Nachtrag zum Stammtisch gestern
Geschrieben von Hybris am 14. Mai 2004 12:22:58:
Hallo,
ich habe gestern ja eine Nachricht erwähnt, nach der Russland sich aktiv für eine UNO-Resolution bemühen möchte, daß die USA sich möglichst ohne Gesichtsverlust aus dem Irak zurückziehen kann, da dies den russischen Interessen in der Region nur allzu dienlich wäre. Interessant der Vergleich zwischen Sowjetunion<>Afghanistan und USA<>Irak heute.
Zitat:
"Für Russlands Regierung ist die Lage eindeutig. Die Amerikaner sitzen im Irak politisch und militärisch in einer Sackgasse. Jetzt empfehlen Moskaus Diplomaten einen Rückzug der Supermacht mittels einer wohl formulierten Uno-Resolution. Damit kennt man sich im Kreml aus: Erinnerungen an das Afghanistan-Desaster der roten Armee werden wach. [...] Noch sehen Moskaus Sicherheitsstrategen Chancen, einiges von ihrem alten Einfluss im Irak zu retten, doch nur so lange, wie US-Versuche erfolglos bleiben, eine neue Infrastruktur aufzubauen. Eine Uno-Resolution, "die zu hundert Prozent die Interessen des Irak berücksichtigt", könnte nach Ansicht Trubnikows eben jene brüderliche "Hilfe" sein, die es den Amerikanern ermöglichen würde, "ohne Gesichtsverlust aus jener Sackgasse heraus zu kommen, in der sie sich gegenwärtig befinden". Mitarbeiter des stellvertretenden Außenministers arbeiten gegenwärtig an der Konstruktion eines "solchen internationalen Schirms für den Irak" (Amtsjargon). Auch der deutsche Kanzler und der französische Präsident hätten daran bei ihren letzten Moskau-Besuchen starkes Interesse gezeigt. [...] Freilich dürfte - ginge es nach dem Volkswillen - der diplomatische Schirm keiner sein, der die Amerikaner gefährlichen Gewittern vor gründlichem Nasswerden im Irak bewahrt. Denn das Herz des russischen Wahlbürgers schlägt für den irakischen Widerstand gleich welcher Couleur. Bei einer repräsentativen Umfrage, vor zwei Wochen vom Analysezentrum des Soziologen Juri Levada veranstaltet, wünschten sich 41 Prozent einen Sieg der Aufständischen; nur sieben Prozent mochten Partei für die USA und ihre Verbündeten ergreifen. Fast jeder zweite Befragte fand, eine krachende Niederlage der Amerikaner im Irak diene am besten russischen Interessen."
Letztlich würde Russland damit die Pläne der USA damit durchkreuzen und seinen Einfluss in der Nahost-Region quasi wiederherstellen. Den USA wird wohl nicht viel übrig bleiben, da der Konflikt - ähnlich wie damals in Vietnam - spätestens durch Druck der amerikanischen Öffentlichkeit zu einem Rückzug führen könnte und meiner Meinung nach spätestens dann auch durchgeführt werden muss.
Ich finde, das passt irgendwie ganz gut zu der Theorie, daß der Irak eine ausgemachte Falle der Russen war, in die die USA prompt reinlaufen mussten.
Passend zum Hintergrund des Ganzen vielleicht auch ein hochinformtiver Link zum Thema Öl, der prima zu der Meldung korrespondiert, daß z.B. Siemens in Zukunft in Wasser investieren wird, da sich die zukünftigen Konflikte nicht mehr nur ums Öl sondern um Trinkwasser drehen werden. Wenn man diese Homepage genau durchgelesen hat, versteht man die Hintergründe vielleicht besser. Krass finde ich die Aussage, daß es im Moment keine echte Alternative zum Öl gibt und wir nie wieder sinkende Benzinpreise erleben werden, da das Produktionsmaximum erreicht ist und es in Zukunft immer teurer wird, Öl zu fördern, was für mich letztlich ein Grund dafür ist, daß die westliche Wirtschaft bald zusammenbrechen muss, da bei uns sehr viel darauf aufbaut. Wir haben quasi im wahrsten Sinne des Wortes auf SAND gebaut :-(
Gruß Hybris