Der symbolische Einstieg in Offenbarung 13
Geschrieben von Elias Erdmann am 08. Juni 2004 23:58:55:
Als Antwort auf: Teiresias und Kassandra geschrieben von franke43 am 08. Juni 2004 09:01:36:
http://f23.parsimony.net/forum53379/messages/112821.htm
Hallo Franke
> Zugegeben habe ich das ironisch getan,
Das habe ich vermutet. Deshalb habe ich nicht schon wieder die inhaltliche Ebene beleuchtet, sondern diesmal etwas das Umfeld.
Aber heute wende ich mich mal wieder den Inhalten zu.
> denn ich bin der Auffassung, man müsste jetzt wirklich das
> Tertium comparationis zwischen Offenbarungstext
> und dem Vorhaben der Chipbefürworter sehen können.Du greifst einen Satz bei der Johannes-Offenbarung raus und baust darum ein Weltbild.
Wenn man jedoch den Kontext der Offenbarung betrachtet, dann kann man erkennen, dass es thematisch um ganz was anderes geht.
Es gibt jedoch neben der symbolischen Verschlüsselung noch einige traditionelle, kirchliche Vorstellungen, die hier beim Verständnis im Wege stehen. Daher können die meisten Kirchenchristen mit der Offenbarung des Johannes nur relativ wenig anfangen. Sie sehen einfach nur einen verwirrenden Text. Diese Verwirrung entsteht zum Teil, weil wir viele Begriffe heute ganz anders bewerten und benutzen. Man versucht, den Text in die Strukturen des kirchlich-abendländischen Weltbildes zu drücken, aber er will einfach nicht passen. Das Problem ist jedoch nicht der Text selbst, sondern das kirchlich geprägte Weltbild. Besonders die Rolle Satans hat sich im Laufe der Zeit deutlich verschoben, so dass man als traditioneller Christ schon etwas ins Schleudern gerät.
Es ist von zwei Tieren die Rede. Und aus den Beschreibungen der Tiere kann man schließen, dass es sich um zwei Religionen handelt bzw. um zwei Arten von Religion.Das erste Tier hat die Macht und die Kraft des Drachen.
Das zweite Tier redet wie ein Drache.
Der Drache wird ein paar Seiten vorher erklärt: Es ist der Satan, also der Göttliche Ankläger.
Offb. 12,9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.
Satan hatte damals keine so negative Bedeutung wie heute. Er ist kein Gegner Gottes, sondern er klagt die Menschen VOR GOTT an. Er handelt also mit göttlichem Auftrag. (Siehe auch Hiob) Er prüft die Menschen für Gott und er zeigt die Schwächen der Menschen auf. Zu diesen Prüfungen gehört es natürlich auch, dass er die Menschen manchmal etwas aufs Glatteis führt. An diesen Prüfungen reift der Mensch. Ohne diese Prüfungen bliebe er naiv.
In diesem Absatz steckt noch ein ziemlicher Hammer drin: Die geistigen Wesen sind froh, dass sie nicht mehr vor Gott verklagt werden!!!! Sie werfen also nicht Satan raus, weil ER böse ist, sondern damit sie wegen ihrer Eigenschaften nicht mehr verklagt werden.
Satan ist der Herr der Materie. Wir können die Symbolik übersetzen. An der Materie werden wir geprüft. Hier im täglichen Praxistest zeigt sich, was unsere großen Ideen wirklich taugen. Hier zeigen sich auch die Fehler. Hier erringt man Weisheit.
Wenn z.B. Moses den Stab auf den Boden wirft, dann wandelt sich der Stab in eine Schlange. Damit legt er in der symbolischen Übersetzung die „Weisheit“ frei, die in seinem „Stab“ steckt, wenn er die Lehre auf die Materie (=Boden) anwendet.
Würden wir hier die Schlange entsprechend der heute üblichen Symbolik als „böse“ übersetzen, dann käme bei dieser Symbolik völliger Quatsch raus. Dann würde ja Moses das Böse freisetzten, was in seiner Lehre steckt.
