Re: Antijüdische Parolen
Geschrieben von JeFra am 24. März 2004 12:40:55:
Als Antwort auf: Re: Antijüdische Parolen geschrieben von DaveRave am 23. März 2004 11:48:58:
nach wie vor bin ich der Ansicht, daß Ihr größter Denkfehler der Glauben an das Vorhandensein eines greifbaren Gesamtwillens einer Ethnie ist.
Das wollte ich in dieser Form nicht behaupten. Allerdings glaube ich, daß die Handlungen der Angehörigen eines Volkes in ganz erheblichem Maße durch die Volkskultur beeinflußt sein können, ferner auch durch bestimmte geopolitische Umstände. Was die politischen Aktivitäten der Juden in Europa betrifft, so laufen sie in der Regel auf die Unterstützung des Bolschewismus (vor der Stalinischen Revolution), des Multikulturalismus, der Auflösung der demokratischen Selbstbestimmung und der Einordnung unserer Völker in dubiose und intransparente übernationale Machtstrukturen, deren Politik wir in keinster Weise mehr beeinflussen können. Für sich selbst lehnt das jüdische Volk eine solche Politik hingegen ab. Ich will selbstverständlich nicht behaupten, daß jeder Jude so denkt. Aber die Resultante der Bestrebungen der politisch einflußreichen Juden weist ganz eindeutig in diese Richtung. Es gibt wohl nur ganz wenige andere Fälle, in denen ein Volk so eindeutig mit einer bestimmten Politik in Verbindung gebracht werden kann. Und ich sehe da durchaus den Zusammenhang zur jüdischen Religion, mit der sich das jüdische Volk als das auserwählte Volk des Demiurgen deklariert, daß über allen anderen Völkern steht. Meiner Meinung nach ist es vollkommen richtig, wenn man unter derartigen Umständen die Angehörigen eines Volkes kollektiv in Verantwortung nimmt für die Handlungen, die sich aus dieser Ideologie ergeben. Eine Ausnahme sollte man da nur für diejenigen machen, die auf irgendeine Weise klargemacht haben, daß sie mit dieser Politik nichts zu tun haben wollen.
Im Allgemeinen hat offenbar niemand Einwände gegen eine solche Betrachtungsweise und man akzeptiert es, wenn der Bequemlichkeit halber gesagt wird, daß die Japaner Pearl Harbour angegriffen, die Amerikaner zwei Atombomben geworfen, die Türken die Hagia Sophia in eine Moschee umgewandelt, die Assyrer die Bevölkerung des jüdischen Nordreiches deportiert etc. haben. Das gilt gerade auch für die Debatte um die deutsche Geschichte. Beispielsweise ging es Hohmann in seiner Rede erwiesenermaßen darum, daß er nicht möchte, daß die Deutschen weiterhin als Tätervolk betrachtet werden. Während seine Kritiker beispielsweise in dem Spiegel-Verriß der Hohmann-Rede gerade im letzten Absatz diesen Status der Deutschen als Tätervolk zementieren wollten. Das hat Sie damals nicht davon abgehalten, den betreffenden Spiegel-Artikel in dieses Forum zu stellen. Es scheint also, daß Sie gegen kollektive Schuldzuschreibungen dieser Art in erster Linie dann etwas haben, wenn der Adressat das jüdische Volk ist.
Im Umkehrschluß könnten Sie Deutschland und seinen Bewohnern auch latenten Antisemitismus und Expansions- und Vernichtungswillen vorwerfen, der sich durch alle Bevölkerungsteile zieht, von einer breiten Masse getragen wird und fortbesteht, wenn Sie Ihre Argumentationsgrundlagen hier ähnlich verwenden würden: Sie könnten mit Luther- und Wagner-Zitaten beginnen, um darzulegen, daß anerkannte und auch heute für als die mit am wichtigsten empfundenen deutschen Geistesgrößen in übelster Weise antisemitisch dachten und reflektiert sicherlich auch die Meinung breiterer Bevölkerungsteile wiedergaben und -geben, in ähnlicher Weise, wie Sie Feuchtwangers "Jud Süß" als gängiges Denkschema für das Judentum per se darstellen.
