Re: Kann man so nicht sagen.
Geschrieben von Swissman am 18. Juni 2004 23:59:05:
Als Antwort auf: Kann man so nicht sagen. geschrieben von JeFra am 18. Juni 2004 10:28:59:
Hallo JeFra,
>Ich habe beispielsweise folgende Bemerkungen als sehr treffen empfunden, auch wenn es micht wurmt, den Juden in irgendeiner Angelegenheit rechtgeben zu müssen:Ich kann Sie insofern beruhigen, als es sich bei der Quelle der verlinkten Seite um eine islamische Homepage handelt. ;-) Ich vermutete während der Lektüre, dass es sich ursprünglich einmal um eine Satire gehandelt haben könnte...
Kritik muss sich der Verfasser allerdings für die beiden letzten Abschnitte gefallen lassen:
"Ich wurde dann aber durch das ebenfalls unfreiwillige Experiment einer völligen Umstellung der Ernährung des gesamten deutschen Volkes belehrt, welches durch die Hungerjahre nach dem Kriege und durch die dann folgende Währungsreform 1948 bedingt war. Während der mageren Jahre während des Krieges und besonders nach dem Kriege, die mit der Währungsreform ihren Abschluss fanden, war das deutsche Volk praktisch gesund. Die wenigsten konnten sich satt essen. Schweinefleisch gab es praktisch überhaupt nicht, Fleisch sonstiger Herkunft nur in geringsten Portionen. Wenig Fett wurde verteilt, kaum Zucker, dagegen konnten Zerealien, d.h. Brot und Teigwaren in meist ausreichender Menge beschafft werden[...]"
Es ist offenkundig, dass der Verfasser dieser Zeilen die Nachkriegszeit nicht selbst erlebt hat, und seine diesbezüglichen "Kenntnisse" von "Historikern" vom Format eines Guido Knopp beziehen. Da dies aber auf die Mehrheit der heute lebenden Deutschen zutreffen dürfte, halte ich es für geboten, hierzu einen Kontrapunkt zu setzen:
Die Behauptung, das deutsche Volk sei während der unmittelbaren Nachkriegszeit "praktisch gesund" gewesen, entspricht leider nicht im mindesten den Tatsachen - In Tat und Wahrheit herrschte während dieser Zeit eine (obendrein absichtlich herbeigeführte!) Hungersnot, wie man sie heute nur noch aus der Dritten Welt kennt.
Der kanadische Historiker James Bacque hat in seinem Werk "Verschwiegene Schuld" (312 S., ISBN 3932381246 - ein Buch, das meiner Meinung nach jeder Deutsche einmal gelesen haben sollte. Dasselbe trifft auf "Der geplante Tod" vom selben Verfasser zu.) nachgewiesen, dass zwischen Oktober 1946 und September 1950 rund 5'700'000 Deutsche, zumeist Frauen, Kinder und Greise, direkt oder indirekt dem Hunger zum Opfer fielen. - von "meist ausreichender Menge" kann hier wirklich nicht die Rede sein! Für den Zeitraum von der Kapitulation bis Oktober 1946 ist das erhaltene Aktenmaterial weniger aussagekräftig. Bacque hält eine zusätzliche Opferzahl in der Grössenordnung von etwa 800'000 für realistisch.
Dass es eine kanadischen Historikers bedurfte, um diese erschreckenden Zahlen nachzuweisen, stellt der deutschen (Nachkriegs-)Historikerzunft ein veritables testimonium paupertatis aus...
mfG,
Swissman