Untersuchung Präkognition, Feldpostbriefe etc

[ Prophezeiungen & Aktuelles Weltgeschehen ]

Geschrieben von Fred Feuerstein am 30. Dezember 2001 12:56:00:

Als Antwort auf: Re: Reflexionen geschrieben von Mr. Spock am 29. Dezember 2001 20:33:25:

Hallo H.v.v. (Homo vulkaniensis vulkaniensis)

Kleine Bitte: Nicht gängige Abkürzungen möglichst vermeiden, da viele, denke ich, mit der Abkürzung H.s.s. (Homo sapiensis sapiensis) nichts anfangen können und eher Hass oder Himmlers SS da herauslesen. Ich versuche es soviel wie möglich zu vermeiden, gelingt mir aber auch nicht immer.

Zu den „prophetischen Bienen“:
Solche Beispiele habe ich nicht gemeint. Das hat natürlich nichts mit 6.Sinn zutun, sondern die Bienen haben ganz einfach den starken Luftdruckabfall, möglicherweise auch die Zunahme der stat. Elektrizität vor diesem Gewitter registriert (Ein Blick auf den Barometer hätte wahrscheinlich genügt). Tiere reagieren darauf normalerweise mit erhöhter Aggressivität und/oder Fluchtreflex.
Was ich meinte sind Berichte über z.B. Ratten , die schon bevor das Schiff auf ein Riff aufläuft, oder mit einem Eisberg kollidiert die Gefahr spüren und dementsprechend reagieren.


Zu den menschlichen Propheten:

Erläuterungen zu den Feldpostbriefen:
A.Tollmann „Das Weltenjahr geht zur Neige,Bölau Verlag 1998,S.207):
Die Ausführungen des Sehers sind knapp danach schriftlich in zwei Feldpostbriefen (24. August und 3o. August 1914) vom bayerischen Soldaten Andreas Rill festgehalten worden. Die Briefe wurden aus den Vogesen an seine Familie in Untermühlhausen bei Landsberg geschickt. Später wurden sie mehrfach auf ihre Originalität hin überprüft. Ein Brief ist im Original bei dem Benediktinerpater E Renner im Kloster St. Ottillen bei München erhalten. F. Renner hat die Briefinhalte 1953 in einer Missionszeitschrift erstmals veröffentlicht. W. J. Bekh (Bayrische Hellseher 1980, Ludwig Verlag) und H. Bender (Kriegsprophezeiungen Teil I: Der prophetische Franzose. –Z. Parapsychol. und Grenzgebiete d. Psychologie., 22, S.1-22 Freiburg/Breisgau 1980) haben über das Umfeld und das Schicksal dieser Feldpostbriefe näher berichtet.

Pers. Anmerkung:
Zu Prof. Bender muß man anmerken, daß sein von ihm geleitetes Institut zur Erforschung von parapsychologischen Phänomenen sehr kritisch objektiv bei der Erforschung dieser und auch anderer Phänomene im Grenzbereich zur unserem derzeitigen naturwissenschaftlichen Weltbild vorging. Er kommt nach Untersuchung zu dem Schluß, daß hier Präkognition die einzig mögliche Erklärung der Vielzahl von eingetroffenen Prophezeiungen ist.

Prof. Benders Stellungnahme Stand der Untersuchung der Präkognition(Wolfgang Johannes Bekh, Heyne 1980S.144 -146 ):

Der Verfasser hatte am 1. Oktober 1975 ein Gespräch mit Prof. Dr. Hans Bender, dem Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg. Bender kann die Beunruhigung, die von den geschilderten Erscheinungen ausgehen mag, in manchen Punkten abschwächen. Es folgt hier die Mitschrift einer Stellungnahme, die Bender in dem erwähnten Gespräch abgegeben hat. Er bezieht sich darin ausschließlich auf bayerische Hellseher und scheidet den Fragenkomplex um Johansson aus:

