem Milieu erwuchsen führende jüdische Persönlichkeiten, die sich infolge des virulenten Antisemitismus in den Gesellschaften ihrer Umwelt dem Zionismus zuwandten. So wurde Moses Hess, erschüttert durch die Ritualmordbeschuldigungen von Damaskus (1844), zum Gründervater des zionistischen Sozialismus; Leon Pinsker, aufgerüttelt durch die Pogrome nach der Ermordung Zar Alexanders II. (1881-1882), übernahm die Führung der Chibbat-Zion-Bewegung; und Theodor Herzl, der als Journalist in Paris die giftige antisemitische Kampagne in der Dreyfus-Affäre zu spüren bekam (1896), machte den Zionismus zu einer politischen Bewegung.
Die zionistische Bewegung zielte auf eine Lösung der "Judenfrage", also des Problems einer fortwährenden Minderheitensituation, eines fortwährenden Pogromen und Verfolgungen ausgesetzten Volkes, einer heimatlosen Gemeinschaft, deren Fremdheit stets durch Diskriminierung hervorgehoben wurde, wo immer Juden siedelten. Der Zionismus versuchte, diese Situation durch die Rückkehr in die historische jüdische Heimat - in das Land Israel - zu ändern.
Die Einwanderungswellen nach Eretz Israel in der Neuzeit waren tatsächlich in der Regel eine direkte Reaktion auf Mordtaten und Diskriminierungen gegen Juden. Die Erste Aliya setzte nach den Pogromen in Rußland in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein. Die Zweite Aliya wurde durch den Pogrom in Kischinev und eine Reihe von Massakern in der Ukraine und in Weißrußland um die Jahrhundertwende ausgelöst. Die Dritte Aliya setzte nach der Ermordung von Juden im russischen Bürgerkrieg ein, während die Vierte Aliya ihren Ursprung in Polen in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatte, nachdem die wirtschaftliche Aktivität von Juden durch die Gesetzgebung Grawskis beeinträchtigt worden war. Die Fünfte Aliya setzte sich aus deutschen und österreichischen Juden zusammen, die vor dem Nationalsozialismus flohen.
Nach der Gründung des Staates Israel (1948) waren die Massenimmigrationen weiterhin die Folge von Diskriminierung und Unterdrückung - Überlebende des Holocaust aus Europa, Flüchtlinge aus arabischen Ländern, die vor den dort nach der Staatsgründung Israels einsetzenden Verfolgungen flohen, die letzten Vertreter des polnischen Judentums, die das Land verließen, als der Antisemitismus unter dem Regime von Gomulka und Muzcar wieder auflebte, und schließlich Juden aus Rußland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, die eine neue antisemitische Welle infolge der Auflösung der Sowjetunion befürchteten. Die Geschichte der Einwanderungswellen nach Eretz Israel ist ein starker Beleg für die Richtigkeit der zionistischen Argumentation, daß ein jüdischer Staat im Land Israel, mit einer jüdischen Mehrheit, die einzige Lösung der "Judenfrage" ist.
Aufstieg des politischen Zionismus
Der politische Zionismus als die nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes entstand im 19. Jahrhundert im Kontext des liberalen Nationalismus, der sich zu jener Zeit in Europa ausbreitete. Die historische Epoche des liberalen Nationalismus, die mit einer Bewegung in Griechenland zur Befreiung vom Joch der osmanischen Besatzung einsetzte und zu der nationale Befreiungsbewegungen in Irland, Norwegen, Polen, der Tschechoslowakei, Deutschland, Italien und, im weiteren Verlauf des Jahrhunderts, in der Türkei und Indien zu zählen sind, inspirierte auch die zionistischen Denker, wie aus zahlreichen Hinweisen auf die nationalen Freiheitskämpfe anderer Völker in den Schriften der Gründer des Zionismus deutlich wird. Der liberale Nationalismus strebte in der Regel zwei prinzipielle Ziele an: Befreiung von einer Fremdherrschaft (wie in den Fällen von Polen, Griechenland und Irland) und nationale Einheit in Ländern, die in zahlreiche politische Einheiten aufgeteilt waren (Italien und Deutschland). Das Motto des liberalen Nationalismus lautete: "Ein Staat für jede Nation, und die gesamte Nation in einem Staat".Im Zionismus kamen beide Ziele, Befreiung und Einheit, zu einer Synthese, indem man danach strebte, Juden von feindlich-bedrückender Fremdherrschaft zu befreien und die jüdische Einheit durch die Sammlung der im Exil lebenden Juden aus allen Ländern der Welt in der jüdischen Heimat wieder herzustellen.
Der Aufstieg des Zionismus als einer politischen Bewegung war auch eine Antwort auf das Scheitern der Haskala, der jüdischen Aufklärung, bei der Lösung der "Judenfrage"”. Nach der zionistischen Doktrin lag der Grund für dieses Scheitern in dem Umstand, daß individuelle Emanzipation und Gleichstellung ohne nationale Emanzipation und Gleichstellung nicht zu erreichen sind, da nationale Probleme auch nationale Lösungen erforderten. Die nationale Lösung der Zionisten war die Gründung eines jüdischen Nationalstaates mit einer jüdischen Mehrheit im historischen Vaterland, wodurch das Recht des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung verwirklicht werden sollte. Der Zionismus ging davon aus, daß eine "Normalisierung" der jüdischen Lebenssituation nicht im Gegensatz zu universalen Zielen und Werten stand. Er befürwortete des Recht eines jeden Volkes der Welt auf seine eigene Heimat und begründete dies damit, daß nur ein souveränes und autonomes Volk ein gleichwertiges Mitglied der Völkerfamilie sein könne.
Zionismus: eine pluralistische Bewegung
Obwohl der Zionismus grundsätzlich eine politische Bewegung war, die eine Rückkehr in die jüdische Heimat in Freiheit, Unabhängigkeit, Staatlichkeit und Sicherheit für das jüdische Volk anstrebte, förderte er auch eine Renaissance jüdischer Kultur. Ein wichtiges Element in diesem kulturellen Erwachen war die Wiederbelebung der hebräischen Sprache, die lange auf Liturgie und Literatur beschränkt geblieben war, als einer lebenden Nationalsprache zum Gebrauch in Regierung und Militär, Erziehung und Wissenschaft, im Handel und Alltag.Wie jeder Nationalismus stand auch der Zionismus mit anderen Ideologien in Verbindung, weshalb sich verschiedene Strömungen und Unterströmungen innerhalb des Zionismus bilden konnten. Die Verbindung von Nationalismus und Liberalismus führte zur Entstehung eines liberalen Zionismus; die Integration des Sozialismus ließ den sozialistischen Zionismus entstehen; die Verbindung des Zionismus mit tiefen religiösen Glaubensinhalten führte zum religiösen Zionismus; und der Einfluß des europäischen Nationalismus inspirierte eine rechts-nationalistische Partei. In dieser Hinsicht zeigte der Zionismus keinen Unterschied zu anderen Nationalbewegungen, die verschiedene liberale, traditionelle, sozialistische (linke) und konservative (rechte) Tendenzen annahmen.
