aus Sicht der Russen:

Geschrieben von BBouvier am 22. Juli 2004 02:59:19:


Was Amerika mit Europa vorhat (Nationalzeitung)

von Gorbatschow-Berater Prof. Daschitschew

(gekürzt.....: - wie die Russen das alles sehen.../ BB)


Der frühere Gorbatschow-Berater Prof. Dr. habil. Wjatscheslaw Daschitschew ist den Entwicklungen seit jeher voraus. Im April 1989 leitete er der sowjetischen Führung eine Denkschrift für die Überwindung der deutschen Teilung zu. Daschitschew war der Leiter der Abteilung für außenpolitische Probleme im Rahmen der Akademie der Wissenschaften und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Konsultativen Beirats im Außenministerium.
An der Freien Universität Berlin, an der Universität München und an der Universität Mannheim hatte er Gastprofessuren inne.

Die Ziele der USA

Aus der Schutzmacht, die Europa im Kalten Krieg vor dem Zugriff der messianischen expansiven Politik der sowjetischen Führung gerettet hatte, verwandelten sich die USA in einen Faktor der Herrschaft über europäische Länder. Hauptinstrument ihrer Europapolitik blieb weiter die NATO. Bald nach der Geburt dieses Bündnisses wurden ihm die Zielsetzungen der USA auf die Fahnen geschrieben:
die Amerikaner in Europa, die Deutschen im Zaume und die Russen außerhalb Europas zu halten.
Obwohl die „Gefahr aus dem Osten“ nach dem Zerfall der UdSSR dahinschwand, ließen die Amerikaner diese Trias von Zielen ihrer Europapolitik in Kraft.

Die Stationierung amerikanischer Truppen auf deutschem Boden symbolisiert die unveränderte Präsenz der USA in Europa. Deutschland bleibt also ein quasiokkupiertes Land.
Die NATO dient auch weiterhin als ein bequemes Instrument, die Deutschen im Zaume zu halten und sie im Fahrwasser der amerikanischen Politik schwimmen zu lassen. Unter dem Druck der USA musste die Regierung der Bundesrepublik ihre Verträge und das Völkerrecht grob verletzen, indem sie die Bundeswehr im amerikanischen Krieg gegen Jugoslawien einsetzte. Zu diesem Thema gehört auch die der Bundeswehr gestellte Aufgabe, die nationalen Interessen der Bundesrepublik am Hindukusch zu verteidigen (!?).
Nur im Falle des Irak gelang es dem Weißen Haus nicht, der Bundesregierung seinen Willen aufzudrängen. Zu evident war die allgemeine Proteststimmung in Europa, insbesondere in Deutschland, gegen dieses abenteuerliche Unternehmen der Bush-Administration. Die Absicht der Amerikaner, die Europäer weitgehend in den Dienst ihrer Interessen zu stellen, fand in den Plänen zur Globalisierung der NATO ihren Niederschlag.


Russland im Fadenkreuz

Zum Hauptobjekt der amerikanischen Europapolitik nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde begreiflicherweise Russland. Mit seinem großen strategischen Nuklearpotenzial, für das „das Fenster der Verwundbarkeit“ Amerikas offen stand, mit seinen bedeutsamen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Ressourcen war es ein „Dorn im Auge“ für die US-Administration und ein potenzielles Hindernis für ihre globale Herrschaftspolitik.
Deswegen wurde die Zielsetzung, Russland außerhalb Europas zu halten, durch viele andere ergänzt: Russland möglichst maximal zu schwächen, in Russland eine starke, amerikanische Lobby in den höheren Etagen der Macht zu schaffen, die Ruinierung und die Ausplünderung des Landes durch die Oligarchen, korrupte und kriminelle Kreise zu fördern und, was besonders wichtig war, die russischen Bürger und den russischen Staat mit all seinen Strukturen (Wissenschaft, die Streitkräfte, Schulwesen, Gesundheitswesen u. a.) in den Zustand großer Armut und des Elends zu versetzen.
Diese Ziele wurden mit Hilfe der antinationalen, auf die USA orientierten Führung von Jelzin, die in ein mafiaoligarchisches Regime entartete, erreicht. Die entscheidende Rolle spielte dabei die von den Amerikanern erfundene und von der Jelzin-Mannschaft durchgeführte „Schocktherapie“ der Wirtschaft und der Gesellschaft Russlands. Man braucht 20 bis 30 Jahre, um die verheerenden Folgen dieser „Therapie“ zu beseitigen und Russland wieder herzustellen. Nach Schätzungen von Experten sind die Schäden dieser „Therapie“ für Russland größer als die des Zweiten Weltkrieges.

