Der Soldat in der Bibel

Geschrieben von Swissman am 15. Mai 2004 01:31:38:

Als Antwort auf: Re: du sollst nicht... toeten? oder morden? geschrieben von detlef am 14. Mai 2004 03:38:20:

Hallo detlef,

>ich habe vor jahren mal einen artikel gelesen, wo es um die frage ging, ob das gebot: du sollst nicht toeten! richtig uebersetzt sei.
>ich kann mich leider nicht gut an einzelheiten erinnern, aber es ging einmal um die behauptung, im originaltext solle angeblich stehen: du sollst nicht morden!

Meines Wissens ist dies korrekt. Allerdings ist dazu zu sagen, dass das Wort "töten" seit Martin Luthers Zeiten einen leichten Bedeutungswandel mitgemacht hat, denn damals wurde es im Sinne von "morden" gebraucht.

>auch wurde damit argumentiert, dass gott sein volk haeufig in den krieg (zum toeten) geschickt habe.

Auch dies trifft zu: Das Alte Testament ist voll von Kriegen und Feldzügen, die von Gott persönlich angeordnget worden sind (manche fanatische Pazifisten wollen daher allen Ernstes die Bibel verbieten lassen, weil sie "gewaltverherrlichend" sei, was immer die Bedeutung dieses Wortes sein mag).

Aber man muss noch nicht einmal so weit zurückgehen: Anfangs des 15. Jahrhunderts schien es eine reine Frage der Zeit, bis es den Engländern gelingen würde, auch die letzten Widerstandsnester zu zerschlagen und Frankreich endgültig zu unterwerfen.

In dieser scheinbar hoffnungslosen Lage erschienen die der Erzengel Michael und die Heiligen Katharina und Margareta dem etwa dreizehnjährigen Bauernmädchen Jeanne d'Arc, um es auf die Mission vorzubereiten, für die es von Gott auserwählt worden war: Gott verlangte von ihr nichts geringeres, als zum Dauphin zu gehen, von ihm ein Heer zu verlangen, mit diesem in den Krige zu ziehen und es zum Sieg gegen die englischen Eindringlinge zu führen - eine Aufgabe, an der die besten Feldherren Frankreichs kläglich gescheitert waren. Die Heilige Jeanne d'Arc erfüllte diesen Auftrag mit Bravour: In einem einzigen Jahr riss sie das Ruder komplett herum und zwang die Engländer an allen Fronten zum Rückzug.

Überdies erfreute sich das Christentum bereits früh grosser Beliebtheit unter den Soldaten (gerade unter den frühesten Heiligen finden sich sogar erstaunlich viele Vertreter dieses Berufsstandes: Georg, Demetrius von Thessalonike, Theodor von Euchaïta, Martin von Tours, Mauritius und die thebanische Legion, um nur einige zu nennen - alle waren sie Soldaten). So stammt die früheste erhaltene, eindeutig christliche, Steininschrift vom damaligen Kommandanten der nabatäischen Reiterei.

Es wäre mir nicht ein einziger Fall eines Legionärs bekannt, der nach seiner Taufe den Beruf gewechselt hätte. Offensichtlich war das damalige Christentum, auch wenn die Anhänger der "Political Correctness" sich noch so sehr dagegen sträuben, keineswegs pazifistisch. - Was mich auch nicht im geringsten erstaunt: Der Christ ist angehalten, anderen Menschen zu helfen und sie, wenn nötig, zu beschützen (sogar dann, wenn diese gar nicht beschützt werden wollen - offenbar scheint es ja auch solche Leute zu geben, wie man hier kürzlich erfahren musste *kopfschüttel*) – Die Aufgabe des Soldaten besteht aber ja gerade darin, sein ganzes Volk zu schützen!

In diesem Zusammenhang ist auch Jesu Begegnung mit dem Hauptmann von Kapernaum überaus aufschlussreich:

"Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn 6und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. 7Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. 8Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 9Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's. 10Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! a 11bAber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; 12aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern. 13Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; cdir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde."

Der Hauptmann stellt sich Jesus unmissverständlich als solcher vor. Jesus ist offensichtlich sehr beeindruckt vom Glauben dieses Mannes und lobt ihn deswegen, ja stellt ihn den anderen Anwesenden sogar als beispielhaft vor. Mit keinem einzigen Wort verlangt er aber von ihm, er müsse seinen Beruf wechseln - offensichtlich war Jesus nicht der Meinung, dass der Beruf des Soldaten moralisch irgendwie zu verurteilen wäre.

Der erste Nichtjude, der getauft wurde, war der Zenturio Cornelius (Apg 10). Cornelius entstammte einem bekannten römischen Adelsgeschlecht und befehligte die Italische Kohorte, eine Elitetruppe. Petrus, der die Taufe vornimmt, ermahnt Cornelius mit keinem Wort, er müsse aufhören Soldat zu sein. Nachdem Petrus nach Jerusalem zurückkehrte (Apg 11), entbrannte zwischen ihm und einige Juden eine Diskussion darüber, ob er dazu berechtigt gewesen sei, einen Heiden zu taufen, an dessen Beruf nahm aber auch hier niemand Anstoss.

Auf seiner Überfahrt nach Rom erlitt der Apostel Paulus Schiffbruch und wurde von einem römischen Zenturio gerettet. - Paulus tadelte ihn nicht für seinen Beruf, noch verbot er ihm, in der Schlacht zu töten.

Eine weitere Bibelstelle, die in diesem Zusammenhang von Interesse ist, ist Lk 3, 14: Als Johannes der Täufer am Jordan predigte, wurde er einmal von einigen Soldaten gefragt, wie sie ihr Leben führen sollten. Darauf antwortet ihnen Johannes der Täufer: "Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und laßt euch genügen an eurem Sold!" Davon, dass sie keine Feinde töten sollten, ist auch hier nicht die Rede.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das Gebot, "niemandem Gewalt anzutun", bedeutet nicht, dass Johannes sich hier für den Pazifismus aussprechen würde - "jemandem Gewalt antun" war damals die gängige Umschreibung für Vergewaltigung! Anders gesagt: Johannes ermahnt die Soldaten zu einer Tugend, die man Jahrhunderte später Ritterlichkeit nennen sollte.

Wenn nun also Gott selbst offensichtlich das Soldatenhandwerk nirgends verurteilt, ja mitunter sogar selbst das Führen von Kriegen ausdrücklich verlangt, mit welchem Recht behaupten dann gewisse Kreise etwas anderes? Ich würde es jedenfalls nie wagen, mir anzumassen, mich über Gott zu stellen (selbst Satan wollte "nur" WIE Gott sein...).

Wenn der Iwan kommt, halte ich es doch lieber mit König David: "Gelobt sei der HERR, mein Fels, der meine Hände kämpfen lehrt und meine Fäuste, Krieg zu führen..." (Ps 144, 1)

mfG,

Swissman


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