Der zukünftige Kaiser "schläft" im Untersberg;-)
Geschrieben von Pez am 04. März 2004 17:04:04:
"Dann erwacht der Kaiser, der Berg tut sich donnernd auf und der Herrscher reitet mit seinem Heer hinaus zum Walserfeld. Dort hat der alte Birnbaum wieder zu blühen begonnen, ein Zeichen, daß das Ende aller Zeiten gekommen ist. Nun hebt die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse an. Nur kurz, aber so schrecklich, daß den Kämpfern das Blut in die Schuhe rinnt. Nach dem Sieg aber hängt der Kaiser seinen Schild an den Baum, um darunter strenges Gericht zu halten. Hernach aber bricht das »Goldene Zeitalter« an, in dem es fürderhin weder Hunger und Krankheit, noch Not und Tod gibt."
Tja Sagen und Mythen haben kein Ablaufdatum!
Grüsse pez
Geheimnissvoller Untersberg Teil I - Josef Schedel
Mythen über den Untersberg (Oberbayern)
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Örtlichkeiten - Beschreibung
Der Untersberg (1972 m) gehört neben dem Watzmann-Hochdeck zu den beliebtesten und meistbesuchten Bergen des Berchtesgadener Landes (Oberbayern). Der in nördlicher Richtung gelegene Bergstock ist auf den Normalanstiegen gut begehbar und bei klarer Sicht überaus lohnend. Bekannt ist der Untersberg für seinen Reichtum an Sagen, aber auch an Höhlen, der Kolowratshöhle nächst dem Dopplersteig auf österreichischer Seite sowie den Schellenberger Eishöhlen.
Der Berg sammelt in seinem Inneren viel Wasser, er ist das Trinkwasserreservoir der Stadt Salzburg. Kilometerlang ist die Front seiner Süd- Südost und Ostwände, durch die zahlreiche, zum Teil äußerst schwierige Klettertouren führen.
Auf der österreichischen Seite befinden sich große Marmorbrüche.
Von der Bergstation der Untersbergseilbahn, die einige Meter unter dem Geiereck (1801 m) gelegen ist, führt in südwestlicher Richtung ein markierter Steig in rund 3 Std. zum Berchtesgadener Hochthron (1972 m). Der mühsame, für Bergkundige ungefährliche Weg erschließt dem Bergwanderer am besten das ganze Untersberg-Hochplateau. Vom Geiereck führt der Steig zunächst in 25 Minuten auf den Salzburger Hochthron (1835 m). Von hier geht es dann links den Kamm entlang zur Mittagsscharte. Hier zweigt nach links der Weg zur Schellenberger Eishöhle ab.
Der Pfad steigt von der Mittagsscharte wieder an, führt an den Ochsenköpfen südöstlich vorbei und dann über das Rauheck und den Gamsalmkopf zum Berchdesgadener Hochthron (1972 m). Von hier in 10 Min. zum Stöhrhaus (1894 m) der Alpenvereinssektion Berchdesgaden.
--------------------------------------------------------------------------------Im Zauberglanz der Sage
Es ist erwiesen, daß der Untersberg zu einem der sagenreichsten Gebirge des gesamten deutschen Sprachgebietes gehört.
Über hundert wundersame Geschichten sind es, die in alter Zeit aus dem Volk heraus gewachsen sind und die fast alle immer wieder in dasselbe Thema münden: Vom Kaiser Karl, der mit vielen Getreuen, mit Rittern und Zwergen, schon seit mehr als tausend Jahren im Berg in seinem unterirdischen Thronsaal schläft, so lange, bis sein Bart dreimal um den Tisch aus Marmorstein gewachsen ist und die Raben nicht mehr um die fernen Gipfel fliegen.
