Enttäuschende Naivität von Czempiel

Geschrieben von Andreas am 16. März 2004 19:51:12:

Egal, ob man für oder gegen den Irak-Feldzug Bush's ist: Die "Lösungsvorschläge" des Herrn Czempiel halte ich für ausgemachten Unsinn.
- Mehr weltweite "Partizipation" - für autoritäre, undemkratische Staaten? Nein - mehr Partizipation im Innern dieser Länder für das moderate, produktive Bürgertum.
- Ein "anderes Wirtschaften"? - Was sollen die Millionen von armen chinesischen Bauern sagen, die tagtäglich wie Berserker schuften, um zu überleben? Was sollen die Afrikaner sagen? Sollen plötzlich alle Bomben werfen, weil sie ärmer sind?
- Die Lösung des Palästina-Problems? - Etwa eine Lösung wie im indischen Falle: Die Schaffung eines neuen muslimischen Staates? Hat die Schaffung Pakistans den muslimischen Terror in Indien eingedämmt, von dem wir wenig mitbekommen?

Mit kopfschüttelnden Grüssen
Andreas

T E R R O R
"Das koloniale Denken muss ein Ende haben" (2)

Von Matthias Kaufmann

"Der Irak-Krieg hat mit dem 11. September nichts zu tun"

mm.de: Was kann unternommen werden, um den Terror einzudämmen?


© AP


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Rückzug in Aussicht: Spanische Soldaten vor ihrem irakischen Basislager in Diwaniyah


Czempiel: Ich bin mit der Bundesregierung grundsätzlich einer Meinung, dass alles polizeilich Mögliche getan werden muss, um solche Attentate zu verhindern. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille.

mm.de: Und die andere?

Czempiel: Auf der anderen Seite steht, dass zur polizeilichen eine politische Aktion hinzukommen muss. Der Terrorismus, von dem wir hier sprechen, hat politische Motive. Wir müssen davon ausgehen, dass Gewaltpolitik, die in der von ihr betroffenen Welt nicht akzeptiert wird, mit Gewaltakten auch in Europa beantwortet wird. Man kann diese Art von Terrorismus nur eindämmen, wenn man seine Quellen verstopft.

mm.de: Welche Quellen sind das?

Czempiel: Im Wesentlichen drei: Die wichtigste ist der Nahostkonflikt. Wenn der beseitigt würde, fielen vermutlich 80 Prozent der arabisch-muslimischen Terrorangriffe weg. Die Lösungsleitlinien - etwa die Roadmap für Palästina - sind hinreichend bekannt.

Die zweite Quelle ist die westliche Dominanz, die geradezu exemplarisch im Angriff der USA auf den Irak demonstriert wurde. Quelle Nummer drei ist die ungerechte Verteilung des in der Globalisierung erzeugten Reichtums.


© REUTERS



US-Präsident George W. Bush: "Anschläge für geopolitische Interessen genutzt"


mm.de: Das heißt, Sie fordern auch ein anderes Wirtschaften als bisher, um dem Terror den Nährboden zu entziehen?

Czempiel: Ja, die Politik des Westens gegenüber den nicht industrialisierten Staaten muss sich ändern, hin zu mehr Partizipation und Mitsprache. Vor allem muss das kolonialistische Denken ein Ende haben, wonach man einfach in ein Land einmarschiert, das einem nicht passt.

mm.de: Stecken wir längst drin, im viel zitierten "Clash of Civilizations"?

Czempiel: Überhaupt nicht! Hier wird ja nicht der Islam durch das Christentum bekämpft, sondern der Irak durch die USA angegriffen.

mm.de: Aber war nicht der 11. September der Auslöser?

Czempiel: Für den Afghanistan-Feldzug ja, für den Krieg gegen den Irak nicht. Er hatte, nach allem, was wir heute noch besser als vor einem Jahr wissen, mit dem 11. September rein gar nichts zu tun. Vielmehr hat die Regierung Bush den Anschlag benutzt, um für den Irak-Feldzug, der ihre geopolitischen Interessen bedient, Konsens zu erzeugen.



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