Danke für den Text .....so ist es. o.T.
Geschrieben von Pez am 10. Juli 2004 07:38:29:
Als Antwort auf: Metaphern und Symbole als Schlüssel zum „inneren Wissen“ (@detlef) geschrieben von Elias Erdmann am 09. Juli 2004 19:40:15:
>Als Antwort auf: Re: Grundmotive und Variationen geschrieben von detlef am 08. Juli 2004 22:38:40
>Hallo Detlef
>> warum macht sich z.b. ein nostradamus eine riesige muehe, um seine
>> vorhersagen zu verschluesseln, wenn es sich bei seinem werk lediglich
>> um eine sammlung von maerchen oder von archetypischen metafern handeln wuerde?
>Um diese Frage zu beantworten, muss ich zunächst einmal darauf eingehen, was das Ganze mit der Symbolik eigentlich soll.
>Immer wenn ich von Symbolen und Mythen sprechen, begegnet mir in den Antworten das Wörtchen „nur“. Im konkreten Fall steht zwar nicht „nur“, aber dafür steht das Wort „lediglich“, was letztendlich auf das Gleiche hinaus läuft.
>Es sind ja „nur“ Symbole.
>Es sind ja „nur“ Märchen.
>Es sind ja „nur“ Mythen.
>Symbole, Märchen und Mythen werden von heutigen Menschen so empfunden, als seien sie nichts Wirkliches und nichts Wichtiges.
>Das Symbolische wird heute nur noch als „dichterische Ausschmückung“ verstanden und so sucht man die Wahrheit in dem „historischen Kern“ der Mythen, indem man sie „entmythologisiert“. Man sucht die Wahrheit, indem man die scheinbaren Ausschmückungen weg lässt. Und aus dieser Sichtweise empfindet man Märchen zwar als nette, aber eben als doch nur erfundene Geschichten, bei denen zumeist kein historischer Kern erkennbar ist.
>So betrachtet man auch die Kulte der Antike aus heutiger Perspektive mit ziemlichem Unverständnis und zumeist mit mehr oder weniger starkem Kopfschütteln. Warum sollten wir moderne und aufgeklärten Menschen diese alten Mythen ernst nehmen? Das sind doch nur die naiven Vorstellungen von einfachen Menschen .... Die ganzen Götter und all das Zeugs, das ist doch alles nur erfunden ....
>Und während auf der einen Seite die „erfundenen Götter“ der antiken Mythenwelten lässig beiseite gewischt werden, klammern sich auf der anderen Seite sehr viele Menschen mit aller Kraft an einen „historischen Jesus“. So erlebe ich immer wieder heftigste Reaktionen von „bibeltreuen Christen“, wenn ich die Evangelien symbolisch interpretiere oder wenn ich auf historische Fehler und oder auf Widersprüche in den Evangelien hinweise.
>Die Geringschätzung des Symbolischen und die Fixierung auf das „Real-Historische“ und „Materielle“ sind zwei Seiten des gleichen Phänomens.
>So lange man die Symbolik nur für die Ausschmückung einer real-historischen Geschichte hält, um so weniger bleibt natürlich von der angeblich historischen Geschichte übrig, je mehr man sie symbolisch interpretiert.
>Aus dieser Denkweise wird etwas geradezu entwertet, wenn man es symbolisch interpretiert. Dann ist es ja „nur“ noch symbolisch und nicht mehr „wirklich“.
>Ich kenne diese Denkweise sehr gut, denn ich habe mich vor einigen Jahren auf das Thema Symbolik eingelassen und vom „üblichen Christentum“ blieb tatsächlich nicht mehr viel übrig. Und so verstehe ich auch, dass Menschen, die an ihrem traditionellen Glauben festhalten möchten, dem Thema „Symbolik“ eher ablehnend gegenüber stehen. Das symbolische Denken wird manchmal sogar als Bedrohung empfunden.
>Wenn man an etwas „Historisches“ glaubt, dann weiß man, was man hat. (Jedenfalls glaubt man es.) Durch die symbolische Sichtweise wird nun diese bislang empfundene Sicherheit in Frage gestellt. Man sieht in erster Linie den drohenden Verlust, aber man kann natürlich noch nicht erkennen, was der Weg einem bringt. Denn der mögliche Gewinn ist am Anfang des Weges noch nicht erkennbar.
>Es geht um Auferstehung bzw. um Wiedererweckung bzw. um geistige Wiedergeburt!
>Und die Metaphern, Symbole und archetypischen Motive sind der Schlüssel dazu, ohne den es nicht geht.
>Das schreibe ich nicht, weil ich das irgendwo gelesen habe, sondern aus eigener Erfahrung.
>Den Begriff „Wiedergeburt“ verwende ich hier in diesem Zusammenhang NICHT im Sinne von Reinkarnation.
>Sicherlich kennst Du Märchen, in denen der Sucher seine Braut „erweckt“ (Dornröschen oder Schneewittchen). Es geht dabei um einen inneren Erweckungsprozess. In jedem von uns „schläft“ ein Seelenanteil. Es ist jetzt vollkommen egal, wie wir ihn nennen: höheres Selbst, Christus, unser göttliche Seele, Dornröschen, ...
>Doch eigentlich „schläft“ er gar nicht, sondern er spricht permanent zu uns. Nur wir verstehen ihn nicht bzw. wir verstehen seine Sprache nicht. Weil wir ihn nicht richtig wahrnehmen können, empfinden wir es so, als ob er zumeist „schläft“.
>Wenn wir für die Sprache sensibilisiert werden und wenn wir die Sprache erlernen, dann bekommen wir immer mehr von dem mit, was dieser Seelenanteil zu uns sagt. Und so entsteht der subjektive Eindruck, als ob dieser Seelenanteil mit der Zeit immer mehr „erwachen“ würde.
>Aber eigentlich erwacht nicht der Seelenanteil, sondern unser Bewusstsein für den Seelenanteil erwacht.
>Dieser Seelenanteil liegt in uns „begraben“ und wenn wir seine Sprache verstehen, dann erleben wir seine „Auferstehung“. Dann überwinden wir seinen „Tod“.
>Wenn wir mit diesem höheren Seelenanteil „verschmelzen“, dann werden wir eins mit unserem unsterblichen Anteil. In diesem Sinne überwinden wir damit in gewisser Weise auch „unseren“ Tod. Natürlich wird der physische Körper trotzdem irgendwann ganz normal sterben. In dieser Hinsicht sollte man sich keiner Illusion hingeben. ;-)
>Dieser Seelenanteil kann jedenfalls nur in „Metaphern“ zu uns sprechen. Er will uns was von einer geistigen Welt erzählen, aber wir können nur in den Begriffen, Kategorien und Strukturen der materiellen Welt denken. So muss er das Geistige in die Worte unserer Erfahrungswelt übersetzen.
>Metapher bedeutet in der wörtlichen Übersetzung „Über-Tragung“.
>Wir haben natürlich hauptsächlich Erfahrungen mit Dingen und Personen, also werden die geistige Dinge durch diese Übertragung verdinglicht und personifiziert, um sie an unsere Erfahrungswelt anzupassen. Und um das Geistige zu erkennen, müssen wir nun entsprechend die Verdinglichungen und Personifizierungen wieder zurück übersetzen. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Schrift-Auslegung bzw. der Deutung. Man legt im Idealfall durch die Auslegung das Geistige wieder frei, das in der Symbolik verpackt wurde.
>Die Aufgabe eines Priesters wäre es, uns mit Hilfe der Symbolik eine „Brücke“ zu bauen, die uns in die geistige Welt „über-setzt“. Pontifex bedeutet wörtlich „Brücken-Bauer“. Der Papst trägt noch immer den Titel des größten Brückenbauers - Pontifex Maximus – auch wenn er schon lange keine Brücke mehr bauen kann.
>Die Symbolsprache ist unsere Brücke in die geistige Welt.
>Das mit der Rückübersetzung hat natürlich ein Problem. Das klappt nur, wenn wir in unserem Denken eine passende Begrifflichkeit entwickeln. Doch wenn wir eine passende Begrifflichkeit hätten, dann wäre es ja gar nicht notwendig gewesen, die geistigen Dinge in unsere Begrifflichkeit zu über-tragen. Das Entwickeln von passenden Begriffen und Vorstellungen ist ein sehr langwieriger Prozess. Unsere Erfahrungen, die wir hier in der materiellen Welt machen, können wir dabei als „Modellvorstellungen“ nutzen, um uns eine Vorstellung von den geistigen Zusammenhängen zu machen.
>Hier greifen also zwei Prozesse ineinander:
>Auf der einen Seite benutzt der höhere Seelenanteil die Dinge unserer Erfahrungswelt, um die geistigen Dinge zu umschreiben. Andererseits nutzen wir die Erfahrungen aus unserer materiellen Welt, um uns die geistigen Dinge vorzustellen.
>Es sind zwei Seiten eines Dialogs zwischen unserem Tagesbewusstsein und unserem höheren Seelenanteil.
>
>Unsere Alltagssprache ist eine ganz praktische Sache. Aber in manchen Dingen versagt sie. Musik können wir z.B. mit Worten nur sehr unvollkommen beschreiben. Und so haben wir dafür eine spezielle Noten-Schrift. Man „verschlüsselt“ Musik in Noten, weil diese spezielle Schrift für diesen Zweck am geeignetsten ist.
>In ähnlicher Weise ist unsere Alltagssprache auch nicht optimal, um geistige Zusammenhänge zu beschreiben. Und so verwendet man hierfür in den Einweihungskulten seit Jahrtausenden eine „Symbolsprache“, die sich im Laufe der Zeit aus dem bereits erwähnten Dialog entwickelt hat.
>Indem die Einweihungskulte ihr Wissen in Symbolen verschlüsseln, geben sie uns ganz einfache „Übungsaufgaben“, an denen wir die Symbolsprache lernen können. Auf diese Weise sensibilisieren sie uns damit für die Sprache, in der sich dieser Seelenanteil mitteilt.
>Eine Sammlung dieser „Übungsaufgaben“ kann man übrigens in jeder Buchhandlung kaufen. Und sicher haben die meisten dieses Buch sogar im Regal stehen. Es ist das erfolgreichste Buch der Weltgeschichte. ;-)))
>Der Wert dieser „Übungsaufgaben“ liegt in der Sensibilisierung, nicht in der historischen Wahrheit. Es ist vollkommen irrelevant, ob die symbolisch verklausulierten Geschichten historisch wahr sind oder nicht. Und wer nur an diese Geschichten „glaubt“, der hat überhaupt nichts begriffen.
>Es gab Zeiten, wo man wegen dieser Aussage auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre. Und auch das war ein Grund, manche Aussagen nicht so klar auszudrücken, wie ich es heute hier mache.
>Ein Mensch des ausgehenden Mittelalters wie z.B. Nostradamus konnte solche Erkenntnisse nicht als Klartext äußern. Er hätte es nicht überlebt. Und er konnte auch keinen Aushang machen: „Eingeweihter sucht Nachfolger, um sein Wissen weiter zu geben. Bei Interesse bitte melden unter ....“.
>Wenn er keinen passenden Nachfolger fand, hatte er nur eine Chance: Er musste seine Erkenntnisse wieder verschlüsseln und er brauchte einen „Köder“, damit das „wirre Zeugs“ zumindest so lange überlebt, bis sich ein geeigneter Nachfolger findet.
>Was ist da besser, als die Neugier der Menschen auszunutzen? Man schreibt es also als „Prophezeiungen“. Das Schöne dabei ist, das die Symbolsprache und die allgemeinen geistigen Prinzipien auch in geschichtlichen Abläufen erkennbar sind. Das Göttliche offenbart sich in allem und so ist es kein Wunder, dass diese „Prophezeiungen“ tatsächlich immer wieder eintreffen.
>Wenn man das allgemeine Prinzip der Schwerkraft beschreibt und jemand erlebt später, dass ihm ein Apfel auf den Kopf fällt, so „offenbart“ sich das Schwerkraftgesetz durch den fallenden Apfel. Und gleichzeitig ist die Beschreibung der Schwerkraft wie eine „Prophezeiung“ des fallenden Apfels.
>Natürlich ist dieses Beispiel ziemlich banal, aber es soll das Prinzip verdeutlichen. So wie der fallende Apfel ein Naturgesetz offenbart, so offenbaren sich die geistigen Gesetze auch in irgendwelchen Abläufen und Entwicklungen.
>Wer ein Naturgesetz beschreibt, der beschreibt in abstrakter Weise damit auch die Ereignisse, in denen sich das Naturgesetz offenbart. Und wer ein geistiges Gesetz beschreibt, der beschreibt in abstrakter Weise damit auch die Ereignisse, in denen sich dieses geistige Gesetz offenbart.
>Das Gesetz und seine Offenbarung – Es ist der gleiche Zusammenhang wie bei Platos Höhlengleichnis zwischen dem Urbild und dem Schatten. Der Schatten ist die Art, wie wir das Urbild wahrnehmen können. Die Offenbarung ist die Art, wie wir das Gesetz wahrnehmen können.
>Die Welt der Naturgesetze und der geistigen Gesetze ist eine zeitlose Welt. Diese Gesetze gelten immer. Das Schwerkraftgesetz gilt auch im Winter, wenn kein Apfel am Baum hängt. Die Welt der Offenbarungen – in der wir leben - ist hingegen eine zeitliche Welt. Der fallende Apfel ist ein zeitlicher Ablauf. Im Zeitlichen können wir also das Zeitlose erkennen, denn das Zeitlose offenbart sich im Zeitlichen. Im Irdischen und Sterblichen können wir das Ewige erkennen, denn das Ewige offenbart sich im Irdischen uns Sterblichen.
>Das bedeutet Transmutation: Wir verwandeln das Zeitliche, Sterbliche, Dingliche und Niedere in etwas Zeitloses, Ewiges, Geistiges und Hohes.
>Wir verwandeln im übertragenen Sinne Blei in Gold.
>Aber auch hier gilt das Prinzip wie oben bei dem Thema mit dem schlafenden Seelenanteil. Eigentlich „wandeln“ wir es gar nicht, sondern wir „verwandeln“ nur unser Bewusstsein für die Dinge. Auch hier geht es eigentlich um Sensibilisierung.
>Viele Grüße
>Elias
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