Dann erwacht der Kaiser, der Berg tut sich donnernd auf und der Herrscher reitet mit seinem Heer hinaus zum Walserfeld. Dort hat der alte Birnbaum wieder zu blühen begonnen, ein Zeichen, daß das Ende aller Zeiten gekommen ist. Nun hebt die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse an. Nur kurz, aber so schrecklich, daß den Kämpfern das Blut in die Schuhe rinnt. Nach dem Sieg aber hängt der Kaiser seinen Schild an den Baum, um darunter strenges Gericht zu halten. Hernach aber bricht das »Goldene Zeitalter« an, in dem es fürderhin weder Hunger und Krankheit, noch Not und Tod gibt.
Hinter dieser für unsere überrealistisch denkende Zeit recht phantastisch klingenden Geschichte vom Untersberg und dem Waiser Birnbaum verbirgt sich viel historisch und volkskundlich Interessantes! Sie beinhaltet nämlich die mehrfachen mittelalterlichen Prophezeiungen von einem künftigen großen Kaiser, der ein neues glückliches Reich begründen werde. Solche mystischen Voraussagen gingen sowohl nach dem Tod von Kaiser Barbarossa um, der beim 3. Kreuzzug im Jahr 1190 im Flusse Saleph in Kleinasien ertrunken war, als auch über Kaiser Friedrich II., der 1250 in seiner Residenz im fernen Palermo verstarb. Beide mächtig, dem einfachen Mann schon zu Lebzeiten gewissermaßen in unerreichbaren Höhen thronend, und schließlich in fremden Ländern verschwunden. Und so begann wieder jene altgermanische Vorstellung lebendig zu werden, wonach Götter und Helden nicht sterben wie ein gewöhnlicher Mensch, sondern ins geheimnisvolle Reich irgendwelcher Berge entrückt werden, bis sie einst wiederkommen und neue glückliche Reiche gründen. Solche »Endzeitsagen« von einem ursprünglich bestandenen und noch einmal zurückkehrenden paradiesischen Zeitalter gab es bei vielen Völkern der Erde. Dabei mischten sich uralte heidnische Glaubensvorstellungen mit christlichem Glaubensgut. Die germanische »Götterdämmerung« wurde zur Schlacht auf dem Walserfeld und zum Jüngsten Gericht, und im Birnbaum auf dem Walserfeld, der in den Sagen anderer Länder eine Birke, Eiche usw. ist, mag man die einstige Weltesche Ygdrasil erkennen, unter der die drei Nomen saßen und die Geschicke der Menschen. aber auch der Götter spannen!
Oder wie ein Sagenforscher und Dichter einmal schrieb: »... Diese vom Volk entsprungenen Wundergeschichten klammern sich gerne an besondere Größen und ihre merkwürdigen Schicksale, stellt sie uns in geheimnisvollem blauen Duft dar und läßt den bezaubernden Glanz ihres irdischen Daseins noch in satten Farben schimmern, wenn sie selbst auch schon lange dahingegangen sind.« Daß nun gerade unser Untersberg zu einem solchen Brennpunkt der Sagcnbildung geworden ist, dürfte hauptsächlich auf zweierlei zurückgehen: Zum einen seine von Norden her gesehen eindrucksvolle, weil unmittelbar aus der Ebene aufsteigende hochgebirgshafte Gestalt und dazu die überreiche Anzahl geheimnisvoller Höhlen. Es kamen wohl aber auch echt historische Gründe hinzu: Der mächtige Frankenkaiser Karl der Große (768-814) beherrschte ein Reich von damais unvorstellbaren Ausmaßen - von der Nordsee bis Mittelitalien, das heutige Frankreich bis zu den Pyrenäen und ostwärts bis an den ungarischen Raum und den Balkan.
Karl der Große war ein Freund des Bischofs Arno, er erhob diesen zum Erzbischof und machte damit Salzburg zum künftigen großen geistlichen Fürstentum im süddeutschen Raum. Karl besuchte seinen Freund Arno - den »Adler« - mehrmals und mag bei seinem letzten Aufenthalt gegen Westen, also dem Untersberg zu, in seine Residenz zurückgereist sein. Als die Kunde vom Tod des »Großen« kam, könnte sich im Volk die Vorstellung entzündet haben, er wäre gar nicht gestorben, sondern eben in den Berg entrückt worden.
