Ein Drittel der Menschen fehlt...

Geschrieben von Tarman am 12. August 2006 14:16:38:

Meinen Gruß zuvor!

Nachdem ich jetzt oft genug gelesen habe, daß, wenn danach "ein Drittel der Menschen fehlt", sprich tot ist, dies überproportional Europäer und Amerikaner träfe.

Zum einen: Kann ein Seher, der Ereignisse in Mitteleuropa empfängt, wirklich sagen, daß sich dieses geschaute fehlende Drittel auf die ganze Welt bezieht? Ich gehe davon aus, daß er/sie sich auf das geschaute Gebiet bezieht. 30 Millionen Tote in Deutschland ist auch schon eine ganze Menge, nicht wahr? Weitaus mehr Tote als in beiden Weltkriegen zusammen!

Zum anderen: Wenn ich mir die anderen Länder betrachte, denen hier 90% Überlebende zugesprochen wird, erscheint mir das als eine Fehleinschätzung. Ich picke nur ein paar Gebiete heraus.

Die Inuit: Die haben sich als Steinzeitvolk recht gut mit ihrem Siedlungsgebiet zurechtgefunden. Nur heute jagen die nicht mehr mit Knochenspeer und Schlittenhunden, sondern mit Gewehr und Motorschlitten. Sie leben auch nicht mehr in malerischen Iglus, sondern in ölbeheizten Häusern. Mit anderen Worten: sie haben sich an die "Segnungen" der Zivilisation gewöhnt und dürften große Probleme haben, sich umzustellen.

China: Der größte Teil des Landes ist nach wie vor bäuerlich geprägt, aber mindestens 300 Millionen Chinesen leben in Groß- und Millionenstädten. Ohne Versorgung von außen wird da ziemlich schnell verhungert. Ganz davon abgesehen, daß marodierende Banden halbverhungerter Städter übers Land ziehen, arbeiten auch die Bauern der Chinesen nicht mehr mit dem Grabstock, sondern mit dieselbetriebenen Traktoren. Und ohne Treibstoff reduziert sich die Erntemenge rapide.

Indien: Da gilt das gleiche wie für China. Obendrein pflanzen zahlreiche Bauern dort nicht etwa Reis oder Hirse, sondern wenig nahrhafte Baumwolle.

Afrika: Das ist leider auch keine romantische Buschlandschaft, wo alles und jeder vom eigenen Garten lebt. Zwar gibt es dort tatsächlich noch eine Menge Selbstversorger, aber auch sehr viele Leute, die von ausländischen Hilfslieferungen leben. Dort wird jetzt schon gehungert, wie soll sich die Lage dort verbessern, wenn niemand mehr von außen Nahrung spendet? Was ist mit den Krankheiten, z.B. AIDS, die nur dank Medikamenten ein wenig eingedämmt werden?

Südamerika: Der Gaucho mit Pferd und Lasso mag sein Auskommen haben, der Indio, der nach traditioneller Weise lebt, ebenfalls. Aber was passiert mit den Riesenstädten? Was mit den Plantagen, die nur dank intensiver Bearbeitung diese Erträge bringen?

Sicher, die meisten von uns Deutschen - mich eingeschlossen - haben nur noch vage Vorstellungen, wie aus ein paar Getreidekörnern das Brot im Supermarktregal wird. Daß wir dadurch bei einem Zusammenbruch der Zivilisation ziemlich gefährdet sind, braucht mir niemand zu erklären. Allerdings unterscheide ich mich dadurch nicht von anderen Menschen in Schanghai oder Buenos Aires. Das eine Drittel Toter betrifft alle Länder der Welt. Und ein Drittel ist eher zu wenig als zu viel. Dafür brauche ich keinen Polsprung und kein Weltbeben, es reichen schon drei Jahre ohne Erdöllieferungen aus.

Pessimistische Grüße
Tarman

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