Zivile Anwendungen radioaktiver Isotope
Geschrieben von Swissman am 18. Juni 2004 22:12:07:
Als Antwort auf: Re: Recherche statt Vorurteile geschrieben von Johannes am 17. Juni 2004 19:49:09:
Hallo Johannes,
Hinzukommt, dass es durchaus auch nichtmilitärische Anwendungen radioaktiver Stoffe gibt: Radioaktive Strahlungsquellen werden u. a. zu medizinischen Zwecken, insbesondere in der Onkologie, eingesetzt. Ein weiteres Einsatzgebiet, welches im Zusammenhang mit dem Irak unbedingt berücksichtigt werden sollte, ist die Materialprüfung: Die Qualität von Schweissnähten lässt sich mithilfe einer radioaktiven Quelle sehr gut beurteilen. Beim Bau von Öl-Pipelines ist dies das international übliche Standardverfahren.
Die Erdölindustrie, insbesondere die Pipelines, die sich aufgrund ihrer erheblichen Länge naturgemäss nicht vollständig überwachen lassen, sind eines der bevorzugten Angriffsziele des irakischen Maquis. Derzeit ruht der irakische Rohölexport infolge der Unterbrechung sämtlicher Pipelines sogar vollständig. - Allein schon aufgrund der Aktionen des irakischen Untergrunds (hinzukommt noch die beabsichtigte Kapazitätserhöhung) ist es daher notwendig, in erheblichem Umfang neue Leitungen zu verlegen. Neue Leitungen bedeutet neue Schweissnähte, die selbstverständlich vor Inbetriebnahme allesamt überprüft werden müssen. Es ist daher völlig normal, wenn zu diesem Zweck eine oder mehrere radioaktive Quellen ins Land geholt werden (müssen).
Umgekehrt ist es übrigens auch nicht so selten, dass radioaktive Quellen aus der Medizin oder Materialprüfung versehentlich im normalen Schrott landen - im Zusammenhang mit Spekulationen über angebliche "Schmutzige Bomben" wurde unlängst berichtet, dass weltweit jährlich zwei bis drei solche Fälle gemeldet werden. Meist wird der Fehler noch rechtzeitig, bevor der Schrott in den Schmelzofen wandert, entdeckt.
Im Erdölstaat Irak dürfte naturgemäss eine ziemlich grosse Menge radioaktiver Quellen zur Überprüfung von Schweissnähten zirkulieren. Es ist daher durchaus nicht unwahrscheinlich, dass eine davon allenfalls, zusammen mit gewöhnlichem Schrott, auf der Ladefläche eines LKWs gelandet sein kann.
Laut dem Kernphysiker Gordon Prather stehen weltweit rund 10'000 medizinische und 12'000 industrielle Strahlungsquellen im Einsatz.
mfG,
Swissman