Aber dies alles sind späte Vermutungen, wie man Überhaupt den geheimnisvollen Wegen mancher Sagenbildungen heute vielfach nicht mehr zu folgen vermag. Und dazu gerade beim Untersberg noch etwas anderes; Daß in den ursprünglichen Volkserzählungen wahrscheinlich gar nicht Karl der Große als in den Berg entrückt erschien, sondern die eben genannten beiden anderen Herrscher - Barbarossa und Friedrich II. Die Karl-Sage hätte sich dann erst im 14./15. Jh., gewissermaßen »personaldeckcnd«, dem Untersbcrg zugewandt. Aber auch dies ist nur eine der Theorien, wie sie in wissenschaftlichen Arbeiten und sogar Dissertationen über unseren Berg vertreten werden. Ähnlich schwierig verhält es sich mit der Namensdeutung. Die Sprachwissenschaft hat sich heute nach jahrzehntelangen Meinungsverschiedenheiten auf die Erklärung festgelegt, daß der Name »Untersbcrg« von »untern« käme. Das wäre die im Umland gebräuchliche Redensart für eine voroder nachmittägige Zwischenmahlzeit, eine »Jause«.
Wenn also die Sonne zu einer bestimmten Zeit und Stelle über dem Berg gestanden sei. wäre dies das Zeichen für Rast und Essen gewesen.
Damit würde sich auch die Bezeichnung der »Mittagsscharte« erklären - von der Feldarbeit gegen Süden blickend - Mittagszeit. Dies würde sich mit den sogenannten »Zeitbergen« decken, beispielsweise dem »Elfer«, »Zwölfer« und »Einser« in den Dolomiten oder dem »Dent du midi« - dem »Mittagszahn« - in den französischen Alpen.
Diese Erklärungen sind der Sprachforschung nach richtig, doch haben sie geographisch einen Haken: Sollen diese Berge und damit auch der Untersberg nur von einem eng begrenzten Gebiet heraus ihre Bezeichnung erhallen haben? Im Falle Untersberg für eine ganz bestimmte Zeit, etwa von den einst so kleinen Siedlungen und den Feldern von Wals oder Siezenhcim. Gerechterweise muß also doch auch noch auf die »veraltete« Meinung hingewiesen werden, daß es der »Berg der Unteren« - der in den Berg Entrückten - war. Wenn man auch nicht mehr zu so extremen Auslegungen wie »Uotelsberg« = Wotansberg und ähnlichem kommen muß. Und während »Hochthron« heute auf »Hochtram« = der Tram, der tragende Balken = die höchste Stelle, zurückgeführt wird - in alten Landkarten taucht tatsächlich häufig »Hochtram« auf - spricht wieder das Brunntal mit seinem einstigen Namen »Jungbrunntal« für die mythologische Auslegung: der zauberhafte Jungbrunnen, der ewig jung erhält, wenn man daraus trinkt. - Und andererseits weiß man, daß Bezeichnungen wie »Hochthron« auch im Tennengebirge junge Bezeichnungen aus der Zeit der touristischen Erschließung der Alpen im 18./19. Jh. sind. Ähnlich das Steinerne Meer, das die »Verlorene Woad« = Verlorene Weide, geheißen hat, der »Ewige Schneeberg« zum Hochkönig geworden ist u. a. m. Also auch in der Namensdeutung bis in unsere Zeit mancherlei Rätsel und Meinungen.
