Wer finanzierte Hitler?

Geschrieben von Napoleon am 30. Mai 2004 17:50:40:

Als Antwort auf: Re: Bush weiht Denkmal ein geschrieben von Marc Malbec am 30. Mai 2004 17:11:13:

das henry ford symphatisant von faschisten war ist nichts neues , aber der war kein jude .

Unbestritten ist, daß die deutsche Großindustrie den Aufstieg Hitlers mitfianzierte, auch in "Mitverantwortung einer am Boden liegenden Nationalwirtschaft", wie es Ernst Nolte sah; dieser hielt den Beitrag von Bosch, Krupp, Poensgen und Thyssen für sehr gering. (StZ 20.3.1971)

Was andere Quellen angeht: ein undurchsichtiges Kapitel. Wichtige Spuren dürften verwischt sein. Emil Aretz verweist in der Luderndorffer-Postille "Mensch und Maß" (9.12.1971) auf einen Artikel in August Haußleiters Wochenzeitung "Deutsche Gemeinschaft" vom 12. 9.1970, wo am Anfang steht: "Im Jahre 1950 veröffentlichte die baden-württembergische Deutsche Gemeinschaft beweiskräftige Dokumente darüber, daß das amerikanische Bankhaus Warburg es gewesen war, das die entscheidenden Wahlen Adolf Hitlers von 1930 bis 1933 finanziert hatte. Darauf wurde ein Prozeß gegen sie geführt, den sie gewann, da sie stichhaltige Unterlagen vorzuweisen vermochte. Aber keine einzige Zeitung berichtete damals über diesen Prozeß, obwohl er doch eine historische Sensation zum Gegenstand hatte, nämlich den Nachweis, daß das internationale Großkapital in entscheidender Weise auf Adolf Hitler gesetzt hatte." Aretz nennt auch andere Namen: Brüning, Deterding (von der Royal Dutch Shell Cie), Gelpke u.a. Schließlich zitiert er eine Propagandasendung von Thomas Mann über BBC vom 30.10.1943, in der der berühmte Schriftsteller gesagt hatte: "Dem Faschismus ist von außen geholfen worden - nicht aus Friedensliebe allein, sondern aus schlimmen Gründen... Schwer genug leidet sie (die Welt) auch für ihre Mitschuld..."

In dem uns ebenfalls vorliegenden Artikel der "Deutschen Gemeinschaft" (Nr. 37/1970) schreibt Karl Konstantin (vermutlich Pseudonym für den Ex-Frontkämpfer August Haußleiter, der hernach für Deutschlands Neutralität eintrat und zuletzt für die "Grünen" in den Bundestag zog), daß sich aus den Akten des Schweizer Abegg-Archivs (siehe auch die Schweizer Zeitschrift "Neutralität", Mai 1970) ungefähr folgendes Bild der ausländischen Finanzquellen Hitlers ergibt: "Neben den Zuwendungen der deutschen Rüstungsindustrie und aus dem Geheimfond der Reichswehr wurde Hitler von gewissen Kreisen der amerikanischen Hochfinanz mit 128 Millionen Mark, von seiten der holländisch-englischen Ölfinanz mit 50 Millionen Mark finanziert."

Zuvor schon zitiert die "Deutsche Gemeinschaft" (Nr. 37/1970) Dr. Gelpke, den Mitarbeiter des Staatssekretärs Dr. Abegg: "Die Sowjetunion war damals noch sehr schwach. Niemand dachte an Krieg, wohl aber sahen einige tüchtige Geschäftsleute voraus, daß eine Krise zu erwarten war (z.B. der Züricher Bankier Somary). Was konnte man dagegen tun? Die Schwerindustriellen dachten natürlich zuerst an ihr bestes Geschäft: die Aufrüstung. Um aber die Aufrüstung durchzusetzen, mußten die nicht am Rüstungsgeschäft interessierten Reichskanzkler Müller, Brüning und Schleicher, sowie die sozialistische Regierung Preußens gestürzt werden. Dazu brauchte man einen Strohmann und einen Redner, der das Volk anzog. Dieser Mann war Adolf Hitler... Die ersten Millionen aus dem Ausland rollten kurz vor dem unerwarteten Wahlsieg Hitlers von 1930 an und rollten weiter bis zu Hitlers Machtantritt von Ende Januar 1933. Abegg schätzte sie auf rund 150 Millionen Mark. ... Als Rechtsanwalt und Revisor hatte ich für Finanzkreise Beteiligungen im In- und Ausland, insbesondere den Zahlungsverkehr Schweiz - Deutschland zu kontrollieren. Auch bei einer Waffenfabrik. Ich wußte, daß die SA und SS einen großen Teil der Waffen nicht von der Reichswehr, sondern vom Ausland erhielten.