Zionismus und das "arabische Problem"
” Die meisten Gründerväter des Zionismus wußten, daß Palästina (das Land Israel) eine arabische Bevölkerung hatte (einige sprachen jedoch naiv von "einem Land ohne Volk für ein Volk ohne Land"). Doch nur wenige hielten die arabische Präsens für ein wirkliches Hindernis bei der Verwirklichung des Zionismus. Zu jener Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es keine Form eines arabischen Nationalismus, und die arabische Bevölkerung in Palästina war gering an Zahl und im wesentlichen unpolitisch. Viele zionistische Führer glaubten, daß Spannungen zwischen der relativ kleinen lokalen Gemeinschaft und den heimkehrenden Juden vermieden werden könnten; sie waren ebenso davon überzeugt, daß beide Völker von der im Zuge des Zionismus einsetzenden Entwicklung des Landes profitieren könnten und hofften auf arabische Unterstützung und Kooperation. Doch diese Hoffnungen wurden nicht erfüllt.Im Gegensatz zu den erklärten Positionen und Erwartungen der zionistischen Ideologen, die versuchten, ihre Ziele mit friedlichen Mitteln und durch Kooperation zu erreichen, traf die neue jüdische Präsenz im Lande auf militante arabische Opposition. Einige Zeit lang hatten Zionisten kaum Verständnis für die Tiefe und Intensität des Konflikts, der tatsächlich zu einer Konfrontation zweier Völker wurde, die beide das Land als ihr eigenes betrachteten - Juden aufgrund ihrer historischen und geistigen Verbindung, und Araber aufgrund ihrer jahrhundertelangen Präsenz im Land.
Die Notwendigkeit, sich mit der arabischen Gewalttätigkeit gegen die jüdische Gemeinschaft auseinanderzusetzen und eine geeignete Antwort auf den zunehmenden Konflikt zu finden, führte innerhalb der zionistischen Bewegung zu drei Hauptpositionen gegenüber dem "arabischen Problem": Minimalismus, Maximalismus und Realismus.
Die Minimalisten vertraten die Ansicht, daß Land gehöre beiden Völkern; daher könne der Zionismus ohne vorangehende Zustimmung der anderen Nation nicht verwirklicht werden. Man suchte nach einem Dialog mit den einheimischen Arabern und wies die Position des zionistischen Establishments zurück, die auf Verhandlungen mit ausländischen Mächten und den Führern der arabischen Staaten basierte. Um eine jüdisch-arabische Übereinkunft zu sichern, waren die Minimalisten bereit, auf die Gründung eines jüdischen Staates zu verzichten und an seiner Stelle einen binationalen, auf der politischen Parität von Juden und Arabern basierenden Staat zu akzeptieren.
Das andere Extrem wurde von den Maximalisten vertreten, die glaubten, der nationale Kampf zwischen den beiden Völkern müßte gewaltsam ausgefochten werden. Sie lehnten die Gewährung arabischer nationaler Rechte im Lande Israel mit dem Argument ab, Araber hätten niemals einen Staat in Palästina besessen. Sie sahen keinen Grund zu Verhandlungen mit einheimischen Arabern, und hofften, sie könnten das gesamte Land entweder durch diplomatische Kontakte mit ausländischen Mächten oder durch bewaffnete Truppen gewinnen.
Die Realisten, die die größte zionistische Gruppe darstellten, waren wiederum in liberale und sozialistische Untergruppen gespalten. Die Realisten hielten es nicht für möglich, einen Konflikt mit den Arabern gänzlich abzuwenden, waren jedoch der Meinung, diesen Konflikt durch die Einnahme gemäßigter Positionen mindern zu können. Wie die Minimalisten bevorzugten sie Verhandlungen mit einheimischen Arabern und förderten die Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Einwohner. Demgegenüber waren sie nicht zu Kompromissen im Hinblick auf die zionistischen Ziele bereit - eine jüdische Mehrheit im Lande Israel durch uneingeschränkte Aliya und die Gründung eines jüdischen Staates. Im Gegensatz zu den Maximalisten suchten die Realisten jedoch den Dialog mit Arabern in und außerhalb Palästinas und waren bereit, Kompromisse in Erwägung zu ziehen.
Die sozialistischen Realisten (in erster Linie repräsentiert von David Ben-Gurion, dem ersten Ministerpräsidenten Israels) gründeten ihre Agenda auf dem Glauben, daß eine jüdische Wirtschaft sich nicht ohne jüdische Landwirtschaft und Industrie entwickeln könne, und daß es ohne eine autonome Ökonomie weder eine Gesellschaft noch einen Staat geben werde. Vertreter dieser Gruppe befürworteten und respektierten arabische Rechte und glaubten viele Jahre lang, daß jüdisches und arabisches Proletariat ein gemeinsames Klasseninteresse gegen die jüdische Bourgeoisie und den arabischen Feudalismus teilten. Letztlich jedoch kamen die meisten zu dem Schluß, daß es sich um einen Kampf von Nationalitäten, nicht um einen Klassenkampf handelte.
Während der Jahre 1936 bis 1947 wurde der Kampf um das Land Israel immer intensiver. Die arabische Opposition geriet mit zunehmendem Wachstum und Entwicklung der jüdischen Gemeinschaft immer stärker ins Extrem. Gleichzeitig spürte die zionistische Bewegung die Notwendigkeit, die Immigration zu fördern und die ökonomische Infrastruktur des Landes zu entwickeln, um dadurch möglichst viele Juden aus dem nationalsozialistischen Inferno in Europa zu retten.
Der unvermeidbare Zusammenstoß zwischen Juden und Arabern brachte die Vereinten Nationen am 29. November 1947 dazu, die Gründung zweier Staten in dem Gebiet westlich des Jordans zu empfehlen - einen jüdischen und einen arabischen. Die Juden nahmen die Resolution an; die Araber lehnten sie ab.
Am 14. Mai 1948 wurde in Übereinstimmung mit der UNO-Resolution vom November 1947 der Staat Israel gegründet.
Zionismus an der Schwelle zum 21. Jahrhundert
Die Gründung des Staates Israel war die Realisierung des zionistischen Ziels, eine international anerkannte, legal gesicherte Heimstätte für das jüdische Volk in seinem historischen Heimatland zu schaffen, wo Juden frei von Verfolgung leben, ihr Leben selbst bestimmen und ihre eigene Identität entwickeln können.Seit 1948 hat der Zionismus seine Aufgabe darin gesehen, die "Sammlung aus dem Exil" weiterhin zu unterstützen, eine Aufgabe, die manchmal außergewöhnliche (physische und psychische) Anstrengungen zur Rettung bedrohter jüdischer Gemeinden erforderte. Der Zionismus erstrebt die Erhaltung der Einheit und Kontinuität des jüdischen Volkes ebenso wie die Zentralität Israels im jüdischen Leben überall.
Im Laufe der Jahrhunderte war der Wunsch nach der Rückkehr des jüdischen Volkes in das Land Israel das Band, das das jüdische Volk einigte. Überall akzeptieren Juden den Zionismus als einen fundamentalen Grundsatz des Judentums, unterstützen den Staat Israel als die grundlegende Realisierung des Zionismus und finden kulturelle, soziale und geistige Bereicherung durch die Existenz Israels - eines Mitglieds der Völkerfamilie und eine kraftvolle, kreative Erfüllung jüdischen Geistes.
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Über den Verbleib der heiligen Bundeslade von Zion
Das wohl größte Geheimnis dreier Weltreligionen ist der Verbleib der heiligen Bundeslade von Zion. Offiziell steht in den Geschichtsbüchern geschrieben, sie sei beim Angriff der Babylonier unter Nebukadnezar II. auf Jerusalem um 587 v. Chr. zerstört worden. Historische Beweise gibt es aber keine. Selbst die Bibel schweigt sich dazu aus. Darum seien hier die spannendsten Verstecke der Bundeslade aufgezählt.