»Die erste Frage, die an den Parapsychologen gestellt wird, ist wohl die nach der Existenz der Prophetie, des Hellsehens in die Zukunft. Denn ein nicht geringer Teil der Zeitgenossen wird Prophetie für Aberglauben halten. Andere werden davon überzeugt sein. Vom Standpunkt der Parapsychologie, der Wissenschaft von den okkulten Erscheinungen, kann man Folgendes sagen: Wir haben als Hauptforschungsgebiet die Untersuchung der sogenannten >außersinnlichen Wahrnehmung(, die in drei Formen untersucht wird: Telepathie, die außersinnliche Beziehung zwischen Menschen, vielleicht auch Tieren; dann Hellsehen, die außersinnliche Wahrnehmung von objektiven Sachverhalten, und Hellsehen in die Zukunft: wir nennen das Präkognition.

Die Parapsychologen sind heute von der Existenz der Präkognition, der Prophetie, zum großen Teil überzeugt. Es hat lange gedauert, denn die Behauptung, daß die Zeit übersprungen werden kann, ist so ungeheuerlich, daß wirklich ein sehr massives Beweismaterial notwendig ist.

Wir schöpfen für dieses Urteil - Präkognition existiert - aus drei Quellen. Erstens die sogenannten >spontanen Phänomene<, das heißt: die Berichte aus allen Teilen der Bevölkerung, denen wir nachgehen, über Ahnungen, Zweites Gesicht, Wahrträume. Und hier hat das Freiburger Institut ein verläßliches Material in der seit 25 Jahren durchgeführten Untersuchung mit einer Schauspielerin, Frau Christine Mylius, deren Träume alle 14 Tage uns mitgeteilt werden und die wir nun untersuchen, ob sie spätere Situationen vorwegnehmen. Das ist in der Tat der Fall. Es sind auffallende Übereinstimmungen zwischen den Träumen und den späteren Realsituationen. Zweite Quelle sind quantitativ statistische Experimente, die bisher ein noch relativ dünnes Material für die Präkognition erbrachten, und die dritte Quelle ist die Untersuchung von Medien, besonders begabten Menschen - wir nennen sie >Sensitive< -, wie es offenbar auch Irlmaier war, wenn er auch nicht in Laboruntersuchungen getestet wurde. Und hier ist vor allem der holländische Paragnost Croiset zu nennen, der mich von der Existenz der Präkognition überzeugte. Croiset vermag, wir haben es in zahlreichen Experimenten geprüft, vorauszusagen, wer in einer bestimmten Veranstaltung auf einem durch das Los gewählten Stuhl sitzen wird; er schildert den Betreffenden, schildert Erlebnisse, die ihn charakterisieren.

Nun wird man fragen: Wie ist denn die Tragweite einer solchen Fähigkeit? Und da gilt folgendes Grundsätzliche: Kein Sensitiver, kein Hellseher vermag zu unterscheiden, ob seine Eindrücke reine Phantasie sind, ob sie telepathisch, hellseherisch oder gar prophetisch verursacht werden oder ein Mixtum sind. Daher ist die praktische Anwendung dieser Fähigkeiten so außergewöhnlich zweifelhaft. Man kann sagen: Eine als paranormal gemeinte Aussage muß mit dem normalen Erkenntnisvermögen nachgeprüft werden, um irgendeinen Wert zu bekommen.

Dann gilt ganz allgemein, daß diese Blicke in die Zukunft sich fast ausschließlich auf individuelles Schicksal beziehen. Ein Buch von meinem holländischen Kollegen Prof. Tenhaeff, >Kriegsprophezeiungen<, zeigt dies, Hier sind Prophezeiungen gesammelt, die kleine Ereignisse individueller Menschen betreffen, die auch eintrafen, und die nun im Zusammenhang mit einem Kriegsgeschehen standen. Der Krieg als solcher ist nicht vorausgesehen worden, nur Folgeerscheinungen, die das individuelle Schicksal dieser Menschen betrafen.

