Re: Populärpsychologische Fehldeutung des Milgram-Experiments
Geschrieben von Johannes am 11. März 2004 00:15:07:
Als Antwort auf: Populärpsychologische Fehldeutung des Milgram-Experiments geschrieben von HotelNoir am 10. März 2004 23:34:16:
> Von den rund 65% der Versuchspersonen, die die Befehle ausführten, hatten
> alle bis auf 2% massivste körperliche Symptome wie Zittern, Schweissaus-
> brüche, wirres Gerede u.a.
Hallo HN,
hatte wirklich alle aus den 98% massivste körperliche Symptome? Oder hatten sie irgendwelche Symptome, die teilweise massivst waren?
> nachzulesen in Erichs Fromm's "Anatomie der menschlichen Destruktivität".
> Das ändert das Bild vom gewissenlosen Befehlsausführer erheblich. Doch die
> durch Moral antrainierte Autoritätsgläubigkeit war stärker als das eigene
> Gewissen.Ich habe den Eindruck, Du vertauschst die Begriffe gern.
Moral = Ethik
Das, was man beobachten konnte, war eben das Fehlen von Moral/Ethik.
Was stattdessen vorhanden war, war der Wunsch, sein Leben so bequem wie möglich zu gestalten. Warum sich über Moral Gedanken, darauf hören und ggf. auch noch die Konsequenzen tragen, wenn doch der Herdentrieb viel bequemer ist und man einfach nur dem Leithammel nachzulaufen braucht.
Wenn Du also in Zukunft den Begriff Moral durch "Herdentrieb" oder "Sehnsucht nach einem Leithammel" ersetzen würdest, könnten wir uns sogar mal einig werden. :-)
Das Problem ist, daß Moral fehlt bzw. die Bereitschaft, auch entsprechend zu handeln. Die meisten einfach gehen den Weg des geringsten Widerstands, statt sich um Moral Gedanken zu machen.
Gruß
Johannes
>Grüsse HotelNoir
- Re: Populärpsychologische Fehldeutung des Milgram-Experiments HotelNoir 11.3.2004 00:32 (0)