- Im Berg Nebo in Jordanien
- Im Tempelberg von Jerusalem
- Unter dem Ort der Kreuzigung Jesu Christi
- Im Nildelta von Unterägypten
- In einer Höhle bei Qumran am Toten Meer
- Beim Lemba-Stamm in Zimbabwe
- In der St. Maria Zion Kapelle von Axum in Äthiopien
1. Versteck: Im Berg Nebo in Jordanien
Das zweite Buch der Makkabäer berichtet im zweiten Kapitel wie der Prophet Jeremia die Stiftshütte und die Bundeslade in einer Höhle am Berg Nebo versteckte. Jeremia sprach noch: "Diese Stätte soll kein Mensch kennen, bis Gott sein Volk wieder zusammenbringen und ihm gnädig sein wird."
Den ersten Versuch, das Versteck zu öffnen unternahm der Amerikaner Antonia Frederick Futterer in den zwanziger Jahren. Er fand einen Geheimgang mit einer Blockierung an seinem Ende, die die Inschrift trug: HIERIN LIEGT DIE GOLDENE BUNDESLADE.
Wie zu erwarten fand sich erst nicht mehr die Inschrift und dann die Lade. Irgendwie löste sich die Story in Luft aus. Erst wieder 1981 machte sich Tom Crotser auf die Spuren Futterers. Crotser war bereits für die "Entdeckung" der Arche Noah, des Turms zu Babel und die Stadt Adams einschlägig bekannt. In der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober 1981 konnte Crotsers Team ein kleines Hindernis wegräumen. Ihnen verschlug der Atem: Ein Gang von etwa zweihundert Metern breitete sich vor ihnen aus. Sie rissen noch ein paar Mauern ein, bis sie dann auf eine Krypta freilegten. In ihr war ein Kasten, auf den die Beschreibung der Lade paßte. Anstatt die Bundeslade zu erforschen, machten sie nur ein paar Aufnahmen und zogen von dannen. Die Bilder bekam seither kaum einer zu Gesicht. Einer der Glücklichen ist der Archäologe Siegfried H. Horn, der uns mitteilt: "Außer auf zweien war absolut nichts auf ihnen zu sehen. Von den beiden brauchbaren ist eines verschwommen, aber es zeigt einen Raum mit einem gelben Kasten in der Mitte. Das andere ist recht gut und bietet eine deutliche Ansicht vom vorderen Teil des Kastens. ... Ich weiß nicht, um was es sich bei dem Gegenstand handelt, aber die Bilder haben mich davon überzeugt, daß es hier in keinem Fall um ein altes Stück geht, sondern um ein modernes Produkt mit maschinell gefertigtem Dekor auf einer Metalloberfläche."
Ob nun tatsächlich die heilige Lade immer noch im Berg Nebo verwahrt ist könnten gründliche Untersuchungen klären. Weitere Abenteuergeschichten vertiefen nur noch das Rätsel.
2. Versteck: Im Tempelberg von Jerusalem
Diese Spur zählt zu den heißesten religiösen und archäologischen überhaupt. Orthodoxe Juden sind felsenfest davon überzeugt die Lade unter dem Felsendom (El-Aksa-Moschee) des Tempelberges zu finden. Dort wo damals das Nationalheiligtum der Juden stand, der Tempel, muß auch die heilige Lade Gottes vor den Überfällen der Feinde sicher versteckt worden sein. Die Zerstörung des Tempels soll König Salomo vorausgesehen haben. Darum habe er tiefe unterirdische Gänge in den Felsen getrieben, um der Lade ein sicheres Versteck zu bieten. Dem Talmud nach soll auch König Josia die bevorstehende Zerstörung wahrgesagt haben. "Josia verbarg die Bundeslade und alles, was dazu gehörte, um sie vor der Entweihung durch die Feinde zu bewahren." Eine andere Legende berichtet, man hätte die Reliquie rechtzeitig unter dem Pflaster eines bestimmten Gebäudes im Tempelbezirk vergraben. Nach dem Exil war der Ort aber in Vergessenheit geraten, so daß er für alle Zeiten ein Geheimnis blieb. Auch die syrische Baruchapokalypse erzählt im 6. Kapitel von der rechtzeitigen Sicherung der Lade im Erdreich und der Babylonische Talmud spricht von einem Versteck im Bereich des Tempels: "... die Bundeslade sei in der Kammer des Holzstalles verwahrt ... Einst bemerkte ein Priester, der da beschäftigt war, daß das Pflaster an dieser Stelle anders aussah und erzählte es einem Kollegen; bevor er aber mit seinem Bericht zuende war, gab er seinen Geist auf." Bereits die Kreuzfahrer mutmaßten über ein gutes Versteck im Tempelberg, so berichtet Albert von Aachen in seiner Chronik: "Mitten in diese neuerrichteten Kirche [Felsendom] aber steht ein Felsblock ... auf der einen Seite des Felsens führen Stufen in eine Höhle hinab, auf der anderen aber befindet sich nach dem wahrheitsgetreuen Bericht derer, die es mit eigenen Augen gesehen haben, ein kleines Türchen, das aber immer versiegelt ist. Dort sollen nach Meinung mancher Leute einige von den allerheiligsten Dingen bis auf den heutigen Tag aufbewahrt werden."
Archäologen sind seit langem dahinter her, den Tempelberg systematisch zu erforschen. Sein Inneres soll mit künstlichen Gängen, unterirdischen Räumen und uraltem Gemäuer durchsetzt sein. Die Oberhäupter des Judaismus und der Moslems wehren sich jedoch dagegen, diese heilige Stätte zu entweihen. So meinen die Juden, es gezieme sich nicht, den Ort der Bundeslade durch Ungläubige entweihen zu lassen. Schließlich ist der Aufenthaltsort der Lade gewissermaßen das Allerheiligste der Juden. Dennoch konnten einige kleine Ausgrabungen am Tempelberg vorgenommen werden. Die Lade fand man bekanntlich nicht! Dennoch behaupten einige hohe angesehene orthodoxe Rabbis Dr. Jimmy DeYoung gegenüber, die Lade im Tempelberg gefunden zu haben. Angeblich entdeckten sie das Heiligtum, als sie einen Spiegel anbrachten und dabei auf ein Höhlensystem stießen, das seit langem als vergessen und verlassen galt. Einen Beweis dafür konnten sie nicht erbringen. Sie wollen die Lade auch nicht versetzen, bevor nicht der dritte Tempel in Jerusalem gebaut sei. Denn wo solle die heilige Bundeslade angemessen aufbewahrt werden? So verbleibe sie lieber dort wo sie ist: Verborgen vor den Augen der Ungläubigen und Unbefugten im Tempelberg zu Jerusalem.