Eine Untersuchung über die Ergiebigkeit von Kriegsprophezeiungen, bezogen auf den Ersten Weltkrieg, liegt übrigens von dem flämischen Dichter Maurice Maeterlinck vor. Er hat sorgsam 83 Prophezeiungen zum Weltkrieg untersucht. Er fand sie alle wertlos bis auf zwei. Maeterlinck schrieb Folgendes:

Ein Geheimnis von diesem Gewicht<, gemeint ist der Erste Weltkrieg, >hätte auf allen Existenzen lasten und Vorahnungen und Enthüllungen hervorrufen müssen. Nichts Derartiges. Sorglos kamen und gingen wir unter dem drohenden Unglück, das von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag und schließlich von Stunde zu Stunde näher kam, und sahen es erst, als es bereits unsere Häupter berührte. <

Nun haben wir zwei Feldpostbriefe kennengelernt: Ein unbekannter französischer Zivilist hat am Anfang des Ersten Weltkrieges bayerischen Soldaten Prophezeiungen gemacht. Sie sind in der Tat erstaunlich und gehören zu den ganz großen Seltenheiten, bei denen kollektives Schicksal vorweggenommen wurde. Und zwar in einem selten anzutreffenden Umfang. Wenn die Materialien zuverlässig sind - und wir werden sie nachprüfen – ist das eine Ausnahme, da hier recht Konkretes - etwa die Hitlerdiktatur - mit Datenangaben vorausgesagt wurde. « (Daß die Materialien dieser Nachprüfung standgehalten haben, ist dem Verfasser - wie bereits erwähnt - von Pater Frumentius Renner und von Professor Bender selbst mitgeteilt worden.)

»Fest scheint zu stehen, daß vor allem Irlmaier Psi-Fähigkeiten hatte. Die Anekdoten - Bunker in Rosenheim - sind ganz in der Linie, in der wir auch Material aus anderen Quellen haben. Was seine Kollektiv-Voraussagen eines Dritten Weltkrieges anbelangt, ist zunächst einmal zu sagen, daß er zu dem angegebenen Zeitpunkt nicht eingetroffen ist; dann, daß wir wirklich keinerlei Kriterium dafür haben, daß diese Prophezeiung, die eine Art EndzeitPhantasie sein kann, irgendwie Verläßliches enthält. Bei aller niedialen Begabung von Irlmaier: Das können Phantasien sein, genährt von dem Wissen um Atombomben, um andere zerstörerische Waffen.

Alle diese Hellseher sind ja irgendwie doch religiös gezeichnet, kennen die Endzeit-Mythen und sind davon beeinflußt. Trotzdem: Irlmaier kann als ei nes der erstaunlichsten Phänomene unter den Sensitiven der neueren Zeit bezeichnet werden. Es ist da also zwar kein Grund zur Beunruhigung, aber auch kein Grund, die Frage der Präkognition in Bausch und Bogen abzulehnen, wie das heute vielfach von Aufklärern geschieht, die einfach nicht richtig informiert sind. «


Anmerkungen zu den Feldpostbriefen (Wolfgang Johannes Bekh, Heyne 1980S.102-109 ):


Der Feldpostbriefschreiber erwartet offensichtlich die dritte Katastrophe - übrigens wie Irlmaier, wovon später noch die Rede sein soll - bald nach dem Ende der zweiten: in der Krisenzeit um 1947/48 (Irlmaier 1950). Eine Untersuchung wäre lohnend, ob solches zu frühe Datieren vielleicht auch darin seine Ursache haben könnte, daß die Zeit reif war und Verspätungen »Aufschübe« sind, nicht »Aufhebungen«.

Die Ankunft des Antichrist datiert er verschlüsselt: »... wenn der Markustag auf Ostern fällt. « Ostern war im Jahr 1943 am 25. April. Das nächste Mal wird es erst 1998 der Fall sein. (?)

Unrecht hat jedenfalls der Seher, wenn er den Anschluß der Schweiz an Deutschland im Zusammenhang mit dem Hitlerkrieg vermutet. Vielleicht hat hier aber auch der Feldpostbriefschreiber einiges verwechselt.

