Terror im Irak und Pakistan
Geschrieben von Swissman am 03. März 2004 04:50:05:
Als Antwort auf: Nachrichten, Mittwoch, 3. März 2004 geschrieben von Swissman am 03. März 2004 03:32:11:
Gestern gedachten die schiitischen Moslems anlässlich des Aschura-Fests des Martyriums Husseins, des zweiten Imams. Für Schiiten handelt es sich hierbei um den höchsten religiösen Feiertag überhaupt. Gestern fanden mehrere, offensichtlich zeitlich koordinierte Terroranschläge gegen trauernde Schiiten im Irak und Pakistan statt - Das taktische Ziel bestand augenscheinlich darin, möglichst viele Todesopfer hervorzurufen, strategisch handelt es sich um den Versuch, die beiden Staaten weiter zu destabilisieren. Im Irak starben mindestens 180, in Pakistan mindestens 40 Gläubige.
Die Anschläge richteten sich gegen den Schrein des Imams Hussein in Kerbela, die Al-Kazimain-Moschee in Bagdad, wo sich die Schreine der Imame Musa al-Kazimain und Mohammed at-Taqui befinden, sowie eine "Prozession" in der pakistanischen Grenzstadt Quetta. Bei der "Prozession" dürfte es sich jedoch tatsächlich um ein schiitisches Passionsspiel gehandelt haben: In der gesamten schiitischen Welt wird anlässlich des Aschura-Fests Husseins Tod von Laienschauspielern, unter grosser Anteilnahme der Zuschauer, nachgestellt.
Ich bin der Ansicht, dass alle Anschläge einen gemeinsamen Urheber haben: Al Kaida hat sich wieder einmal machtvoll zu Wort gemeldet. Zu diesem Schluss komme ich aus folgenden Gründen: Osama bin Laden und seine Al Kaida gehören der fanatischen Sekte der Wahhabiten an, für die das Töten von Andersgläubigen, insbesondere auch von Schiiten, eine religiöse Vorschrift ist. Die Wahl des Zeitpunktes und der Ziele ist an Symbolkraft nicht mehr zu überbiten: Die Urheber haben gestern den Schiiten gleichsam offiziell den Krieg erklärt.
Jeder Schiit wird sich gestern schmerzlich daran erinnert haben, dass es die Wahhabiten waren, die 1802 die Stadt Kerbela plünderten und den Schrein Alis entweihten, sowie 1805 in Medina die Schreine der Imame al-Hasan, Ali Zain al-Abidin, Mohammed al-Baqir und Dscha'far as-Sadiq zerstörten, deren Knochen verbrannten und die Asche in der Wüste verstreuten. Die Parallelen zu den gestrigen Taten sind offensichtlich.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Westen und die Schiiten denselben Feind haben. - Wenn die USA endlich bereit wären, aufzuhören, die beleidigte Leberwurst zu spielen und über ihren eigenen Schatten zu springen, würde sich mit dem Iran ein wichtiger Verbündeter für den Kampf gegen den Terrorismus, wie auch gegen den Kommunismus, bieten. (Ich weiss, ich wiederhole mich in dieser Beziehung - die liegt daran, dass ich einem solchen Bündnis sehr grosse Bedeutung zumesse, und dass es überdies problemlos realisierbar ist)
Sodann tragen die gestrigen Anschläge charakteristische Züge der al-Kaida-Handschrift: Al Kaida hat sich geradezu darauf spezialisiert, mehrere, generalstabsmässig durchgeplante, Anschläge zeitlich und räumlich zu koordinieren, nicht selten auch über mehrere Staatsgrenzen hinweg. Die Anschläge zeichnen sich durch das Fehlen jeden Respekts für menschliches Leben im allgemeinen, für unbeteiligte Zivilisten im speziellen, aus und zielen jeweils darauf ab, möglichst hohe Opferzahlen zu erreichen. - Für Wahhabiten sind eben sämtliche Nicht-Wahhabiten Freiwild.
Überdies haben Osama bin Laden und Ayman al-Zawahiri in ihren letzten veröffentlichten Bändern Irak und Pakistan namentlich als potentielle Anschlagsziele erwähnt. - Erfahrungsgemäss muss man, wenn in einem Band von OBL oder AaZ Länder namentlich bedroht werden, davon ausgehen, dass es in einem Teil davon in naher Zukunft zu Anschlägen kommen wird, die anderen Staaten dienen offensichtlich der Verschleierung des tatsächlichen Zieles.
Aus diesen Gründen sind die Urheber meines Erachtens in Wahhabiten-Kreisen, vermutlich bei der al Kaida, zu suchen.
mfG,
Swissman
- Gedankenformen und die Wirklichkeit Magier 03.3.2004 11:26 (0)
- Al Kaida JeFra 03.3.2004 06:55 (2)
- nMan sollte nicht vergessen, dass - zu Saddams Zeiten Georg 03.3.2004 11:06 (1)
- Re: nMan sollte nicht vergessen, dass - zu Saddams Zeiten Johannes 03.3.2004 23:29 (0)