3. Versteck: Unter dem Ort der Kreuzigung Jesu Christi
Diese Geschichte ist wohl die unglaublichste von allen: Angeblich soll der Hobby-Archäologe Ron Wyatt inspiriert von Gott die heilige Bundeslade zu Zion 1982 unter dem Ort der Kreuzigung Jesus gefunden haben. Alles begann 1978 während einem Spaziergang durch Jerusalem. Als er mit einem Einheimischen sprach gab er ungewollt die Worte von sich: "That's Jeremiah's grotto and the ark of the covenant is in there." (Da ist das Grab Jeremias und die Bundeslade ist darin.) Wyatt hielt das für eine übernatürliche Eingebung Gottes. Mit seinen Söhnen grub er in den nächsten Jahren vor Ort. Dabei stießen sie auf Zeichen, die sie glauben ließen auf der richtigen Spur zu sein. Am 6. Januar 1982 war es dann soweit. Sie fanden einen schmalen Eingang zu einer Höhle (vgl. Bild von Wyatt, wie er in die Höhle klettert). Hier soll die Lade all die Jahre lang zugebracht haben. Wyatt machte sich seinen eigenen Reim darauf. Die Bundeslade zu bergen unternahm er aber nicht. Genausowenig legte er stichhaltige Beweise vor. Bis heute hält er die Menschheit hin. Immer wieder verschiebt er das Datum der Offenlegung. Zwischenzeitlich konnte er den Archäologen Jonathan Gray aus Südaustralien überzeugen. Gray publizierte darauf sein Buch "Ark of the Covenant" (Die Bundeslade). Zu Gesicht bekam Gray die Lade aber auch nicht. Dann kam noch eine CD-Rom auf den Markt, die von den Entdeckungen Wyatt's multimedial berichtet. Denn Wyatt ist auch der Entdecker anderer archäologischer Rätsel. So will er die Arche Noah und die Orte Sodom und Gomora aufgefunden haben!
4. Versteck: Im Nildelta von Unterägypten
Ein ägyptischer Pharao soll die Lade in einem Tempel in Unterägypten verwahrt haben.
5. Versteck: In einer Höhle bei Qumran am Toten Meer
Als in den 50er Jahren bei Qumran am Toten Meer Tonkrüge mit Schriftrollen entdeckt wurden, fand sich in der Höhle Nr. 3 auch eine Kupferrolle. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten, konnten sich Gelehrte der Übersetzung annehmen. Heraus kam dabei, daß die beschreibt wo so mancher Schatz noch zu bergen sei. Angeblich wurden bereits manche der versteckten Gegenstände aufgrund der Kupferrolle gefunden. Das brisante daran ist, daß die Kupferrolle beschreibt, wo sich ein Teil des Tempelschatzes des zweiten Tempels, zudem aber nicht unbedingt die Bundeslade gehörte, verborgen ist. Der ehemalige baptisten Geistliche Vendyl Jones aus Texas ging dieser Spur nach, ohne bisher die Lade bergen zu können.
6. Versteck: Beim Lemba-Stamm in Zimbabwe
Hierzu möchte ich einen Ausschnitt aus einem Artikel von meinem geschätzten Kollegen Walter-Jörg Langbein wiedergeben, der im Explorer 3/1992 unter dem Titel "Geheimnisvolle Bundeslade - Eine Spur führt nach Zimbabwe" erschien:
"Könnte es sein, daß die Bundeslade zu Salomons Zeiten in das heutige Zimbabwe geschafft wurde? Einheimischer Überlieferung zufolge wurde die steinerne Anlage (von Great Zimbabwe) in Grauer Vorzeit von den Vorvätern des Lemba-Stammes erbaut. Die Lemba aber sehen sich noch heute als einen verlorenen Stamm Israels an.
Hauptheiligtum der Lemba war Ngoma Lugundru. Der arabische Geograph Alidrisi berichtet im zwölften Jahrhundert: es war ein Heiligtum, das von Afrikanern auf langen Reisen durch das Land mitgeführt wurde.
Harald van Sikard, ein Forschungsreisender aus Schweden, sah Ngoma Lugundru noch gegen Ende des letzten Jahrhunderts. Demnach war das Objekt in seinen Maßen mit der Bundeslade des alten Testaments vergleichbar. An jeder Ecke hatte es Ringe, durch die zwei Tragestangen geschoben wurden. Wie die Bundeslade durfte der heilige Kultgegenstand nicht die Erde berühren, und wie die Bundeslade wurde er bei Schlachten mitgeführt, vorangetragen, und dabei als "Verkörperung Gottes" angesehen. Van Sikard: "Der Gott der Lemba heißt Errahim, eine Verfälschung des hebräischen Elohim". Die Bundeslade soll die heiligen Tafeln mit den zehn Geboten beinhaltet haben - auch in Ngoma Lugundru sollen sich heilige Gegenstände befunden haben. Wurde die Bundeslade von Israel nach Zimbabwe gebracht?"
Und es stellt sich auch die Frage, was aus Ngoma Lugundru wurde. Ob es noch heute existiert?
7. Versteck: In der St. Maria Zion Kapelle von Axum in Äthiopien
"Dieser Kasten war eine in Indien hergestellte Truhe, als sie geöffnet wurde, sahen wir vor uns die Tafel mit den zehn Geboten. Wir nahmen sie heraus, um sie genau zu betrachten. Der Stein war von rötlichem Marmor, von einer Art wie man ihn gewöhnlich in Ägypten findet; er war viereckig, 24 cm lang, 22 cm breit und nur 3 cm dick. Am Rande waren Blumen eingraviert; in der Mitte sah man eine zweite Quadratlinie in Gestalt einer dünnen Kette, und zwischen diesen zwei Quadraten waren die zehn Gebote aufgezeichnet, und zwar fünf auf einer, fünf auf der anderen Seite. Auf dem unteren Teil der Tafel standen drei Buchstaben, deren Bedeutung uns niemand erklären konnte. Der Stein schien nicht allzu alt zu sein; höchstens stammte er aus dem 13. oder 14. Jahrhundert."
So beschrieb der armenische Pater Timotheus (1855-1868) die Bundeslade, wie sie ihm im Allerheiligsten von Axum vorgeführt wurde.
Ich möchte den Spuren ins Hochland Äthiopiens nachgehen. Soweit sich dem äthiopischen Nationalepos "Kebra Nagast - Die Herrlichkeit der Könige" u. a. ähnlichen Erzählungen folgen läßt, wurde die Bundeslade vom gemeinsamen Sohn der Königin von Saba und König Salomo entwendet und nach Äthiopien gebracht. Er trug den Namen Menelik. "Er kam [vom Roten Meer] über die Äzyaba-Straße nach Wäqerom und von dort nach Mäsäs und Bur und weiter nach Aksum. Die Lade wurde in der Festung von Däbra Makäda aufgestellt." Vielleicht stimmt aber auch die Sage, daß die Lade 40 Jahre lang auf dem Feld vor der Stadt Aksum stand, bis Gott befahl ein Heiligtum aus Gold zu bauen. Das soll die Kirch Maria Zion sein. Eine andere Legende berichtet, die Lade wurde zunächst auf die Insel Tana Cherkos (Tana Kirkos) im Tanasee, die Quelle des blauen Nils, gebracht. Dort soll sie ungefähr 600 Jahre lang geblieben sein, bis man die Reliquie um 300 v. Chr. von der Insel nach Aksum transportierte. Erst als das axumitische Reich aufblüht und unter König Ezana (325 bis 355 n. Chr.) vom Götterglauben zum Christentum wechselte wurde für die Bundeslade eine Kathedrale gebaut. Das war im Jahre 340 n. Chr.. Die Kirche war somit die erste südlich der Sahara. Sie trug den Namen Sion, dem Namen der Lade. Noch heute finden sich die eingewachsenen Grundmauer der Kathedrale in Axum (vgl. Bild 26 von Axum). Als die jüdische Königin Judith an die Macht gelangte wurden alle christlichen Denkmäler zerstört. So auch die Kathedrale von Axum. Doch wo blieb die Bundeslade oder ging sie sogar verloren? Graham Hancock, der Autor von "Die Wächter des heiligen Siegels" recherchierte dem nach: Die Lade wurde für 72 Jahre auf die Insel Debra Zion im Zwai-See gebracht. Hancock erfuhr aber auch noch andere Umstände. Demnach traf die heilige Bundeslade nach einem längeren Aufenthalt auf der ägyptischen Nilinsel Elephantine erst um 470 v. Chr. auf Tana Cherkos im Tanasee ein, wo sie ca. 800 Jahre lang blieb. Inzwischen wurde aus dem heidnischen Äthiopien ein christliches unter König Ezana. So konnte die Lade reibungslos in die Kathedrale von Axum überführt werden.
