Die Zukunft des Krieges

Geschrieben von Andreas am 07. April 2004 16:12:50:

Der Krieg der Zukunft: ohne Regeln, der politischen Kontrolle entzogen, ohne klare Fronten. Diese neue Logik zu erkennen ist notwendig, um politische Steuerung und Präventivkraft zurückzugewinnen.
Martin van Creveld hat ein aktuelles, politisches Sachbuch vorgelegt, klar geschrieben und weit entfernt von einem platten Militarismus und unrealistischem Pazifismus. Bürgerkriege, Massaker an Zivilbevölkerungen, Guerillakämpfe, internationaler Terrorismus: gegenwärtige Formen kriegerischer Aktionen, die mit den Kategorien des klassischen Krieges nicht mehr zu beschreiben sind. Die organisierte große Armee, die staatliche Führung als oberster Befehlshaber und die Nation, aus der sich die Armee rekrutiert, haben ihre Rolle an Milizionäre, Berufsterroristen, Stammeskrieger und Söldner abgetreten. Sie werden, und das in wachsendem Maße, die zukünftigen Kriege beherrschen.
Martin van Creveld, israelischer Militärtheoretiker von internationalem Ansehen, hat in seinem Buch die Dynamik und Logik dieser Kriege beschrieben: Low intensity wars durchbrechen völkerrechtliche Konventionen, entziehen sich der politischen Kontrolle und mißachten die Trennung von organisierter Armee und unbewaffneter Zivilbevölkerung.
Die Analyse von Creveld, konkret entwickelt aus den gegenwärtigen Kriegsereignissen im ehemaligen Jugoslawien, im Libanon, in Algerien, Ruanda, Ge orgien und anderswo, ist von höchster politischer Bedeutung. Liefert sie doch die Instrumente, um das globale Sicherheitsrisiko der Kriegsbedrohung zu verstehen, in der internationalen Politik zu kontrollieren und die Chancen einer Prävention und Friedensstrategie zu eröffnen.
Genau an diesem Punkt setzt das moralische Anliegen von Martin van Crevelds Buch an. Weit von einem unrealistischen Pazifismus und platten Militarismus entfernt betont er einerseits die sozialen und anthropologischen Antriebskräfte von Kriegen. Diese machen es unwahrscheinlich, daß Kriege ein für allemal aus zwischenstaatlichem Verkehr und innerstaatlichen Konflikten verbannt werden können. Auf der anderen Seite legt er die Mechanismen und Regeln zukünftiger kriegerischer Auseinandersetzungen frei - die Voraussetzung für die Politik und ihre Steuerungsfähigkeit angesichts der Bedrohung.

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Der letzte Satz suggeriert die Existenz eines Heilmittels. Der Witz ist eben gerade, DASS der Staat sich aus verschiedenen Gründen langsam aber sicher auflöst. Der Autor der Rezension ist in der Idee gefangen, der Staat sei etwas ewiges. Wer Widdowson gelesen hat, weiss wohin die Reise letztlich geht.


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