Douhetismus funktioniert u. U. offenbar doch :-(
Geschrieben von Swissman am 16. März 2004 01:55:19:
Als Antwort auf: Das ist genau die falsche Reation geschrieben von Andreas am 15. März 2004 11:11:35:
Hallo Andreas,
Doch es m. E. ist kreuzfalsch, JETZT, nach den Anschlägen nachzugeben.Deine Einschätzung teile ich voll und ganz: Jeder, der sich wegen der Anschläge umentschieden hat, muss sich zu Recht den Vorwurf gefallen lassen, an den nun zweifellos vermehrt kommenden Anschlägen eine gewisse moralische Mitschuld zu tragen. Erstmals hat Al Kaida eine Schlacht gewonnen, ist es den Wahhabiten gelungen, einem westlichen Staat ihren Willen aufzuzwingen.
Schlimmer noch: Es hat sich gezeigt, dass der Douhetismus (die erstmals von Giulio Douhet formulierte Strategie ging davon aus, dass es möglich sei, einen Krieg allein durch Bombenangriffe auf die gegnerische Zivilbevölkerung zu brechen - wie bereits der gesunde Menschenverstand erwarten lässt, versagte die Theorie im Zweiten Weltkrieg auf der ganzen Linie und war eigentlich längst auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet) unter gewissen Umständen (fortgeschrittenes Stadium der Dekadenz und Verweichlichung der angegriffenen Geselschaft) wohl doch zum Ziel führen kann. - Mit überraschend geringem technischem Aufwand.
Dabei waren die spanischen Tercios einst nicht weniger gefürchtet als die eidgenössischen Gewalthaufen. Es waren spanische Arkebusiere, unter deren Feuer der Nimbus der Unbesiegbarkeit, der den Schweizern gut zwei Jahrhunderte lang überallhin vorausgeeilt war, bei La Bicoca zerbrach...
Machen wir uns nichts vor: Der Verlust von 200 Menschenleben ist eine menschliche Tragödie, an der strategischen Gesamtlage hat sich dadurch überhaupt nichts geändert (diese Einschätzung wäre selbst dann gültig, wenn die Opferzahl eine, zwei oder sogar drei Nullen zusätzlich hätte). Geändert hat sich einzig die Psychologie! In dieser Art der "Kriegsführung" ist diejenige Gesellschaft, die sich weigert, den Terroristen nachzugeben, egal wie hoch der dafür zu bezahlende Preis auch sein mag, faktisch unbsiegbar. In dem Moment, in dem ein Nachgeben auch nur in Erwägung gezogen wird, hat der Terrorist schon so gut wie gewonnen.
Im Grunde handelt es sich um eine Frage des Willens - es steht ihr Wille gegen unseren Willen. Und Gnade uns Gott, wenn "ihr" Wille der stärkere sein sollte. Bevor ich mich den Wahhabiten (oder den Kommunisten) unterwerfe, ziehe ich es vor, bis zum letzten Atemzug kämpfend unterzugehen, wie die Eidgenossen es bei St. Jakob getan haben.
mfG,
Swissman