Sorgen bereiten mir die Widersprüche in den einzelnen Legenden, besonders bei den Zeitangaben. Doch eines haben sie gemeinsam. Die Bundeslade war für lange Zeit auf Tana Cherkos oder kam direkt nach Axum. Als es dann in Axum die Kathedrale gab, war auch dort die Lade bis man sie vor der zerstörerischen jüdischen Königin Judith für 72 Jahre nach Debra Zion in Sicherheit brachte. Anschließend wurde die Lade wieder zurückgeführt.
Im Jahre 1535 wurde Maria Zion durch die Invasion der Moslems unter der Führung von M. Ahmed Granj erneut total zerstört. Zwischen 1607 und 1632 wurde die Kathedrale durch Kaiser Fasilidas neu errichtet (vgl. Bild 62 von Axum). Sie steht heute noch. Inzwischen ist sie allerdings ein Männerkloster und darf darum nur von Männern betreten werden. Im Inneren schirmen drei lange dicke Vorhänge die drei allerheiligsten Räume ab. Einst muß in einem der Räume die Lade gestanden haben. Doch was geschah in der Zeit zwischen dem moslemischen Einfall und der Wiedererrichtung der Kathedrale? Angeblich soll auch in jener Epoche die Lade in Sicherheit gebracht worden sein. Wohin? Das weiß niemand! Man sagt sich, daß sie auf eine Insel im Tanasee transportiert wurde. Doch alle sind sich einig, daß die Bundeslade wiederkehrte. Schließlich wurde sie in den letzten Tagen der Schlacht von Adua (Adwa) erfolgreich gegen die Italiener geführt. In den 60er Jahren dieses Jahrhunderts zog die Reliquie ein letztes mal um. Von Kaiser Haili Selassie und seiner Frau, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kathedrale Maria Zion, eine kleine Kirche mit selben Namen erbaut (siehe Bild 67 von Axum). Sie dient ausschließlich zur sicheren Verwahrung des Heiligtums. Die Kirche dürfen nur wenige Menschen betreten. Das Allerheiligste steht nur dem Wächter der Lade offen! (vgl. Bild 1)
FAZIT: Die Spur nach Äthiopien ist sehr verworren und legendenhaft. Ihr wahrer Kern ist nicht auszumachen.
Es gibt aber noch eine Spur, die durch die ganze Antike führt. Demnach soll die Lade die babylonische Zerstörung des ersten Tempels von Jerusalem unbeschadet überstanden haben. Daraufhin kam die Lade als Beutegut mit ins Exil. Darüber existieren aber keine Aufzeichnungen. Es soll dann aber der Perserkönig Kyros die Reliquie den Juden zurück gegeben haben. Die bauten ihren zweiten Tempel. So fand die Lade ihr neues Zuhause, bis dann der Tempel durch den römischen Kaiser Titus geplündert wurde. Alle heiligen Gegenstände wanderten nach Rom (siehe Bild 3 von Rom), mal abgesehen von denen, die wie in der Kupferrolle von Qumran beschrieben, rechtzeitig versteckt wurden (evtl. war auch die Bundeslade darunter). Sollte die Lade dennoch nach Rom gebracht worden sein, dann tauchte sie aber in keiner Aufzeichnung, gleichgültig welcher Art auch immer auf. Jüdische Sagen wissen aber weiter zu berichten, daß die heiligen Geräte beim Sturm der Vandalen aus Rom nach Karthago gebracht wurden. Doch keine hundert Jahre später, wurden die Karthager von Belisar besiegt, der wiederum die heiligen Gerätschaften als Beute nahm und sie in seine Hauptstadt brachte. Auf Bitten eines Rabbiners hin, wurden die Reliquien an die Juden zurückgegeben und müßten sich demnach längst wieder im Heiligen Land befinden. Doch wo?
Gemutmaßt wird auch, daß vielleicht längst der Orden der Tempelritter im Mittelalter das Versteck der Bundeslade aufgespürt hat, entweder in Jerusalem oder am Berg Nebo oder gar in Qumran? Doch wo blieb dann die Lade verschollen?
Kurzinhalt zum Dokumentarfilm DER DRITTE TEMPEL
In den ersten 50 Jahren des neu gegründeten israelischen Staates ging die größte Gefahr für ihn von seinen arabischen Nachbarn aus. Der Mord an Rabin durch Yigal Amir, einen national-religiösen Juden, markierte einen Wendepunkt. Heute spaltet sich die Nation zwischen säkularen und religiösen Juden, der Kampfplatz liegt im Inneren. Ein Bürgerkrieg droht. Was sind die Wurzeln des Konfliktes ?
Der Berg Moriah in Jerusalem, Tempelberg genannt, ist religiöser Mittelpunkt jüdischer Geschichte. Der Legende nach hat Gott hier Adam erschaffen, Abraham war bereit, dort seinen Sohn Isaak zu opfern. Um 967 v.Chr. ließ der sagenhafte König Salomon an diesem Ort ein Gotteshaus errichten, den Ersten Tempel. Nebukadnezar zerstörte den Tempel 587 v.Chr., unter Serubbabel wurde 515 v.Chr. der Zweite Tempel eingeweiht, der von den Römern 70 n.Chr. in Schutt und Asche gelegt wurde. Zweitausendjähriges leidvolles Exil war die Folge.
Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels war die Sehnsucht der Juden nach Rückkehr in die heilige Stadt immer auch verbunden mit der Hoffnung auf den Wiederaufbau eines "Dritten Tempels".
Die Eroberung Jerusalems durch die Moslems 691 n.Chr. und der Bau des Felsendomes exakt auf dem Fundament des Ersten und Zweiten jüdischen Tempels stellte sich diesen Träumen entgegen.
Wie ist die Situation heute, 50 Jahre nach der Gründung des Staates Israel ?
- Das Land wurde erobert, Jerusalem wiedergewonnen und 1900 zur ungeteilten Hauptstadt Israels erklärt.
- Das Tempelinstitut, eine Organisation national-religiöser Extremisten, fordert die Wiedererrichtung des jüdischen Tempels "so bald wie möglich". Die dann benötigten Kultgegenstände sind bereits gefertigt. Ein Mitarbeiter, Yehuda Etzion, wurde 1982 bei dem Versuch gefaßt, den Felsendom in die Luft zu sprengen. Er arbeitet heute wieder im Tempelinstitut.- Arafat und die Palästinenser beanspruchen ebenfalls Jerusalem als Hauptstadt eines Palästinenserstaates. Der Felsendom bildet neben Medina und Mekka für die arabischen Nationen die Grundlage ihrer religiösen Welt.
