"Opportunity" findet Beweis für Mars-Fluten
Geschrieben von Taurec am 02. März 2004 22:11:31:
Als Antwort auf: Vulkane / Sonne / Naturphänomene (2.03.2004) (o.T.) geschrieben von Taurec am 02. März 2004 22:07:35:
Dem Mars-Rover "Opportunity" ist der Beweis gelungen, dass auf dem Mars einst Wasser floss. Die Nasa bestätigte am Abend die schon von SPIEGEL ONLINE exklusiv gemeldete Entdeckung.
NASA/ JPL
Wasserspur: Helles Gestein in der Nähe von "Opportunitys" Landeplatz
Auf dem Mars gab es nach Nasa-Erkenntnissen einst genügend Wasser, um Leben auf dem Planeten zu ermöglichen. Die "Opportunity" habe entsprechende Hinweise gefunden, aber keine Spuren von früherem Leben entdeckt, berichteten die Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde bei der Pressekonferenz ám Abend.Die Nasa habe ihre Mars-Mission vor allem unter die Frage gestellt, ob es wenigstens in einem Teil des Planeten eine ausreichend feuchte Umgebung gegeben habe, in der Leben habe gedeihen können, sagte Wissenschaftler James Garvin. "Heute haben wir starke Hinweise für eine aufregende Antwort: Ja."
"Ich bin baff, ich bin erstaunt""Ich bin baff, ich bin erstaunt", sagte Steve Squyres, wissenschaftlicher Leiter der Rover-Mission, angesichts der Fotos des zweiten Marsvehikels "Opportunity". Keine andere Landestelle ähnelte der weiten Ebene Meridiani Planum, in der die Schwestersonde von "Spirit" niedergegangen war. Besonders angetan zeigte sich der Forscher von der hellen Gesteinsformation, die direkt vor den Kamera-Augen des Rovers aus dem dunklen Marssand hervorlugte.
Nach eingehender mineralogischer und chemischer Analyse des Gesteins in den letzten Wochen scheint nun klar, dass Squyres spontane Begeisterung berechtigt war. Wie SPIEGEL ONLINE aus Kreisen der US-Raumfahrtbehörde erfuhr, handelt es sich bei der Felsformation um Sedimente, die definitiv in einem stehenden Gewässer gebildet wurden.
Erster Verdacht bestätigtDie "Smoking Gun", der unumstößliche Beweis für die Existenz vergangener Fluten auf dem Mars, sei eine in den Steinen entdeckte Sulfatverbindung, die nur in der Umgebung von Wasser gebildet werden könne.
Bereits die ersten Nahaufnahmen der Formation hatten den Verdacht der Planetologen genährt, dass die Gesteine durch Sedimentation, also durch Ablagerung, entstanden sein könnten. Die einzelnen Schichten waren auf den hoch auflösenden Schnappschüssen der Panorama-Kamera von "Opportunity" klar auszumachen. Einen wichtigen Beitrag bei der Entdeckung dürfte das Mößbauer-Spektrometer "Mimos II" des Mainzer Physikers Göstar Klingelhöfer gespielt haben, das für die mineralogische Analyse eisenhaltiger Marsgesteine zuständig ist.
Durchbruch mit deutschen InstrumentenSchon am 9. Februar hatten deutsche Mitglieder der Rover-Forschertruppe überraschende Ergebnisse ihres APXS-Instrumentes ("Alpha Particle X-Ray Spectrometer") gemeldet. Danach hatten Analysen mit dem Spektrometer in einem hellen Felsen mit dem Namen "Robert E" weitaus höhere Gehalte an Zink und Schwefel ergeben als bei allen bisher untersuchten Marsbrocken. "Dies deutet darauf hin, dass der Stein eine verfestigte, salzhaltige Ablagerung und nicht vulkanischen Ursprungs ist", erklärte ein Mitarbeiter des Max-Plack-Instituts für Chemie, wo das APXS-Spektrometer gebaut wurde.
Aber auch wenn nicht-vulkanische Prozesse mehr und mehr favorisiert wurden: Bis in die vergangene Woche betonten Nasa-Forscher immer wieder, dass verschiedene Entstehungsmechanismen - auch Varianten ohne den Einfluss von flüssigem Wasser - für die Gesteinsbildung an "Opportunitys" Landestelle denkbar seien. Jetzt, so scheint es, hat jedoch flüssiges Wasser das Rennen gemacht.
Damit hätte der US-Rover vom Boden aus bestätigt, was die europäische Sonde "Mars Express" bereits aus dem Orbit erkannt hatte: Ende Januar hatten Esa-Wissenschaftler die atemberaubenden Bilder vom Roten Planeten als eindeutigen Beweis gewertet, dass auf dem Mars einst Flüsse und Meere existierten.