In der Angabe der meisten Jahreszahlen irrt sich der Seher. Nur die Jahre 32 (statt 33), 38 (statt 39) und 45 sind richtig oder fast richtig getroffen. Auch die Zeitangabe »Italien erklärt in einem Jahr (1915) den Krieg« ist richtig. Die Verwechslung des zweiten »Weltgeschehens« (der Terminus »Weltkrieg« war 1914 noch unbekannt; ein späterer Fälscher hätte ihn ohne Zweifel bedenkenlos gebraucht) mit dem dritten »Weltgeschehen« in dem Absatz, wo von der Reise des Papstes nach Köln die Rede ist, mag allein auf das Konto des Feldpostbriefschreibers gehen, der die Fülle der Voraussagen nicht nur unzusammenhängend wiedergibt, sondern manchmal durcheinanderbringt. So soll im Jahre 43 (oder 49, diese Stelle ist unleserlich) der »Aufstieg« sein. Es kann sich aber doch wohl nur um das sogenannte Wirtschaftswunder handeln, das nicht mit der Jahreszahl 43 anzusetzen ist. Noch weniger kann es sich dabei um die endgültige Friedenszeit handeln, für die auch die Jahreszahl 49 zu früh gewählt wäre. Grundsätzlich ist zu sagen, daß - der Seher (oder der bayerische Übermittler der Geschichte) den Zweiten Weltkrieg, das Wirtschaftswunder, den Kalten Krieg, den Dritten Weltkrieg und den Beginn der großen Friedenszeit in die verhältnismäßig kurze Zeitspanne zwischen 1938 und 1949

hineindrängt. Läßt man dagegen die Jahreszahlen weg, so bleiben Tatbestände übrig, deren Vorausschau für das bereits Eingetroffene so exakt ist, daß einem in der Erwartung des Kommenden grausen könnte.

Der Seher sagte voraus: Das Ende des Ersten Weltkriegs, die deutsche Niederlage, die halberstickte Revolution, die Inflation, die Hitlerdiktatur mit genau angegebenen Einzelheiten, den Beginn des Zweiten Weltkriegs, den Zusammenbruch 1945, die Not nach dem Krieg, die Wirtschaftsblüte und auch den sittlichen Niedergang. Das Weitere liegt im dunkeln. So können auch über die Naturkatastrophe, die zu einem überstürzten Rückzug der eingefallenen Militärverbände führt, nur vage Vermutungen angestellt werden.

Der Schreiber der beiden Briefe, der nach dem Krieg heimkehrte, wurde ausgelacht, ja angefeindet: Vor allem nach Hitlers Machtübernahme. Es war den Orts-Parteigewaltigen zu Ohren gekommen, daß der Feldpostbriefschreiber, der sich mit dem Seher zu identifizieren begann, geäußert habe, die Braunen würden später alle an den Galgen kommen. Die Polizei erschien. Der Kreisleiter verhörte ihn. Da versteckte er die Briefe und redete kein Wort mehr darüber.

Eine Erläuterung zur Wiedergabe der Brieftexte ist angebracht: In Klammern gesetzte Wörter und Zahlen sind vom Verfasser eingefügt, weil sie im Original entweder unleserlich waren oder zu Mißdeutungen Anlaß gaben. Die Gliederung in Absätze stammt ebenfalls nicht vom Feldpostbriefschreiber selbst.

Die Orthographie- und Interpunktionsfehler des einfach gebildeten Feldpostbriefschreibers sind so hanebüchen, daß sie ausnahmslos in die Zitierung der Briefe übernommen werden konnten, um den Leser nicht vom eigentlichen Inhalt des Mitgeteilten abzulenken. Gerade diese Flut von Fehlern bietet allerdings - neben den stilistischen Merkmalen - eine Gewähr für die Echtheit der Niederschrift. Einige der immer wiederkehrenden Fehler des Feldpostbriefschreibers seien aufgezählt: Ich hofe (hoffe), wil (will), Komplitze (Komplize), Mulionär (Millionär), überfaln (überfallen), Kleiderbracht (Kleiderpracht), hinreißen (hinreisen), kabut (kaputt), furchbar (furchtbar), mir sagten (wir sagten), mir haben ihn ausgelacht (wir haben ihn ausgelacht), damit ihr sät (damit ihr seht).