Die Dreharbeiten für unseren Film wurden 1999 abgeschlossen. Die verschiedenen Positionen des Konfliktes werden dargestellt durch Interviewpartner, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben: für das säkulare Israel Ignatz Bubis, Uri Avnery, für die Palästinenser Hanan Ashrawi, für den religiösen Hintergrund Seffi Rachlevsky, für den aktiven jüdischen Untergrund Yehuda Etzion.Außenaufnahmen in Jerusalem, Tel Aviv, in der besetzten Westbank und am Toten Meer bilden den aktuellen Rahmen des Konfliktherdes. Archivmaterial illustriert den historischen Bezug.
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Jerusalem - heilige Stadt?
Mythos und WirklichkeitLe monde diplomatique, die monatliche Beigabe zur Berliner Tageszeitung "taz", bracht am 10. November 2000 einen höchst informativen Hintergrundartikel über die Bedeutung der Stadt Jerusalem für Israel und die Palästinenser. Eine Schlussfolgerung daraus: Die intransingente Haltung Israels lässt sich weder religiös noch historisch begründen. Wir dokumentieren den Artikel von Marius Schattner, Journalist in Tel Aviv, leicht gekürzt.
Mythos und Wirklichkeit der Heiligen Stadt
Israel und Palästina: Jerusalem, Al-QudsJERUSALEM hat sich als das entscheidende Problem bei den einstweilen gescheiterten Verhandlungen über den endgültigen Status der 1967 von Israel besetzten palästinensischen Gebiete erwiesen. Es geht dabei vor allem um den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom. Israel ist nicht bereit, Ostjerusalem aufzugeben. Ministerpräsident Ehud Barak hat zwar erkennen lassen, dass er sich die Koexistenz zweier Hauptstädte - "Jerusalem" und "Al-Quds" - am selben Ort vorstellen könne, doch die israelische Souveränität über den Tempelberg gilt nach wie vor als unabdingbare Voraussetzung für einen Friedensvertrag mit den Palästinensern. So erstaunlich es klingen mag: Diese Haltung ist ein Ergebnis des Sechstagekriegs von 1967. Die Führer der zionistischen Bewegung, von Theodor Herzl bis zu Staatsgründer David Ben Gurion, haben solche Positionen nicht vertreten.
Von Marius Schattner
Eine Begebenheit des Sechstagekrieges im Juni 1967 hat sich besonders tief in das kollektive Gedächtnis der Israelis eingebrannt: das Bild von den Fallschirmjägern, die voller Ergriffenheit am Fuß der Klagemauer stehen, und dazu die Stimme ihres Befehlshabers, des Generals Notta Gur, der den Satz spricht: "Der Tempelberg ist in unserer Hand."
Am 7. Juni 1967 hatte die israelische Armee ganz Jerusalem eingenommen, auch das Plateau, auf dem die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom stehen - der Tempelberg der Juden. Auf dem Vorplatz sprach der Verteidigungsminister Mosche Dayan in die Rundfunkmikrophone: "Heute morgen hat der Tsahal [die Armee] Jerusalem, die geteilte Hauptstadt Israels, befreit. Wir sind an unsere heiligste Stätte zurückgekehrt, und wir werden diesen Ort nie mehr aufgeben."(1)
An jenem Tag entstand der Mythos von der Unteilbarkeit Jerusalems, als der "wiedervereinigten und ewigen Hauptstadt Israels". Und weil er seither so oft beschworen worden ist, scheint es heute fast unglaublich, dass vor 1967 weder die israelische Staatsführung noch die bis dahin maßgeblichen zionistischen Führer ein ernsthaftes Interesse daran gezeigt hatten, das Territorium von Ostjerusalem zu annektieren. Man muss es noch deutlicher sagen: Im weltlichen und diesseitigen Sinne hatte sich bis dahin die Frage der jüdischen Souveränität über den Tempelberg noch nie gestellt.
Wie jeder Mythos wurzelt aber auch die Idee des "befreiten Jerusalem" in der Vergangenheit - sie drückt die zweitausendjährige Verbundenheit der Juden mit Zion aus, jener Bergkuppe, die zum Symbol für Jerusalem geworden ist. Und während Christen und Muslime zuallererst nach Rom und Mekka blicken, gibt es für die Juden nur Jerusalem.
Der Tempel, der wie die Bibel berichtet von König Salomo auf dem Berg Moria errichtet wurde, war für die gläubigen Juden der heiligste Ort auf Erden. Es war der Ort, wo Abraham - stellvertretend für seinen Sohn Isaak - einen Hammel opferte. In diesem Tempel befand sich das "Allerheiligste", das allein der Hohepriester betreten durfte.
DASS die Zerstörung des Tempels durch die Römer, im Jahre 70 u. Z., die Heiligkeit des Ortes nicht aufheben konnte, geht auf Maimonides, den großen jüdischen Philosophen des 12. Jahrhunderts. Schon aus der Zeit nach dem Untergang des ersten Tempels, im Jahre 587 vor unserer Zeitrechnung, ist der Klagegesang der vertriebenen Juden überliefert: "An den Wassern von Babylon saßen wir und weinten, und wir dachten an Zion." Zum Gedenken an diese Klage ist es bis heute bei jüdischen Hochzeiten üblich, dass die Brautleute ein Glas zu Boden werfen und ausrufen: "Eher will ich meine Rechte (Hand) aufgeben, als dich, Jerusalem."
In den letzten vier Jahrhunderten gewann die Klagemauer (hebr. kotel) innerhalb des jüdischen Glaubens immer mehr an Bedeutung. An dieser Mauer, der den letzten Überrest des Tempels darstellt, versammelten sich die Gläubigen, um dessen Zerstörung zu beweinen und für die Ankunft des Messias zu beten, die das Ende ihres Exils bedeuten würde. Dann, und erst dann, sollte der Tempel wieder errichtet werden, so wie es im Talmud geschrieben steht: "Die Wiedererrichtung des Tempels und des Altars liegt wohl nicht in der Macht des Menschen."
Der Waqf, die Verwaltung der heiligen Stätten und Besitztümer des Islam, tolerierte die Gebete der Juden an der Klagemauer. Aber zum Haram asch-Scharif, dem heiligen Bezirk des Islam auf dem einstigen Tempelberg, wollte man den jüdischen Gläubigen keinen Zugang gewähren. Diese Anlage mit ihren beiden Moscheen, die sechshundert Jahre nach der Zerstörung des Tempels errichtet wurde, ist nach Mekka und Medina der drittwichtigste heilige Ort des Islam. Die Forderung wurde von den frommen Juden auch gar nicht erhoben - für sie wäre es ein Sakrileg gewesen, den heiligen Boden des Tempels zu betreten, ohne die rituellen Reinigungsgebote erfüllen zu können.
Schon damals kamen viele Juden ins Heilige Land, die vor den Verfolgungen aus ihren Heimatländern flohen und zugleich von der Hoffnung auf die baldige Wiederkehr des Messias angetrieben wurden. Die Ärmsten unter ihnen hofften häufig einfach auf Zuwendungen aus der Haluka.(2)
Auch der zionistischen Bewegung, die am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden war, ging es darum, die im Exil verstreuten Juden wieder zusammenzuführen, aber sie wollte damit nicht bis zur Ankunft des Erlösers warten. Von der Orthodoxie, die hilflos zusehen musste, wie sich der Nationalismus der religiösen Symbole bemächtigte, wurde die zionistische Bewegung deshalb in Acht und Bann getan. Paradoxerweise legte der weltliche Zionismus gegenüber der Stadt, von der er seinen Namen ableitete, eine zwiespältige Haltung an den Tag.