Interessant ist nun folgender Satz: Weh aber der Erde und dem Meer! (Off 12,12)
Das erste Tier kommt nun konkret aus dem Meer, das zweite kommt aus der Erde.
Hier haben wir also wieder das Drei-Ebenen-Schema
Himmel = Geist
Meer = Seele
Erde = Körper/MaterieEinerseits wird zwar davon gesprochen, dass Satan vom Himmel auf die Erde geworfen wird, andererseits ist aber auch vom Meer die Rede. Erde und Meer hängen also eng zusammen. (Körper-Seele-Dualismus).
Die Schlange, die auf die Erde geworfen wurde, finden wir übrigen auch in der Genesis!!!!
Es ist von der Symbolik her exakt das gleiche Motiv!!!Hier wird also kein zukünftiges Ereignis geschildert, sondern es geht um den Aufbau der Schöpfung. Es geht also um so Themen wie Sündenfall und Engelssturz. Es geht um den Trennungsprozess von Göttlichen. Das sind keine Themen, vor denen wir für die Zukunft Angst haben müssen, sondern wir leben bereits in diesem Zustand der Trennung.
Beim ersten Tier ist die Rede von „Lästerungen gegen Gott“. Beim Thema „Lästerungen“ schlägt üblicherweise wieder das kirchlich-traditionelle Fallbeil im Denken zu. Der traditionelle Christ sieht hier nur Satan, der gegen Gott lästert und der die Menschen verführt. Die Bibel hat oftmals eine sehr drastische Symbolik. Es geht hier darum, die Trennung vom Göttlichen zu umschreiben.
In ähnlicher Weise werden übrigens auch Jesus sehr drastische Worte in den Mund gelegt, um die Notwendigkeit des Trennungsprozesses zu umschreiben.
Lk 14,26 Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
In der wörtlichen Interpretation dieser Bibelstelle müssten hier eigentlich jedem Kirchenchristen die Haare zu Berge stehen.
Für die Entwicklung des Menschen ist es notwendig, dass er Eigenständigkeit gewinnt und dass er sich lossagt. Er muss zum „verlorenen Sohn“ werden. Er muss gegen seinen „Vater“ lästern.
Sowohl der Hass, den Jesus hier anspricht als auch die Lästerungen gegen Gott sind Umschreibungen für diesen Prozess der Trennung und Individualisierung.
Vermutlich ist jedoch die symbolische Deutung des Hass-Zitates für einen traditionellen Christen leichter zu akzeptieren, weil das besser zu seiner Vorstellung vom „lieben Jesus“ passt.
Der Trennungsprozess führt zu einem eigenständigen Bewusstsein, das sich vom Urgrund des Seins abgrenzt. Die Lästerungen können wir als eine symbolische Umschreibung sehen für die Betonung der Eigenständigkeit der Seele. Indem unsere Seele „ich“ sagt, trennt sie sich vom Göttlichen.
Das erste Tier kommt also aus dem Meer (Wasser), das zweite aus der Erde.
Übersetzen wir die Symbolik: Die erste Religion kommt aus dem Seelischen. Das sind die Bilder aus der Tiefe unserer Seele. Die zweite Religion kommt aus der Erde. Man erkennt das Göttliche, das sich in der Materie offenbart. Die Mythen übersetzen das Göttliche in eine Bilderwelt, die unserer materiellen Welt entspricht. Auch in dieser Bilderwelt offenbart sich das Göttliche.
Das zweite Tier kann Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lassen. Die zweite Religion kann also das Göttliche ins Irdische übersetzen. Wenn man das Göttliche im Irdischen erkennt (bzw. in den irdischen Bildern), sieht man natürlich das Irdische als eine Übersetzung des Göttlichen an.
Diese „irdische Religion“ bringt jedoch immer wieder die gleichen Probleme mit sich. Viele Menschen erkennen darin nicht das Göttliche, sondern sie erkennen im Irdischen nur das Irdische. Sie fangen an Götzen anzubeten. Das Bild des Tieres – das Kreuz – ist so ein Götze. Hier kommt nun das Tau-Kreuz ins Spiel, die Urform des heutigen Kruzifixes. Als die Offenbarung geschrieben wurde, gab es noch keine Kruzifixe.