Als zusätzlicher Beleg für die Echtheit sei noch der Schluß des ersten Briefs (in der originalen Schreibung und Interpunktion) mitgeteilt: »Was gibts Neues zu Hause u sind schon wider ein fort kommen. Sonst hab ich noch keinen getrofen. Ich hofe der Brief wird Euch Alle Gesund anträfen u gebt mir Bald wider Antwort die Adresse ist noch die Gleiche. Haben die Leute schon Bald alles zu Hauße vom feld da die Leute doch fehlen. jetzt mit dem Krieg. Komt der Vater auch hie und da rauf von Weil. So nun muß ich schließen und sende Euch Allen die herzlichsten Grüße

aus Weiter Ferne

Viele Grüße Eigens an Buben u Kathi was sagens Alles von mir seitdem ich fort bin u macht Euch keine Sorgen Es wird schon durchgehen. Viele Grüße an Alle Mühlhauser die werden sich den Krieg ganz Leicht Vorsteln. Aber da haben die Leute keine Ahnung Vorgestern Hauptmann Bauchschuß u viele Verwunde Nochmals Viele Grüße Euer Vater Bald schreiben«

Der Brief ist in originalgetreuer Schreibung, wie man sieht, ohne erklärende Hinweise schwer verständlich. So seien manche »dunklen« Stellen »übersetzt«: In der ersten Zeile fragt der Schreiber, ob schon wieder einige andere männliche Bewohner seines Heimatdorfes einrücken mußten (mundartlich: Haan scho wieda oa furtkemma?«). An seinem Standort hat er jedenfalls noch keinen Bekannten von daheim getroffen. Dann fragt er, ob die Leute seines Heimatdorfes die Ernte eingebracht hätten, was doch angesichts der fehlenden Erntehelfer länger als in Friedenszeiten dauern müßte.

An der Echtheit der Briefe gibt es für den Verfasser - und nicht bloß für ihn - keinen Zweifel. Es ist ja nicht nur so, daß ihn der Tonfall eines einfachen Mannes, der etwas Feierliches und Wichtiges in der ihm ungewohnten Schriftsprache vorbringen will, überzeugt, daß ihm die vielen Fehler, Wiederholungen und Verwechslungen für die Echtheit zu sprechen scheinen und er der Meinung ist, daß diese Briefe, wenn sie erst nach den Ereignissen in tendenziöser Absicht »fabriziert« worden wären, anders hätten ausfallen müssen - nein, der Verfasser hat einen der Briefe, den ersten, in der Hand gehalten, hat das alte, verschmutzte Papier gegriffen und die Bleistiftschrift, deren Alter dem angegebenen Datum entspricht, unter der Lupe betrachtet. Es gibt für ihn auch nicht den Hauch eines Zweifels.

Eine heikle Frage war diejenige der Wiedergabe des von Rechtschreibfehlern strotzenden Textes. Sollte hier die historische

Echtheit über das gute Verständnis des Inhalts gestellt werden oder umgekehrt? Der Verfasser hat den Mittelweg gewählt. Fest steht, daß seine Wiedergabe des ersten Briefs Wort für Wort eine getreue Abschrift des Originalbriefs ist, die sich allerdings genau mit der Abschrift deckt, die Pater Frumentius Renner OSB vom Kloster Sankt Ottilien 1945 gemacht hat - ein Beweis für die Korrektheit des Historikers Renner, der damals auch den zweiten Brief in Händen gehabt und abgeschrieben hat. insofern glaubte der Verfasser bei der Wiedergabe des zweiten Briefs auf Renners Abschrift zurückgreifen zu dürfen, wie sie, zusammen mit der Abschrift des ersten Briefs, in den Missionsblättern Münsterschwarzach, Jahrgang 48, 1953, Heft 7/8 S. 114-117 und Heft 9/10 S. 152-155 erstmals veröffentlicht worden ist.