Die Unterminierung Russlands von innen wurde durch den militärischen Druck von außen begleitet:
die Osterweiterung der NATO. Sie erfüllt viele Aufgaben gleichzeitig. Der europäische Kontinent wird durch die Schaffung einer neuen Trennungslinie gespalten; Russland wird von Europa isoliert; die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland wird gravierend erschwert in Erkenntnis dessen, dass es auf der Welt keine zwei Völker gibt, die sich besser ergänzen und gegenseitig voranbringen können als Russen und Deutsche; die Amerikaner messen der NATO-Osterweiterung eine große Bedeutung bei, um damit ihre Präsenz in Europa zu rechtfertigen und zu legitimieren.


Eine „Kubakrise“ in Europa droht

Mit der Eingliederung der osteuropäischen Länder in die NATO erhalten die USA ein weites Aufmarschgebiet unmittelbar an der westlichen Grenze Russlands. Ein Teil der in Deutschland stationierten Truppen wird laut dem Beschluss Bushs über die globale Umdislozierung der amerikanischen Streitkräfte in dieses Aufmarschgebiet transportiert.
Daneben planen die Amerikaner, eine Bedrohung für Russland im Süden zu schaffen und ihre Basen im Kaukasus, an der Küste des Schwarzen Meeres und in Mittelasien zu errichten.
Den Kaukasus haben sie zur Sphäre ihrer nationalen Interessen erklärt.
Wie kann all das in Russland im Hinblick auf die amerikanische Doktrin des „präventiven Interventionismus“ wahrgenommen werden?
Stellen wir uns vor:
Die Amerikaner stationieren in Polen und in baltischen Staaten ihre Nuklearraketen, die imstande sind, in wenigen Minuten Moskau und die russischen strategischen Waffen zu zerstören. Russland wird der Möglichkeit eines Zweitschlages, die der Verhinderung eines Überfalls dient, beraubt. Wird die russische Führung das hinnehmen?

Dies ist nicht möglich.(!!!)

Dann entsteht auf dem europäischen Territorium eine „umgekehrte Kubakrise“, eine Situation wie 1962. Oder eine andere Option: Die USA mischen sich im Namen der NATO in die Konflikte auf dem ehemaligen Territorium der UdSSR ein. Wird Russland beiseite stehen?

Ich glaube nicht.(!!!)

Man darf nicht vergessen, dass die beiden Weltkriege durch lokale Konflikte, in die sich die Großmächte einmischten, provoziert wurden.

Im Unterschied zu der NATO-Osterweiterung birgt die EU-Erweiterung keine geopolitischen und geoökonomischen Gefahren für Russland in sich. Die Einigung Europas nach dem Prinzip „Einheit in Vielfalt“ ist ein natürlicher und unaufhaltsamer Prozess. Ich glaube, Russland, die Ukraine, Weißrussland sowie andere europaorientierte Republiken der ehemaligen Sowjetunion werden sich in der fernen Zukunft der europäischen Integration anschließen, sobald sie wirtschaftlich und politisch dazu reif sind. Bis dahin kann sich in Osteuropa eine Integrationsgruppierung entwickeln, bestehend aus den oben genannten Ländern. Die Zusammenarbeit zwischen zwei europäischen Integrationen wird zu ihrer Verschmelzung führen und zur Bildung eines gesamteuropäischen Hauses und eines gesamteuropäischen Sicherheitssystems. Das entspricht keinesfalls den Interessen der regierenden Elite der USA. Schon jetzt macht sie alles, um die Herausbildung dieser gigantischen wirtschaftlichen und politischen Machtballung zu vereiteln.

Das verdeutlicht unter anderem, warum die USA einen starken Druck auf die EU ausüben, damit sie die muslimische Türkei, die den europäischen Werten fremd ist, in die Union aufnimmt. Die Verwirklichung dieser amerikanischen Idee wird das Funktionieren der EU lähmen.

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Die Europäer dürfen das 21. Jahrhundert nicht verlieren.







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