Damoklesschwert über dem Dollar /Neue Pläne/ Eine eurasische Allianz

Geschrieben von Scorp am 24. Februar 2004 04:41:59:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN (Dienstag, 24.02.2004) (owT) geschrieben von Johannes am 24. Februar 2004 00:59:11:

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Damoklesschwert über dem Dollar
Neue Pläne
Eine eurasische Allianz
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Was wird aus dem Dollar? Das fragt man nicht nur in den USA oder in Europa, sondern ganz besonders auch in Asien. Um den Dollarverfall aufzuhalten, haben die asiatischen Zentralbanken im Jahr 2003 über 500 Mrd. Dollar angekauft. Damit wuchs ihr Gesamtbestand an Dollars in nur einem Jahr um 35% auf 1900 Mrd. Dieses Geld fließt sofort wieder in die USA in den Anleihemarkt und die Börse. Praktisch finanziert Asien Amerikas Handelsdefizit und über US-Staatsanleihen den Krieg. Umgekehrt fehlen diese Milliarden bei Investitionen in die eigenen Volkswirtschaften, die den Lebensstandard von Abermillonen Menschen im Fernen Osten heben könnten.

Da die von den Asien aufgekauften Dollars immer weniger wert sind, wundert es nicht, wenn dort Politiker und Ökonomen ihren Regierungen mangelhafte Verwaltung der Staatsfinanzen vorwerfen. Daß der amerikanische Finanzminister John Snow kürzlich ankündigte, man wolle den Dollar nun auf den asiatischen Märkten frei fallen lassen, verstärkt natürlich diese Kritik. Seit 2002 verlor der Dollar gegenüber dem japanischen Yen 22%; allein von September 2003 bis Januar 2004 waren es 12%. Japan verfügt nun über eine Währungsreserve von 741 Mrd. Dollar, aber deren Kaufkraft - gemessen z.B. daran, wieviel Maschinen man damit in Japan vor 15 Monaten hätte kaufen können - ist um 111 Mrd. Dollar gesunken.

"Japan und die EU sind über die gegenwärtige Dollarschwäche besorgt, aber die USA sind damit recht zufrieden", sagte der ehemalige Vizefinanzminister Eisuke Sakakibara der Japan Times am 3. Februar. "Wir können nicht zulassen, daß dieser Zustand andauert. Wir können nicht noch ein paar Jahre im gleichen Maße intervenieren wie bisher." Japan werde darüber nachdenken müssen, wie es aus dieser Lage herauskomme.

Die vier größten Zentralbanken Asiens kauften 2003 insgesamt 300 Mrd. Dollar an und hielten Ende Januar 2004 zusammen über 1500 Mrd. Dollar: Japan 741 Mrd., China 403 Mrd., Taiwan 207 Mrd. und Südkorea 157 Mrd. Das ist doppelt so viel wie vor zwei Jahren, und beim jetzigen Tempo ginge die nächste Verdoppelung viel schneller.

Damoklesschwert über dem Dollar
Damit der Dollar nicht völlig abstürzt, müssen die Dollarkäufe der anderen Länder immer weiter ansteigen. Da klar ist, daß dies unmöglich ist, weiß man in Asien, daß das Geld "zum Fenster herausgeworfen" ist. Aber bisher gibt es noch keine Strategie für einen Rückzug - höchstens die Drohung damit.

Immerhin fragte am 11. Februar der kalifornische Kongreßabgeordnete Edward Royce den Vorsitzenden der US-Notenbank Alan Greenspan, was geschähe, wenn Japans und Chinas Zentralbanken (die die meisten US-Schatzbriefe halten) damit anfingen, diese abzustoßen. Greenspan lachte: "Es ist unwahrscheinlich, daß das eine besondere Störung auslösen würde. Es gibt zwar bedeutende Bestände an US-Schatzbriefen [in Asien], ... aber es ist immer noch ein verhältnismäßig kleiner Teil des gesamten Wertpapiermarkts." Greenspan blufft, aber wer wird das offen aussprechen? Zur Zeit noch niemand - aber die Spannungen wachsen aus gutem Grund.

Wegen des riesigen Umfangs der Stützungsaktionen wurde der japanische Finanzminister Sadakazu Tanigaki am 27. Januar und erneut am 3. Februar von der Opposition im Parlament streng ins Gebet genommen, als bekannt wurde, daß Japan im Jahre 2003 für den Dollar Stützungskäufe in Höhe von 20 000 Mrd. Yen (rd. 189 Mrd. Dollar) und weitere 7,15 Billionen Yen (ca. 68 Mrd. Dollar) allein im Januar 2004 tätigte, soviel wie nie zuvor innerhalb eines Monats. Tanigaki räumte ein, "daß es notwendig ist, die zukünftige Zusammensetzung unserer Reserven zu prüfen" - sprich den Anteil des Dollars an den Reserven abzubauen. Dies schließe Überlegungen ein, "die Höhe der Goldreserven dem viel höheren Niveau anderer Länder anzugleichen".

