hier noch ein sehr aufschlussreicher Artikel dazu...

[ Prophezeiungen & Aktuelles Weltgeschehen ]

Geschrieben von Nitram am 01. Dezember 2001 23:14:01:

Als Antwort auf: Hier: Hinweise/Beweise/Links für MassenMORD in Mazar-i-Scharif geschrieben von Sickastar am 01. Dezember 2001 18:47:23:

Qala-e Janghi - Schloß des Krieges und des Todes

Warum die gefangenen Taliban sterben mußten


Kennen Sie den Film "Der Mann, der zuviel wußte"? Dann sind Sie schon sehr dicht dran. Dort, im Qala-e Janghi gab es nicht nur einen, sondern einige Männer, die zuviel wußten, und die deshalb nicht überleben durften. Potentielle Singvögel mag man unter Ganoven nicht gern. Und so entledigten sich die einen Ganoven der anderen Ganoven, ganz wie wir es aus den US-Krimis kennen.

In dem Gefängnis, das wie zufällig direkt an ein größeres Waffenlager des Generals Abdul Raschid Dostum angrenzte, waren ungefähr vierhundert Taliban des harten Kerns um Osama bin Laden eingekerkert. Eine große Anzahl darunter waren arabische, pakistanische und tschetschenische Kämpfer. Sie hatten sich nach dem Fall von Kunduz ergeben, da sie an Zahl hoffnungslos der siegreichen Nordallianz unterlegen waren. Ausgehandelt worden war der Deal wahrscheinlich von dem Taliban-Kommandanten Mullah Fazil. Die Kapitulation hatte am Samstag friedlich begonnen. Unter der Anleitung von britischen und US-Spezialkräften wurden die Taliban allerdings nur oberflächlich nach Waffen durchsucht, was die internationale Presse schnell als groben Fehler darstellte. Wenn man aber die harte Schulung der Spezialkräfte, der SAS und Delta Force, auch nur ein wenig kennt (dazu reichen ja schon zwei bis drei Fernsehsendungen zum Thema), kommen einem Zweifel daran, daß es "Fehler" gewesen sein sollten. Bewacht wurden die Gefangenen von nur ca. fünfzig Männern des Generals Dostum. Die übrigen hatte der General zu weiteren Kämpfen mit sich genommen. Bis auf einen Soldaten der SAS waren britische und US-Spezialkräfte nicht zugegen. Das nebenan befindliche Waffenlager hätte zur Verteidigung des Forts für mindestens drei Tage gereicht.

Den Rest initiierten zwei CIA-Agenten, die nach Aussage des Times-Korrespondenten Oliver August mit beinharten Verhören und Verunglimpfungen der gefesselten Taliban begannen. Drei gefesselte Taliban seien von den CIA-Agenten vor den anderen kaltblütig erschossen worden. Der Guardian-Korrespondent in Mazar-e Scharif meinte, die Agenten hätten die erste Regel der Spionage mißachtet, "to keep a low profile", etwa, sich dezent zu verhalten.

Das Mitglied der SAS und Olivier Martin, vom Internationalen Kommitee vom Roten Kreuz, waren innerhalb des Areals, als es losging, und eine Handvoll Gefangener provoziert wurde, einen Aufstand gegen die zwei CIA-Agenten zu beginnen. Der eine von ihnen, der 32-jährige "Held" Johnnie "Mike" Spann wurde dabei erschlagen.

Die Revolte war am Sonntag, gegen 11.50 Uhr, ausgebrochen, aber erst am Nachmittag kamen Spezialkräfte zu Hilfe. Sie waren uninformiert über die Lage und die Bedingungen, die im Qala-e Janghi herrschten. Die Taliban hatten inzwischen begonnen, sich aus dem Waffenlager zu versorgen. Gegen 15.30 Uhr begannen US-Bomber ihr Werk aus der Luft. Sonntagnacht hatten britische SAS die Lage im Griff. Keiner von den Spezialkräften begab sich in den Kampf gegen die Taliban, sondern sie koordinierten vom Inneren des Forts aus die US-Bombardierungen.

Am Montagmorgen waren immer noch ca. hundert Taliban am Leben, aber auch sie wurden durch tieffliegende AC-130 der USA ermordet. Am Dienstagnachmittag lebten noch drei bewaffnete offensichtlich pakistanische Talibankämpfer. Sie wurden im Keller verbrannt, nachdem Kämpfer der Nordallianz auf Geheiß der britischen und US-Spezialkräfte Öl hineingegossen hatten.

Ein Pentagon-Sprecher erklärte den akkreditierten Journalisten, daß die Taliban die Waffen ins Lager geschmuggelt hätten. Lügen, wohin man blickt und hört.

