Ich würde nicht mehr in D arbeiten wollen - auch nicht als Chef

Geschrieben von franke43 am 14. Juli 2004 13:41:47:

Als Antwort auf: Re: In Schweden sieht man das ähnlich geschrieben von Zyncron am 14. Juli 2004 12:41:32:

Hallo

Das entspricht genau meiner Erfahrung, und deshalb bleibe
ich, wo ich bin.

>>Und das mit der Angst vorm Chef:
>>Da zeigt sich voll die deutsche bzw. kontinentale
>>Untertanenmentalität. Mein Umgang mit meinen Chefs
>>ist kumpelhaft, wir sind per Vornamen, das Zimmer
>>meines Chefs steht immer offen (meines auch), und
>>wer was von ihm will oder braucht, der geht hinein -
>>ohne Voranmeldung, Terminabsprache oder Vorzimmer-
>>dame.
>Das ist das dt. Hierarchiedenken.

Hierarchie gibt es hier auch, aber nicht als Selbstzweck,
sondern als Mittel zum Zweck. Auch hier sind Vorgesetzte
weisungsbefugt, aber wenn man sich das raushängen lässt,
gilt das als Armutszeugnis.

>Wer oben steht ist etwas wert, wer unten steht ist der letzte Dreck.

Hier gilt immer noch: Vi är alla jämlika ...
(men vissa är jämlikare)

Bedeutet: Hier sind wir alle gleich - nur manche
sind gleicher

>Und dt. Chefs sehen es als ihre gottgebebene Aufgabe dem Personal zu zeigen wo >der Hammer hängt.

Hier ist der Chef der Kollege, der auch Personalverantwortung
hat und einem u.U. mal sagen muss, wann man¨länger bleiben
soll oder dienstlich verreisen muss oder gerade eben nicht
schnell einen Tag frei haben kann (und warum leider nicht).

Aber hier weiss der Chef auch, dass er (kann auch "sie" sein)
ausgespielt hat, wenn er (oder sie) so weit runterkommt, dass
er (sie) die Chefsposition "markieren" muss.

>Aber wenn Cheffe da ist, gilt Lach- und Redeverbot.

DAS käme hier nicht vor. Ein solcher Chef wird sehr schnell
"ausgefroren", d.h. sozial isoliert. Das ist die spezifisch
skandinavische Art des stillschweigenden Abstrafens der
"Stärkeren" durch das Kollektiv der "Schwächeren".

>Solange ein Arbeiter noch lachen kann, geht es ihm zu gut => drauf knüppeln

Hier gilt man eher als "surdeg" (Sauerteig) oder "surgubbe"
(sauertöpfischer Alter) , wenn man nie lacht.

>Solange ein Arbeiter noch Zeit zum Reden hat, (es soll noch Menshcen geben die >völlig Synchron den Schraubendreher drehen und sich mit dme nachbarn übe rdas >Wetter unterhaltne können) ist er nicht ausgelastet => draufknüppeln

Hier ebenfalls undenkbar.

>Gpott weiß alles, Cheffe weiß alles besser, auch wenn er selber niemals einen >Schraubendreher in der Hand gehalten hat. Denn gemäß dem Hieriarchiedenken ist >ein Chef der kompetenteste Mensch im ganzen Laden.

Hier kommt der Chef und bittet nett um Hilfe, wenn er (sie)
was nicht kann und sich an Untergebene wendet, die das
besser können.

>Was er nicht weiß kann kein anderer wissen, deswegen sind >Verbesserungsvorschläge auch unerwünscht.

Realistische Verbesserungsvorschläge werden hier belohnt.
Und das wird feierlich bei der Kaffeepause bekanntgegeben.

>Denn ein einfahcer Arbeiter ist ja zu blöd auf Ideen zu kommen die dem Chef >nicht selber einfallen ;-) Und selbst wenn der Arbeiter mal auf eine pfiffige >Idee kommt darf man da snicht anerkennen weil man sich als Chef sonst eine >Blöße gibt. Wie kann es sein dass so ein blöder Prolet kreativer ist wie der >Betriebsgott "Chef"?

Hier sind die Chefs eben keine Betriebsgötter.

>Deswegen wird es mit D immer weiter bergab gehen. Wer will unter solchen >Umständne noch kreativ und motiviert arbeiten?

ICH NICHT, deshalb bin und bleibe ich hier.

Kritik an Mitarbeitern wird hier etwa so geäussert:

"Vet du, jag tycker det här var kanske inte så lyckat ...."

Weisst Du, ich finde, das war jetzt vielleicht nicht
ganz geglückt ....

SO oder so ähnlich wird eine SCHARFE Kritik formuliert.

Im Sinne von: in Zukunft bitte besser machen.

>Bei solchen Strukturen kann man nur noch Dienst nach Vorschrift machen.

Würde ich auch: ich täte nur noch und genau das, was mir
unmittelbar befohlen wird, und das so langsam, dass es
gerade noch nicht als Sabotage gelten kann.

>Da helfen auch keine 80-Stundenwochen, und kein Billiglohnsektor von 2-3 >Euro/Stunde. Ausser zur geistigen Masturbation der selbsternannten Eliten.

Vielleicht braucht D mal einen Grundkurs in Menschenführung.

Auch hier gibt es manchmal noch autoritäre Säcke, aber
die finden keine Akzeptanz mehr. Wo die sind, reagieren
die Leute mit kollektiver und langer Krankschreibung.

Gruss

Franke


Antworten: