Re: Der Armen in ihrer Armut bleibt nur der Mut der Verzweiflung und der Glaube
Geschrieben von Mabo am 22. November 2001 23:27:02:
Als Antwort auf: Re: Der Armen in ihrer Armut bleibt nur der Mut der Verzweiflung und der Glaube geschrieben von Sickastar am 22. November 2001 00:49:39:
Hallo Sickstar (und indirekt auch Mr. Spock und ähnlich gesinnte)!
Mir wird immer ganz schlecht, wenn ich Eure Postings lese und das, obwohl wir eigentlich gaanz dicht beieinander stehen. Es ist wirklich schade was hier passiert, denn anstatt daß wir geschlossen überlegen, wie die Zustände verändert werden könnten, wird hier mit Begriffen und Pauschalverurteilungen herumgewirbelt, daß sich niemals eine breite Bewegung daraus aufbauen ließe.
Im Grunde stimme ich ja Dir zu, Sickstar. Ja, es ist beschissen was hier abläuft, wie wir nach Strich und Faden abgezockt und verarscht werden, schon lange und mit aller Konsequenz bis zum bitteren Ende. Dieser Schwachsinn den man von den Politikern täglich hören kann, wie sie lügen, daß sich die Balken biegen, aber auch wie sie Dummschwätzen, ohne das sie es selber bemerken. Was wir erleben ist das Durchsetzen einer zwangsläufigen Politiklinie, wobei all das Drumherum, diese sog. Demokratie in der wir leben, von der Wahl bis zum Beschluß im Bundestag, einzig und allein zur Legitimierung eben dieser festgelegten Marschroute inszeniert wird! Wer tatsächlich glaubt, man könne in der Politik Probleme lösen, der ist ein naiver Narr, solange er sich nicht vornimmt tatsächlich mal grundlegend die Strukturen der Macht zu verändern. Aus unserer Misere führt in der Tat kein leichtes Beiziehen heraus. Einzig und allein ein radikaler Wechsel, Anpacken an der Wurzel des Übels, könnte zu einer Wende führen. Aber wer das erkennt, erkennt auch, daß eben diese radikale Kehrtwende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit absolut auszuschließen ist. Es müßte ein wahrhaftiges Wunder geschehen, ein Komet die Erde verwüsten oder ein göttlich inspirierter Geistesblitz durch die schlaftrunkenen Köpfe der Massen huschen (Hirn vom Himmel) oder sonst was gigantisches geschehen. Auf normalem Wege, durch angepaßte Politik, durch hier was ändern und dort was verbessern, wird sich das schlimme Ende niemals mehr vermeiden lassen.
Was diese Einsicht anbelangt, da stehe ich wirklich nicht weit weg von Dir und scheinbar doch irgendwie am anderen Ende. Aber es ist ja überhaupt etwas sehr seltsames zu beobachten, nämlich daß sich extrem Links und extrem Rechts niemals so nahe waren - zumindest in ihrem gemeinsamen Feindbild - wie derzeit. Sie unterscheiden sich zwar noch in den Lösungsansätzen, aber im Grunde beruhen diese Unterschiede auf mangelndes Verständnis der komplexen Gesamtwirklichkeit. Die Rechten vermeinen das Glück in alten Vorbildern zu finden, stilisieren sie hoch, als sei früher wirklich alles besser gewesen und blenden das Leid und die Ungerechtigkeit aus, gerechtfertigt dadurch, daß es ja heute auch nicht zum besten stehe ? ja noch viel schlimmer sei und erst werde. Die Linken ? und ich spreche hier jeweils von den Extremen! ? haben zwar andere Lösungsvorschläge und träumen von einer anderen Welt, aber um diese gegen den Widerstand der etablierten Machthaber durchzusetzen, die nämlich ihre Position durch deren Ideen einbüßen würden, greifen auch sie zu handfesten Mitteln und rufen im Grunde zur Revolution auf. Einen Flower-Power Umbruch hält selbst diese Linke für nicht mehr möglich, so daß die Mittel sich nicht wesentlich von denen der Rechten unterscheiden.
Letztendlich kann man feststellen, daß es diese Radikalen - auf beiden Seiten des politischen Spektrums - nur deswegen gibt, da tatsächlich eine radikale Veränderung der herrschenden Umstände Not tut. Wer diesen Radikalismus als falsch betrachtet, der hält den gegenwärtigen Zustand offensichtlich nicht für radikal. Und hier unterscheide ich mich von den Massen, denn ich finde das die ganze Weltpolitik verdammt radikal, kaltschnäuzig, mega-brutal und absolut unbarmherzig ist. Versteht man die Zusammenhänge global und auch die Ungleichheiten innerhalb der Länder, dann wird deutlich, wer hier in Wahrheit die Radikalen sind.
Aber auf wen zeigen wir jetzt eigentlich mit dem Finger? Bei aller Einigkeit die bis zu dieser Stelle zwischen uns bestehen mag, wie benennen wir nun die "Schuldigen" an all dieser verfahrenen Misere. Sind die verantwortlich, die einst den Grundstein für das weltweite Elend und die weitere Verelendung legten? Oder die, die dies nie änderten und immer noch nicht ändern? Sind es Völker, Rassen oder bestimmte Menschen mit bestimmten Eigenschaften quer durch alle Völker und Rassen? Oder sprechen wir hier allen ernstes von Geheimbünden wie den sagenumwobenen Illuminaten?
Ja, der Zinskapitalismus und der bei diesem System notwendige Imperialismus, da man sich immer weiter ausweiten muß, die Umweltverschmutzung, weil der Zaster im Vordergund steht, Arbeitslosigkeit, weil Kosten gespart werden müssen um horrende Zinslasten tilgen zu können, all dies sind die Faktoren, die dieses verfluchte System kennzeichnen. Und gewiß haben hier Menschen mit skrupelloser Gewissenlosigkeit immer wieder die Fäden für eine solche Entwicklung, aus blankem Eigennutz und schierer Gier, gezogen. Ja, und hier hat die jüdische Hochfinanz ihre geldzählenden Finger im Spiel gehabt, und ja, hier haben sich bestimmte Kreise aus Freimauerer Logen zu größerem aufgemacht und gewiß im geheimen Absprachen getroffen und Weichen gestellt, auch die Rockefellerbande, so edel wie sie durch Stiftungen versucht dazustehen, ja all diese Menschen haben fleißig an der heutigen Welt mitgewirkt.
ABER!!!! Darf ich deswegen auf alle Juden mit dem Finger zeigen und dort die Schuld suchen? Und waren deswegen alle Logen stets schlecht? Gehören pauschal alle Amerikaner an den Pranger? Und die Amerikaner hierzulande nicht? Ja, damit meine ich jetzt mal alle Deutschen! Und überhaupt sind alle Deutschen Nazis und Schweden blond und Italiener klein?
Wer hier nicht zu Differenzieren bereit ist, ist komplett kontraproduktiv für die Sache für die er sich eigentlich einsetzt!!!
Was ist denn die Sache? Das Ändern der Ungerechtigkeitsverhältnisse, oder etwa nicht? Wenn es das nicht wäre, dann wären die Veränderer keinen Deut besser, vielleicht nur etwas anders, als die amtierenden Ungerechten. Aber wenn man Feindbilder pauschal konstruiert, um der Sache die Kompliziertheit zu nehmen, damit sich Menschenmassen augenscheinlich einfacher motivieren (=manipulieren) lassen, dann geht die Rechnung eben nicht auf. Viele Menschen ahnen gar nicht, wie nahe ihre stillen Flüche denen der Ultra-Rechten aber auch Ultra-Linken sind. Sie hören immer nur die einen sind rassenfeindlich und die anderen haben was gegen die Globalisierung und gegen Atomkraftwerke. In Wahrheit sind doch beide Seiten so frustriert, weil sie mit dem amtierenden System nicht zurecht kommen. Beide Seiten! Ein Rechter ist doch nicht als Rechter geboren und ein Linker auch nicht als solcher. Sein soziales Umfeld prägte seine Lösungsvorstellungen und da unterscheiden die beiden Seiten sich natürlich deutlich. Aber Ursache dafür ist, daß man überhaupt eine Lösung aus einem Problem braucht. Ohne das Problem bräuchte man keine Lösung. Ohne ein radikales, extremes System bedürfte es keiner redikalen Extremisten. Ohne Staatsterror keinen Terrorismus.
Aber anstatt hier das Problem in Angriff zu nehmen, werden immer nur wieder Makulaturen vorgenommen. Mal die Nummer mit der härteren Hand und dem neuen Wind, dann mal die liberalere Fassung von Staatsgewalt und immer mal wieder ein Jahrzehnt der Hoffnung und Entspannungen. Aber am System verändert niemand wirklich was. Und die Gegner haben sich selber feinsäuberlich in hunderte Fraktionen zerstritten, weil sie alle an ganz bestimmten Feindbildern festhalten. So ist die Linke in zig Gruppierungen zerstückelt und ebenso die Rechten untereinander. Und das hat Methode!!! Das System lacht sich Schrott über soviel Dumm- und Dämlichkeit!
Ich rufe hier natürlich nicht zur Union zwischen Ultra-Rechts und Ultra-Links auf. Das käme der Quadratur des Kreises gleich. Aber ich möchte all diejenigen zum (Um-)Denken anregen, die mit ihrer Positionierung nur einen bestimmten Lösungsansatz verfolgen, da die Mitte und mittige Außenspektren zu festgefahren und träge für die notwendigen Veränderungen sind. Zum Darübernachdenken, warum man sich eigentlich auf das eine oder andere Extrem festgebissen hat. Wer gegen das System ist, muß nicht zwingend gegen alle Ausländer und alle Juden sein oder alle Menschen die etwas mehr Geld besitzen. Laßt Euch doch nicht in solche dummen Klischees drücken, die doch nur dazu dienen einen Widerstand erst gar nicht aufkommen zu lassen!
Egal wie die Dinge die wir heute beklagen zustande gekommen sind, egal welche Völker die Grundsteine gelegt haben mögen, was endlich beginnen muß ist eine Allianz gegen die wirklich Verantwortlichen, gegen die, die heute das System mit eiserner Hand verteidigen. Pauschalisierungen wonach die Juden an allem Schuld seinen, oder die Islamisten oder die Amerikaner oder sonst sowas Einfältiges, führen nur zur Teilung des gesamten Systemkritischen Lagers in unbrauchbare Restmengen. Am Ende obsiegt mit Sicherheit das System. Und gelänge es einem der Extremlager mit ihren simplifizierten Pauschalschuldigen tatsächlich das System zu kippen, weil sie tatsächlich Massen mit dieser Manipulationsstrategie überzeugen konnten, dann haben sie wiederum dumme Massen gezüchtet, die immer noch keine Notwendigkeit für die wirklich notwendigen Veränderungen erkennen könnten. So würde wiedermal die Farbe der Politik variieren, aber das Elend würde weiter bestehen bleiben, die Probleme wären weiter existent, vielleicht Phasenverschoben (Rollentausch zwischen Opfer und Täter) aber das Prinzip würde weiter fortbestehen. Das System zöge sich eine andere Kutte an, andere Menschen säßen am sog. Drücker, aber den Menschen würde es wiederum nichts helfen.
So, ich habe erstmal fertig. Mein Aufruf: Laßt uns versuchen zielführend zu diskutieren. Werft Pauschalschuldzuweisungen weg oder springt über Eure Schatten. Konzentrieren wir uns auf das was ist und nicht auf das, wie es dazu kam. Suchen wir die heutigen Verantwortlichen und überlegen wir Alternativen, die den Menschen helfen und keinen Eliten, egal auf welcher Seite.
Grüße
MaboP.S. Und Sickstar, das was Du im weiteren Verlauf Deines Postings abgelassen hast, nachdem Du Dich über die US-Rabis ausgelassen hast, ich meine das mit der "Objektivität" und "menschlicher Mikrokosmos", "Komplexe", "außer-dimensionale Entitäten" macht mich besonders neugierig auf Deine Antwort. Aber bitte, tu mir den Gefallen, füge hier und da mal einen Absatz ein, damit Dein Text leserlicher wird. Danke!