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Geschrieben von Hubert am 06. April 2004 11:27:59:

Als Antwort auf: Re: Und wir müssen ... geschrieben von Ahlfi am 06. April 2004 11:10:08:

Deutschland 06. April 2004, 11:21

Bevölkerungswissenschaftler: Deutschland braucht eine Kulturrevolution

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie, Prof. Herwig Birg: „Irrwitzig falsche Vorstellung“: Bevölkerung könnte durch Zuwanderung ersetzt werden

Deutschland benötigt nichts weniger als eine Kulturrevolution, wenn es die sich anbahnende Bevölkerungskatastrophe überstehen will. Nötig ist ein konsequentes Ja zu wesentlich mehr Kindern, zur Familie und zur Solidarität. Diese Ansicht vertrat der scheidende Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie, Prof. Herwig Birg, in der Hauptstadtrepräsentanz von DaimlerChrysler Anfang April in Berlin. Nach seinen Angaben ist Deutschland das erste europäische Land, in dem es bereits seit 1972 mehr Sterbefälle als Geburten gibt. Im Durchschnitt müßte jede Frau zwei Kinder gebären. Tatsächlich seien es aber nur 1,4. Deutschland werde in dieser Hinsicht in der EU nur noch von Italien unterboten, während die Lage in Frankreich und Großbritannien wesentlich besser sei. Das Hauptproblem sei, daß es immer mehr Alleinstehende und Ehepaare gebe, die keine Kinder hätten. Bei Akademikerinnen seien es inzwischen 40 Prozent. Als „irrwitzig falsche Vorstellung“ bezeichnete es der an der Universität Bielefeld lehrende Birg, zu glauben, die stark sinkende Bevölkerung könne auf Dauer durch Einwanderung ersetzt werden. Deutschland habe schon jetzt die vier- bis fünffache Zahl an Zuzügen wie die klassischen Einwanderungsländer Kanada und Australien. Es sei bereits das größte Einwanderungsland und schaffe es nicht mehr, die Zuwanderer zu integrieren. 60 Prozent der Kinder aus zugewanderten Familien hätten nur Hauptschulabschluß oder gar keine abgeschlossene Schulbildung.

Es wird zu einem „riesigen Verteilungsstreß“ zwischen Jung und Alt kommen

Die deutsche Gesellschaft spalte sich in jene, die sich fortpflanzen, und andere, die es nicht täten. Dabei vergäßen die Kinderlosen, daß ihre Rentenbeiträge für die jetzigen Pensionäre verwandt würden und sie sich die Frage stellen müßten, wer später für ihre Versorgung zuständig sei. Birg prophezeite „starke Durststrecken“ für Deutschland, bei denen Renten und Gesundheitsleistungen gesenkt werden müßten. Es werde zu einem „riesigen Verteilungsstreß“ zwischen vielen alten und wenig jungen Bürgern kommen. Ohne eine „riesige Solidaritätsbereitschaft“ stehe eine Katastrophe bevor.

Die Lösung liegt nicht darin, die Erwerbstätigkeit allen Frauen zu ermöglichen

Die Kombination von Familienarbeit und Erwerbstätigkeit ist für Birg keine Lösung. Dagegen sprächen die Erfahrungen in Frankreich, wo man mehr als in Deutschland Frauen eine Verbindung von Familie und Karriere ermögliche. Der dortige Zuwachs der Bevölkerung ergebe sich nicht durch mehr Kinder, sondern vor allem durch Zuwanderung. Besser sei es, Frauen zu ermöglichen, vollzeitlich für ihre Kinder da zu sein. Die Gehirnforschung habe ergeben, daß Kinder für eine positive Entwicklung ein Urvertrauen benötigten. Dies bekämen sie nur, wenn sie 24 Stunden eine Bezugsperson hätten.

CDU-Ministerin: Entscheidend ist die Qualität – SPD-Politiker: „Demographische Katastrophe“

Die niedersächsische Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU, Hannover), selbst Mutter von sieben Kindern, sagte dagegen, es müsse mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit von Frauen getan werden. Es sei nicht entscheidend, viel Zeit mit Kindern zu verbringen sondern es komme auf die Qualität der Zuwendung an. Auf die Frage, warum die Politik die Fakten der Bevölkerungswissenschaften jahrzehntelang ignoriert habe, antwortete der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Ulrich Klose (Berlin), das Problem liege darin, daß die Politik nur in Legislaturperioden von vier Jahren denke, nicht aber langfristige Probleme bedenke. Nach Ansicht des früheren Hamburger Regierungschefs läuft Deutschland in eine „demographische Katastrophe“ hinein, wenn nicht schnellstens etwas getan werde.






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