Re: Könnte das mit ein Grund für den eventuellen nuklearen Anschlag sein?
Geschrieben von Swissman am 01. Juli 2004 03:04:25:
Als Antwort auf: Könnte das mit ein Grund für den eventuellen nuklearen Anschlag sein? geschrieben von Georg am 30. Juni 2004 23:20:02:
Hallo Georg,
>Bzw. Wie würde sich sein solcher auf den Goldmarkt, den Goldpreis und in weiterer Folge auf das Weltfinanzsystem auswirken?Ein nuklearer Anschlag auf Manhattan würde die Börsen weltweit praktisch sofort kollabieren lassen - Die meisten Börsen stellen den Handel ein, wenn die Verluste einen bestimmten Wert erreichen. - Wenn Du Dich rechtzeitig mit Put-Optionen eingedeckt hast, vervielfacht sich Dein Einsatz innert weniger Minuten. Allerdings dürfen die Puts auf gar keinen Fall in Dollars verrechnet werden. Schweizer Franken, Euro oder meinetwegen Yen wären in diesem Fall zu bevorzugen.
Wenn die Börse crasht, ist dies erfahrungsgemäss gut für den Goldpreis. Wenn sich herausstellen sollte, dass der Keller der Fed verschüttet ist, wird der Preisanstieg natürlich umso schärfer ausfallen (Angebotsverknappung!). Wenn Du vorher Gold-Calls gekauft hast, profitierst Du zusätzlich von der Hebelwirkung. Überdurchschnittlich profitieren würden voraussichtlich auch Goldminenaktien.
Ein massiver Anstieg des Goldpreises würde einer ganzen Anzahl Grossbanken und (Hedge-)Fonds das Genick brechen: In den letzten Jahren haben viele Institute in grossem Stil Gold leerverkauft. Leerverkauf bedeutet folgendes: Ich verkaufe heute einen Wert (= Underlying), z. B. Gold, zum aktuellen Tageskurs, den ich aber noch gar nicht besitze. Mit dem Käufer einige ich mich auf einen Termin, an dem ich den Underlying physisch liefern muss. In der Zwischenzeit kann ich das eingenommene Kapital anderweitig einsetzen, z. B. für spekulative Geschäfte mit Derivaten.
Wenn der zugrundeliegende Wert bis dahin sinkt, kann ich mich, in unserem Beispiel, günstig mit Gold eindecken und dieses an meinen Kunden weitergeben. Die Differenz ist mein Gewinn. Aber wehe, der Goldpreis steigt über den Ausübungpreis - in diesem Fall muss ich das Gold trotzdem liefern und verliere im Ankauf dementsprechend viel Geld. Da hier im Grunde auf Kredit spekuliert wird, ist das Verlustrisiko theoretisch unbegrenzt, d. h. es ist ohne weiteres möglich, mehr Geld zu verlieren, als man ursprünglich hineingesteckt hat.
Nun muss man wissen, dass manche Grossbanken und Hedge Fonds Termingeschäfte im Umfang von mehreren Milliarden Dollar am Laufen haben...
Meiner Meinung nach ist dies auch der Grund, dass die Nationalbanken immer noch tonnenweise Gold auf den Markt werfen, und damit die Preise künstlich tiefhalten - man versucht, das Platzen dieser Spekulationsblase möglichst lange hinauszuzögern (mit dem Ergebnis, dass der irgendwann unweigerlich kommende Knall umso grösser ausfallen wird). - Meiner Meinung nach kann und darf es jedoch nicht die Aufgabe einer Notenbank sein, private Anleger vor ihrer eigenen Dummheit zu schützen: Wer spekulieren will, sollte das damit verbundene Risiko kennen und auch bereit sein, die Konsequenzen nötigenfalls selbst zu tragen.
Die Barings-Bank ist vor ein paar Jahren ebenfalls aufgrund grossangelegter Termingeschäfte (allerdings nicht mit Gold, sondern mit Devisen) zusammengebrochen. - Persönlich habe ich übrigens, im Gegensatz zu einigen Studienkollegen *g*, noch nie Leerverkäufe getätigt, und ich würde auch jedem dringendst davon abraten. - Ich habe stets Optionen vorgezogen: Damit kann man nicht mehr als 100% des Einsatzes verlieren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Atombombe in Manhattan wohl eine weltweite Wirtschaftskrise zur Folge hätte.
mfG,
Swissman