dieser Artikel zeigt warum "Terrorismus" entsteht

Geschrieben von Acedcool am 12. April 2004 16:08:32:

Als Antwort auf: Narichten (Montag 12.04.2004) (o.T.) geschrieben von Acedcool am 12. April 2004 15:40:01:

Die Westliche Welt bekommt das was sie verdient der Deckmantel des Terrorismus ist so verlogen. Dies erkenne aber sehr wenige. Wir die Zivilbevölkerung sind im gewissen masse unschuldig sitzen tortzdem im Bott dies kann man auch zum Umkehrschluss machen.

-------------------------------------------------------------------------------
08.04.2004 Wer benennt die Ursachen?

Wer benennt die Ursachen?

Ruanda zehn Jahre nach dem Völkermorden: Offizielles Gedenken und die Wahrheit

Vor zehn Jahren, am 7. April 1994, begann in Ruanda die Menschenjagd. Hunderttausende starben nahezu unbemerkt von der »Weltöffentlichkeit«, jenem meinungsprägenden Konglomerat aus Medien und Politik.

Am Mittwoch, dem 7. April 2004, sollte alle Welt eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer von damals abhalten, und zumindest offizielle Vertreter der »Weltgemeinschaft« taten dies auch: Um 12 Uhr folgten UN- Sicherheitsrat und UNO-Vollversammlung in New York ihrem eigenen Aufruf, derweil in Kigalis Stadtteil Gisozi die »Völkermordgedenkstätte« in Anwesenheit internationaler Prominenz eingeweiht wurde.

Zwar stieß die zweitrangige Besetzung des Gedenktags in Ruandas Hauptstadt durch die USA, Frankreich und die UN auf Kritik. Tiefergründigere Nachfragen ob der Gründe unterblieben indes. Auch, daß mit Uschi Eid die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches, das immerhin als erste Kolonialmacht Ruandas die Wurzeln gepflanzt hatte für den 7.4.1994, nicht einmal die Berliner Regierungsebene präsent war, fiel nicht weiter auf. Doch immerhin hatte Belgien, seinerzeit dem deutschen Kaiserreich nachfolgende Imperialmacht, seinen Premierminister entsandt. Und auch der fühlte sich nicht bemüßigt, auf das nahezu halbe Jahrhundert belgischer Gewaltherrschaft einzugehen.

Also blieb am Mittwoch weltweit die erste historische Dimension für das innerruandische Massenmorden ausgeklammert: War während der deutschen Kolonialzeit (1899–1918 im Rahmen Deutsch-Ostafrikas) die zuvor nicht vorhandene ethnische und soziale Aufgliederung des Landes in arme Hutu und betuchtere Tutsis »entdeckt« und eingeführt worden, so etablierte die belgische Herrschaft zwischen 1918 und 1945 sowie danach im UN-»Treuhandgebiet« bis 1962 das Gegeneinander. Es bot die besten Voraussetzungen zur optimalen Ausbeutung von Land und Leuten. Zwar wankte es kurzzeitig mit der Unabhängigkeit Ruandas 1962, doch blieb dem Land mit mehrfachen Massenmorden und Massenfluchten von Tutsi eine vom Kolonialismus etablierte ethnische Gegnerschaft erhalten.

Die zweite Dimension, die die Ereignisse zwischen April und Juli 1994 selbst betrifft, wurde dagegen ausführlich und blutig dargestellt. Auch die schrecklichen Folgen blieben nicht ausgespart. Trotzdem spielten selbst am zehnten Jahrestag des ruandischen Massenmordens Hintergründe dafür kaum eine Rolle. Zu den kriegerischen Auseinandersetzungen, die mit dem Abschuß der von gescheiterten Friedensverhandlungen zurückkehrenden ruandischen Präsidentenmaschine am 6. April 1994 beim Anflug auf Kigali ausgelöst wurden, sind bis heute wichtige Fragen unthematisiert. Die Rolle, die sich die USA im Zentralafrika der Endachtziger und beginnenden 1990er Jahre ausbauten, basierte maßgeblich auf der Tutsi-Karte. Diese sollte durch finanzielle und militärische Hochrüstung der Tutsi-Exilanten in Uganda zum Trumpf werden. Frankreich zog derweil nicht nur mehrtausendköpfige Kampftruppen rechtzeitig vor Beginn der Konfrontation zurück – sie wurden durch UNO-Truppen ersetzt –, sondern rüstete zudem die ruandische Armee massiv auf. Viele Seiten verdienten an umfangreichen Rüstungsgeschäften. Die UNO hielt sich von Beginn der Kämpfe an bedeckt und verschwand nach einem entsprechenden Sicherheitsratsbeschluß am 21. April auf Druck der USA nahezu vollständig aus dem Land. Verantwortlich damals als Koordinator von »UN-Friedensmissionen«: Kofi Annan.

Der UNO-Generalsekretär erklärte am gestrigen Mittwoch in Genf: »Wir dürfen nie vergessen, daß wir alle gemeinsam versagt haben, die mindestens 800 000 wehrlosen Männer, Frauen und Kinder zu schützen, die vor zehn Jahren umgekommen sind.« Notwendig sei, die »Ursachen solcher Gewaltverbrechen besser zu bekämpfen«, meinte Annan weiter und benannte: Haß, Intoleranz, Rassismus und Tyrannei. Womit er die dritte Dimension der Ursachen bewußt aussparte.

Diese steht in unmittelbarer Beziehung zur ersten Dimension, der Kolonisierung Zentralafrikas. Sie findet heute statt und begann etwa zeitgleich mit den Auseinandersetzungen um Ruanda: Der Kampf um die Bodenschätze der Demokratischen Republik Kongo. Die nunmehr von UN-Truppen besetzte Ituri- Region gilt als wahre Schatzkammer und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den drei staatlichen Kontrahenten der Region: Uganda, Ruanda, Burundi. Und: Das schwarze Öl vor Kongos Küsten im Golf von Guinea wartet auf Ausbeutung. Die aktuellen Kämpfe um Cote d`Ivoire und um Liberia sowie die zukünftig zu erwarteten Kämpfe zielen im regionalen und internationalen Begehren auf eben jene Reichtümer.

Kein Thema blieb am Mittwoch auch Ruandas Präsident Paul Kagame, der mutmaßliche Drahtzieher des Anschlags auf seinen Vorgänger Juvenal Habyarame 1994. Und das UN-»Kriegsverbrechertribunal« von Arusha im benachbarten Tansania fand in Kigali nur am Rande Erwähnung. Daß vor wenigen Wochen der Flugschreiber der Präsidentenmaschine gefunden wurde – ausgerechnet im UN-Archiv und nach massivem Drän-
gen –, führte nun maximal zur Vermutung, die UNO wolle ihr »Versagen« kaschieren.

Und also gedachten am Mittwoch Offizielle aus aller Welt der Opfer des ruandischen Krieges von 1994. Das Volk trauerte.

cu acedcool


Antworten: