Re: Woher weißt Du, daß Du den Richtigen verprügelst?

Geschrieben von Marc Malbec am 17. Mai 2004 10:28:35:

Als Antwort auf: Re: Vom Führer lernen heißt foltern und massakrieren lernen geschrieben von Ahlfi am 17. Mai 2004 09:56:25:

Hallo Ahlfi,

>Ich bin ja alles andere als ein Freund unseres großen
>Bruders, aber in einem Punkt muss ich Dir Recht geben.
>Um das Leben eigener Soldaten oder auch Zivilisten zu
>retten z.B. Verhältnis 1 zu 100, würde ich Folter ebenfalls
>als legitimes Mittel ansehen.

Und woher weißt Du, daß derjenige, den Du in die Mangel nimmst, tatsächlich über die Infos verfügt, die Du aus ihm herausprügeln willst?

Für den Fall, daß Du auf den Falschen einschlägst, hast Du Dich mit den Gangstern, Mördern, Attentätern etc., die Du doch zu bekämpfen vorgibst, auf eine Stufe gestellt.

Mir wäre der Gedanke äußerst unangenehm. Es ist ja nicht so, daß die geltende Rechtslage es nicht erlauben würde, beim Verhör keinen Druck auszuüben. Und wenn man schon mal dabei ist, zu gewaltsamen Praktiken zu greifen, wie willst Du wissen, wo die Schmerzgrenze Deines Gegenübers verläuft, ab welcher "Dosis" er anfängt zu singen?

Wenn Du den Falschen vor Dir hast, kann es Dir passieren, daß Du ihn auf der Suche nach seiner persönlichen Belastungsgrenze totgeprügelt hast, wie neulich in Bagdad geschehen.

Abgesehen von dem zutiefst inhumanen Aspekt der Angelegenheit, hast Du mit den Foltermaßnahmen eine Strafe verhängt, was doch erst nach erfolgter Beweisaufnahme und Verurteilung erfolgen sollte - jedenfalls, wenn wir an den geltenden rechtlichen Standards festhalten wollen.

Ein weiteres Problem, und nicht das Geringste, liegt für mich darin, daß ausgerechnet jene, die Deutschland seit gut 100 Jahren als Nation von Blutsäufern, Kinderarme-Abhackern, Internierern und Vergasern an den Pranger stellen, nun ihrerseits Mittel anwenden, die sie uns - vielfach mit äußerst dünner Beweislage - unter die Nase halten.

Noch heute werden wir, die wir größtenteils lange nach 1945 geboren wurden, als Hitlers willige Vollstrecker oder Tätervolk denunziert, und haben noch nicht einmal die Möglichkeit, dagegen gerichtlich vorzugehen, weil die große moralische Weltinstanz, the nation of democracy and freedom, ihre blutigen Klauen schützend drüberhält.

Um sich klarzumachen, wie schnell die Folter sich selbst ad absurdum führen kann, hilft ein Blick in die Vergangenheit, zurück in die Zeiten der Inquisition, deren Wiederkunft neulich von Astro-Münte prohezeit worden ist.

Es liegen "Geständnisse" vor, in denen haarklein geschildert wurde, wie es gewesen ist, mit dem Satan Unzucht zu treiben. Die DelinquentInnen haben alles zugegeben, nur damit die Qälerei ein Ende hat - obwohl sie wußten, daß danach Scheiterhaufen oder Schwert warteten.

Marc Malbec




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