Israel: Kabinettsentscheidung bestätigt

Geschrieben von Hubert am 23. März 2004 13:41:22:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (Dienstag, 23.03.2004) (owT) geschrieben von Johannes am 23. März 2004 12:30:55:

Dienstag 23. März 2004, 12:00 Uhr
Kabinettsentscheidung bestätig
(Quelle: Yahoo.de)


Jerusalem (AP) Ungeachtet der Kritik an dem Angriff auf Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin will Israel an seiner Politik der gezielten Tötungen festhalten. Aus Sicherheitskreisen verlautete am Dienstag, nach Möglichkeit solle die gesamte Führung der Hamas ausgelöscht werden. Generalstabschef Mosche Jaalon deutete an, auch der palästinensische Präsident Jassir Arafat und der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah könnten Ziele israelischer Angriffe werden. In Erwartung eines Vergeltungsanschlags verstärkte Israel seine Sicherheitsvorkehrungen im In- und Ausland.

Das israelische Kabinett habe als Reaktion auf die jüngsten Selbstmordanschläge in der vergangenen Woche über eine Tötung der Hamas-Führung entschieden, verlautete weiter. Nach der Tötung Jassins am Montag habe Verteidigungsminister Schaul Mofas fünf Stunden lang mit den Leitern der verschiedenen Sicherheitsdienste konferiert. Dabei sei die Kabinettsentscheidung bestätigt worden. Israel werde nicht auf den nächsten Hamas-Anschlag warten, sondern zuschlagen, sobald sich eine Möglichkeit biete.

Jaalon erklärte am Dienstag auf die Frage, ob auch Arafat und Nasrallah getötet werden könnten: «Ich glaube, dass ihre Reaktion gestern gezeigt hat, dass sie wissen, was auf sie zukommt.» Langfristig sei dies hoffentlich ein Zeichen an alle Gegner Israels.

Derzeit beobachten die israelischen Sicherheitskräfte, wer nach dem Tod Jassins das entstandene Machtvakuum füllen wird. Zunächst könnte dies Abdel Asis Rantisi übernehmen, der als Hardliner gilt und sich stets gegen einen Waffenstillstand mit Israel ausgesprochen hat. Er entkam im vergangenen Juni einem israelischen Angriff. Ein Vertrauter Jassins erklärte, der Angriff vom Montag habe der Moral der Hamas zwar einen Schlag versetzt, die Organisation bleibe jedoch handlungsfähig.

In Israel war die Atmosphäre unterdessen gespannt. Auf den Straßen von Jerusalem waren am Montag nur wenige Menschen unterwegs, die Busse blieben am Dienstag leer. In der Umgebung der großen Städte wurden Kontrollpunkte errichtet, Polizisten patrouillierten auf den Straßen. Die Grenzen zum Gazastreifen und zum Westjordanland blieben geschlossen. Die Sicherheitsvorkehrungen für Politiker und ranghohe Mitglieder der Streitkräfte wurden verschärft. Die israelische Regierung forderte auch ihre Vertretungen im Ausland auf, besonders wachsam zu sein. Die Kontrollen vor Botschaften und Konsulaten wurden verstärkt.

Israelische Panzer rückten am späten Montagabend in den nördlichen Gazastreifen ein. Sie sollen nach israelischen Militärangaben weitere Raketenangriffe unterbinden, nachdem israelische Orte und jüdische Siedlungen im Gazastreifen beschossen worden waren.

Nach anfänglichem Zögern kritisierten auch die USA den Angriff vom Montag. «Wir sind sehr besorgt angesichts des Vorfalls in Gaza», sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, der Nachrichtenagentur AP. Während einer regulären Pressekonferenz hatte er zuvor die israelische Regierung nicht kritisiert.

Die Tötung Jassins war im Ausland auf heftige Kritik gestoßen, wurde von der israelischen Bevölkerung jedoch mehrheitlich unterstützt. In einer Umfrage der Zeitung «Jediot Ahronot» erklärten 60 Prozent der Befragten, die Tötung Jassins sei richtig gewesen. 32 Prozent äußerten sich ablehnend. Gleichzeitig erwarteten jedoch 81 Prozent, dass nach dem Angriff die Zahl der Anschläge zunehmen werde.




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