Die Kluft zwischen dem Himmlischen Jerusalem und der Wirklichkeit der Stadt Jerusalem musste bei den ersten Zionisten jene Enttäuschung hervorgerufen haben, von der so viele Besucher des Heiligen Landes berichten. "Auf dieser Stadt, der Heiligen Stadt dreier Religionen, scheint der Fluch Gottes zu lasten", notierte Gustave Flaubert am 11. August 1850 in sein Reisetagebuch. "Sie versinkt in Langeweile, Nichtstun und Verfall." Für Elieser Ben Jehuda, den Schöpfer des modernen Hebräisch, war der erste Eindruck erschreckend: "Die Stadt Davids, zerstört und verlassen, abgrundtief erniedrigt."(3)
Theodor Herzl, dem es vorrangig darum ging, die Unterstützung der Großmächte für sein Projekt eines Judenstaates zu gewinnen, wollte natürlich vermeiden, sich die Sympathien dieser - vorwiegend christlichen - Mächte durch überzogene oder verfrühte Ansprüche auf Jerusalem zu verscherzen. Bereits in seinem Werk "Der Judenstaat" (1896) sicherte der Begründer des Zionismus den Christen zu, dass für die heiligen Stätten "eine Art von Exterritorialität" vorgesehen sei. Bei einer Zusammenkunft mit dem Apostolischen Nuntius in Wien, am 18. Mai 1896, stellt Herzl sogar Exterritorialität für ganz Jerusalem in Aussicht: Die Hauptstadt des künftigen jüdischen Staates solle nördlich der Heiligen Stadt errichtet werden. Die gleiche Zusicherung machte er sogar seinen türkischen Gesprächspartnern, die als Herrscher des Osmanischen Reiches die Oberhoheit über Jerusalem innehatten.(4) Aber es handelte sich natürlich um taktische Zusagen, die ihn nichts kosteten . . .
Chaim Weizmann, der am Ende des Ersten Weltkriegs die Führung der zionistischen Bewegung übernahm, hatte für Jerusalem nicht viel übrig. Die Stadt war "in seinen Augen das Gegenteil des zionistischen Traums, sie symbolisierte die überholte Form des Judentums", bemerkt dazu der israelische Historiker Tom Segev.(5)
Wie heikel die Frage der heiligen Stätten war, wusste nicht zuletzt David Ben Gurion, das große Vorbild von Ehud Barak. Ben Gurion hatte wohl die Absicht, ein geeintes Jerusalem eines Tages zur Hauptstadt des jüdischen Staates zu machen, doch zunächst galt es, diesen Staat überhaupt zu schaffen - ein Ziel, das weit wichtiger war als alle historischen und religiösen Ansprüche auf die Heilige Stadt.
Gegenüber der zionistischen Rechten, die bereits Ende der zwanziger Jahre "Komitees zur Verteidigung der Klagemauer" gegründet hatte, vertrat Ben Gurion eine Politik des Machbaren. 1937 akzeptierte er den Teilungsplan der Peel-Kommission, der vorsah, in Palästina einen arabischen und - auf einem kleinen Teil des Territoriums - einen jüdischen Staat zu gründen. Jerusalem sollte unter britischer Oberhoheit bleiben.
Dem Vorwurf, er vertrete einen "Zionismus ohne Zion", hielt der Präsident des zionistischen Exekutivrats (Jewish Agency) damals entgegen, man müsse die Chance wahrnehmen, einen jüdischen Staat in Israel zu gründen, in der Hoffnung, ihn später ausweiten zu können. "Ich habe stets zwischen Eretz Israel [jenem Großisrael, das ganz Palästina umfassen soll] und einem Staat in Eretz Israel unterschieden", schrieb Ben Gurion 1937. "Ich weiß die Gebete und die Preislieder auf Zion zu würdigen", erklärte er nicht ohne Sarkasmus, "doch die Tatsache, dass sie eintausendachthundert Jahre lang dreimal täglich an 365 Tagen im Jahr wiederholt wurden, hat uns nicht das kleinste Fleckchen Land eingebracht, und wir sind der Erlösung keinen einzigen Schritt näher gekommen."
Doch einige Zionisten sperrten sich gegen eine Aufteilung Jerusalems in Verwaltungsbezirke. Dies hatte zur Folge, dass die Stadtverwaltung in palästinensischer Hand verblieb. "Unsere Situation in Jerusalem wäre heute viel besser", schrieb Ben Gurion damals, "wenn wir begriffen hätten, dass es besser wäre, Jerusalem zu teilen und eine eigenständige jüdische Verwaltung zu schaffen. Unglücklicherweise hat sich in dieser Frage ein fruchtloser, dummer und aufgeblasener so genannter Patriotismus durchgesetzt [. . .] Mit dem Resultat, dass wir zwar ein ungeteiltes Jerusalem haben, aber die Autorität bei den Naschaschibi und Chaladi liegt [den beiden Familien von palästinensischen Notabeln]. Und das alles nur, weil ein paar Möchtegernpolitiker in Jerusalem es gerne hätten, dass wir die Hoheit über den Tempelberg und die Omar-Moschee gewinnen."
Wie schon Herzl, war Ben Gurion vor allem daran interessiert, das neue Jerusalem westlich der Altstadt zu fördern. Dort sollte eine "jüdische Stadt" entstehen, in Abgrenzung zum alten Jerusalem, das sich der spätere Staatsgründer als ein "geistiges und religiöses Museum aller Religionen" vorstellte.(6) Dementsprechend entwickelte die Jewish Agency, die von Ben Gurion geführte Exekutive der zionistischen Bewegung, 1938 einen sehr detaillierten Plan, in dem vorgesehen war, dass der Westteil der Stadt zur Hauptstadt des jüdischen Staates wird, während der Ostteil, einschließlich der gesamten Altstadt, unter britischer Hoheit bleiben sollte.
In den Teilungsplan, den die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 29. November 1947 verabschiedete, wurden diese Vorstellungen aufgenommen. Die UN-Resolution 181 sieht einen jüdischen und einen arabischen Staat vor und stellt Jerusalem und die Heiligen Stätten unter ein "internationales Sondermandat". Ben Gurion besaß die Weitsicht, diesen Plan zu akzeptieren - gegen den Widerstand der zionistischen Rechten, die jedoch überstimmt wurde. Die Palästinenser hingegen lehnten den Plan ab. Die sich daraus ergebenden militärischen Auseinandersetzungen endeten für sie in der Katastrophe - auf Arabisch an-Nakba. Nicht nur, dass kein palästinensischer Staat zustande kam, die israelischen Streitkräfte nutzten darüber hinaus die Kampfhandlungen, um das Gebiet, das dem Staat Israel nach dem UN-Teilungsplan zugestanden hätte, um ein Drittel zu erweitern - mit der Folge, dass Hunderttausende von Palästinensern vertrieben wurden.
