Re: der Wettlauf der Kontrahenten

Geschrieben von Baldur am 21. April 2004 23:42:12:

Als Antwort auf: Re: Um was ging es? Du weichst der Antwort aus geschrieben von Napoleon am 21. April 2004 22:26:33:

Hallo, Napoleon,

aus dem Stegreif kurz zu Norwegen, die berühmte Narvik-Aktion der Gebirgsjäger, die völlig unzureichend ausgerüstet, mit einem Gewaltmarsch über 200km (?) den Engländern nur um Stunden vorauskamen, ist ja legendär.

Hätte die Wehrmacht Norwegen nicht besetzt, hätten es ein paar Stunden später die Engländer getan.

Nur, um eine strategisch wichtige Position selber zu halten, statt sie dem Feind zu überlassen. Ohne irgendwelche gezielten Feindseligkeiten gegen das besetzte Land.

Nimm Kreta und seine strategisch wichtige Rolle im Mittelmeer, und den verheerenden Einsatz der deutschen Fallschirmjäger, die entsetzliche Verluste zu verzeichnen hatten und nie mehr in größerem Umfange eingesetzt wurden. Es ging um das Besetzen einer strategisch wichtigen Position, nicht mehr oder weniger.

Aber nicht, um sie selbst zu halten, weil sie sonst neutral bliebe, sondern um sie anstatt des Feindes zu halten.

Die Rolle der Engländer in Ägypten (Nordafrika-Feldzug), die Bedeutung des Zugangs zum Öl (auch : Kaukasus, Baku, etc.), der Zugang zu den Häfen (Rotterdam, U-Boot-Stationen etc.), all das war in Anbetracht der klaren Fronten ab 1938 eine Frage, ob des der Feind innehat, oder *man selbst*.

Deswegen ja auch die historische Fragestellung, was gewesen wäre, hätte die Wehrmacht die britischen Inseln besetzt - hätte es jemals eine Invasion in die Normandie geben können ?

Ich habe in einem Beitrag am Elliottforum geschrieben, daß sich meiner Meinung nach alles in den Jahren 1937 bis 1938 aufstaute, es hochgärte, man könnte es die Phase der Provokationen nennen.

Gerne stelle ich mal die schier endlose Liste an Nadelstichen rein, die alleine aus Polen heraus (meist im Auftrage der Westalliierten) erfolgte. Das Jahr 1938 war ein Jahr der diplomatischen Schwerstarbeit, doch ohne Friedenswillen kann dies keine Ergebnisse bringen.

Als die Entscheidung zum Krieg gefallen war, traf dies das deutsche Reich in einer frühen Phase der Wiederbewaffnung. Alle Nachbarn waren überlegen, haben die Abrüstungsauflagen aus dem versailler Vertrag nie erfüllt, im Gegensatz zum Reich.

Der Kriegsbeginn kam also alles andere als zu einem gewollten, geplanten, *optimalen* Zeitpunkt.


Und dann entwickelte das eine Eigendynamik, ein Zug auf dem Schachbrett des Krieges erzwang den nächsten, und immer so weiter.
Jede Menge Dilletantismus, falsche und unzureichende Ausrüstung, ungeeignete Bewaffnung, Versagen von Bündnispartnern (Italien), usw. - da war nix mehr von toller Strategie, es war aus meiner Sicht eher ein Reagieren auf die Vorgaben der Alliierten.

Mit unglaublichen Anfangserfolgen und der dadurch aufkommenden Überheblichkeit, versteht sich. Die sich dann auch bitter rächte.

Letztenendes deuten einige Dinge darauf hin, daß der Krieg als Mittel zur Vernichtung des deutschen Reiches als geostrategischer, wirtschaftlicher, und weltanschaulicher Kontrahent von den Kreisen um Churchill und Roosevelt angezettelt wurde, analog zur Lousitania-Parallele im 1.WK.

Daß dies den Millionen Opfern aller Nationen, ob Soldat, Zivilist, Vertriebener oder Verfolgter, rein gar nichts bringt, dürfte ebenso klar sein.

Aber es wäre ein wichtiges Stück mehr menschliche Aufrichtigkeit, zuzugeben, daß alle beteiligten Dreck am Stecken haben/hatten, und daß die vermeintlichen Friedensapostel und Gutmenschen in Wirklichkeit gleichermaßen ganz miese, niederträchtige Verbrecher waren, denen das Schicksal von Menschen keinen Pfifferling mehr am Herzen lag.

Daß die Sowjets, obwohl ebenso Invasoren (Polen etc.) und Kriegsverbrecher gegen jedwede Menschlichkeit, bei den Nürnberger Schauprozessen Richter spielen konnten, spricht für sich und sagt alles.

Beste Grüße vom Baldur


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