Das ist es ja, wie in dieser Frage diskutiert wird. Meiner Meinung nach auch teilweise zu Recht, wie ich hier dargelegt habe. Als Beispiel dafür, wie über diese Frage gemeinhin diskutiert wird, zitiere ich mal nach Ernst Nolte «Streitfragen» aus dem Trierer Hablitionsvortrag von C. Dipper, der 1983 in Geschichte und Gesellschaft abgedruckt wurde. Ich zitiere Nolte aaO S. 225, wobei ich seine Fußnoten ignoriere:
Nicht nur Goerdeler, sondern viele Mitglieder des Widerstandes steckten nach Dipper »voller antisemitischer Ressentiments«, und das ganze Entsetzen angesichts der »Endlösun« war nicht imstande, diese zu vertreiben. Popitz legte sogar eine scharf antisemitische Einstellung an den Tag, zumindest in den Befragungen durch die Gestapo nach dem 20. Juli, die in den sogenannten Kaltenbrunner-Berichten publiziert sind, und er begründete seine Einstellung mit seinen Erfahrungen in der »Systemzeit«. Im Rückblick auf die Zeit um 1933 gelangt Dipper zu der allgemeinen These einer weitgehenden Affinität von Nationalsozialisten, der traditionellen Rechten, der Reichswehr und erheblicher Teile des deutschen Volkes infolge der vom wilhelminischen Antisemitismus vorbereiteten Überzeugung, es gebe eine Judenfrage, die zur Lösung anstehe. ... Die weitgehende Affinität ist aber [ trotz Unterschieden in der Schärfe des Antisemitismus von NS und Konservativismus, JeFra ] keinesfalls in Abrede zu stellen, und sie rechtfertigt die gemeinsame Subsumption unter den Begriff »Antisemitismus«. Sie erklärt zugleich das Ausbleiben nachdrücklicher Proteste und Aktionen.
Ich habe mir den Aufsatz Dippers, der ja nicht sehr lang ist, kopiert und empfinde Noltes Zusammenfassung als zutreffend. Die Diskussion in diese Richtung wurde zehn Jahre danach durch Goldhagen aufgegriffen, der Dipper anscheinend nicht kennt und in viel größerer Länge und auch viel öffentlichkeitswirksamer darlegt, daß die Täter in den KZs ja gewöhnliche Deutsche gewesen seien und es deswegen unzulässig sei, einen so radikalen Unterschied zwischen dem NS und den gewöhnlichen Deutschen zu machen, wie das manche Deutsche heute gern tun würden. Möglicherweise ist Dippers These sogar noch schärfer als die These von Goldhagen, denn Dipper analysiert ja die Haltung des Wiederstandes gegen Hitler gegenüber den Juden und kommt zu dem Schluß, daß selbst da erhebliche Affinitäten zum NS vorhanden waren. Allerdings habe ich das ziemlich lange Buch Goldhagens nicht vollständig gelesen und kann nicht sicher sagen, ob diese Mutmaßung stimmt.
Im Grunde genommen kann man die Rede Hohmanns als einen Versuch auffassen, sich gegen diese kollektische Schuldzuschreibung zu wehren. Anscheinend will er ja nur, man möge doch bitte, bitte, bitte nichts Böses mehr über die Deutschen sagen und fügt ganz vorsichtig hinzu, man könne ja mit denselben Argumenten auch begründen, daß die Juden im Zusammenhang mit dem Bolschewismus ein Tätervolk gewesen seien. Ich glaube, diese Intention ist durchaus verstanden worden. Zitiert wird aber meist nur der Teil der Rede Hohmanns, der sich (aus dem Zusammenhang gerissen) als kollektive Schuldzuschreibung an die Adresse der Juden interpretieren läßt.
Meiner Meinung nach ist die Argumentation Dippers aber durchaus schlüssig. Dipper unterschlägt aber die Affinität zwischen der bürgerlichen Linken, weitgehenden Teilen des jüdischen und dem Bolschewismus. Sicherlich kann man belegen, daß vielen Juden diese Tatsache unangenehm war, weil sie katastrophale Konsequenzen für das jüdische Volk fürchteten. Auch haben viele Juden den Zionismus abgelehnt. Allerdings hat dies anscheinend nur in ganz seltenen Fällen zu praktischem Widerstand gegen den Zionismus oder gegen die pro-bolschewistische Politik weiter Teile des Judentums im Westen geführt. Ich ziehe daraus im Gegensatz zu Hohmann den umgekehrten Schluß, nämlich daß man (korrekterweise) von der Affinität weiter Teile des deutschen Volkes zum NS sprechen kann, ebenso wie von der Affinität weiter Teile des jüdischen Volkes zum Zionismus, Bolschewismus und gegenüber den Völkern Europas zu einer Politik der Fellachisierung durch Masseneinwanderung und Zerstörung der Nationalkultur.
