Sehr erfrischend! (owT)
Geschrieben von DaveRave am 10. Mai 2004 14:56:37:
Als Antwort auf: Re: Test@ Discoverer@ Epidophekles(II) geschrieben von JeFra am 10. Mai 2004 14:26:11:
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>Du hast einen Nulltext als den besten Eintrag des Sonntags bezeichnet. Meine inhaltschweren Beiträge hast du damit disqualifiziert. Du sagst, das sei Humor?
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>Sie übersehen hier, daß BBouvier gestern auch Beiträge geschrieben hat (beispielsweise das Wurmgleichnis), über die er dann im Scherz den Nullbeitrag gestellt hat. Anscheinend ist Ihnen das beim Ringen mit der gedanklichen Tiefe der Dudde-Texte irgendwie entgangen.
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>Ich weiss nicht, warum ihr den Tod so verdrängt und nichts wissen wollt davon, dass wir sterben müssen und dass genau EUER Thema der Prophs, das absucht....
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>Ablehnung der Religion ist nun wirklich nicht dasselbe wie Verdrängung des Todes oder der Vergänglichkeit. Nehmen Sie doch nur als Beispiel das Spätwerk des bekennenden (und zwar auch im privaten Kreis, also keineswegs nur auf Druck der SU-Ideologie bekennenden) Atheisten Schostakowitsch. Oder den Philosophen Oswald Spengler. Oder Dichter wie Gottfried Keller oder Georg Britting, alles Atheisten oder Agnostiker.
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>Oder den Film «Das siebente Siegel» des Regisseurs Ingmar Bergmann. Die vorletzte Szene ist vielleicht die ergreifendste der ganzen Filmgeschichte: Der Ritter hat sein Schachspiel mit dem Tod verloren (weil er partout beichten mußte, so wie franke43 es tun will, und dabei dem Tod seine Strategie verraten hat), und der Sensenmann ist in die Burg eingedrungen, deren todgeweihte Bewohner sich einer nach dem anderen vorstellen: Guten Morgen, edler Herr. - Ich bin Karin, die Frau des Ritters, und heiße dich höflich willkommen in meinem Haus. - Ich bin Schmied von Beruf und ganz geschickt, wenn man das von sich selbst sagen darf. Mit meiner Frau Lisa - mach vor dem hohen Herrn einen Knicks, Lisa - ist oft schwer auszukommen und wir hatten sozusagen ein wenig Ärger, aber nicht schlimmer als die meisten Menschen. Interessant ist nun die kleine Auseinandersetzung zwischen dem idealistischen Ritter und seinem Knappen, der eher praktisch und materialistisch eingestellt ist (so wie ja bei Cervantes auch, wenn auch auf ganz andere Weise). Der Ritter betet: Ur vårt mörker ropar vi till dig, Herre. O Gud, ha förbarmande med oss, för vi är små och rädda och utan vetskap. Aus unserer Dunkelheit rufen wir zu Dir, Herr. O Gott, hab Erbarmen mit uns, denn wir sind klein und verängstigt und unwissend. Der Knappe Jöns fühlt sich durch die laute Beterei seines Herrn belästigt: I det mörker där du påstår att du vistas, där vi alla förmodligen vistas... i det mörkret finner du ingen som lyssnar till din klagan eller rörs av dina lidanden. Tvätta dina tårar och spegla dig i din likgiltighet... In der Finsternis, vor der du stehst, findest du keinen, der deinen Klagen zuhört oder den deine Leiden rühren. Das weißt du, so wie wir es vermutlich alle wissen. Wisch dir die Tränen ab und spiegle dich in deiner Gleichgültigkeit.» «Gud, du som finns någonstans, som måste finnas någonstans, ha förbarmande med oss. Gott, Du den es irgendwo gibt, den es irgendwo geben muß, hab Erbarmen mit uns» «Av mig kunde du fått en ört att laxera ut dina evighetsbesvär, nu tycks det vara för sent. Men känn i alla fall i den sista minuten den oerhörda triumfen att rulla med ögonen och röra på tårna. Von mir hättest Du ein Abführmittel gegen deine Ewigkeitsbeschwerden bekommen können, doch jetzt scheint es zu spät zu sein. Man kostet auf jeden Fall in den letzten Minuten den Triumph, mit den Augen zu rollen und sich zu Tränen zu rühren.»
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>Ich kann Jöns verstehen. Können Sie nicht nachvollziehen, daß sich manche Agnostiker oder Atheisten belästigt fühlen, wenn Sie dauernd denselben Sermon serviert bekommen?
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>MfG
>JeFra
- Ein Lob von Ihnen? Wie schön! (owT) JeFra 11.5.2004 06:54 (0)