Nach dem unerwarteten Wahlsieg Hitlers vom 14.9.1930 sah sich nun Dr. Abegg veranlaßt, den ausländischen Finanzquellen Hitlers nachzuforschen. Er ließ unter anderem auch das Hotel Adlon, Berlin, daraufhin beobachten, ob hier zwischen Hitler und amerikanischen Finanzleuten Besprechungen stattfinden. Speziell nach dieser Richtung wurden auch die Gästeanmeldungen sowie das Gästebuch des Hotels Adlon kontrolliert. Diese Recherchen verliefen positiv. Es fanden in den Jahren 1929/1933 im Hotel Adlon, Berlin, Verhandlungen über die Finanzierung Hitlers statt. Auf amerikanischer Seite waren eingeweiht: Bankier Warburg, als Treuhänder des New Yorker Bankhauses Kuhn Loeb & Cie., sowie eine Gruppe der amerikanischen Ölfinanz. Auf deutscher Seite haben an den Verhandlungen teilgenommen: Hitler, Göring, Gregor Strasser, von Heydt, ein Berliner Rechtsanwalt L..."

Die hier ständig zitierte "Deutsche Gemeinschaft" macht noch auf ein Buch eines gewissen Sidney Warburg (vielleicht gibt es mehrere Finanziers dieses Namens) aufmerksam, das 1933 in Holland erschien und kurz nach dem Erscheinen vom Verlag wieder zurückgekauft wurde. Darin wurden die Gründe für die Finanzierung Hitlers dargestellt; sie waren ausschließlich kapitalistischer Art. Warburg habe, fährt die "Deutsche Gemeinschaft" fort, zuerst Erkundigungen über Hitler eingezogen. Bei einem jüdischen Bankier in Hamburg habe er günstige Auskunft erhalten. Der Judenhaß gelte nicht den deutschen Juden, sondern den Juden aus dem Osten. Soweit sich der Haß gegen deutsche Judenr ichte, so seien nur jene Juden gemeint, welche bei den Roten eine Führerrolle spielten. Das Programm der NSDAP stelle lediglich einen Lockvogel für die große Masse dar; komme Hitler an die Macht, so werde das Programm gar nicht durchgeführt. - Ein großer Trugschluß, wie wir heute wissen.

Mißtrauen gegenüber allen vagen und heute nicht mehr belegbaren Angaben ist berechtigt. Wer der Wahrheit nahekommen will, wird jedoch einen Brief nicht ignorieren, den der frühere Reichskanzler Brüning an den Herausgeber der "Deutschen Rundschau", Dr. Rudolf Pechel, schrieb (Heft Juli 1947): "Zum mindesten einer von ihnen (Bankiers) hatte, wie man wußte, seit Oktober 1928 großzügig die Fonds der Nazis und die Parteien der Nationalisten mit Geld unterstützt. Er starb, kurz nachdem die Nazis an die Macht gekommen waren. Das Finanzieren der Nazipartei, teilweise von Menschen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, daß sie sie unterstützen würden, ist ein Kapitel für sich. Ich habe niemals öffentlich darüber gesprochen, aber im Interesse Deutschlands könnte es notwendig werden, es zu tun und aufzudecken, wie dieselben Bankiers im Herbst 1931 den (amerikanischen) Botschafter Sackett gegen meine Regierung zugunsten der Nazipartei zu beeinflussen versuchten."

In einem Nachsatz schrieb Brüning: "Einer der Hauptfaktoren bei Hitlers Aufstieg, den ich nur im Vorübergehen erwähnt habe, war die Tatsache, daß er große Geldsummen von fremden Ländern 1923 und später empfing und gut für die Sabotage des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet bezahlt wurde.. In späteren Jahren wurde er bezahlt, um Unruhen hervorzurufen und revolutionäre Tendenzen in Deutschland zu ermutigen, von Männern, die sich einbildeten, daß dies Deutschland schwächen könnte und das Bestehenbleiben irgendeiner verfassungsmäßigen zentralen Regierung unmöglich machen würde." (Dr. Rudolf Sand fügt seinem Artikel in "Mensch und Maß" vom 9.10.1971, in dem er den Brüning-Brief zitiert und auch von einer persönlichen Begegnung und einem Briefwechsel mit Brüning dieserhalb berichtet, die Bemerkung an: Unser deutsches Volk aber steht nun erschreckt vor der Tatsache, daß Brüning sein Wissen ins Grab mitgenommen hat. Wenn dem so ist, dann wächst die Schuld des früheren Reichskanzlers ins Unermeßliche."

ETIKA-Kommentar: Wer aus heutiger Sicht die Frage stellt: Cui bono? Wem nützt das Ganze, der Aufstieg und der Fall des Nationalsozialismus und die daraus entstandene Situation? - der dürfte den Schlüssel für das Geheimnis des Nationalsozialismus in der Hand haben.

Der Bankier Baron Schröder - Hitler - Papen

Die Stuttgarter Zeitung veröffentlichte am 30.7.1999 auf Seite 5 einen ganzseitigen Beitrag von Thomas Löffelholz: Auch ein Widerstand der Banken hätte Auschwitz nicht verhindert - Die Rolle der Geldinstitute und der Wirtschaft in der Zeit des Nationalsozialismus - Keine einfache Antwort auf die Frage nach Schuld und Verantwortung. Wir zitieren:

Daß die Deutsche Bank Hitlers Schergen einen Kredit für den Bau von Auschwitz gab, scheint unvorstellbar. ...

Die Jahre waren komplizierter, als heute jene meinen, die genau wissen, daß sie Helden gewesen wären ...

Kurt Freiherr von Schröder, Bankier in Köln ... ... vezeichnet jedes Buch über das Ende der Weimarer Republik, daß Kurt von Schröder in seinem Haus am 4. Januar 1933 die beiden Herren zusammenführte, die wenig später die "Macht ergriffen": Adolf Hitler und Franz von Papen. Papen hatte nicht verwunden, daß ihn der General von Schleicher als Reichskanzler gestürzt hatte. Hitler sah in in Papen den nützlichen Gehilfen, der dem Reichspräsidenten also dem Feldmarschall von Hindenburg den "Gefreiten" des ersten Weltkrieges als Kanzler schmackhaft machen könnte, "eingerahmt" von den Papens, Hugenbergs und ähnlichen. ...

Seine Bank - J.H.Stein - wurde Hausbank der SS, von Schröder warf sich gern in die schwarze Uniform. Doch in jenem '"System" bewahrte ihn dies nicht davor, als Rotarier - vorübergehend - auf eine Schwarze Liste zu geraten: wegen "Freimaurerei". ...

Der Zwang jener Jahre (Anm.: Terrorherrschaft) erklärt freilich nicht alles. Doch umgekehrt ist über Schuld und Versagen auch nicht so einfach zu urteilen, wie es heute oft geschieht. Manche, die später die Akten sahen, waren über das Maß an Denunziation entsetzt, zu dem Menschen fähig sind. Böse, oft aber auch nur borniert oder gar überzeugt, dem "Guten" zu dienen, dienten sie Hitlers Verbrechen.

Viele nutzten die Verfolgung der Juden schamlos und eigneten sich zu "arisierende" Firmen an. Doch sogar über so "eindeutigen" Taten, ist das Urteil manchmal schwer. Unter der Pression der Verfolgung waren viele Opfer darauf angewiesen, zu verkaufen, um zu überleben, wie die Eigentümer des Bankhauses Mendelssohn. Sie verkauften unter dem Druck der angeordneten "Arisierungen" an die Deutsche Bank. Für diese verhandelte Hermann J. Abs als Vorstandsmitglied mit den jüdischen Eigentümern von Mendelssohn. Doch Rudolf Loeb, Mitinhaber und Verhandlungsführer von Mendelssohn, bestätigte dem späteren Chef der Deutschen Bank nach dem Krieg, er habe ihnen zu erträglicher Emigration verholfen.

Damals wies eineamerikanische Untersuchungskommission Abs eine herausragende Position im Nazideutschland zu. Man warf ihm vor, im Gefolge von Hitlers Eroberungen lukrative Geschäfte gemacht zu haben, was in einigen Fällen auch nicht zu bestreiten ist. Auf der anderen Seite war Abs nie Mitglied der NSDAP, er unterhielt sogar Kontakte zu Gruppen des Widerstandes, ohne sich freilich ernsthaft zu engagieren. ...

Trotzdem ist es wahr: Die Deutsche Bank rebellierte nicht gegen die Nazis, im Gegenteil, sie handelte mit Gold, das den KZ-Opfern abgenommen worden war (etwas später: bis hin zum Zahngold der Ermordeten). Und sie gewährte für den Bau von Auschwitz Kredit. In seinen "Anmerkungen zu Hitler" hat Sebastian Haffner die These aufgestellt, als Hitler nach der Niederlage vor Moskau 1941 erkannt habe, daß der Krieg verloren war, habe er sich ganz auf sein anderes Ziel konzentriert: die Ausrottung der Juden. Die "Endlösung" wurde wenig später beschlossen.

Stalin - Montagu Norman - Hjalmar Schacht
Stalin lieferte Hitlerdeutschland wichtige Rohstoffe und gleichzeitig hunderte von Millionen Franken. Zugleich bewilligte er Deutschland hinter dem Ural die Flugzeugproduktion für die deutsche Aufrüstung. 20 % der produzierten Flugzeuge mussten die Deutschen Stalin überlassen.
Nach der Machtübernahme wurde die Regierung Hitlers mit Krediten der Bank von England versorgt. Noch im Mai 1934 war Montagu Norman persönlich in Berlin, um mit geheimen Abkommen das Regime Hitlers zu finanzieren. Hitler beförderte dafür Hjalmar Schacht, den Freund von Montagu Norman, zum Wirtschaftsminister und Reichsbankpräsidenten. Dieses Amt übte Schacht bis 1939 aus. Am 1. Oktober 1946 wurde er vom Nürnberger Kriegsverbrechergericht freigesprochen. (Landolt 82)
Anmerkung zu Flugzeugproduktion: Nicht alles glauben, was gedruckt ist! Ein Zeitzeuge teilte uns mit, daß diese Aktion schon von der Reichswehr, längst vor Hitlers Machtergreifung, begonnen hatte.



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