IN Jerusalem allerdings errang Israel keinen vollständigen Sieg. Ende Mai 1948 mussten 2 000 Juden aus der Altstadt in den Westteil Jerusalems fliehen, weil es der jordanischen Armee gelungen war, das jüdische Viertel zu erobern. Da die Verteidiger nicht genügend Männer unter Waffen hatten, um sich ohne Hilfe von außen zu halten, musste sich die zionistische Führung entscheiden, ob sie ihnen Verstärkung schicken oder das ganze Viertel evakuieren sollte. Am Ende tat sie weder das eine noch das andere: Sie wollte das jüdische Viertel seiner symbolischen Bedeutung wegen nicht aufgeben, doch sie war auch nicht gewillt, Truppen für Ostjerusalem abzustellen, die anderenorts dringender gebraucht wurden.
Am 13. Dezember 1949 verwarf Ben Gurion die UN-Resolutionen über die Internationalisierung Jerusalems und stellte in einer feierlichen Erklärung im Parlament fest, dass "Israel heute und künftig nur eine Hauptstadt hat - das ewige Jerusalem". Auch wenn es der Ministerpräsident nicht ausdrücklich betont hatte: Er dachte dabei an Westjerusalem. Als kurz darauf der Führer der nationalistischen Rechten, Menachem Begin, den Antrag stellte, schwarz auf weiß niederzulegen, dass zur Hauptstadt Israels auch die Altstadt und die heiligen Stätten gehörten, hielt ihm David Ben Gurion ironisch entgegen, ob er denn die Altstadt erobern wolle, und verwarf eine solche Erklärung als sinnlos.(7)
Erst im Juni 1967 stand eine israelische Regierung erneut vor der Frage, ob man Jerusalem dadurch wiedervereinigen wolle, dass man denOstteil der Stadt erobert. ...
Am Abend des 5. Juni 1967 äußerte Ministerpräsident Levi Eschkol noch Bedenken: "Man muss sehr sorgfältig abwägen, welche politischen Konsequenzen eine Besetzung der Altstadt hätte", erklärte er im Kabinett. Am nächsten Morgen zögerte auch Verteidigungsminister Mosche Dayan, die Eroberung zu befehlen. "Was machen wir mit dem Vatikan?", fragte er den befehlshabenden General.(8)
Aber die Versuchung war zu groß, und wie es weiterging, ist bekannt: Eine Art mystisch-nationalistische Hochstimmung erfasste große Teile der jüdischen Bevölkerung, man feierte nicht allein den Sieg, der wie ein Wunder erschien, man feierte auch die "Wiederkehr des Volkes Israel nach Eretz Israel". Damit war der Weg frei gemacht für die Erfolge der religiösen Ultrarechten.
Bereits am 10. Juni 1967 rückten israelische Planierraupen an, um das arabische Mugrabi-Viertel dem Erdboden gleichzumachen und einen riesige Platz vor der Klagemauer frei zu räumen. Über hundert Familien wurden vom Militär vertrieben. Man hatte ihnen nur drei Stunden Zeit gewährt, ihre Häuser zu verlassen. Am 27. Juni verabschiedete die Knesset ein Gesetz, das den Ostteil der Stadt unter israelische Verwaltung stellte. De facto war damit die Annexion vollzogen.
Die neuen Stadtgrenzen im Osten Jerusalems waren so beschaffen, dass sie ein möglichst großes Territorium und möglichst wenige palästinensische Bewohner einschlossen. Den israelischen Behörden lag aber auch daran, sich nicht den Zorn der Muslime in aller Welt zuzuziehen: Sie erlaubten sich keine Übergriffe auf den heiligen Bezirk der Moscheen auf dem Tempelberg. Nach der Eroberung des Plateaus sorgte Mosche Dayan dafür, dass die von den Soldaten gehisste israelische Fahne wieder eingeholt wurde, und am 17. Juni sicherte er der Verwaltung der religiösen Stiftungen (Waqf) die Erhaltung ihrer Zuständigkeit für den Haram asch-Scharif zu. Am 20. August 1967 entschied die israelische Regierung schließlich, den Juden das Gebet auf dem Vorplatz der Moscheen zu untersagen, um den Besorgnis erregenden Initiativen von Schlomo Goren, Großrabbiner der Armee, das Wasser abzugraben.(9)
Dass die Erlösung der Juden ihren Anfang mit der Eroberung des Tempelbergs nehmen müsse, war allerdings nicht nur die Idee eines verrückten Rabbiners. Zwar hielt der Philosoph Jeschajahu Leibowitz die kultischen Veranstaltungen am kotel, der Klagemauer, für ein abstoßendes und letztlich heidnisches Phänomen, gegen das er sogar mit der Wortschöpfung "Discotel" polemisierte.(10) Doch überzeugte Zionisten wie der 1988 verstorbene elsässische Germanist und Schriftsteller André Néher formulierten, was in der Luft lag. Für ihn stand außer Frage, dass "an jenem Morgen des Schawuot [das jüdische Pfingstfest, das 1967 auf den 7. Juni fiel] alle Juden spürten, dass ein messianisches Zeitalter angebrochen war." Néher verstand die Parole "Jerusalem ist nicht verhandelbar" als ein Glaubensbekenntnis oder doch zumindest als "gemeinsame Grundlage ausnahmslos aller politischen Parteien in Israel".(11)
Inzwischen ist deutlich geworden, dass Jerusalem eben doch verhandelbar ist, und spätestens seit den Oslo-Verträgen von 1993 wurde es tatsächlich zum Gegenstand von Verhandlungen. Doch die Hoffnung, dass man in dieser Frage zu einer Einigung kommen könne, hat sich im Sommer 2000 innerhalb weniger Wochen zerschlagen.
dt. Edgar Peinelt
Fußnoten:
1. Siehe "Israels Foreign Relations, selected document, Ministry of Foreign Affairs", Jerusalem 1976, S. 243.
2. Geldmittel für die religiösen Institutionen in Jerusalem, aufgebracht von Juden in der Diaspora.
3. Siehe Eliezer Ben Yehouda, "Le rêve traversée", Paris (Desclée de Brouwer) 1998, S. 100.
4. Siehe Theodor Herzl, "Der Judenstaat: Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage", Zürich (Manesse) 1996. In Herzls Tagebüchern heißt es in den Einträgen zum 19. Mai 1896 und 18. Juni 1896: "Ich versprach eine weitgehende Extraterritorialität." Theodor Herzl, "Zionistisches Tagebuch 1895 - 1899", Propyläen (München) 1984
5. Das hinderte Weizmann nicht, immer wieder zu versuchen, die Mauer in israelische Hand zu bringen. Siehe Tom Segev, "C'était en Palestine au temps des coqueliqots", Paris (Liana Lévi) 2000.
6. Brief an das Zentralkomitee der Mapai vom 1. Juli 1937. Siehe David Ben Gurion, "Israel: der Staatsgründer erinnert sich", Frankfurt a. M. (Fischer-Taschenbuch-Verl.) 1998.
7. In der Parlamentsdebatte am 9. November 1949.
8. Siehe die Memoiren von Eschkols damaligem Militäradjudanten: Israel Lior, "Heute bricht der Krieg aus" (Hebr.), Tel Aviv 1987. Siehe auch "Haaretz" vom 29. September 2000.
9. Der Rabbiner Goren glaubte, den Ort zu kennen, an dem sich das Allerheiligste der Juden befunden hatte, und glaubte deshalb, den Vorplatz der Moscheen betreten zu können, ohne ein Sakrileg zu begehen.
10. Zit. n. "Haaretz", 21. Juli 2000.
11. Siehe André Néher, "Jérusalem l'irremplaçable" und "Les grandes retrouvailles", in: "Dans tes portes, Jérusalem", Paris (Albin Michel) 1972.