Nun zu den Sagen als solchen: Es ist im Rahmen unseres Buches natürlich nicht möglich, die vielen Untersbergsagen auch nur auf ihren wesentlichen Inhalt nach gekürzt zu bringen, doch möge folgende Übersicht ein Gesamtbild vermitteln:
Vielfältig sind die wundersamen Begebenheiten, die sich auf seinen weltentrückten Hochflächen, in den einsamen Wäldern und Schluchten und im geheimnisvollen Labyrinth seiner Höhlen zugetragen haben sollen. Goldbrunnen fließen aufseinen Höhen. Riesen und Zwerge, Wildfrauen und Waldschrate bevölkern dem Volksglauben nach den Berg, und im großen Moor an seinem Nordfuß, das früher bis zum Mönchsberg gereicht und das »Wildmoos« geheißen hat, tobt nächtens das »Wilde Gjoad«, die Wilde Jagd. Unermeßliche Schätze liegen in den Tiefen des Berges.
Fürsten und Edelleute, Ritter und Zwerge sind mit dem Kaiser in den Tiefen des Berges in Schlaf versunken. Sehr charakteristisch ist in dieser Hinsicht die Sage vom »Lazarus Gitschner im Zauberberg«, sie gibt nämlich ganz dezidiert Jahreszahl und Namen an: Es war nach einem alten Bericht im Jahre 1529, als der Diener des Stadtschreibers von Reichenhall, nämlich Lazarus Gitschner, auf wundersame Weise Zutritt zu dem unterirdischen Zauberreich erhalten hat, dort alles sah und 7 Tage zubrachte und seine Erlebnisse in einer Schrift niedergelegt haben soll, die, immer wieder nachgedruckt, tatsächlich heute noch in etlichen Exemplaren und verschiedenen Versionen vorhanden ist und den Titel trägt »Lazarus Gitschners Aufenthalt im verwunschenen Berg«.
Auch einem Weinfuhrmann ist es Anno 1794 so ähnlich ergangen wie 265 Jahre vorher Lazarus Gitschner. Ein Zwerg hat ihn angehalten, seine Ladung, die für ganz jemand anderen bestimmt war. in den Berg zu fahren. Er brauchte es aber nicht zu bedauern, denn ihm wurde nicht nur vieles Künftige geoffenbart, sondern er erhielt auch noch 180 Dukaten, die sich nach Verbrauch stets auf wundersame Weise erneuerten.
Soweit also die Sage, in der allerdings nicht weiter berichtet wird, was mil den Leuten geschehen ist. In einer anderen Untersbergsage verweilte ein Brautpaar sogar 200 Jahre im Berg. Als die beiden wieder heimkehrten, wurden ihre Haare plötzlich schneeweiß. Sie stürzten nieder und starben Hand in Hand. - Das Unglaubliche ist, daß auch in unserer Zeit scheinbar an so etwas geglaubt wird. Erinnern wir uns, erst vor gut zwei Jahren wurde eine Gruppe am Untersberg vermißt. Das Auto der Bergsteiger wurde am Beginn des Dopplersteiges gefunden und löste eine Großaktion aus. Tagelang suchten Bergrettung und andere Helfer alle Normalanstiege, Kletterrouten und die Höhlen ab, bis bekannt wurde, daß sich die Gesuchten in den »Nahen Osten« abgesetzt hatten. In den Tagen, da die Suche noch in vollem Gange war, erschienen Zeitungsartikel, in denen die Idee des Zeitsprunges, der in den Untersberghöhlen möglich sein soll, kolportiert wurde. Auch in der Bevölkerung wurde diese Möglichkeit diskutiert. Ob es sich um Sensationsjournalismus gehandelt hat, oder ob einzelne Reporter tatsächlich an die Möglichkeit eines Zeitsprunges glaubten, läßt sich heute wohl nicht mehr restlos klären.
- test (o.T.) Dieter 06.3.2004 11:15 (0)
- Re: Der zukünftige Kaiser "schläft" im Untersberg;-) Beobachter 04.3.2004 18:10 (1)
- Untersberg-Mitternachtsberg Pez 04.3.2004 19:07 (0)