Libanon / Syrien - wie es weitergeht

Geschrieben von Stephan Berndt am 03. August 2006 20:38:33:

Hallo!
Ich habe mir einmal Gedanken darüber gemacht, wie es im Libanon und mit Syrien weiterge-hen müsste. Dabei gehe ich von folgenden Grundvoraussetzungen aus:

1. Die Hisbollah wird nicht besiegt
2. UN-Truppen werden im Südlibanon stationiert
3. Trotzdem ballert die Hisbollah weiter nach Israel rein.

1.Phase / Abwarten

Zunächst werden vereinzelte Raketen der Hisbollah, die über die Köpfe der UN-Soldaten nach Israel sausen, kein echtes Problem sein. Man wird sagen "OK, die haben eben noch welche. Das gibt sich.". Je nach dem, wie viele Raketen es sind und wie viele Opfer sie fordern, wird es irgendwann aber heißen: "Verdammt, es kommen immer noch Raketen aus Syrien durch. Wir müssen was tun".
Wann es so weit ist, ist natürlich schwer zu sagen. Ist die monatliche Todesrate in Israel gering genug, könnte Israel den Punkt frei wählen, wäre also nicht im Zugzwang und könnte alles einer höheren Strategie unterordnen. Diese Phase könnte theoretisch Monate oder sogar ein Jahr und länger dauern.

2.Phase / Versuch Libanon gegen Syrien abzuriegeln

Befinden sich zu diesem Zeitpunkt schon starke UN-Truppen im Südlibanon, so wird die Diskussion automatisch zum nächsten Punkt übergleiten, nämlich der Kontrolle der ganzen libanesisch-syrischen Grenze ebenfalls durch UN-Truppen. Die Israelis haben sich gewissermaßen selbst ausgetrickst, weil die eigene Nordgrenze nun durch die UN abgeriegelt ist!!!!!
Die Hisbollah ihrerseits wird dann möglicherweise Anschläge auf die neuen UN-Truppen im Südlibanon ausüben, in der Hoffnung, dass die jeweiligen Staaten zögern, zusätzliche Truppen and die libanesisch-syrische Grenze zu entsenden. Vielleicht aber bräuchte es auch zu viele Blauhelme um die Grenze abzuriegeln, so dass diese Option an praktischen Aspekten scheitert.

3.Phase / Versuch Syrien abzuriegeln

An diesem Punkt kommt der "Weltgemeinschaft" dann wahrscheinlich die "geniale" Idee, dass man einfach eine Seeblockade gegen den Libanon UND Syrien verhängen und sämtliche ankommenden Schiffe kontrollieren müsste. Wenn man gleichzeitig auch den Luftraum über dem Libanon und Syrien sperrt, könnte man so weitestgehend auf UN-Bodentruppen verzichten!
Das würde natürlich erst funktionieren, wenn zuvor der Weltgemeinschaft deutlich gemacht würde, dass UN-Truppen im Südlibanon nichts bringen. Die Hisbollah müsste also erst mal weiterballern. Dabei würde Syrien ("oh du Achse des Bösen") automatisch immer mehr zu Buhmann.
Da man Containerschiffe wohl kaum auf hoher See ausreichend kontrollieren kann, dürfte ein Großteil der Lieferungen an Syrien und den Libanon über israelische und türkische Häfen laufen und oder entsprechende Häfen im Libanon unter UN-Kontrolle gestellt werden.

Die ganze Sache wäre natürlich etwas komplizierter und würde langwierige Verhandlungen erfordern. Der eigentliche Reiz läge aber darin, dass man bzw. die UN den Raketentransport in den Südlibanon verhindern könnte, ohne Blauhelme in Gefahr zu bringen. (Wir gehen mal davon aus, dass die Hisbollah nicht auch Kriegsschiffe X Seemeinen vor der Küste angreift.)

Momentan kann man Syrien noch nicht abriegeln, weil sich das noch nicht durchsetzen kann. Gehen die Raketenangriff auf Israel aber weiter, wird die "internationale Gemeinschaft" irgendwann bereit sein, den Druck auf Syrien massiv zu erhöhen. Das wird dann wieder nach üblichem Muster laufen: Man wird Syrien bitten, lieb zu sein, abwarten, ob es das tut, dann drohen, warten, und irgendwann Sanktionen verhängen.
Möglich also, dass das eigentliche Ziel der israelischen Regierung darin besteht, eine Situation zu schaffen, die langfristig massiven Druck auf Syrien ermöglicht! Deshalb sind sie für UN-TRuppen in einer viel zu schmalen Zone!

Ausgehend von 2008 als dem Jahr des großen Rumms könnte sich das alles durchaus bis Frühsommer 2008 hinziehen. Der Iran wird ja auch schon seit ca. 2004 in die Mangel genommen.

Witzig finde ich den Gedanken, dass robuste UN-Truppen im Südlibanon auch Israel in seiner Handlungsfreiheit einschränken - vorausgesetzt, es sind genug.

Also: Sollten starke UN-Truppen im Südlibanon sein und weiter Hisbollah-Raketen fliegen, kann Israel nur noch versuchen über die UN den Libanon bzw. Syrien dicht zu machen. Dann haben wir schon mal eine der beiden feindlichen Flotten vor der libanesisch-syrischen Küste.

Das alles basiert natürlich auf der Annahme, dass es im Zusammenhang mit dem Iran zu keinen extremen Querschlägern kommt.

OK - entdeckt Ihr irgendwo Fehler in meiner Gedankenkette?

Gruß
Stephan




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