Der Phaethon-Mythos
Geschrieben von Elias Erdmann am 26. Mai 2004 00:24:56:
Als Antwort auf: Re: "Xerxes", der Spötter(II) geschrieben von BBouvier am 25. Mai 2004 20:01:41:
Hallo BB
>Denn die Kenntnis von vernichtenden Impakten ist
>ganz jungen Datums.
>Die Schauungen darüber existieren jedoch schon seit
>Jahrhunderten.Und in den Mythen finden wir das Motiv schon seit Jahrtausenden. ;-)))
Das Motiv ist also steinalt und keinesfalls nur auf die "Prophezeiungsliteratur" beschränkt. Es gibt übrigens sehr viele archetypische und mythische Motive, die in ähnlicher Weise Einzug in die "Prophezeiungsliteratur" gefunden haben. (3 finstere Tage, Sternenfall, Polsprung, Untergang im Meer, ...)
Beim Thema "Komet" und "Weltenbrand" fällt mir ganz spontan die Geschichte von "Phaethon" ein, um nur ein Beispiel zu nennen.
>Geistige Fähigkeiten sind offenbar, wie alles, reine Glückssache...
;-)
Auf der Seite http://www.alte-geschichte-europa.de/artikel/vw_phaeton.html finden wir eine Zusammenfassung vom Phaethon-Mythos:
Berühmt wurde Phaethon durch den römischen Dichter Ovid, einen Zeitgenossen des Kaisers Augustus. In seinem Meisterwerk, den "Metamorphosen", ist die Erzählung von Phaethon eine der 250 Verwandlungsgeschichten, und zwar die längste. Nach Ovid haben der Satiriker Lukian (2. Jh. n.Chr.) und der spätantike Epiker Nonnos (5. Jh. n.Chr.) den Stoff verwendet und ausgebaut. Es war gerade die großartige antike literarische Gestaltung des Phaethon-Mythos, die seit der Renaissance immer wieder Autoren, Maler und Musiker inspiriert hat. Freilich ist es eine traurige, tragische Geschichte, die da erzählt wird. Sie handelt von einem jungen, ehrgeizigen Mann, von einem hochtourigen Wagen und von den schrecklichen Folgen fahrpraktischer Inkompetenz.
Der Knabe Phaethon lebte am Hof des Königs Merops im Land der Aithiopen, der Menschen 'mit den verbrannten Gesichtern'. Seine Mutter Klymene, eine der zahlreichen Töchter des Okeanos, hatte den Merops geheiratet; jedoch war nicht er der Vater ihres Sohnes, das war vielmehr Helios, der Sonnengott (lateinisch: Sol). Obgleich Phaethon ein Sterblicher war, wie seine Mutter, bildete er sich doch auf seine göttliche Abstammung ziemlich viel ein. Als eines Tages sein Spielfreund, der den Zeus-Juppiter zum Erzeuger hatte, die Affäre der Klymene mit Helios in Zweifel zog, war Phaethon tief beleidigt: War er etwa doch nur der Sohn des Merops?! Ermuntert von seiner Mutter begab sich der gekränkte Jüngling nun zum Palast des Sonnengottes. Helios bestätigte nicht nur die Vaterschaft, sondern schwor beim gefürchteten Unterweltsfluß Styx, zum Beweis dem Sohn einen Wunsch zu erfüllen. Phaethon hat also einen Wunsch frei - und er verlangt für einen Tag, den Sonnenwagen des Vaters lenken zu dürfen.
Als Gott des Lichts, als personifizierte Sonne, fährt Helios alltäglich mit seinem Wagen über den Himmel, von Ost nach West. Die vier feurigen Himmelsrösser seiner Quadriga kann er allein zügeln und in der Bahn halten kann; nicht einmal Zeus-Juppiter wäre dazu imstande. Helios ist vom Wunsch seines Sohnes entsetzt; verzweifelt versucht er, mit den besten Argumenten den Jungen von der fatalen Idee abzubringen, sieht er doch die Katastrophe und den sicheren Tod des Sterblichen voraus. Aber Phaethon beharrt trotzig auf diesem besonderen Vaterschaftsbeweis. Nun muß ihm der Sonnengott, durch den Eid gebunden, die Quadriga überlassen. Die Zeit drängt, der Tag naht, die Töchter des Helios, Heliaden genannt, schirren die Himmelsrösser an. Phaethon besteigt also den Wagen, erhält die Zügel - und los geht's! Im ersten Temporausch greift der unerfahrene Jüngling sogar noch zur Peitsche.
Die göttlichen Pferde spüren bald, daß nicht Helios selbst die Zügel führt; sie verlassen die vorgeschriebene Bahn, reißen den Wagen mal hoch nach oben, mal tief nach unten: In der Höhe schwindelt dem Phaethon; am Firmament geraten die Sternzeichen durcheinander. Zur Erde rasend setzt das Viergespann die Gebirge in Brand: Kaukasus, Ätna und viele andere; auch die Flüsse beginnen zu kochen; hier erwähnt Ovid sogar den Rhein. Überall versengen Landschaften, verbrennen Städte; Libyen wird zur Wüste, die Mohren werden schwarz. In der Unterwelt, wohin durch die hier und dort berstende Erdoberfläche Licht dringt, schrecken Hades und Persephone auf.
Indessen ist Phaethon in dichten Rauch und fliegende Asche gehüllt; er bereut seine maßlose Forderung an Helios - zu spät. Die Erdgöttin Tellus fleht zum Himmel und wird erhört: Der höchste Gott Zeus schleudert seinen Blitz und tötet Phaethon. Dessen Leichnam stürzt mit brennenden Haaren aus dem Wagen und fällt in den Fluß Eridanos - das ist der Po in Norditalien. Dann löscht Zeus mit seinem Regen den Weltenbrand.
- Re: Der Phaethon-Mythos BBouvier 26.5.2004 00:54 (0)