Das erste mal fällt das Wort: Bürgerkrieg! (Italien, Fußball-Skandal)
Geschrieben von SoL333 am 23. März 2004 17:19:11:
Als Antwort auf: NACHRICHTEN (Dienstag, 23.03.2004) (owT) geschrieben von Johannes am 23. März 2004 12:30:55:
(Falls der Beitrag schon gepostet wurde: sorry, hab leider nicht viel Zeit zum Mitlesen :-))
Achtet mal auf das Zitat im 2. Absatz. Zuerst ist es nur ein Wörtchen, doch dann.....
Verschwörungstheorien nach SkandalspielZwei Tage nach dem dem Spielabbruch zwischen Lazio und AS Rom wird in Italien über Hintergründe und Konsequenzen des Skandalspiels diskutiert. Während die Club-Aktien abstürzten und die Polizei mit Streik droht, machen in Rom Verschwörungstheorien die Runde - die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.
Rom - Es wird immer deutlicher, dass 70.000 friedliche Fans im Olympiastadion, zwei Clubs und eine ganze Fußballnation zu Geiseln einer relativ kleinen Gruppe von Randalierern wurden. "Roma- und Lazio-Fans wollten hier zeigen, dass sie einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen, wenn die verschuldeten Clubs keine Lizenz mehr erhalten", mutmaßte der Rai-Fernseh-Chefredakteur Clemente Minimum. Das Gerücht über ein von der Polizei vor dem Stadion überfahrenes Kind, das den Spielabbruch provozierte, könnte mit Absicht frei erfunden und gezielt in Umlauf gebracht worden sein.19 Festnahmen und 174 Verletzte
Wenige Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte hatte Schiedsrichter Roberto Rossetti die torlose Begegnung zunächst unterbrochen und nach fast 20-minütigen Diskussionen mit Spielern, Offiziellen und einem Telefonat mit Liga-Chef Adriano Galliani abgebrochen. Drei Fans waren in der zweiten Halbzeit trotz aller Sicherheitsvorkehrungen auf den Platz spaziert, um Roms Kapitän Francesco Totti zu drohen. "Wenn wir weiterspielen, bringen sie uns um", hatte Totti nach dem Gespräch berichtet. Obwohl die Polizei den Spielern und über Lautsprecher auch dem Publikum erklärte, dass es keinen Toten gegeben hatte, beugten sich die Spieler den drohenden Fans.
REUTERS
AS-Rom Kapitän Francesco Totti (rechts, gegen Lazios Lucas Castroman): "Die bringen uns um"
Staatsanwalt Ettore Torri ermittelt gegen die inhaftierten Fans wegen Erpressung. Ihnen drohen mehrere Jahre Gefängnis. Insgesamt gab es nach den bürgerkriegsähnlichen Krawallen 19 Festnahmen und 174 Verletzte, der Sachschaden beträgt mehrere hunderttausend Euro. Das Gerücht vom toten Kind erwies sich als frei erfunden, aber "einen Toten gab es doch, es ist der Fußball", klagte die "La Gazzetta dello Sport"."Kein Polizist wird im Stadion sein"
Aus Kreisen des italienischen Ligaverbandes (Figc) sickerte am Dienstag durch, dass das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf neutralem Platz wiederholt und das Olympiastadion für einen Monat gesperrt werden soll. Zuvor hatten die beiden Polizeigewerkschaften, die 153 verletzte Beamte beklagten, mit Streik gedroht: "Wird das Derby vor Publikum wiederholt, wird kein Polizist im Stadion sein." Auch die Europäische Fußballunion ist besorgt. "Die Figc muss entscheiden, aber wir beobachten den Fall ganz sicher", erklärte Uefa-Generalsekretär Lars Christer Olsson.
Lazio-Präsident: "Wir hätten weiterspielen müssen"
"Wir sind haarscharf an einer Tragödie vorbeigeschrammt", sagte Innenminister Giuseppe Pisano, der harte Strafen ankündigte und die Liga für den eigenmächtigen Spielabbruch scharf kritisierte. "Das haben wir zum letzten Mal toleriert. Nur wir können ein Spiel abbrechen", ermahnte Pisano den Liga-Chef Adriano Galliani. Der Vize-Präsident des Liga-Spitzenreiters AC Mailand hatte Schiedsrichter Rosetti telefonisch den Abbruch des Spiels befohlen und damit verhindert, dass der Milan-Verfolger AS Rom unter Umständen mit Punktabzügen bestraft und die Meisterschaft so beeinflusst wird. "Wir hätten weiterspielen müssen", kritisierte auch Lazio-Präsident Ugo Longo den Ligachef, der glaubte "das kleinere Übel gewählt zu haben", aber gleichzeitig kleinlaut versprach, "es nie wieder zu tun".
Dekret zur Rettung des italienischen Fußballs
Die Aktien des händeringend nach einem Käufer suchenden AS Rom stürzten Anfang der Woche um fast 8,5 Prozent ab. Die Lazio-Papiere sind wegen der drohenden Pleite ohnehin vom Handel ausgesetzt. Da kommt es gerade recht, dass der italienische Regierungsrat heute ein "Dekret zur Rettung des Fußballs" verabschiedete, dass den Profivereinen erlaubt, ihre Schulden beim Fiskus in Raten über die kommenden fünf Jahre abzuzahlen. Damit soll den hoch verschuldeten Clubs ermöglicht werden, die Kriterien der Uefa für eine Lizenzerteilung zu erfüllen.
Die Opposition sprach von einem "Skandal, dass der Staat für die Schulden der Klubs aufkommen soll." Figc-Präsident Franco Carraro verteidigte die Regierungsentscheidung dagegen: "Der Fußball kostet dem Staat nichts, beschert ihm aber direkt und indirekt große Einnahmen" - diese Aussage ist nach dem Derby von Rom jedoch genauso umstrittene wie das Dekret selbst.
- hmmm ... das grosse Theater????? (o.T.) einniemand 23.3.2004 19:35 (0)
- Re: Das erste mal hier (o.T.) franz_liszt 23.3.2004 19:25 (0)