Nun beginnt die geschockte Welt mit Erklärungsversuchen: wie konnte es möglich sein, daß gegen die Genfer Konvention vierhundert besiegte, gefangen genommene Kämpfer auf Geheiß und mit Unterstützung von Spezialkräften der USA und Großbritanniens ermordet wurden? Und warum?

In diese Grübeleien platzt die nächste Nachricht von Massakern an Taliban, im Beisein und unter den Augen von US-Militär, in Tacht-e Pul, nahe Kandahar. In der Gegend geben die Taliban in Scharen den Kampf auf, einschließlich dem Chef des Taliban-Geheimdienstes und mindestens zweier Minister, die sich nach Pakistan absetzten (obgleich die Grenze doch angeblich verrammelt ist). US-Militärs, die mit der Nordallianz unterwegs waren, um ihre Siege zu filmen, hätten versucht, dem Massaker Einhalt zu gebieten.

Zu oft schon, und fälschlicherweise, wurden Greueltaten der USA und der Briten als Rache für den 11. September dargestellt. Die Angriffe der USA und Großbritanniens auf die Gegend, auf Zentralasien und die Kaspische Region, genau wie der jetzt auf den Irak geplante Angriff, sind viele Jahre vor dem 11. September geplant worden. Die tschetschenische Flanke ist seit langem in Arbeit. Dort bezahlen die Kommandanten der "Freiheitskämpfer" diese unter den Augen der Öffentlichkeit mit Dollars. Das ist selbst im deutschen Fernsehen schon versehentlich berichtet worden.

Der Durchmarsch nach Zentralasien, von Osten her, hatte mit Hilfe der Taliban von Afghanistan aus geschehen sollen. Der Übergriff talibanischer Kämpfer, in Gestalt der Terroristen des Islamic Movement of Usbekistan (IMU) auf dieses Land der ehemaligen Sowjetunion war der Anfang. Kämpfer der muslimischen Uighuren, im chinesischen Xijiang, Kämpfer in Tadjikistan und in Kirgistan wurden mit Hilfe Pakistans, der USA und Saudi-Arabiens dazu ausgebildet und finanziert.

Dann aber änderten die Taliban, sei es, da sie zu wenig Dollar versprochen bekamen, sei es, daß sie statt mit der US-Firma Unocal lieber mit der saudischen Delta zusammenarbeiteten, ihre freundschaftliche Politik gegenüber den USA. Noch bis in den August hinein hatten US-Unterhändler versucht, zu für sie erfolgreichen Verhandlungsergebnissen mit den Taliban zu kommen (wir berichteten).

Das alles kann dem harten Kern der Taliban um Osama bin Laden herum nicht entgangen sein. Unter den Kämpfern befanden sich außerdem nicht nur solche aus arabischen Staaten, aus Pakistan, aus Bosnien und Tschetschenien, sondern es waren beispielsweise auch Muslime aus westlichen Staaten bzw. mit westlicher Staatsangehörigkeit darunter. Einige von ihnen waren einmal in der ARD-Tagesschau zu sehen und zu hören, und zwar exzellent Englisch sprechend, was sicher ein "grober Fehler" der US-Zensur war; denn nun ist weltweit bekannt, wie die Netzwerke von al-Qaeda geknüpft sind. Was wäre aber geschehen, wenn die im Qala-e Janghi inhaftierten Taliban ordnungsgemäß verhört worden wären? Was hätten sie ausgeplaudert? Wen hätten sie belastet, wen erpreßt, erpressen können? Welche Verstrickungen der USA, Saudi-Arabiens und Pakistans wären zutage getreten?

Da entledigt man sich doch besser der Mitwisser, dieser potentiellen Singvögel: Qala-e Janghi, Qala-e Margi ...

Der Beitrag wertet aus:

- The Castle of Death. What really happened in Qalai Janghi on Sunday, and in the bloody days that followed? Justin Huggler tells the full harrowing story.
INDEPENDENT, 30.11.2001
www.independent.co.uk
- US "hero" may have triggered Mazar revolt, by Rashmee Z. Ahmed, Times News Network. The Times of India, 30.11.2001 www.timesofindia.indiatimes.com
- Captured Taliban lined up and shot, by Mark Baker, Herald Correspondent in Quetta. Sydney Morning Herald, 30.11.2001
www.smh.com.au

Autorin: Dr. Gudrun Eussner, Berlin 30.11.2001
Foto: AK Foto
Quelle: © Philosophischer Salon, Berlin
www.kalaschnikow.de
Update: Berlin Sa., 01.12.2001




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