In einer mündlichen Unterhaltung erzählte übrigens der Feldpostbriefschreiber des Ersten Weltkriegs am 7. August 1947 dem aus seinem Heimatdorf stammenden P. Balthasar Gehr (der 1976 in Jakobsberg bei Algesheim lebt) gleichsam als Ergänzung seiner Briefe von einer anderen Äußerung des Sehers: »Die kriegführenden Staaten seien Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen und Frankreich. England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt. Der dritte Krieg würde 28 oder 58 Tage dauern. Ich habe es nicht mehr in der Erinnerung. Er sagte, als wir ihn bedrängten, immer nur wieder: >Wenn ihr wüßtet, was ihr vor euch habt, würdet ihr große Augen machen!< «

Der Verfasser hat den Sohn des 1881 geborenen und 1952 verstorbenen Feldpostbriefschreibers besucht und erfahren, welche Wege die Briefe nach 1945 (bis dahin waren sie bei seinem Vater ja versteckt) genommen hatten: Bis 1948 waren sie im Besitz von Dr. Philipp Arnold, Arzt in Schwabhausen - Hausarzt beim Feldpostbriefschreiber - und während des Dritten Reichs Chefarzt im Reservelazarett St. Ottilien. Bis 1957 befanden sie sich bei Dr. Max Lebsche, Chirurg in München. Dann waren beide Briefe jahrelang verschollen. Der erste Brief kam erst 1975 auf merkwürdige Weise wieder zum Vorschein. Nach dem zweiten wird noch gefahndet. Pater Frumentius Renner Weiß über diese Zusammenhänge anschaulich zu berichten. Der Verfasser unterhielt sich mit ihm am 16. 1. 1976 und schrieb das Gespräch auf. Hier ist der Wortlaut:

»Professor Bender aus Freiburg war hier und zeigte sich sehr interessiert an den Briefen dieses bayerischen Bauern und Schreinermeisters Andreas Rill von Untermühlhausen, und zwar vor allem deswegen, weil es sich um Prophezeiungen von einem selten anzutreffenden Ausmaß handelt.

Kollektivprophezeiungen sind an und für sich selten und, wie gesagt, sie sind selten in solchen Dimensionen, auch Zeitdimensionen. Vor allem hat ihn dann auch die Frage beschäftigt, ob diese Briefe wirklich zuverlässig und authentisch sind, also geschrieben im Jahr 1914, wie auf den Briefdaten zu lesen ist, im August, oder ob sie vielleicht doch im Lauf des Zweiten Weltkrieges oder danach in Umlauf gesetzt worden sind.

Das war also das, was Professor Bender hier interessiert hat. Infolgedessen hat er mich zunächst einmal gefragt, was ich darüber weiß. Ich konnte ihm natürlich sagen, daß ich an der Authentizität der Briefe keinerlei Zweifel habe und nie gehabt habe: Weil ich den ersten Brief schon in die Hand bekommen habe im Jahre 1941 - es wird im Frühjahr gewesen sein - von Dr. Arnold, der ihn von der Familie erhalten hat.

Professor Bender ist der Frage der Authentizität noch weitet nachgegangen und hat auch die Witwe des verstorbenen Dr. Arnold von Schwabhausen befragt, ebenso den Sohn des Feldpostbriefschreibers Andreas Rill, Schreinermeister in Untermühlhausen, der von seinem Vater Verschiedenes zu sagen wußte. Wir haben dann auch in der Familie Rill in Untermühlhausen einige Karten zu Gesicht bekommen, und konnten infolgedessen Schriftvergleiche anstellen zwischen den Briefen, beziehungsweise zwischen dem ersten Brief und den Karten. Momentan ist nur der erste Brief erreichbar. Und ich muß sagen, es ist ein Glücksfall gewesen: Vor ein paar Monaten, etwa im September wird es gewesen sein, oder im August - ist er mir zugespielt worden. Ich bin nicht Besitzer dieses Briefes, sondern ich habe ihn nur zu treuen Händen bekommen. Ich wußte gar nicht mehr, daß er noch existiert. Ich habe ihn ja selber im Jahr 1952 veröffentlicht in unseren Missionsblättern und 1955 wiederum in der >Neuen Wissenschaft< in der Schweiz. «