Auf die Frage, wie lange die "Rettungsaktionen" für Washington noch anhielten, antwortete Kabinettsminister Yasuo Fukuda auf einer Pressekonferenz am 6. Februar, vor allem sei man gezwungen, für den Export den Yen niedrig zu halten. Und wenn Japan weniger US-Schatzanleihen kaufe, müßten die USA die Zinsen erhöhen, was den Weltmärkten sehr schaden könte.

"Es ist eine absurde Lage," schrieb die Business Times in Singapur am 3. Februar, "wie ein Ladenbesitzer, der einem wichtigen Kunden, der ein Verschwender ist, immer höheren Kredit einräumt, damit er weiter konsumiert. Der Kunde zeichnet von Mal zu Mal höhere Wechsel, und der Händler mißtraut ihnen immer mehr. Er kann sie aber nicht verkaufen, solange er sich davon abhängig macht, den Kunden bei Laune zu halten."

Neue Pläne
"Alle Länder Asiens halten aus Sicherheitsgründen Dollars, aber das muß ein Ende haben", forderte Zhu Min, Generaldirektor und Berater des Präsidenten der Bank of China, der größten und ältesten Devisenbank Chinas, am 23. Januar auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

China Daily zitiert ihn mit den Worten: "Die Vereinigten Staaten profitieren davon, daß China wie andere asiatische Länder seinen Handelsüberschuß benutzt, um US-Schatzbriefe als Reservewährung zu kaufen. Aber auf lange Sicht ist das nicht haltbar. ... China wird sich immer mehr auf die rasch wachsende Inlandsnachfrage konzentrieren. Dann werden wir nicht mehr in der Lage sein, das US-Defizit zu finanzieren und unsere 30prozentige Wachstumsrate beim Export aufrechtzuerhalten."

China äußert sich zwar ähnlich drastisch wie Japan, tut aber nichts, um die gefährliche Klippe zu umschiffen. Der Erwerb amerikanischer Schatzbriefe stieg im letzten Quartal 2003 an. Beijing will etwa 85 Mrd. Dollar dieser amerikanischen Schuldentitel zur Kapitalbildung in Chinas Staatsbanken einzusetzen. Aber auch wenn der Besitz der Anleihen vom Finanzministerium auf die Banken übergeht, kann man sie nicht verkaufen, ohne immensen Aufwertungssog auf Chinas Währung auszuüben.

Das Wall Street Journal schrieb am 5. Februar, es gebe in Südkorea, Taiwan und Thailand konkrete Pläne, Auslandsreserven auf andere Investitionen, insbesondere im Inland, umzulagern. "Korea wird seine Devisenbestände wirksamer einsetzen", so ein hoher Beamter im Finanzministerium. Im nächsten Jahr will das Ministerium eine Investitionsgesellschaft (Korea Investment Corp., KIC) gründen, in die jährlich 20 Mrd. Dollar der Devisen fließen werden. Die KIC soll das Geld an koreanische Unternehmen vergeben, die Auslandsguthaben verwalten, die das Geld wiederum in Fremdwährungen o.ä. anlegen, die einen höheren Rücklauf versprechen.

In Taiwan, so ein Minister zum Wall Street Journal, hat die Zentralbank "zu hohe Dollarbestände angesammelt, die den wirksamen Gebrauch unserer Mittel in Frage stellen". Taiwan will diese Dollars in Inlandswährung umwandeln, um einheimischen Firmen zu helfen, neue Industriezweige aufzubauen sowie Maschinen und Patente im Ausland zu kaufen. Sogar Thailand begann damit, jährlich 7 Mrd. Dollar seiner Dollarreserven zur Tilgung eigener Schulden einzusetzen.

Eine eurasische Allianz
In ihrem Dezemberbericht schrieb die Asiatische Entwicklungsbank (ADB): "Die Länder der Region werden nach neuen Wegen für ihre Reserven und Devisen suchen." Ein Gedanke, der beim Treffen der Gouverneure der asiatischen Zentralbanken unter der Schirmherrschaft der BIZ vom 7.-9. Februar in Hongkong öfters zur Sprache kam.

Das letzte Mal brach diese Debatte über die ruinösen Effekte des dollarabhängigen IWF-Systems aus, als die Regierungen unter dem Druck der Asienkrise der Jahre 1997-2000 die "Chiang Mai-Initiative" für ein neues regionales Währungssystem begonnen. Aber mit dem 11. September 2001 kam dies zum Erliegen, weil die Neokonservativen in der US-Regierung jeden Kritiker des Dollarsystems als "Verräter am Krieg gegen den Terrorismus" brandmarkten. Der einzige gangbare Ausweg liegt in einer eurasischen Allianz, die nicht nur Ostasien, sondern auch Indien, Rußland und Westeuropa umfaßt und damit groß genug wäre, als ein System neuer Währungs- und Handelsverträge zu funktionieren. Die Regierungen in Asien sollten die russischen und italienischen Initiativen für ein neues Bretton-Woods-Währungssystem sorgfältig studieren.


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ich könnte mir bei lage der dinge gut vorstellen das nordkorea bald, von den USA etwas "gekitzelt", aus seinem winterschlaf erwacht, welches zumindest japan und korea dazu bewegen wird, weiterhin eine prodollar politik zu verfolgen, um seinen beschützer USA nicht zu verstimmen.

grüsse scorp



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