Re: Vulkane / Sonne / Naturphänomene (12.04.2004) (owT)

Geschrieben von Eugen am 13. April 2004 11:14:11:

Als Antwort auf: Vulkane / Sonne / Naturphänomene (12.04.2004) (owT) geschrieben von Fleecer am 12. April 2004 21:56:23:

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Der "Gutmütige" wird unruhig
Der Ätna galt bisher als harmloser Vulkan. Doch nach einer Analyse seiner bisherigen Eruptionen warnen Forscher nun vor schweren Ausbrüchen
von Axel Bojanowski

Kein Vulkan ist so gut erforscht wie der Ätna auf Sizilien. Doch der Feuerberg gibt seine Geheimnisse nur zögernd preis, und so kommen seine Ausbrüche zumeist überraschend. Der Geologe Boris Behncke von der Universität Catania ist nun einem Lebenszyklus des Ätna auf die Spur gekommen. Sollte sich der Zyklus fortsetzen, stehen den Sizilianern unruhige Zeiten bevor.


Für seine Untersuchungen las Behncke im "Geschichtsbuch" des Ätna, also in den Ablagerungen vergangener Vulkanausbrüche. Der Geologe stellte fest, dass die Ausbrüche der vergangenen 150 Jahre einem wiederkehrenden Muster mit drei Phasen folgten: Es begann immer harmlos mit einer Ruhephase von wenigen Jahren. Irgendwann schossen plötzlich - bestenfalls wenige Tage vorher durch Erdbeben angekündigt - Lava- und Aschefontänen aus dem Hauptschlot des Vulkans. Zuletzt brachen auch aus den Bergflanken Lava und Asche hervor. Vier dieser Zyklen habe es in den letzten 150 Jahren gegeben, schreibt Behncke im Fachmagazin "Bulletin of Vulcanology".


Mit den Flankeneruptionen im Sommer 2001 trat der Ätna in die letzte Phase des fünften Zyklus. Folge der Ätna seinem bisherigen Rhythmus - und nichts spreche dagegen - komme es in den nächsten zehn bis 15 Jahren zu einer Serie von Ausbrüchen aus den Flanken des Vulkans, die im Laufe der Zeit immer größer würden, sagt Behncke. Abgeschlossen werde der laufende Zyklus wahrscheinlich mit einem äußerst großen Ausbruch.


Spätestens dann könnte es ungemütlich werden. Schon der vergangene Zyklus, der von 1952 bis 1993 dauerte, förderte die dreifache Lavamenge der vorherigen, erklärt Behncke. Diese Entwicklung könnte sich fortsetzen, denn der Vulkan erhält zurzeit viel Nachschub an Magma (unterirdische Lava) aus dem Erdinneren. Das berichtete Behnckes Kollege Domenico Patanè vor einigen Monaten im Fachblatt "Science". Patanè durchleuchtete mit Schallwellen den Untergrund des Ätna und entdeckte in sechs bis 15 Kilometer Tiefe ein enges Leitungsnetz, in das immer mehr Magma strömt.


Durch den angestauten Druck scheinen sich die Zyklen des Ätna zu verkürzen. Im letzten Zyklus dauerte die zweite Phase, in der nur der Hauptschlot aktiv ist, 16 Jahre. Im laufenden Zyklus dauerte dieser Abschnitt gerade mal sechs Jahre.


Dass der Ätna in Zukunft heftiger ausbrechen könnte, bestätigen auch Untersuchungen der im Sommer 2001 geförderten Lava. Forscher fanden in der Lava das Mineral Amphibol, das gewöhnlich nur von Hochrisikovulkanen ausgespuckt wird. Amphibol enthält Wasser, und Wasser macht Lava gefährlich, weil es explosiv verdampft. Ähnliche Laven sind zuletzt vor etwa 15 000 Jahren gefördert worden. Damals ereignete sich eine Serie katastrophaler explosiver Ausbrüche, die zum Einsturz des Ätna-Vorgängervulkans geführt haben.


Seither galt der sizilianische Feuerberg bei den Einheimischen als "der Gutmütige", weil er seine Lava zumeist behutsam hervorwürgte. So kamen bei seinen Ausbrüchen selten Menschen zu Schaden, weil sie sich zumeist in Sicherheit bringen konnten.


Doch der Ätna ändert seinen Charakter: Bisher wurde er dem "Hawaii-Typus" zugeordnet. Das sind Vulkane, die ihre dünnflüssige, harmlose Lava tief aus dem Erdmantel beziehen. Jetzt aber scheint sich "der Gutmütige" in den viel gefährlicheren Typus eines Inselbogenvulkans zu verwandeln. Inselbogenvulkane bilden ein zähes, gasreiches und damit hochexplosives Magma. Zu dieser Vulkangruppe gehören beispielsweise der Pinatubo auf den Philippinen und der indonesische Krakatau.


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Alle Artikel vom 11. April 2004 "Welt am Sonntag"





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