das mentale System verstehen...

Geschrieben von schlumpf am 03. August 2006 12:09:18:

Als Antwort auf: Re: was zusammen gehört, soll man nicht trennen geschrieben von detlef am 02. August 2006 21:59:00:

Hallo Detlef....

die Frage wo Vergangenes als erneut Zukünftiges und wo radikal Neues gesehn wurde, läßt sich nicht beantworten, da die Erzählstruktur der Bibel, von einer Katastrophe am Anfang (der Sindflut) über den Verfall der Imperien (Assur &Co) dem Ende Israels und Judäas (babylonisches Exil) bis zum zweiten Tempel und zur letzen Schlacht am Berge Meggido reicht. Da die biblische Prophetie die Zukunft als Variation der Vergangenheit sieht, kann man nur im einzelnen überprüfen, wo eine Aussage nicht nur auf Vergangenes hindeutet. Vergleiche die Offenbarung zum Untergang Babylons: "Und alle Schiffsherren und alle Steuerleute und die Seefahrer und die auf dem Meer arbeiten, standen fernab und schrien, als sie den Rauch von ihrem Brand sahen: Wer ist der großen Stadt gleich? " Dass das historische Babylon in der Nähe von dem heutigen Bagdad lag, also fern vom Meer, war sicher im 1.Jhr. nach Christus, als die Offenbarung geschrieben wurde, bekannt. Hier wird ausdrücklich Babylon als am Meer liegend beschrieben. Da haben wir den Salat: Es ist die Wiederkehr des Bekannten (der Untergang Babylons) aber diesmal in einer neuen Variante, die nichts mit dem historischen Babylon zu tun hat, also wohl eine Prophetie.

das andere: Im Laufe der Neuzeit und des Mittelalters entstand erst das, was wir als Staatsräson verstehen. Auch die Soziologie und die Politolgie sind erst dann entstanden. Also der Gedanke, dass ein Staat, um sich zu erhalten, eine eigenen Komplex an Interessen, Bedenken und Maßnahmen erfordert. In der Theorie des sogenannten Imperialismus (die übrigens von jüdischen Denkern entwickelt wurde, also in der Tradition des AT) wird dieser Komplex für die "großen", expansiven Staaten und Gesellschaften gedacht, die Imperien.

In der Antike gab es diese Imperien ja auch, genauso groß, machtbesessen und wirtschaftlich ausgedehnt (die Römer handelten mit Indien) aber die gedanklichen Komplexe, die ideellen und rationalen Grundlagen haben die Menschen damals nicht in "Imperialismus" oder einer anderen Theorie (den denkerischen Apparat gab es damals nicht) sondern ihren mythologischen Göttern gesehen. D.h. Rom hatte zwar in unseren Augen eine vollendete imperalistische Struktur, aber die Römer und die Griechen hätten zu der Zeit gesagt, die Götter Roms oder, ab Augustus, der Cäsar, der "Gott", handelt so oder so. Das Ergebnis ist dasselbe, nur die Sprache in der Politik verhandelt wird, ist eine mythologische. Der Untergang der "fremden Götter" (in den prophetischen Texten vor der Zeit der Seleukiden, etwa Jesaia), der Untergang der Tiere aus dem Abgrund, wie sie dann bei Daniel heißen, ist jeweils das Ende der "imperialistischen" Reiche und ihrer Ideologie samt Strategie , wie ein Marxist heute sagen würde. Ist das deutlicher?

die Schwierigkeit ist ja immer eine Kultur zu verstehen, die das gleiche wie wir verhandelt, dazu aber eine völlig andere Systematik entwickelt.


grüsse Schlumpf


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