Der Mystiker und Hofastronom Johannes Lichtenberger
Geschrieben von H.Joerg H. am 19. Juni 2004 16:19:31:
Hallo zusammen
Aus einer Ortschronik eines Nachbarortes entlehnt ein Artikel über den Mystiker Johannes Lichtenberger (ähnliches schrieb ich bereits im letzten Jahr...):
Ein Kind des Westrichs: Johannes Lichtenberger
...bereits Johannes Lichtenberger (1434 bis 1503), der im benachbarten Grünbach aufwuchs, hat den "wägenden Herrgott von Wieselbach" an der dortigen Kirchenwand bewundern können.
Als "Johannes Grunbach alias Lichtenberger" und "Johannes Grunenbach von Beymholdern (heutiges Baumholder im Hunsrück, nahe Westpfalz gelegen), Astronomus genannt" bezeichnen alte Schriften diesen charismatischen Mann, dem eine denkwürdige Karriere glückte: Als Hofastrologe Kaiser Friedrichs III. war er im ganzen christlichen Abendland für seine präzisen Vorhersagen berühmt. Eine schillernde Persönlichkeit, die ihren theologischen Fundamentalismus ideal und optimal mit okkulten Themen zu verknüpfen wusste.
Astronom des Kaisers
Seine theologische und wissenschaftliche Ausbildung erhielt Lichtenberger wohl in Trier, Speyer und Heidelberg. Lange Zeit lebte er in auch in Mainz, bevor ihm schließlich die Dorfpfarrei in Niederbrombach zugewiesen wurde. 1468 wurde er durch die Deutung eines Himmelsphänomens schlagartig berühmt: Er beschrieb einen lange Zeit sichtbaren Kometen und stellte verwegene Theorien über dessen vermeintliche Auswirkungen auf das irdische Leben und insbesondere die Politik auf. 1474 beeindruckte er mit seiner astrologischen Abhandlung "Coniunctio Saturni et Martis" den Kaiser so sehr und nachhaltig, dass dieser ihm den wohllautenden Titel "astrorum index sacri impertii" verlieh.
Mit klarem Blick sah Lichtenberger die Verwirrung in Kirche und Reich. Berühmt wurde er durch seine Prophezeiungen, die er seit 1465 ausgehen ließ, dass nach schweren Trübsalen, welche vor allem die Geistlichen und die weltliche Obrigkeit treffen würden, bessere Zeiten kommen würden. Er verlangte, dass alles Gesetz und Recht aus dem Evangelium abgeleitet werde, und sagte bereits damals, zu allen Gesetzen sei die Bewilligung des Volkes notwendig. Nach etlichen fehlgeschlagenen Prophezeiungen und zunehmenden Anfeindungen ob seines fast schon demokratischen Denkmodells zog er sich nach Niederbrombach zurück. Gleichwohl führte er noch viele Jahre seinen Titel "astrologus imperialis". Denn auch als biederer Ortspfarrer setzte er das mystische Sternedeuten bis an sein Lebensende fort.
(Daneben eine altertümliche Zeichnung mit Lichtenberger und dem "Teufel" aus der "Prognostcatio")
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Erwähnen möchte ich noch, das auch Hildegard von Bingen nicht unweit meines Wohnortes geboren wurde, also der Hunsrück und seine Ausläufer ein besonderes Fleckchen Erde darstellen, wo die Propheten regelrecht auf den Bäumen zu wachsen scheinen...;-)
Gruß
Jörg