Wie steht es nun um den zweiten Brief? Kann man sich darauf verlassen (wenn man ihn heute wiedergeben wollte), daß das eine exakte Wiedergabe ist? Sind die Abschriften, die man früher gemacht hat, nach dem Original gemacht worden? Auf diese Fragen antwortete Pater Frumentius:

»Ich habe die beiden Briefe zunächst einmal fotografieren lassen, gleich nach dem Krieg, 1945. Und ich habe dann beide Briefe für mich abgeschrieben, und zwar, das darf ich sagen, einigermaßen sorgfältig. Dann habe ich sie veröffentlicht. Was die getreue Abschrift der Briefe betrifft - auch des zweiten Briefes - kann ich Sie nur darauf verweisen, daß Sie hier den ersten Brief in Fotokopie oder im Original vergleichen können mit dem, was ich veröffentlicht habe. Da werden Sie sich überzeugen können, daß ich mir die Mühe gegeben habe, die Briefe unverfälscht zu bringen. Selbstverständlich habe ich kleine Korrekturen in der Orthographie vorgenommen, das macht man ja überall, die aber gar nicht wesentlich sind. Am Ausdruck dagegen habe ich nicht das geringste geändert. Ich darf Ihnen ein Beispiel sagen: Vom Zweiten Weltkrieg schreibt Andreas Rill seinerzeit, er fange damit an, nun wörtlich: >werden überfallen<. In einer anderen Ausgabe lese ich: >Wir werden die Nachbarn überfallen.< Das ist eine Verfälschung, die ich nicht verstehen kann. Denn das ist im Sprachgebrauch unseres bayerischen Volkes nicht üblich. >Werden überfallen< ist ein Passiv; eine Form Futur-Aktiv kennt man in der Volkssprache nicht. Das muß eindeutig heißen: Wir werden überrumpelt. Also: Es wird ein Überfall auf uns gemacht.

Aber die Frage ist, ob das für den Zweiten Weltkrieg gilt. Das ist natürlich immer wieder die Illusion, der man verfällt: Was da am Anfang steht, das muß für den Zweiten Weltkrieg gelten. In Wirklichkeit hat der Seher von einem Dritten gesprochen, und der Schreiber, der die Seherprophezeiungen wiedergibt, der Andreas Rill, hat Verschiedenes durcheinandergebracht. Es geht nun nicht an, nachträglich zu korrigieren, den Sinn zu vereinfachen und die Härten wegzunehmen. Man muß einfach alles stehenlassen, wie es dasteht. Was nicht stimmt, ist vielleicht Irrtum, ist verfälscht vom Schreiber; man kann von dem jungen Bauern auch nicht verlangen, daß er alles, was ihm da aufgetischt wurde, sofort richtig erfaßt. Zweitens gibt's auch eine andere Methode, die möchte ich sehr in Erwägung ziehen: daß man das, was bis jetzt nicht in Erfüllung gegangen ist, herausschält, herauslöst und sagt: vielleicht ist es auf eine andere Zeit und andere Umstände gemünzt. «

Ist es möglich, daß der Hellseher selbst die Geschehnisse nicht im chronologischen Ablauf vorgebracht hat?

