zu kurz greifende anti-amerikanische Rhetorik
Geschrieben von Andreas am 07. April 2004 15:00:40:
Als Antwort auf: Re: Richtig? geschrieben von Spitama am 07. April 2004 14:34:40:
>Hallo Guerrero,
>wo hast Du nur diese haltlosen Vorstellungen her? Ich habe durch einen irakischen Freund mit seinen hiesigen Landsleuten (allesamt sehr westlich)ein anderes Bild in zahlreichen Diskussionen gewonnen:
>
>Nein, die überwiegende Mehrheit der Iraker unterstützt die Kämpfer psychisch sowie materiell und logistisch durch Verstecke/Verschweigen/Hinweise/etc. Das die Kämpfer als solche nicht die Mehrheit des irakischen Volkes darstellen versteht sich von allein. Und es nicht die radikalen Elemente, die zu den Waffen greifen, sondern zunehmend von den Besatzern gedemütigte normale Bewohner sind, die nun um ihre Ehre kämpfen.
>>von religiösen Fundamentalisten.<
>Unsinn.
>>Die wollen einen Gottesstaat.<
>Die Mehrheit will keinen Gottesstaat. Sie waren anfangs von der Befreiung vom Hussein-Regime durchaus angetan und us-freundlich. Nur dann verhielten sich die Amis sprichwörtlich wie die Elephanten im Porzellanladen und behandeln die Bevölkerung wie Parier.Die Mehrheit sind Schiiten. Sie sind irgendwelchen Ayatollahs nahezu blind hörig. Wenn der Ayatollah sagt, seid friedlich, sind sie friedlich. Wenn er zum Heiligen Krieg aufruft, greifen sie zu den Waffen. Der Ayatollah selbst wiederum hat wahrscheinlich Verbindungen in den Iran, auf jeden Fall ist er an einem Staat interessiert, der sich an der Scharia orientiert. Ob es ein Gottesstaat, eine Theokratie im engeren Sinne, wäre, sei dahingestellt, Tatsache ist, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal mehr ein autoritäres, diskriminierendes System im Nahen Osten entstehen würde. Die Wahrscheinlichkeit, dass von diesem instabilen System aus Terroristen gegen Israel unterstützt würden, die letzten Endes alle nicht-islamischen Religionen und die westliche Gesellschaftsordnung ein Dorn im Auge ist, dürfte auch hoch sein.
Nun erreichen sie genau das Gegenteil des Angestrebten: eine übergreifende Fraternisierung der verschiedenen Lager innerhalb des Iraks sowie eine Polarisierung hin zu den Glaubenswurzeln, denn im derzeitigen Elend ist es der Glaube, der ihnen die Kraft zum Widerstand gibt.
>Die USA habe eine großartige Chance vertan, einer ihr fremden Kultur das eigene Weltbild zu oktroieren :-)
>Guerro, Deine blinde, fast devote Neigung zur Huldigung der US-Politik und Vorgehensweise ist fragwürdig.Und die blinde, anti-amerikanischen Floskeln zeugen von Un- bzw. einem naiven Verständnis, wie die Aussenpolitik einer Grossmacht funktioniert und von einer Unterschätzung der islamistischen Gefahr für die westlichen Demokratien in Europa. Alle haben über das Programm der UNO, Öl gegen Lebensmittel, reklamiert. Nun, nachdem die USA, Saddam endlich gestürzt haben, ist es auch nicht recht. Man muss nicht mit der Innenpolitik Bushs (Patriot Act I u. II) einverstanden sein. Ich gebe auch zu, dass die Motive für den Überfall andere gewesen sein mögen, als Bush und Blair angegeben haben, das war allerdings nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, dass Grossmächte gemacht haben was sie wollten. Jedoch besteht jetzt eine theoretische Chance (praktisch glaube ich nicht daran, siehe mein Posting an BossCube), in diesem Land, das jahrzehnte unter einem grausamen Diktator gelitten hat, etwas neues aufzubauen und immerhin lässt Amerika diese Absicht erkennen und gibt viel Geld für den Wiederaufbau der Infrastruktur aus.
Blinder Anti-Amerikanismus, Anti-Israelismus sind im Zunehmen, ebenso wie eine gewisse Indifferenz oder Sympathie gegenüber autoritär-totalitären Herrschaftssystemen, bei einzelnen sogar eine absurde Verklärung der Nationalsozialisten. Da ist es kein Wunder, dass unsere Gesellschaften im Westen dereinst selbst zu Grunde gehen werden.Gruss
Andreas
- Ohje ... Spitama 07.4.2004 16:19 (0)