Sie könnten fortfahren und z.B. darauf hinweisen, daß durch Deutsche wie Heisenberg, Hahn und von Braun der Bau der Atombombe erst ermöglicht wurde, und so den Deutschen indirekt die Mitschuld an Kriegsverbrechen, Leid und Zerstörung geben.
An der Stelle wird es nun wirklich unsachlich. Was das Verhältnis des deutschen Volkes zum NS angeht, so gebe ich Ihnen Recht. Man kann in der Tat mit meiner Argumentationsweise zu dem von Ihnen beschriebenen Schluß kommen, dieser wird auch in der einschlägigen Literatur gezogen und zwar meiner Meinung nach zu Recht. Allerdings unterschlägt man gerne den Kontext dieser Entscheidung für den NS, nämlich die von mir beschriebene Politik des jüdischen Volkes, und drückt sich vor der Frage, ob nicht 1933 der NS die einzige Alternative zur Machtübernahme der Kommunisten war. Aber wenn Sie versuchen, Heisenberg für die Atombombenabwürfe über Japan verantwortlich zu machen, ist das vollkommen absurd. Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem irgendein prominenter Japaner so etwas unterstellt. Selbst wenn diverse Behauptungen stimmen sollten, das Material zu den ersten Atombomben stamme in Wahrheit aus Deutschland, könnte man immer noch sagen, daß die deutschen Wissenschaftler diese Material zur Verteidigung ihrer Heimat und nicht für einen Angriff auf Japan produziert haben.
Die Politik Israels zu kritisieren, halte ich für vollkommen legitim.
Das ist schön, aber sie kommen doch nicht an der Tatsache vorbei, daß die Politik Israels nicht als Gottesgeisel über uns kommt wie Pestilenz, Erdbeben oder Theuerung, sondern daß diese Politik von Menschen gemacht wird. Diese Politik wird auch vom jüdischen Establishment der USA sowie vom Zentralrat der Juden in Deutschland gestützt. Man darf wohl schließen, daß die große Mehrheit der Juden in Deutschland wenigstens keine ganz radikale Abneigung gegen diese Politik empfindet. Sonst hätten sie sich ja einen anderen Zentralrat wählen können, so wie sich die Spanier vor 10 Tagen eine andere Regierung gewählt haben.
Darüber hinaus Juden in Ihrer Gesamtheit zu verurteilen,
darf man sicherlich nicht, aber man muß doch sehen, daß die Ablehnung dieser Politik durch Juden ein vergleichsweise seltenes Phänomen ist. Es gilt hier dasselbe, was auch Dipper (wie ich glaube, zu Recht) über die Deutschen und das Dritte Reich gesagt hat. Anscheinend gibt es unter Thora-Juden, die den Talmud ablehnen, gelegentlich Demonstrationen gegen den Zionismus, auf denen die Flagge Israels verbrannt wird. Ob in diesem Zusammenhang auch durchegehend die aggressive Multikulturalismus-Politik gegenüber den Europäer verworfen wird, ist mir aber nicht bekannt. Es geht hier anscheinend um eine ganz kleine Rangruppe. Ein Beispiel für Thora-Juden ist die Gemeinschaft der Karäer, die laut dem eben zitierten Artikel auch im dritten Reich (oder unter den Zaren) keiner Verfolgung ausgesetzt war. Es scheint also durchaus Beispiele dafür zu geben, daß die Unterdrückung der Juden durch das dritte Reich nicht so undifferenziert war, wie das gelegentlich behauptet wird. Allerdings ist nicht klar, welches Gewicht man diesem Beispiel beimessen sollte. Im Augenblick sehe ich für die Wissenschaft einfach nicht die Möglichkeit, derartige Frage sine ira et studio und ohne das Risiko der politischen Verfolgung zu untersuchen.
Gruß!
JeFra