»Der Vorgang ist viel zu kompliziert. Es handelt sich um Folgendes: Es ist Mitte August 1914, abends - so ist es mir immer von Dr. Arnold erzählt worden - schon in der Dämmerung - es muß also nach acht, neun Uhr gewesen sein - die Kompanie war in einem evakuierten Dorf, das die Franzosen verlassen hatten, untergebracht -, als in einem Garten ein Mann gesehen wurde, der sich davonmachen wollte. Den hat man gefaßt und sofort zum Leutnant gebracht. Der hat ihn verhört. Und dieser Mann war der Seher. Er sei sehr gebildet gewesen, habe mehrere Sprachen gesprochen. Die Soldaten, auch der Schreiber Andreas Rill, haben Karten gespielt. Die waren mit ganz andern Dingen beschäftigt und haben zunächst überhaupt kein Interesse gehabt an der ganzen Geschichte. Sie haben sich eher darüber lustig gemacht. Schließlich ist ihnen aufgefallen, daß sich der Leutnant immer intensiver mit dem Mann beschäftigte.

Nach zwei Jahren (Verdun) sind bereits Dinge in Erfüllung gegangen, die er vorhergesagt hatte. Von da an war das Interesse groß. Das ist aber natürlich nicht mehr in diesen Briefen niedergelegt. Diese Briefe sind nur geschrieben worden von einem Familienvater, der seinen Angehörigen etwas mitteilen wollte. Was konnte er schon mitteilen? Diese Sache konnte er schreiben; andere Dinge waren natürlich verboten zu schreiben. Da konnte er nur ganz primitive Andeutungen machen. Aber er wollte ihnen schreiben von diesem sonderbaren >Komplizen<, um mit seinen Worten zu reden. «

Irgendwo ist davon die Rede, daß der Seher den Soldaten noch einige Sachen sagte, die nicht in den Briefen stehen.

»Davon habe ich von Dr. Arnold gehört«, antwortete der Pater. » Es hat sich vor allem auf einen Unteroffizier bezogen, der den Seher ausgelacht hat. Auf diese schlechte Behandlung hin habe er sich an den Unteroffizier gewendet und gesagt:

>Sie sind ein abgrundschlechter Mensch. Sie sind auch nicht wert begraben zu werden. Ihr Fleisch werden die Raben zerhacken.<

Und das ist in Erfüllung gegangen in Verdun. Da kam dieser Unteroffizier um. Er lag in der Feuerlinie - wochenlang. Es ist eingetroffen, daß ihm die Raben tatsächlich das Fleisch von den Knochenabgehackthaben.ManhatdieGebeinenurnochmitHilfeder Erkennungsmarke identifizieren können. Das hat natürlich auf die Soldaten einen ungeheuren Eindruck gemacht. «

Professor Bender teilte dem Verfasser in einem Brief vom 21. 1. 1976 als Ergänzung der Darstellung P. Frumentius Renners mit:

»Zusammen mit meinem Mitarbeiter, Dipl.-Psych. Eberhard Bauer, bin ich der Sache mit den Feldpostbriefen nachgegangen. Es ist in der Tat so >sensationell<, wie es klingt. Zur Zeit betreibe ich im Elsaß Recherchen, um den >unbekannten Franzosen< vielleicht zu ermitteln. Von der Familie erhielten wir die Auskunft, daß der Visionär gesagt habe, er sei Freimaurer und gehöre einer Loge in Colmar an. Das ist ein Anhaltspunkt. Mit den politischen Prophezeiungen ist diese Sache ein Unikum; nirgends finden sich sonst so genaue Zeitangaben. «

mit freundlichen Grüßen
Fred

Anlagen:
Link zur Untersuchung der Feldpostbriefe durch Stephan Berndt:
Untersuchung Feldpostbriefe

Standardwerk zur wissenschaftl. Nachweis von Präkognition:
Proph. W.H.C Tenhaeff: Das zweite Gesicht, Ullstein 1995


P.S. (post scriptum :-))
Die Feldpostbriefe stammen definitiv aus dem Jahre 1914, es ist keine Scharlatanerie, Geldmacherei etc. damit verbunden. Die Aussagen sind nicht schwammig, sondern überaus konkret (über 70% Trefferquote in der richtigen Reihenfolge, wobei das 3. Weltgeschehen ja mögl. noch aussteht).



Antworten:

[ Prophezeiungen & Aktuelles Weltgeschehen ]