Re: Warnung an die USA - IRAN droht mit Zornesausburch
Geschrieben von Swissman am 23. April 2004 01:59:38:
Als Antwort auf: Re: Warnung an die USA - IRAN droht mit Zornesausburch geschrieben von Dunkelelbin am 22. April 2004 18:05:19:
Hallo Dunkelelbin,
>Was aber, wenn das eigentliche Ziel des Irak-Krieges nicht allein die Entmachtung und Besetzung dieses Landes ist sondern die eigentliche Interesse dem hochgerüsteten und wirtschaftlich stabilen Iran gilt, das noch dazu über die A-Bombe verfügt und dessen unmittelbare Nachbarn Afghanistan, Pakistan, Turkmenistan und Saudi- Arabien heißen?Es mag wohl sein, dass die "Neo-Konservativen" diese Absicht hegten, und allen Ernstes an deren Realisierbarkeit glaubten - Tatsächlich verstiegen sich nicht wenige hochrangige Vertreter aus dieser Ecke zur Behauptung, die Völker des Nahen Ostens warteten im Grunde nur darauf, dass man ihnen die Demokratie bringe (und den "American way of life" einführe, wie man wohl bei sich selbst dachte).
Diese Leute postulierten eine - offenbar sogar tatsächlich ernst gemeinte - Domino-Theorie, derzufolge man nichts weiter tun müsse, als nach Bagdad zu marschieren, Saddam Hussein in den Arsch zu treten und die Demokratie einzuführen. Allsdann würde der neue, demokratische Irak als Leuchtturm der Demokratie, als "beacon of democracy" wirken und einer nach dem anderen würden die Nachbarstaaten (vermutlich von selbst) einer nach dem anderen die Segnungen der Demokratie erkennen und bei sich selbst ebenfalls einführen.
Diese Theorie ist, amerikanisch ausgedrückt, nichts weiter als "Bullshit", "a big lot of horse dung". - Diese Leute wissen ganz offensichtlich nicht das geringste über die Völker des Orients: Bestenfalls sind sie in der Lage, den Nahen Osten auf einer Landkarte zu zeigen (und selbst das ist nicht sicher, wenn man an gewisse Studien über das US-Erziehungssystem denkt).
Abgesehen davon, dass Diktaturen, wie sie im Nahen Osten die Regel sind, auf gar keinen Fall freiwillig das Feld räumen werden, ist die Demokratie in dieser Gegend im Grunde etwas Kulturfremdes, das allein daher schon erhebliche Mühe bekundet, sich zu etablieren. Zudem die meisten nahöstlichen Staaten ausgeprägte Stammesgesellschaften - solange sich dies nicht grundlegend geändert hat, ist Demokratie ohnehin vergebliche Liebesmüh': Ein Blick nach Afrika beweist, dass die Einführung der Demokratie in einer primär tribalistisch geprägten Gesellschaft so gut wie immer zum Bürgerkrieg führt, es sei denn, es findet sich ein "starker Mann", der die Demokratie de facto wieder abschafft.
Im übrigen wurde die Demokratie, bzw. Republik auch in den westlichen Staaten in aller Regel nicht über Nacht eingeführt, sondern sie stand am Ende einer langen Entwicklung.
Um nun aber auf Deine Frage zurückzukommen: Was die "Neo-Konservativen" an weiteren Schritten geplant haben, ist insofern hinfällig, als die USA nach der Verlegung einer weiteren Brigade in den Irak nur noch über zwei (!!!) Kampfbrigaden verfügen, die noch nirgends gebunden sind und bei Bedarf verlegt werden können. - Mit den paar tausend Mann ist ein militärisches Vorgehen gegen den Iran völlig illusorisch.
Selbstverständlich würden sich in diesem Fall auch diejenigen Schiiten, die nicht mit al-Sadr sympathisieren, gegen die US-Truppen erheben - im Vergleich dazu wäre alles, was man im Irak bislang gesehen hat, nichts weiter als ein leichtes Aufwärmtraining gewesen.
Solange die US-Truppen im Irak gebunden sind, herrscht faktisch Narrenfreiheit für jeden Drittwelt-Diktator, der sich zu grösserem berufen fühlt...
mfG,
Swissman