Die irdischen Religionen prägen auch die öffentliche Gesellschaft. Wer nicht mitmacht, der wird ausgegrenzt oder gar getötet. Um dazu zu gehören, muss man mitmachen und muss sich ein Zeichen auf Stirn und Hand machen. Man muss so denken (Stirn) und handeln (Hand) wie die anderen Menschen, sonst kann man an ihrer Gesellschaft nicht teilnehmen.
Man könnte es für eine Prophezeiung halten, dass es aus damaliger Sicht irgendwann mal Kreuzanbeter geben wird, die alle Andersdenkenden umbringen, dass es sich also um eine Prophezeiung der späteren Inquisition handelt. Ich denke jedoch, dass es sich nicht um die Inquisition selbst handelt, sondern um die typischen Denkstrukturen der Kreuzanbeter, die halt später tatsächlich zur Inquisition geführt haben.
> Ich bin der Auffassung, dass diese Warnungen in der
> tiefbrauen Vril-Ecke zwar ebenfalls vorkommen, aber
> keinesfalls von dort stammen. Es passt denen nur gut
> ins Konzept.Die Vril-Ecke ist ein Seitenzweig am Baum der schwarz-braunen Verschwörungstheorien.
Am Anfang der Entwicklung sehe ich die Versuche der Kirche, sich gegen das Judentum abzugrenzen. Später waren es diverse gnostische Sekten, die verunglimpft wurde. Mit dem aufsteigenden Bürgertum in der Neuzeit und mit den esoterischen Lehren der frühen Freimaurerei gab es ein neues Feindbild. Später kam noch der Kommunismus hinzu.
Mit der Vril-Ecke und den van-Helsing-Jüngern entstand nun vor einigen Jahren eine „braune Esoterik“, die sich der alten Verschwörungstheorien bedient und diese mit UFO-Themen u.s.w. mischt. Nun wird plötzlich die jüdisch-freimaurerische Weltverschwörung mit den kleinen grauen Aliens vermengt.
Schon sehr früh wurde bei diesem Stammbaum der Verschwörungstheorien die Bibel und der Talmud missbraucht, um gegen die Juden zu hetzen. (sie hätten Jesus hingerichtet, sie hätten den Teufel zum Vater, sie streben nach Weltherrschaft, u.s.w.)
Die in Deutschland verbotenen Frühwerke von van Helsing gehen auch voll in diese Richtung. Und der Zusammenhang von 666 und Barcode steht übrigens direkt bei van Helsing.
Noch vor wenigen Jahren war in der Verschwörungsecke von „Lasertätowierungen“ die Rede. Das Thema „Implantate“ gab es eigentlich nur im Zusammenhang mit dem Alien-Entführungsphänomen. Erst in den letzten Jahren wird nun das „Zeichen des Tieres“ als Implantat interpretiert, wobei möglicherweise Deine Ausdauer auch etwas dazu beigetragen hat, dass nun die braune Szene nun ein neues Schreckgespenst hat.
Übrigens: Bei den angeblich „unsichtbaren“ Lasertätowierungen wäre es durchaus sinnvoll gewesen, sie an Hand und Stirn anzubringen, weil es Bereiche sind, die man nicht durch Kleidung verdeckt. Bei Implantaten ist die Stirn hingegen nicht so praktisch, weil man da wenig Gewebe zwischen Haut und Schädelknochen hat, wo man das Implantat unterbringen könnte. Das würde unschöne Narben und Beulen geben. Für ein Implantat wäre es praktischer wenn es im Nackenbereich untergebracht würde.
Bei der Umstellung des Schreckgespenstes von Lasertätowierungen auf Implantate wurde dieses Detail offensichtlich nicht beachtet.
> Ich will nicht, dass die Chipimplantattechnik auf dem Markt
> Chancen erhält und sich etabliert.In der Nutztierhaltung wird die Technik bereits eingesetzt und es ist technisch überhaupt kein Problem sie auch beim Menschen einzusetzen. Die Technik kann man also nicht mehr verhindern – nur noch ihre Anwendung beim Menschen.
Und es gibt ganz sicher keine Probleme mit Geschwüren oder ähnlichem, denn es gibt Materialien, die sehr gut verträglich sind. Millionen Menschen haben bereits ein Implantat aus medizinischen Gründen, was nix mit Überwachung zu tun hat. Ich bekomme übrigens Ende dieses Monats mein ersten Implantat im Unterkiefer, um eine Zahnlücke zu schließen.
Bei der Einführung von Implantaten zur Identifizierung von Menschen gäbe es zu viele Wiederstände. So wird es vermutlich bei uns nicht dazu kommen. Aber inzwischen werden Techniken entwickelt, die das überflüssig machen. Man kann Menschen auch ohne Implantate identifizieren, z.B. mit biometrischen Verfahren. In wenigen Jahren werden wir Ausweise haben mit biometrischen Daten auf einem RFID-Chip.
Über die biometrischen Daten wird sichergestellt, dass man wirklich der Eigentümer des Ausweises ist. Und über den RFID-Chip kann man im identifiziert werden.
> Wenn diese Kreise die totalitäre Herrschaft anstreben,
> warum warnen sie dann genau vor dem wichtigsten
> Hilfsmittel, das ihnen die heutige Technik dafür
> liefert, und von dem ein Hitler und Stalin nicht mal
> träumen durften ?Glücklicherweise sind die Kreise noch sehr heterogen und sie haben noch keine gemeinsamen, langfristigen Strategien. Ich glaube nicht, dass sie heute schon im Detail darüber nachdenken, mit welchen Techniken sie den „liberalistischen und modernistischen Wildwuchs“ wieder in den Griff bekommen.
> Für die These "Eine-Welt-Regierung" stimmt das vielleicht,
> für die Warnungen vor dem Implantat nicht.Beides hängt zusammen. Ohne „Eine-Welt-Regierung“ können die Implantate doch gar nicht weltweit eingeführt werden.
> Ich interessiere mich mehr dafür, wie man die Chipimplantate
> stoppen könnte, als dafür wer wann was und warum verzapft
> hat.Dann stärke die Kreise, die für mehr Freiheit und Toleranz eintreten.
Interessanterweise sind das genau jene Gruppierungen, die von den Verschwörungstheoretikern für alles Unheil auf der Erde verantwortlich gemacht werden.
> Dass die Sache für Dich so aussieht, ist mir klar, weil
> Du ja auch die ganze Johannesoffenbarung verworfen hast,
> weil in den Anfangsversen irgendwo was von "bald geschehen" steht.Ich habe sie nicht verworfen. Ich habe nur die übliche Interpretation verworfen.
> Nein, ich lege sie aus, damit sich gegen die Chips und
> ihre Vermarkter Widerstandsnester bilden. Und in erster
> Linie denke ich dabei an Gläubige.Den üblichen „Gläubigen“ erreichst Du damit nicht. Ich frage mich manchmal, ob man diese Leute überhaupt erreichen kann. Du erreichst primär Leute, die empfänglich sind für Verschwörungstheorien und Du gibst ihnen die „Einstiegsdroge“ für einen Weg, der in die braune Ecke führt.
> >Es gibt einige Dinge, die mir sehr wichtig sind: Meinungsfreiheit,
>>Pressefreiheit, Pluralismus, Gewissensfreiheit, Demokratie,
>>Rechtsstaatlichkeit, ... und ich möchte, dass diese Dinge noch ein paar Jahre
>>erhalten bleiben.> Aber dass der Chip per Totalüberwachung genau diese Dinge
> in Gefahr bringen könnte, das siehst Du nicht ?Wenn ich die Propaganda der brauen Kreise verstärke, indem ich ihre Parolen unterstütze, dann kommen die Gefahren nur noch schneller.
Um sie zu verhindern sollte man hingegen die toleranten und liberalen Kräfte stärken, die von den Verschwörungstheoretikern bekämpft werden.
Viele Grüße
Elias